Lebensdaten
vor 1270 – nach 1326
Beruf/Funktion
Franziskaner ; mystischer Schriftststeller
Konfession
-
Normdaten
GND: 118603728 | OGND | VIAF: 5723585
Namensvarianten
  • Rudolf von Biberach
  • Rudolf, von Biberach
  • Biberach, Rudolf von
  • mehr

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Zitierweise

Rudolf von Biberach, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603728.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    R. ist in zwei Handschriften aus dem 14./15. Jh. (vgl. Schmidt, 1969, S. 5*, 10*, 12*, 16*, 31*) als Lektor am Studium Generale der Franziskaner in Straßburg bezeugt. Zwei weitere nennen ihn „Magister“, ein handschriftlicher Vermerk verweist auf eine vorübergehende Tätigkeit in Paris. 1304-19 ist R. als Beichtvater und Testamentsvollstrecker der Straßburger Familie Hauwart nachweisbar Sein besonderes Ansehen als Seelsorger ist auch durch seine aufgrund eines päpstl. Privilegs erfolgte Berufung zum Beichtvater des sterbenden Landgrafen vom Elsaß, Hzg. Leopold von Österreich (1282–1326), in Straßburg belegt (Schmidt, 1969, S. 5* ff.).

    Der Inhalt seiner Schriften mit reichen Quellenangaben aus der Patristik und der gelegentliche Rückgriff auf antike Autoren wie Platon, Aristoteles oder Seneca lassen R. als einen in der theol. Literatur außerordentlich gut bewanderten Gelehrten erkennen. Sein Hauptwerk „De septem itineribus aeternitatis“, das in 109 Handschriften vorliegt, ist vielfach unter dem Namen Bonaventuras tradiert, wodurch sich wohl die weite Verbreitung über ganz Europa erklärt. Eine Reihe von Themen, wie der stufenweise Aufstieg, verbinden R. mit Bonaventura, jedoch ist die Lehre von den fünf geistl. Sinnen bei R. ausführlicher entwickelt. Der Traktat beschreibt die sieben Wege zu Gott. Er bietet als geschickte Kompilation von Texten von mehr als 40 Autoren einen geschichtlichen Überblick über eine christl. theologia mystica in systematischem Aufbau und führt zu den Quellen dt. Mystik, die von dieser verschwiegen werden. Bedeutsam für das dt. Geistesleben wurde v. a. die anonyme hochalemann. Übersetzung aus der Mitte des 14. Jh. (Hs. Einsiedeln, Stiftsbibl., Codex 278, S. 3a-147b). Die sprachliche Leistung in der angemessenen und differenzierten Wiedergabe lat. Begriffe der mystischen Theologie in dt. Sprache ist bemerkenswert. Neben den „Siben strassen zu got“, denen eine bedeutsame Wirkung auf die europ. Mystik bis an die Schwelle des 18. Jh. beschieden war, wird R. als Autor von vier weiteren Werken genannt: „De septem donis Spiritus Sancti“, „Sermones super Canticum Canticorum“, „De excellenti praerogativa benedictae Virginis“ und „De officio Cherubyn“.

  • Werke

    W-Ausgg. A. C. Peltier, Bonaventura. De septem itineribus aeternitatis, Opera omnia, VIII, 1866, S. 393-482;
    ,Die siben strassen zu got', Hochalemann. Übertragung nach d. Hs. Einsiedeln 278, hg. u. eingel. v. M. Schmidt, 1969;
    De septem itineribus aeternitatis, Nachdr. mit e. Einl. in d. lat. Überlieferung u. corrigenda z. Text v. ders., 1985;
    Die siben strassen zu got, Rev. hochalemann. Übertragung mit hochdt. Übers., hg. u. eingel. v. ders., in: Mystik in Gesch. u. Gegenwart (MyGG) I/2, 1983;
    ,Die siben strassen zu got'. Microfiche-Ausg., Klartext., Indices, Sonderlisten, Konkordanzen, hg. v. ders., 1980;
    dies., Die siben strassen zu got'. Komplettes lemmatisiertes Wörterbuch, 1980.

  • Literatur

    M. Schmidt, Spiritualität als Hermeneutik, in: Franziskan. Stud. 56, 1974, S. 283-309;
    dies., Die Suche bei Augustinus im Spiegelbild d. dt. Lit., in: Scientia Augustiniana, FS A. Zumkeller, 1975, S. 214-33;
    dies., Zwillingsformeln als plus ultra d. myst. Weges, in: Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Literaturen 223, 1986, S. 245-68;
    dies., „Deiformis operatio“, in: Grundfragen christl. Mystik, in: MyGG I/5, 1987, S. 221-34;
    dies., Nikolaus v. Kues im Gespräch mit d. Tegernseer Mönchen über Wesen u. Sinn d. Mystik, in: Das Sehen Gottes nach Nikolaus v. Kues, Mitt. u. Forsch.btrr. d. Cusanus-Ges. 18, 1989, S. 25-49;
    dies., Die Bedeutung d. Weisheit bei R. v. B., in: Mystik in d. franziskan. Orden, hg. v. J. B. Freyer, III, 1993, S. 96-116;
    dies., Die Stufen d. geistl. Erfahrung nach R. v. B. (in Vorbereitung f. MyGG);
    Th. Mertens, Hendrick Mande en de middeleeuwse overlevering van „De septem itineribus aeternitatis“ van R. v. B., in: Ons gheestelike Erf 58, 1984, S. 5-29;
    Dizionario critico della Letteratura Tedesca, II, 1976, Sp. 1004 f.;
    Dict. de spiritualité, ascétique et mystique, 13, 1980, Sp. 846-50;
    Vf.-Lex. d. MA²;
    LThK²;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Margot Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Margot, "Rudolf von Biberach" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 193-194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603728.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA