Lebensdaten
erwähnt 1530, gestorben 1540
Beruf/Funktion
Statthalter der Welser in Venezuela ; Konquistador
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137595204 | OGND | VIAF: 81766434
Namensvarianten
  • Hochermut, Georg
  • Hochermuth, Georg
  • Hohermuth, Georg
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Zitierweise

Hohermut, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137595204.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Von H.s Jugend ist nichts bekannt. Die ersten Nachrichten beziehen sich auf seine Tätigkeit im Dienste der Welser, zunächst in Augsburg, dann in den Niederlassungen in Lyon und Sevilla. 1530 verlieh ihm Karl V. ein Wappen. 1534 wurde er von Karl V. zum Nachfolger von Jörg Ehinger als Statthalter und Generalkapitän der Welserschen Provinz Venezuela und Cabo de la Vela ernannt. Das Amt des Statthalters wurde mit jährlich 200 000, das des Generalkapitäns mit 100 000 Maravedis besoldet. Am 8.12.1534 schiffte H. sich mit Philipp von Hutten und Nikolaus Federmann in San Lucar ein und kam am 6.2.1535 in Coro an. H.s Aufgabe als Statthalter bestand in der Ausübung der Justiz, in der Wahrung des Friedens, in der Besiedlung, in der Vermehrung der Bevölkerung und in der Bekehrung der Eingeborenen zum katholischen Glauben. Wie alle seine Zeitgenossen, die nach Amerika gingen, lockte ihn am meisten das legendenumwobene Goldland des „Dorado“.

    Am 13.5.1535 brach H. zu einer Expedition nach dem Goldland auf, wobei er Francisco de Vanegas als seinen Stellvertreter in Coro zurückließ. Während Federmann am Cabo de la Vela, das heißt an der äußersten Westgrenze der Provinz, einen befestigten Platz zur Ausbeutung der dortigen Perlenbänke anlegen sollte, zog H. mit einer Truppe von 300 Mann zu Fuß und 100 Reitern über das Küstengebirge und kam in östlicher und südlicher Richtung über das Stromgebiet des Orinoko hinaus bis in das Einzugsgebiet des Amazonas. Am südlichsten Fluß, dem „Rio Vermejo“ (vermutlich handelt es sich um den Yari oder den Caguan), den er nicht zu überqueren vermochte, verlor er bei einem Kampf mit den Eingeborenen seinen besten Gehilfen Esteban Martin. Da sich kein Paß über das Gebirge nach dem jenseits liegenden Dorado als gangbar erwies, trat er am 13.8.1537 die Rückreise an und kam zu Ende des Jahres am Apure an. Hier erhielt er Nachricht, daß Federmann dieselbe Gegend passiert habe, doch konnte er ihn nicht mehr erreichen. Am 27.5.1538 kehrte er, nachdem er 3 Regenzeiten überstanden hatte, wieder nach Coro zurück, nur noch mit der Hälfte der Truppe, mit der er ausgezogen war.

    Das Unternehmen H.s fand offenbar zunächst nicht die Billigung der Welser, denn inzwischen kehrten diese ihre Gunst Federmann zu, der auf ihre Veranlassung von Karl V. schon 1535 zum Statthalter und Generalkapitän ernannt wurde. Die lange Abwesenheit H.s stimmte auch nicht mit dem Wortlaut seiner Bestallung überein. Allerdings erreichten seine Berichte über seine Entdeckungen (so derjenige an den spanischen Hof von 9.10.1538) einen Stimmungsumschwung. Der Untersuchungsrichter Navarro hatte H. für die Handlungen seiner Stellvertreter verantwortlich gemacht und die „residencia“ über ihn verhängt. Doch wurde Navarro dann von seinem Amt suspendiert und H. von Karl V. am 18.4.1539 erneut in seinem Amt bestätigt, während die Ernennung Federmanns am selben Tag rückgängig gemacht wurde. H. bereitete dann einen neuen Zug nach dem Goldland vor und begab sich, um sich mit den nötigen Leuten, Pferden und Ausrüstungsgegenständen zu versehen, zu Beginn des Jahres 1540 nach Santo Domingo. Vor allem scheint ihn die Entdeckung des Chibchareiches (Neugranada) durch Jimenez de Quesada beschäftigt zu haben, denn in einem Schreiben an den Hof erhob er den Anspruch, daß diese Entdeckung in den Bereich der Grenzen seiner Provinz falle. Bevor er seine Expedition beginnen konnte, starb er. – H. wird von seinen Zeitgenossen als tapfer, ausdauernd, mild und gerecht geschildert. Seine besondere Leistung war die Entdeckung der Westzuflüsse des Orinoko, der Nordwestarme des Amazonasstromes und der Sierra de Pasto. Insgesamt legte er dabei eine Wegstrecke von 3500 km zurück. Allerdings fehlten ihm jener Unternehmungsgeist und jene Findigkeit, die Jimenez de Quesada und Federmann an ihr Ziel führten.

  • Literatur

    ADB XII;
    G. H. de Oviedo, La Hist. General de las Indias, 1835;
    K. Klunzinger, Antheil d. Deutschen an d. Entdeckung v. Südamerika, 1857;
    K. v. Klöden, in: Zs. f. Allg. Erdkde., 1857;
    K. Häbler, Die übersee. Unternehmungen d. Welser u. ihrer Gesellschafter, 1903;
    J. M. v. Welser, Die Welser I, 1917;
    K. H. Panhorst, Dtld. u. Amerika, 1928;
    H. S. M. Amburger, Die Fam.gesch. d. Koeler, Ein Btr. z. Autobiogr. d. 16. Jh., in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 33, 1931;
    G. Friederici, Der Charakter d. Entdeckung u. Eroberung Amerikas durch d. Europäer I-III, 1925-36;
    E. Otte, Cedularios de la Monarquía Española relativos a la Provincia de Venezuela (1529–52) I/II, 1959;
    J. Friede, Los Weiser en la Conquista de Venezuela, 1961.

  • Autor/in

    Hermann Kellenbenz
  • Zitierweise

    Kellenbenz, Hermann, "Hohermut, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137595204.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hohermuth: Georg H. (von seinem Gefährten Philipp von Hutten auch Hochermuth, von den Spaniern gewöhnlich einfach Jorge de Espira oder Spira genannt), von Speier, Welser’scher Statthalter und Conquistador in Venezuela, wurde nach dem Tode Johann des Deutschen (Juan Aleman) von den Welsern mit der Würde eines Statthalters von Venezuela betraut, schiffte sich zusammen mit Philipp von Hutten und Nikolaus Federmann am 18. Octbr. 1534 in San Lucar ein und kam nach stürmischer Fahrt am 5. Febr. 1535 in Coro an. Schon am 13. Mai desselben Jahres brach der Statthalter zu einem Zug ins Innere auf, um die Schätze zu suchen, welche gerade in dieser Zeit mehr als je das Ziel der Erforschungen und Eroberungen in der Neuen Welt waren. Er ernannte Nikolaus Federmann zu seinem Stellvertreter und zog mit 300 Fußgängern und 100 Reitern über das Küstengebirge und in bald östlicher, bald südlicher Richtung, vielleicht bis in das Flußgebiet des Amazonenstromes. Am mächtigen Fluß Bermejo, den er nicht zu überschreiten vermochte und in dessen Umgebungen die Pferde vor Wasser und die Leute vor dichtem Wald nicht vorwärts kommen konnten, verlor er seinen besten Gehülfen Stephan Martin und beschloß hier umzukehren, da sich die Pässe über das Gebirge nach dem jenseits liegenden Dorado überall als ungangbar erwiesen. Am 13. August 1537 trat er den Rückzug an und mit nur noch 100 Fußgängern und 40 Reitern erreichte er Ende des Jahres den Apure, wo er Nachricht erhielt, daß Nikolaus Federmann dieselbe Gegend passirt habe, denselben jedoch nicht mehr zu erreichen vermochte.|Endlich am 27. Mai 1536 kehrte er wieder nach Coro zurück. Von seinen 400 Leuten hatte er über die Hälfte eingebüßt. Unterdessen war ihm seine lange Abwesenheit als Nachlässigkeit ausgelegt und seine Stelle an Nikolaus Federmann übertragen worden. Gegen diesen aber verwahrten sich die Einwohner Coro's. Ein Untersuchungsrichter, den die Audiencia von St. Domingo sandte, konnte in Hohermuth's Verhalten kein Unrecht finden und dieser blieb nun Statthalter. Im Begriff einen neuen Zug zur Suche des Goldlandes zu unternehmen, starb er am 12. Decbr. 1540. Seine Ermordung durch Spanier, von der Benzoni spricht, ist unwahrscheinlich. — H. ist nicht im Stande gewesen, durch große Thaten sich auszuzeichnen wie andere Conquistadoren, aber fast einstimmig wird ihm von Zeitgenossen, welche ihn kannten oder ihm nahe standen, das Zeugniß der Tapferkeit und Ausdauer, der Milde und Gerechtigkeit ausgestellt, welches bei einem Conquistador in jener Zeit und unter jenen Umständen ein schwerwiegendes ist, und das vor allem im Munde der Spanier Oviedo und Herrera. Würde er selber einen Bericht von seiner Expedition verfaßt haben, so würde ihm als Entdecker der Westzuflüsse des Orinoko, der Nordwestarme des Amazonenstromes und der Sierra von Pasto eine hervorragende Stelle unter den Helden des Zeitalters der Entdeckungen schon früher haben zuerkannt werden müssen.

    • Literatur

      G. H. de Oviedo. La Historia General de las Indias. Sevilla 1835. Karl Klunzinger, Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, Stuttgart 1857. K. v. Klöden in Zeitschr. f. Allg. Erdkunde, 1855. Ph. von Hutten's Briefe in Meusel's Hist.-Litt. Magazin I. Vgl. u. die Biographie des Ph. von Hutten).

  • Autor/in

    Ratzel.
  • Zitierweise

    Ratzel, Friedrich, "Hohermut, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 703-704 unter Hohermuth [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137595204.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA