Lebensdaten
erwähnt 1483 oder 1485 , gestorben 2. Hälfte 15. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Dichter ; Geistlicher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102574294 | OGND | VIAF: 197362072
Namensvarianten
  • Immessen, Arnold
  • Arnold, Immessen
  • Arnold, de Goslar
  • mehr

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Immessen, Arnold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102574294.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    I. wird urkundlich 1483 und 1486 erwähnt. Der Name stammt entweder von dem Dorf Immensen b. Odagsen in der Nähe von Einbeck oder von dem heutigen Imsen b. Alfeld. Vermutlich gehörte I. wie der 1453 im Kopialbuch verzeichnete Vikar Hermanns Ymessen und dessen Bruder Tydericus dem Alexanderstift in Einbeck an. Eine Zeitlang hatte er wohl eine Pfarrstelle in Hameln inne, von wo er nach Alfeld, das vielleicht sein Geburtsort war, zurückgekehrt sein mag. In der Versvorrede zu seinem wahrscheinlich zwischen 1480 und 1490 entstandenen geistlichen Spiel nennt I. sich selbst in der Form eines Akrostichons als Verfasser. Trotz örtlicher Anspielungen ist es nicht sicher, ob das Spiel für die Aufführung auf dem Einbecker Marktplatz bestimmt war; auch Alfeld oder Goslar, wo der Altarist des Klosters Frankenberg, Johannes Bokenem, die einzige erhaltene Handschrift anfertigte, können in Erwägung gezogen werden. Das der Blütezeit des mittelniederdeutschen Schrifttums angehörende Spiel wurde von seinem ersten Herausgeber unzutreffend „Der Sündenfall“ genannt; neuere Deutungsversuche haben vorgeschlagen, es angemessener als „Creatorspiel“ oder „Spiel von der Geburt Mariens“ zu bezeichnen. I. war|ein gelehrter Theologe mit künstlerischem Ehrgeiz und starker Phantasiebegabung. Das erlaubte ihm, das Thema der Heilsgeschichte in sehr selbständiger Weise zu behandeln. Beginnend bei der Einsetzung der Engelchöre vor dem Sturz Luzifers und endend mit dem Aufbruch zur Darbringung Mariens im Tempel, findet die offene Form der reihenden Szenenfolge ihre Einheit in der Allgegenwart des Schöpfers und der Ausrichtung des ganzen Geschehens auf die Voraussetzungen der zukünftigen Erlösung des Menschengeschlechts. Die auswählende Begrenzung des alttestamentlichen Stoffs, seine Anordnung mit zeitlichen und räumlichen Verschiebungen sowie I.s Erweiterungen aus legendärer Überlieferung oder freier Erfindung wurden von daher bestimmt. Zugrunde lag dabei die Idee der Präfigurationen. Deshalb fügte I. mit Seths Wanderung zum Paradies einen Teil der Kreuzholzlegende ein, den er aus einer niederdeutschen Übersetzung des mittelniederländischen „Boec van den Houte“ übernahm. Weiter nimmt Melchisedeks Darbringung von Brot und Wein am Altar die Einsetzung der hl. Messe vorweg, nachdem er das Opfer Abels, Isaaks Opferung und den brennenden Dornbusch in ihrer sinnbildlichen Bedeutung erklärt hat. Die große Szene, in der abwechselnd Propheten und Sibyllen ihre Weissagungen vortragen, ist ganz hingewendet auf die Verkündung des Wunders der Jungfrauengeburt. Hier hat I. neben der Bibel die systematische Darstellung des sizilian. Dominikaners Philippus de Barberiis (1481) als Quelle benutzt; auch an Anregungen aus der bildenden Kunst ist zu denken. Die Allegorien der Justitia und Misericordia im Schlußteil sind der auf Bernhard von Clairvaux zurückgehenden Parabel vom Streit der Töchter Gottes entnommen. Wenn auch von der ursprünglichen liturgischen Bindung nur noch der Bezug auf einen besonderen Festtag (21. Nov.) geblieben ist, trägt I.s Spiel gleichwohl gottesdienstlichen Charakter. Das machen die eingefügten lat. Hymnen und die vielen Bibelzitate bewußt, ebenso die Belehrungen und Ermahnungen, mit denen der Priester sich durch die Personen des Spiels an die Gemeinde wendet. In diesen Zusammenhang fügen sich durchaus die breit ausgestalteten irdischen Szenen vom Gastmahl Salomons ein. Sie geben der Komik Raum, dienen der individuellen Charakterzeichnung, steigern den Eindruck des Erhabenen durch den Kontrast, führen aber auch das Heilige näher an die alltägliche Wirklichkeit heran, bis zur unmittelbaren örtlichen Gegenwart des Aufführungstages, indem Mitspielende mit ihren bürgerlichen Namen angeredet werden. Entsprechend den verschiedenen Handlungsebenen (Himmel, Hölle, Erde) sind auch die Sprachschichten abgestuft, von der Sakralsprache bis zur niederen Umgangssprache. I.s Werk muß den bedeutendsten dichterischen Texten des niederdeutschen Sprachraums zugerechnet werden.

  • Werke

    Der Sündenfall u. Marienklage, Zwei nd.dt. Schauspiele aus Hss. d. Wolfenbüttler Bibl., hrsg. v. O. Schönemann, 1855;
    Der Sündenfall. Mit Einl., Anm. u. Wörterverz. neu hrsg. v. F. Krage, 1913.

  • Literatur

    ADB 14;
    W. Hohnbaum, Unterss. z. „Wolfenbütteler Sündenfall“, Diss. Marburg 1912;
    W. Stammler, Gesch. d. nd.dt. Lit. v. d. ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 1920, S. 67;
    G. Rosenhagen, Die Wolfenbütteler Spiele u. d. Spiel d. A. v. I., in: Nd.dt. Stud., Festschr. f. C. Borchling, 1932;
    T. Dahlberg, Götting.-Grubenhag. Stud., 1937, S. 45-62;
    L. Hermodsson, Dat boek van den houte, Eine mittelniederländ. Dichtung v. d. Herkunft d. Kreuzes Christi, Mit e. Einl. neu hrsg., 1959, S. 64 f., 83-92;
    L. Wolff, A. I., Bedeutung u. Stellung s. Werks in d. Gesch. d. geistl. Spiele, 1964;
    W. Krogmann, in: Einbecker Jb. 27, 1966;
    ders., Mittelnd.dt. Lit., in: Kurzer Grundriß d. german. Philol. bis 1500, II: Lit.gesch., 1971, S. 324;
    W. F. Michael, Dt. Lit. bis 1500: Drama, ebd. S. 596 f.;
    de Boor-Newald IV, 1;
    Goedeke I;
    Vf.-Lex. d. MA II, V;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Immessen, Arnold" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 163-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102574294.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Immessen: Arnold J., Dichter des 15. Jahrhunderts, wahrscheinlich Geistlicher oder Schulrector in oder bei Eimbeck; die Familie führte den Namen von dem in der Nähe liegenden Dorfe Immsen an der Wispe. Wir besitzen von ihm ein geistliches Schauspiel, welches mit dem Falle Lucifers und dem Sündenfall des ersten Menschenpaares beginnt und mit der Darbringung der dreijährigen Maria schließt. Dazwischen liegen die drei Klagen Adams in der Hölle, Berathungen zwischen den Propheten über die Erlösung des Menschengeschlechtes. Bitten derselben zu Gott, Streit zwischen Gottes Töchtern Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Gottes Entschluß dem Menschen zu verzeihen, worauf dann unmittelbar die Verkündigung Annas durch den Engel Gabriel sich anreiht. Auch an einem komischen Intermezzo, wie es der Charakter des damaligen geistlichen Dramas mit sich brachte, fehlt es nicht: nach dem Besuche der Königin von Saba bei Salomo folgt eine Scene, in welcher Salomo mit seiner Frau sich zankt und mit seinen Dienern Eimbecker Bier trinkt. Von dieser Scene abgesehen, hat das Ganze eine durchaus ernste Haltung. Der Verfasser nennt seinen Namen in einer poetischen Vorrede in Form eines Akrostichons.

    • Literatur

      Nach der einzigen Handschr. in Wolfenbüttel herausg. von O. Schönemann, Der Sündenfall und Marienklage. Zwei niederdeutsche Schauspiele, Hannover 1855.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Immessen, Arnold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 63 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102574294.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA