Lebensdaten
um 1505 – 1542
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
in Spanien
Beruf/Funktion
Handelsbeauftragter der Welser ; Statthalter von Venezuela
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118686372 | OGND | VIAF: 79127912
Namensvarianten
  • Federmann, Nikolaus
  • Federmann, N.
  • Federmann, Niclaus
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Zitierweise

Federmann, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686372.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Claus ( zw. 1538/43), Bürger in Ulm;
    Schw Elisabeth ( n. 1566, Hans Kiffhaber aus Nürnberg, 1544 Bürger u. Mitgl. d. Kaufleutezunft in U., Hrsg. v. F.s Indian. Historia);
    Vt Daniel F. aus Memmingen, Geheimschreiber d. G. S. Seld (Vizekanzler Karls V. u. Übersetzer ital. Schrr.).

  • Biographie

    F. brachte im Januar 1530 zusammen mit Georg Ehinger im Dienst der Welser neue Ansiedler und Bergleute nach Venezuela. Nachdem der Statthalter A. Dalfinger von seinem Zug ins Innere zurückgekehrt war, ernannte er F. zu seinem Stellvertreter. Ohne Erlaubnis einzuholen, unternahm F. im September 1530 einen eigenen Entdeckungszug, er drang dabei über das Gebirge bis zum nördlichen Stromgebiet des Orinoco vor und kehrte im März 1531 nach seinem Ausgangsort Coro zurück, um sich darauf in Augsburg vor den Welsern selbst zu rechtfertigen, was ihm dank seines geschickten Reiseberichts glänzend gelang. Von den Welsern als Nachfolger des inzwischen verstorbenen Dalfinger ausersehen, mußte sich F. indessen wegen des Widerstandes von spanischer Seite mit der Stellung eines Generalkapitäns begnügen. Im Winter 1534/35 segelte er mit dem neuen Statthalter G. Hohermut erneut nach Venezuela. Die Ausrüstung ihrer Schiffe in Sevilla schilderte der Nürnberger Hieronymus Köler (1507–73) in seinem Tagebuch. Während Hohermut einen Zug ins Innere unternahm, wartete F., der inzwischen tatsächlich eine Bestallung zum Gouverneur erhalten hatte, in Coro und an der perlenreichen Küste des Cabo de la Vela auf sein Bestallungspatent und fuhr zu diesem Zweck auch nach Santo Domingo. Ende 1536 oder Anfang unternahm F. eine 2. Expedition nach dem Inneren. Um Schwierigkeiten von Seiten des neuen Gouverneurs der Nachbarprovinz Santa Marta, Hernando de Lugo, zu vermeiden, zog er nicht wie ursprünglich geplant auf der Route Dalfingers, sondern von Maracaibo aus am Ostrand der Kordillere entlang, wobei er zunächst den Spuren Hohermuts folgte, aber einer Begegnung mit diesem auswich. In einem 22tägigen Marsch erzwang er den Übergang über das eisige Gebirge und stieß auf dem Westabhang auf die Spuren eines hochkultivierten Volkes, dessen Gebiet indessen bereits von der Nachbarprovinz Santa Marta durch Gonzalo Jimenez de Quesada zum größten Teil erobert und besetzt worden war, während nach F. noch ein 3. Entdecker, Sebastián de Benalcázar, von Quito aus auf der Hochfläche eintraf. Die 3 Rivalen vereinigten sich indessen und gründeten in der Nähe des nach dem entfernten Herrscher des Chibchareiches genannten Hauptortes Bogotá die Stadt Santa Fé de Bogotá. Nachdem die 3 Eroberer die nötigen Anordnungen getroffen hatten, verließen sie gemeinsam das Land, um im Laufe des Jahres 1539 getrennt nach Spanien zu reisen und dem Indienrat persönlich ihre Ansprüche vorzutragen. Dabei vermied es F., Coro zu berühren, um mit Hohermut nicht zusammenzutreffen.

    F. lebte danach in Flandern, konnte sich seines Erfolges aber nicht lange erfreuen, da er von den Welsern wegen seines treulosen Verhaltens zur Rechenschaft gezogen wurde. Um sich dagegen vor dem Indienrat zu verteidigen, begab er sich nach Spanien, wurde aber in Madrid von einer Krankheit befallen. Kurz vor seinem Tod willigte er in einen Vergleich mit den Welsern ein und überließ ihnen sein Vermögen wie auch seine Ansprüche als Entdecker des künftig Neu-Granada genannten Hochlandes von Bogotá. Die Urteile über F. klingen widerspruchsvoll. Den Welsern gegenüber verhielt er sich treulos, und vieles an seinem Verhalten, insbesondere seine Gewalttätigkeit und großsprecherische Art, scheinen ihn zum unsympathisthsten unter den vier Welserschen Feldobersten zu stempeln. Andererseits verfügte er, ein tapferer und erfahrener Soldat, über Eigenschaften, die ihn zum Truppenführer besonders befähigten. Aber nicht nur bei seinen Soldaten, auch bei den Kolonisten war er beliebt, und von den spanischen Chronisten wird er günstiger als Dalfinger und Hohermut beurteilt.

  • Werke

    Indian. Historia, Eine schöne kurzweilige Historia N. F.s d. J. v. Ulm erster Raise so er v. Hispania v. Andolosia auß in Indias des oceanischen Mörs gethan hat u. was ihm allda ist begegnet bis auf seine Widerkunft in Hispaniam, auffs kürzeste beschrieben ganz lustig zu lesen, Hagenow 1557, Neudruck 1859, neuhrsg. v. A. Federmann, 1938.

  • Literatur

    ADB VI;
    H. A. Schumacher, Die Unternehmungen d. Augsburger Welser in Venezuela u. Inan Castellanos, = Hamburger Festschr. z. Erinnerung an d. Entdeckung Amerikas II, 1892;
    K. Häbler, Die übersee. Unternehmungen d. Welser, 1903;
    J. M. v. Welser, Die Welser I, 1917;
    K. H. Panhorst, N. F. u. d. Entdeckung Neu-Granadas, = Veröff. d. Ibero-Amerikan. Inst. Hamburg, 1927;
    ders., Dtld. u. Amerika, 1928;
    H. S. M. Amburger, Die Fam.gesch. d. Koeler, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, 1931;
    G. Friederici, Der Charakter d. Entdeckung u. Eroberung Amerikas durch d. Europäer I-III, 1925-36;
    A. Federmann, Dt. Konquistadoren in Südamerika, 1938;
    J. Friede, Documentos inéditos para la Historia de Columbia I, Bogotá 1955;
    J. Friede, N. F. en el descubrimiento del Nuevo Reino de Granada, in: Revista de Historia de América 42, Mexico 1956;
    M. Th. Schorer, Notas para o estudo das relações dos banqueiros alemães com o empreendimento colonial dos paises ibéricos na América no século XVI, in: Revista de Historia VIII, São Paulo 1957;
    E. Otte, Cedularios de la Monarquia española relativos a la Provincia de Venezuela (1529–52), I (1529-35), Caracas 1959. – zu Hieron. Köler: J. M. A. v. Welser, Aus Hieron. Kölers Aufzeichnungen, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 1, 1874, S. 321-33.

  • Autor/in

    Hermann Kellenbenz
  • Zitierweise

    Kellenbenz, Hermann, "Federmann, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 43-44 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686372.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Federmann: Nikolaus F., wie Dalfinger (s. d. Art.) ein Ulmer, kam im Frühjahr 1530, kurz ehe Dalfinger von seiner Expedition zurückkam, in Venezuela an, nachdem er auf der Seereise, namentlich auf den kanarischen Inseln, viele Abenteuer erlebt. — Er beschreibt dies, wie auch sein Wirken und seine Streifzüge in Venezuela, in einem Buche betitelt: „Indianische Historia. Eine schöne kurzweilige Historia Nikolaus Federmann's des Jüngern von Ulm erster Raise so er von Hispania von Andolosia auß in Indias des oceanischen Mörs gethan hat und was ihm allda ist begegnet bis auf seine Widerkunft in Hispaniam, auffs kurtzest beschrieben ganz lustig zu lesen.“ Hagenow 1557. Kurze Zeit führte F. in Stellvertretung Dalfinger's für das Haus Welser im Namen Kaiser Karls V. die Statthalterschaft über Venezuela, gab sie wieder an Dalfinger ab und machte sich auf zu einem Zug ins Innere mit 110 Mann zu Fuß und 16 Reitern. Verschiedene Indianerstämme wurden theils durch Freundschaftsbündniß gewonnen, theils mit Gewalt unterworfen; denn der Vertrag mir Karl V. lautete dahin, daß die Welser durch ihre Statthalter alle Indianerstämme des Landes, wenn sie sich nach vorhergegangener Warnung nicht fügen sollten, zu Sklaven machen dürften. In der Regel wird bei der Unterwerfung eine Anzahl ohne weiteres getauft durch einen Mönch, der sich bei der Expedition befindet; denn „es sei nicht nöthig, ihnen lange vorzupredigen und Zeit mit ihnen zu verlieren“, sagt F. Der Zweck der Expedition war, Gold zu finden und das vielbesprochene Südmeer zu entdecken. Doch ließ sich von den Ureinwohnern nur wenig des edlen Metalls gewinnen; viele Zwerge seien angetroffen worden. F. gelangte ins nördliche Stromgebiet des Orinocco. Hier zwangen ihn die kriegerischen Stämme aus dem Innern des Landes nach verschiedenen Gefechten zur Umkehr; viele Leute erkrankten auch in den feuchten Niederungen. Nach vielen Irrfahrten kam er 1531 nach Coro zurück. Ende des Jahres schiffte er sich wieder nach Europa ein und kam über Sevilla im August 1532 in Augsburg, dem Hauptsitz der Welser, an. Hier schrieb er seine Erlebnisse nieder. Zum zweiten Male zog F. 1535 nach Venezuela, als Georg Hohemuth von Speyer dort Statthalter war. F. trat sofort wieder einen neuen Entdeckungszug an, der ihn auf den Boden von Neugranada führte. Seine Tapferkeit und Gewandtheit verschafften ihm viele Vortheile und gelang es ihm auch, große Reichthümer zu sammeln. Allein Eigenmächtigkeit, Eigennutz und Grausamkeit machten ihn verhaßt. Zurückgekehrt von seiner Expedition, reiste er nach Spanien, um Schritte zu thun, die Statthalterschaft von Neugranada für sich zu erhalten. Es gelang ihm dies nicht. Darauf scheint er nach Venezuela zurückgekehrt zu sein und verschwand, ohne daß näheres über sein Ende bekannt wurde. Gewiß ist, daß er vor dem Mai 1555 starb. Um dieselbe Zeit, als Dalfinger und F. in Venezuela Statthalter waren und Entdeckungsreisen machten, befanden sich an hervorragenden Persönlichkeiten deutschen Stammes noch dort der schon genannte Georg Hohemuth von Speyer und Philipp v. Hutten, beide Männer von ritterlicher Tapferkeit, dabei menschenfreundlich und gerecht. Von Abenteuerlust getrieben, machten sie Streifzüge ins Innere, wurden auch zu Statthaltern ernannt, erlagen aber der Ungunst des Klima's und der Eifersucht ihrer Feinde, der spanischen Beamten. Philipp v. Hutten hat seine Erlebnisse beschrieben. Mit ihm war noch weiter von Ulm nach Venezuela gezogen Bartolomäus Welser|und Franz Lebzelter. Der Streit über die Herrschaft in Venezuela zwischen dem Hause Welser und der Krone Spanien wurde immer lebhafter und im Proceß des Jahres 1555 verloren die Welser ihr Anrecht auf das Land.

  • Autor/in

    Pfister.
  • Zitierweise

    Pfister, Albert von, "Federmann, Nikolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 598-599 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686372.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA