Lebensdaten
1552 – 1604
Geburtsort
Heiligenstadt (Eichsfeld)
Sterbeort
Wernrode bei Sondershausen
Beruf/Funktion
braunschweigischer Kanzler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117063460 | OGND | VIAF: 22909251
Namensvarianten
  • Jagemann, Johann (bis 1590)
  • Jagemann zu Hardegsen und Göttingen, Johann
  • Jagemann, Johann von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Jagemann, Johann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117063460.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann ( 1592), offenbar kurmainz. Amtmann in H.;
    M N. N.;
    24.8.1578 Juliane ( 1612), T d. Kaufm. Thomas Steckel in Einbeck; Schwager Andreas Cludius (1555–1624), Prof. d. Rechte in Helmstedt (s. ADB IV);
    4 S, 4 T, u. a. Dorothea ( Hildebrandt Gieseler Rumann, 1568–1631, braunschw. Hofrat u. Hofgerichtsassessor, s. ADB 29);
    N Johs. Thomas Cludius (1585–1642), Prof. d. Rechte in Helmstedt (s. ADB IV); Nachkomme Friedrich (1804–61), Maler u. Bildhauer.

  • Biographie

    J. wurde auf das Marburger Pädagogium geschickt und studierte anschließend Jura in Marburg (1569), Straßburg, Paris, Bourges und Basel (1576/77). Nach Basel, wo J. 1577 promoviert wurde, zog ihn Basilius Amerbach, der anwendbares röm. Recht („Kaiserrecht“) dezidiert pflegte. Heinr. v. Bülow empfahl J. 1579 dem Hzg. Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als Professor in Helmstedt (zugleich 1579 Hofassessor und Konsistorialrat, 1583/84 Prorektor). Anläßlich des Anfalls des Fürstentums Calenberg an Wolfenbüttel (1584) berief ihn der Herzog auch als Rat. Man dankte ihm für die Mühen mit dem Lehen Hardegsen und dem Plesseschen Stadthof in Göttingen. Schon 1586 wurde J. Vizekanzler zur Unterstützung des kränkelnden F. Mützeltin, 1588 auch Direktor der Ratsstube. Für Hzg. Heinrich Julius regelte J. die Annexion der Gfsch. Hohnstein 1593 und des Fürstentums Grubenhagen 1596. Er erhielt dort Lehngüter in Wernrode bzw. Dorste. Sein Geschick auf dem Reichsdeputationstag von 1590 (Türkenabwehr) trug ihm den Reichsadel ein. Mit Heinrich Julius verfocht J. als Kanzler einen fürstlichen Absolutismus, der aus den Konflikten mit der Stadt Braunschweig und dem Kampf mit einer Fronde der Familie v. Saldern erwuchs. Auf dem Landtag zu Salzdahlum 1594 ließ J. den Braunschweiger Stadtsekretär verhaften, der von den v. Saldern befreit wurde. Zwar wurde die Adelsfronde 1595 niedergeschlagen, aber J. erntete das Mißfallen weiter Kreise des Landadels (daher Schutzbrief des Herzogs 1598). Zugleich schürte die mit dem Landadel verbundene luth. Orthodoxie das Mißbehagen gegen J. wegen seiner Verbindungen mit den Helmstedter Humanisten. Sein Helmstedter Freund J. Caselius verteidigte publizistisch in der Person J.s den Neuadel als „Tugendadel“ (De Nobilitate, 1600). Im Schlußkampf mit den Landständen von Wolfenbüttel und Calenberg 1597-1601 mußte J. Rückschläge hinnehmen: 1601 wurde zu Gandersheim die (schon 1590 entworfene) Bauernschutzgesetzgebung abgeschwächt, dazu am Vorrang des „Kaiserrechts“ gegenüber dem „Sachsenrecht“ nicht mehr unbedingt festgehalten und eine Art „Habeascorpusakte“ für den Adel beschlossen. Zwar konnte J. 1602 für die Wolfenbütteler Heinrichsstadt die alleinige Geltung des gemeinen Kaiserrechts demonstrativ erklären lassen, aber Anfang 1603 entließ ihn überraschend der Herzog. Heinrich Julius wollte im Kampf gegen Braunschweig den Adel mobilisieren (Milizplan 1602). J. erlebte noch die Aussöhnung des Herzogs mit der Familie v. Saldern (Herbst 1603). Er war ein früher Vertreter wie auch ein Opfer einer absolutistischen Staatsauffassung.

  • Literatur

    ADB 13;
    H. Bünting u. H. Meybaum, Newe volst. Braunschweig, u. Lüneburg. Chron., 1620;
    G. T. Meier, Mon. Julia Memorias Professorum Helmstadensium… exhibentia, 1680, S. 84;
    J. G. P. du Roi, Biogr. d. Helmstädt. Rechtslehrer, in: Archiv f. theoret. u. pract. Rechtsgelehrsamkeit, 1788/89, II, S. 148-54;
    U. F. C. Manecke, Biogr. Skizzen v. d. Kanzlern d. Herzöge v. Braunschweig-Lüneburg, 1823, S. 27 f.;
    P. Zimmermann, Album Academiae Helmstadienses I. Abt. I., 1926, S. 391-93;
    A. Neukirch, Niedersächs. Adelskultur d. Renaissance, 1939 (P);
    H. Samse, Die Zentralverwaltung in d. südwelf. Landen v. 15.-17. Jh., 1940, S. 321;
    - Julius v. Jagemann, Stammtafel d. Fam. v. Jagemann, 1915.

  • Porträts

    Kupf. v. Th. de Bruy (Halle, Bildnissig, d. Franckeschen Stiftung), Abb. b. Neukirch, s. L.

  • Autor/in

    Christof Römer
  • Zitierweise

    Römer, Christof, "Jagemann, Johann von" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117063460.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Jagemann: Dr. Johann J. zu Hardegsen und Göttingen, braunschweigischer Staatsmann, geb. am 27. November 1552 in Heiligenstadt auf dem Eichsfeld, am 7. Januar 1604 auf seinem Rittergut Wernrode in der Grafschaft Honstein, hatte nach juristischen Studien (namentlich bei Cujacius) eine Professur in Helmstädt erhalten, trat aber bald darauf als Vicekanzler in die nähere dienstliche Umgebung des Herzogs Julius von Wolfenbüttel, welcher wie auch dessen Nachfolger Heinrich Julius ihm die Leitung der Regierung ihres Landes überließen. Nachdem er 1584/5 den Anfall der calenbergischen Lande an die wolfenbütteler Linie geregelt hatte, ward er zum Kanzler und Geheimrath ernannt. Seine Thätigkeit fällt in die Zeit, in welcher die deutschen Fürsten infolge der Reception des römischen Rechts die fremdländischen Grundfätze vom Principat in ihren Gebieten zur Geltung bringen wollten. Während J. daher auf der einen Seite durch kaiserliche Verleihung des Adels und durch Güterschenkungen von seinen Herzogen ausgezeichnet und belohnt wurde, so hatte er anderer Seits die schwersten ständischen Kämpfe mit der Stadt Braunschweig und mit der Ritterschaft des Landes zu bestehen, welche sich den herzoglichen Forderungen nicht fügen wollten.

    Joannis Caselii ad J. Letznerum de nobilitate libellus, Helmstädt 1600, S. 42 ff. — Desselben Ad Principes, Nobiles etc. Epistolae, Hannover 1718, S. 350—401, Brief 1—14. — Rehtmaier, Braunschweigische Chronik, S. 1078. 1098. 1108/9. 1114/8. 1132. 1145/9. — Spittler, Geschichte Hannovers Th 1, S. 295. 329. 342/9. — Havemann's Braunschweigische Geschichte S. 429—433. — Schmidt, Dr. Joh. Jagemann, Wolfenbüttel 1867. — Göttinger gelehrte Anzeigen 1867, S. 1758 ff.

  • Autor/in

    v. Jagemann.
  • Zitierweise

    Jagemann, von, "Jagemann, Johann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117063460.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA