Lebensdaten
erwähnt 1388, gestorben nach 1426
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Kompilator ; theologischer Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118712659 | OGND | VIAF: 89085587
Namensvarianten
  • Johann
  • Johann von Kastl
  • Johann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Johann von Kastl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712659.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Über J.s Leben liegen nur wenige gesicherte Nachrichten vor. 1388 wurde er in Prag Baccalaureus (gelegentlich auch Magister genannt), 1399 vielleicht Prior in Kastl, 1410 verfaßte er die Schrift „De lumine increato“; 1414 ist er vielleicht als Subprior genannt, um 1417 läßt er sich als Reformator in Weihenstephan nachweisen, dort schrieb er 1426 sein ausgeglichenstes Werk, das „Clenodium Religiosorum“, das er Johann von Indersdorf widmete. J. ist bekannt als Autor eines umfangreichen lat. Kommentars zur Regula Benedicti. Weder stilistisch noch inhaltlich läßt sich seine Verfasserschaft des pseudo-albertinischen „De adhaerendo Deo“ (richtiger „De fine religiose perfectionis“) und anderer „mystischer“ Schriften positiv beweisen. Vor der typischen Kompilations-Schreibweise versagt die Kritik. Der Regelkommentar|durchkämmt alle, für Geistliche und Laien wichtigen Wissensgebiete, ist meist scholastisch-juristisch, doch nicht spitzfindig, dabei klug, pädagogisch und oftmals innig-fromm. Die anderen zusammengehörigen, von Grabmann entdeckten Schriften zeugen von metaphysischer Vertiefung und spiritueller Konzentration; die Elemente, die auch in der „Deutschen Mystik“ betont werden, kommen zum Tragen; der Name „Mystik“ aber ist zu hoch gegriffen.

    Die Bedeutung J.s liegt weniger im Schöpferischen als vielmehr in der Repräsentanz für die Zeit. Ein unübersehbares Traditionsmaterial wird – manchmal recht oberflächlich – verarbeitet; die Kommentierung des 7. Kapitels der Benedictus-Regel nennt fast 400 Namen und deutet noch andere unter „quidam“ an; darüber hinaus ist noch mit vielen, nicht als solche bezeichneten Zitaten zu rechnen. Neben dem Einfluß der üblichen geistlichen und theologischen Autoren ist die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Spiritualität des Mittelalters zu erkennen. Johs. Klimakos, die Pseudo-Literatur des Mittelalters, Wilhelm v. Paris (Auvergne) spielen eine unerwartete Rolle. Der nominalistische Einfluß wird auch für die Frömmigkeit sichtbar. Populärtheologische Werke des Helvicus Theutonicus und des Heinrich Heinbuche, das Compendium Theologicae Veritatis und das Pratum Animae beweisen ihren Einfluß auf die Spiritualität; die Devotio moderna als konkrete Geistesströmung ist noch nicht sichtbar, wohl aber läßt sich der entsprechende Geist schon erkennen. Die pseudo-dionysische Überlieferung mit Rudolf von Biberach zeigt im Regelkommentar ihren Einfluß, gibt dann aber den anderen kleinen Schriften die sprachlich-gedankliche Form, die Grabmann zu Unrecht bewog, von einer Spätblüte der deutschen Mystik zu sprechen.

  • Literatur

    M. Grabmann, Ma. Geistesleben I, 1326 S. 489-524 (Der Benediktinermystiker J. v. K., der Vf. d. Büchleins De adhaerendo Deo);
    J. Huijben, Le de adhaerendo Deo, in: La Vie Spirituelle, Suppl. 1922, S. 22-37, 1923, S. 80-101;
    E. Raitz v. Frentz, Die Schr. De adhaerendo Deo, Kritisches z. Textüberlieferung u. z. Autorenfrage, in: Scholastik II, 1927, S. 79-92;
    K. Bosl, Das Nordgaukloster Kastl, 1939;
    C. Stroick, Unpublished Theological Writings of J. Castellensis, 1964;
    D. Picker, Der Traktat „De fine religiosae perfectionis“ („De adhaerendo Deo“), 1965 (Zulassungsarb. Würzburg);
    J. Sudbrack, Die geistl. Theol. d. J. v. K., I: Darst., II: Texte u. Unterss., 1966/67 (Verz. d. Hss. u. älteren Drucke, Abdr. kleinerer Schrr.);
    R. Wagner, Pseudo-J. v. K., Ein nütz u. schone ler v. d. aygen erkantnuß, „Spiritualis philosophia“, dt. Text u. Unterss., 1972, dazu Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit., 1974;
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Autor/in

    Josef Sudbrack SJ
  • Zitierweise

    Sudbrack SJ, Josef, "Johann von Kastl" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 556-557 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118712659.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA