Lebensdaten
1884 – 1959
Geburtsort
Neumünster (Holstein)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Gynäkologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117525146 | OGND | VIAF: 84851349
Namensvarianten
  • Hinselmann, Hans

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hinselmann, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117525146.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans-Peter Gustav (1860–1954), Braumeister, S d. Detlev (1827–96), Brauer u. Brenner aus N., u. d. Auguste Sophia Suve aus Göteborg (Schweden);
    M Magdalene (1861–1918), T d. Jakob Baeder, Gastwirt in Worms, u. d. Margarethe Biegler aus Dorn-Dürkheim;
    Neumünster 1920 Margret (* 1901, Cousine), T d. Detlev Hinselmann (1862–1947), Brauereibes. u. Landwirt in N., u. d. Marie Harms;
    5 S (2 ⚔), 2 T.

  • Biographie

    Bereits mit seiner Doktorarbeit (Kiel 1908) verschrieb H. sich der Gynäkologie. Nach dem praktischen Jahr an der Medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg (L. von Krehl) ging er an die Universitätsfrauenklinik von Jena (M. Henkel) und nach Gießen zu O. von Franqué, mit dem ihn zeitlebens ein besonders inniges Schüler-Lehrer-Verhältnis verband. Diesem folgte er nach Bonn und habilitierte sich dort (1912). Im 1. Weltkrieg stand er als Sanitätsoffizier im Felde. Erst 1919 – inzwischen Oberarzt – nahm er seine klinische Tätigkeit wieder auf. 1921 erhielt er den Titel Professor.

    Ein Ordinariat ist H. trotz der unbestreitbaren Qualifikation dafür versagt geblieben. Er wurde in Altona 1925 Chefarzt der gynäkologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses. 1933 übernahm er dazu die Leitung der Frauenklinik.

    Ein einschneidendes Ereignis war nach dem 2. Weltkrieg seine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe. Es wurde ihm vor einem britischen Militärgericht angelastet, daß in seiner Klinik aus rassischen Gründen Sterilisationen vorgenommen worden waren.

    In H.s Werk sind drei Hauptarbeitsgebiete hervorzuheben. Da sind die kapillarmikroskopischen Studien an der Plazenta, die die Blasenmole als Folge einer Hemmungsmißbildung des chorialen Gefäßsystems erklären. Daraus leitete H. den Grund für die Bildung des Chorionepitheliomes ab, den er im Dehnungsreiz des ödematös aufgequollenen Zottenstromas sah.

    H. zeigte die wesentliche Rolle auf, die arterielle Spasmen und Stasen und daraus resultierende vaskuläre Schäden unter den ursächlichen Faktoren der Gestosen spielen. Sein Werk über „Die Eklampsie“ (1924) ist bis heute als richtungweisend anzusehen. 30 Jahre später veröffentlichte er seine „ischämische Theorie der Puerperaleklampsie“.

    Sein bedeutendstes Werk ist „Die Kolposkopie“ (1954). Die Anfänge liegen in der Bonner Zeit, als er für die 3. Auflage des Stoekkelschen Handbuches den Artikel über die Klinik des Kollumkarzinoms übernahm. Weil er die bimanuelle und Spekulumuntersuchung als unzureichend ansah, entwickelte er eine von ihm Kolposkop genannte Apparatur (1924). Mit deren Hilfe können die pathologischen Oberflächenveränderungen innerhalb der Vagina, vor allem an der Portio, in verfeinerter Weise diagnostisch bewertet werden. H. tat damit „den ersten Schritt zu einer wirklichen Frühdiagnose des Kollumkarzinoms“ (Tassilo Antoine). Für die neu erhobenen Befunde arbeitete er eine besondere Nomenklatur aus (H.sche Stadien). Von seinen Bemühungen um den Ausbau der Kolposkopie legen etwa 200 eigene Veröffentlichungen Zeugnis ab. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Färbeverfahren (unter anderem Lugolsche Jodlösung nach Wolfgang Schiller) und die Weiterentwicklungen Kolpomikroskopie, Fluoreszenskolposkopie, Kolpophotographie (Robert Ganse) und die Einschaltung der Fernsehtechnik in die Portiodiagnostik, die noch zu Lebzeiten H.s zur Verbreitung der Methode beigetragen haben. Der Ausstrahlung seiner Ideen waren lange Zeit von ihm schmerzhaft empfundene Grenzen gesetzt. Selbst so bedeutende Bibliographen wie Arnim, Kelly und Garrison und Morton haben von ihm und der Kolposkopie keine Notiz genommen. Ferner sind H.s Anregungen für die Erforschung der Peritonealflüssigkeit und für die Tubendiagnostik (Blauprobe) zu nennen.

    H. ist immer auch ein Praktiker gewesen. Davon sprechen die prophylaktischen kolposkopischen Untersuchungsstunden, die er als|erster 1933 einführte, und die schon früher auf seine Initiative eingerichteten, die Eklampsiequote wesentlich herabsetzenden Schwangerenuntersuchungen.

  • Werke

    W Verz. in: Dt. Gynäkologenkal., 1928, S. 113 ff.;
    Dt. Gynäkologenverz., ²1939, S. 190-93.

  • Literatur

    Zs. f. ärztl. Fortbildung 49, Jena 1955 (P);
    H. Martius, in: Dt. med. Wschr. 84, 1959;
    G. Mest- werdt, in: Zbl. f. Gynäkol. 81, 1959 (P);
    H. J. Wespi, in: Geburtshilfe u. Frauenheilkde. 19, 1959;
    Fischer.

  • Autor/in

    Horst Zoske
  • Zitierweise

    Zoske, Horst, "Hinselmann, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 191-192 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117525146.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA