Lebensdaten
1607 – 1681
Geburtsort
Mihla bei Eisenach
Sterbeort
Naumburg (Saale)
Beruf/Funktion
Dichter ; Jurist ; Schriftsteller ; Lyriker ; Kirchenlieddichter
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 100818684 | OGND | VIAF: 5121424
Namensvarianten
  • Homburg, Ernst Christoph
  • Der Keusche
  • Erasmus Chrysophilus, Homburgensis
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Zitierweise

Homburg, Ernst Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100818684.html [12.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Berthold (1575–1615) aus Creuzburg, seit 1606 Pfarrer in M.;
    M Ottilie, T d. Pfarrers Joh. Cotta in M.;
    Naumburg 1642 (?) Justine N. N. ( 1678);
    6 S, 1 T.

  • Biographie

    1632 in Wittenberg als Student der Rechte immatrikuliert, schrieb H. zunächst unbekümmerte Gesellschaftslieder im anakreontischen Stil der Leipziger akademischen Jugend sowie in der Nachfolge Scheins. Sie gingen mit der vielfältigen lyrischen Produktion (Oden, Sonette, Epigramme etc.) aus seinem, durch einjährige Reise in die Niederlande unterbrochenen Hamburg-Aufenthalt (circa 1635-circa 1638) in die „Schimpff- vnd Ernsthaffte Clio“ (2 Teile, 1638, ²1642) ein. Über Dresden gelangte H. um 1640 nach Jena, wo er – wie in Hamburg zu Rist – an der Universität zu Dilherr in Beziehung trat. Seit 1642 Gerichtsaktuar und Rechtskonsulent in Naumburg, wurde er 1648 Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, danach des „Elbschwanordens“. Sein Gesellschaftsname im „Palmenorden“, „der Keusche, “ leitet sich von seiner Widmungsschrift ab, der Übertragung von Cats' Josephsdichtung „Selfstrijd“ (1647), die nach Hankamer die niederländische Moralallegorie nach Deutschland vermittelte. Schwere Krankheit ließ H. später sich ganz der Abfassung „Geistlicher Lieder“ (1659) im traditionellen protestantischen Geist und in Anlehnung an die „Heilige Seelen-Lust“ des Angelus Silesius zuwenden, doch gelangen ihm vereinzelt eigene Töne vorpietistischer Empfindsamkeit und echter melancholischer Gestimmtheit.

    Zeitüblicherweise war H. im wesentlichen Nachgestalter, wenn nicht lediglich Übersetzer. In der „Clio“ beruft er sich auf „die Frantzösische vnd Holländische Artigkeit“, wenn auch der französische Einfluß auf seine Dichtung geringer ist als der der niederländischen Muster (Cats und Heinsius).

    Antikes Vorbild für die „Clio“ war vor allem Horaz, neulateinisches Owen. Volkstümlich-lutherische Anklänge und die Übernahme älterer Formen (Priamel) finden sich an deutschsprachiger Einwirkung. Entscheidend ist H.s umfassende Anlehnung an Opitz. Die Beherrschung von Sprache und Vers, die ihm die Wertschätzung seiner gebildeten Zeitgenossen als „sehr lieblicher Dichter“ (Harsdörffer) und „Teutonicae cultor nitidissimus lingvae“ (Dilherr) einbrachte, erweist ihn als gewandten Praktiker der Opitzschen (und Buchnerschen) Reform. Daß H. zu den führenden Autoren seiner Epoche gerechnet wurde, zeigen auch seine mehrmalige Zitation in Moscheroschs „Philander-Gesichten“ und seine – primäre – literarische Beeinflussung Schefflers. Unter anderen vertonte J. S. Bach einige seiner auf Sangbarkeit angelegten Texte. Einige Oden und Epigramme H.s wirkten, teilweise in Bearbeitung (Matthisson), noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts fort; heute sind nur noch wenige seiner geistlichen Lieder im evangelischen Kirchengesang lebendig.

  • Werke

    Weitere W Tragico-Comoedia, Von d. verliebten Schäfferin Dulcimunda, 1643, ²1645;
    J. Cats Selbststreit, 1647 (P), 1710 in e. dt. Gesamtausg. d. Werke Cats' neu gedr.;
    D. Nicolai Vigelii… Gerichts-Büchlein… verm. u. verb. v. E. C. H., 1649;
    Geistl. Lieder 1. T., Mit 2stg. Melodeyen geziehret v. W. Fabricio, 1659;
    Geistl. Lieder Ander T., Mit 3stg. Melodeyen gezieret v. P. Beckern, 1659. -
    Verz. in: C. v. Faber du Faur, German Baroque Lit., 2 Bde., 1958/1969.

  • Literatur

    ADB 13 u. 17;
    M. Crone, Qu. u. Vorbilder E. C. H.s, Ein Btr. z. Lit.gesch. d. 17. Jh., Diss. Heidelberg 1911;
    G. Müller, Gesell, d. dt. Liedes vom Za. d. Barock b. z. Gegenwart, 1925, Nachdr. 1959;
    Koch III;
    P. Hankamer, Dt. Gegenref. u. dt. Barock, Die dt. Lit. im Zeitraum d. 17. Jh., ⁴1964;
    Goedeke III, S. 77 f. (W-Verz.);
    de Boor-Newald V;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Klaus Haberkamm
  • Zitierweise

    Haberkamm, Klaus, "Homburg, Ernst Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 588 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100818684.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Homburg: Ernst Christoph H., wurde zu Mühla, einem Dorfe bei Eisenach, im J. 1605 geboren, lebte als Gerichtsschreiber und Rechtsconsulent zu Naumburg. Er gab im J. 1638 Gedichte unter dem Titel „Schimpf- und ernst-hafte Clio" heraus, die voll weltlichen Sinnes und Lust waren. Auch übersetzte er aus dem Holländischen: „Catzens Historie von der Sapphira unzeitigen und geilen Liebe gegen den Joseph“ und wurde, da seine Gedichte, obgleich gehaltlos, Gefallen fanden und Aufmerksamkeit erregten, als 499. Mitglied im J. 1648 in die fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen und zwar unter dem Namen: der Keusche, mit dem Gewächse: der Kampher, unter dem Beiworte: Recht angewandt. Den ersten Theil seines Lebens lebte er durchaus weltlich, den Freuden und der Lust desselben gewidmet, später schämte er sich seiner Gedichte und namentlich seiner Clio, denn er ruft aus: „Clio, ach, es reuet mich, daß ich vorgesungen dich“. Durch Hauskreuz verschiedener Art gebeugt, wandte er sich mehr dem positiven Glauben zu und dichtete von nun an nur geistliche Lieder. Er selbst hatte vieles durch Krankheiten zu leiden, namentlich litt er an einer Hautkrankheit, während seine Frau durch ein Steinleiden geplagt wurde, so daß beide wenige gesunde Stunden hatten. Oft schwebte er in Lebensgefahr durch Ansteckung durch die Pest und hatte auf seinen vielen Geschäftsreisen in den Niederlanden mancherlei Gefahren zu bestehen. Dieses Ungemach veranlaßte ihn, wie er selbst sagt, dazu, um sein Leid zu vergessen, geistliche Lieder zu dichten. Er wurde am 2. Juni 1681 durch einen sanften Tod von seinen vielen Leiden|befreit. Unter seinen Zeitgenossen galt er als Dichter ersten Ranges. Seine Verse hielten sich an die Opitz’sche Form und erinnern an den Vorgang der Holländer und Franzosen, indem sie sich durch Wohlklang und Leichtigkeit auszeichnen. Im Ganzen dichtete er 150 Lieder, und zwar Buß-, Trost-, Sterbe- und Passions-Lieder. Seine geistlichen Lieder erschienen zu Naumburg 1658, 1. Theil mit 100 Liedern, und zu Jena 1659, 2. Theil mit 50 Liedern, und zwar wurde der erste Theil mit Melodien von Werner Fabricius (s. Bd. VI. S. 525) und der zweite Theil von Paul Becker zu Weißenfels versehen. Unter seinen Liedern sind wol die bekanntesten: „Jesu, meines Lebens Leben" und „Gott ist mein Schild und Helfersmann“, „O wundergroßer Siegesheld“ etc.

    • Literatur

      Vgl. Liedercommentar zum Naumburger Gesangbuch von Schamelius, 1724. — Winterfeld, Evangel. Kirchengesang II, 1845. —
      Koch, Geschichte des Kirchenlieds, I. 298—301. —
      Cunz, Geschichte des deutschen Kirchenlieds, I. S. 509—11. —
      (Neumarck), Neu-Sprossende teutsche Palmbaum, S. 471. — Wetzel, Hymnopoeographia oder historische Lebensbeschreibung, I. S. 454 und Nachlese dazu II. S. 306 etc.

    • Korrektur

      S. 44. Z. 16 v. o.: Ueber E. Chr. Homburg ist jetzt zu vgl. die Biographie und liter. Würdigung von Mitzschke in Nathusius u. Oertzen, Allg. konservat. Monatsschrift s. d. christl. Deutschland, 1882 Halbb. I S. 354 ff.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Homburg, Ernst Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 43-44 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100818684.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA