Lebensdaten
1758 – 1838
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Maler ; Galeriedirektor ; Geschichts- und Bildnismaler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116778830 | OGND | VIAF: 45062575
Namensvarianten
  • Hetsch, Philipp Friedrich (bis 1805)
  • Hetsch, Philipp Friedrich von
  • Hetsch, Philipp Friedrich (bis 1805)
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Zitierweise

Hetsch, Philipp Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116778830.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Chrstn. Heinr. (1712–82), Hof- u. Stiftsmusiker in St.;
    M Sibilla Dor. Schmid;
    1) Stuttgart 1787 Louise Frieder. Wilh. (1766–1800), T d. Ludw. Scholl, Kammer- u. Kirchenrat, u. d. Elisabeth Wilh. Plouquet, 2) Wildbad 1800 ( 1801) Charlotte (1778–1826), T d. Reinhard Ferd. Heinr. Fischer ( 1813), württ. Hofbaumeister (s. NDB V);
    4 S (3 früh †), 1 T aus 1), u. a. Gustav Frdr. (s. 1), 1 S aus 2).

  • Biographie

    Durch Familientradition war H. für den Musikerberuf bestimmt. Aus Neigung zum Zeichnen und Malen suchte er jedoch 1773 gegen den Willen der Eltern um Aufnahme in die Militärakademie Herzog Carl Eugens (der späteren Hohen Carlsschule) nach. Hier erhielt er durch A. F. Harper und vor allem Nicolas Guibal, die eine durch klassizistische Tendenzen nuancierte Barockmaleiei vertraten, eine sorgfältige und für seine ganze künstlerische Entwicklung grundlegende Ausbildung (Hofmaler 1780). Während zweier Aufenthalte in Paris (1781/82 und 1782/84) wirkte besonders die ältere, noch im Rokoko wurzelnde, aber mit antikisierenden Formen durchsetzte Kunst J. M. Viens auf ihn ein, was künstlerisch jedoch erst später fruchtbar wurde. Sein hier entstandenes Bild „Die Freigiebigkeit belohnt das Genie“ (1784) lebt noch ganz aus barockker Farbigkeit und läßt die klassizistischen Elemente nur leise anklingen. Die anschließenden römischen Studienjahre H.s standen unter dem Einfluß von J. L. David, der gerade den entscheidenden Durchbruch zum revolutionären Klassizismus errungen hatte. In den Bildern „Tullia fährt über den Leichnam ihres Vaters hinweg“ und „Tod des Konsuls Papirius“ (beide 1786) gelang es dem lyrischen, auf delikate Farbgestaltung angelegten Talent H.s jedoch nicht, sich das Pathos und die Formkraft des Franzosen anzuverwandeln; er blieb in einer gesuchten Theatralik stecken, und die Preisgabe seiner harmonischen Farbskala führte zu keiner neuen Stileinheit. Von den Zeitgenossen jedoch hoch geschätzt, haben diese Arbeiten H. die Ehrenmitgliedschaft der Akademie zu Bologna eingetragen (1787). Im gleichen Jahre trat er eine Professur an der Hohen Carlsschule an. In der folgenden Zeit entstanden H.s ausgewogenste Werke, unter allen hervorragend „Cornelia, die Mutter der Gracchen“ (1794). Die Einflüsse Davids traten in den Hintergrund. H. fand nun zu einem graziösen Klassizismus im Sinne Viens, der bei aller Bestimmtheit der Form eine elegante Verbindlichkeit der Komposition und eine weiche Farbigkeit von schmeichelnder Süße erlaubte, was H.s Natur völlig entsprach. Er blieb damit innerhalb der Grenzen des „akademischen“, noch dem Barock zugehörigen Klassizismus, ohne die Stufe des „reifen“ Stils Davidscher oder Carstensscher Prägung zu erreichen. Auch seine Bildniskunst gelangte zu dieser Zeit auf ihre volle Höhe, wozu die Begegnung mit dem Werk Anton Graffs auf einer Reise nach Sachsen (1792) bereichernde Anregungen brachte. Sein Selbstbildnis (1787/90), das Familienbild des Oberbaudirektors Fischer (1788), die Porträts von Heinrich Rapp, Frau Rapp mit Tochter (beide um 1790) und vor allem der Gattin des Künstlers mit den Söhnen (1792/94) sind seine persönlichsten Schöpfungen, zugleich wesentliche Beiträge zum Besten, was die deutsche Kunst der Zeit im Bildnis geleistet hat.

    Nach der Aufhebung der Carlsschule brachte für H. ein 2. Romaufenthalt (1794–96) eine erneute Auseinandersetzung mit der Richtung Davids. Sie blieb jedoch ebenso vergeblich, wie sie die Einheit seiner Kunst erschütterte. 1798 wurde H. in Stuttgart Direktor der herzoglichen Gemäldegalerie, 1801 wurde er für das Gemälde „Paris und Helena“, mit dem er zu der zierlicheren Formensprache der „Cornelia“ zurückkehrte, zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ernannt. Schicksalsschläge des Jahres 1800, der Tod seiner geliebten Frau, das Eingehen einer neuen, unglücklichen und bereits im folgenden Jahr geschiedenen Ehe, trafen H. tief und führten ihn in eine zunehmende Schwermut und Vereinsamung. Eine 3. Romreise 1802-03 zeigte ihn mißtrauisch und verschlossen, fast nur im Verkehr mit seinem ehemaligen Schüler Gottlieb Schick, doch vermochten die von diesem vermittelten Eindrücke vom Stil des reifen Klassizismus nicht, seine Kunst neu zu beleben. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien kehrte H. 1803 kränklich und unzufrieden nach Stuttgart zurück. Im herzoglichen Auftrag malte er 1808-09 in Paris ein Altargemälde für die Schloßkirche (Himmelfahrt Christi), doch war seine künstlerische Kraft für das Figurenbild erloschen, während er im Bildnis immer noch Beachtliches, zum Teil Hervorragendes leistete (Familienbild des Graf Zeppelin). Als Dannecker ihm 1816 als Galeriedirektor vorgesetzt wurde, nahm H. tief verletzt seinen Abschied. Resignation und Schwermut brachte die ohnehin in den letzten Jahren spärliche künstlerische Produktion völlig zum Versiegen.

  • Werke

    in schwäb. Schlössern;
    Stuttgart (Staatsgal.);
    Nürnberg (German. Nat.-Mus.);
    Schweinfurt (Slg. Gg. Schäfer) u. in Privatbes. -
    Verz. b. Fleischhauer, 1929, s. L.

  • Literatur

    ADB XII;
    W. Fleischhauer, Ph. F. H., 1929 (Abb., W, L, P);
    ders., J. Baum u. Stina Kobell, Die schwäb. Kunst im 19. u. 20. Jh., 1952 (Abb.);
    A. v. Schneider, Karl Frdr. v. Uexküll, in: Zs. f. Kunstgesch. 7, 1938, S. 316 ff. (Abb.);
    ThB. - Ausstellungskataloge: Weimar 1958, Dt. Zeichnungen 1720-1820 (Abb.);
    Stuttgart 1959, Die Hohe Carlsschule (Abb.);
    Nürnberg 1966, Klassizismus u. Romantik in Dtld., Gem. u. Zeichnungen a. d. Slg. Gg. Schäfer, Schweinfurt (Abb.).

  • Porträts

    Selbstporträt (Öl), 1787-90 (Stuttgart, Staatsgal.), Abb. b. Fleischhauer, 1929, s. L.

  • Autor/in

    Paul Köster
  • Zitierweise

    Köster, Paul, "Hetsch, Philipp Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 27-29 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116778830.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hetsch: Philipp Friedrich (von) H., Maler, geb. 10. Septbr. 1758 in Stuttgart, starb daselbst 31. Decbr. 1839, war der Sohn eines Stadtzinkenisten, Hoforganisten und Hofmusikus. Vom Vater zur Musik bestimmt, meldete er sich auf eigene Faust bei Herzog Karl auf der Solitüde als Malerzögling und genoß, im J. 1773 in die hohe Karlsschule aufgenommen, dort den Unterricht Guibals und Harper's. Er gehörte mit dem Bildhauer Dannecker zu den näheren Vertrauten Schiller's in dieser Anstalt, eine Freundschaft, welche Mitursache gewesen sein mag, daß er von der anfänglich erwählten Landschafts- zur Historien-Malerei überging. Im Dezbr. 1780 wurde er als Hofmaler angestellt und zu seiner weiteren Ausbildung auf zwei Jahre nach Paris geschickt, auch vom J. 1785—87 noch einmal beurlaubt zu einem zweijährigen Aufenthalte in Rom. Von dort sandte er seinem Fürsten ein allegorisches Gemälde: „Die Freigebigkeit, welche das Genie belohnt“ und ein historisches: „Tullia über den Leichnam ihres Vaters wegfahrend“ und brachte das Diplom als Ehrenmitglied der Akademie zu Bologna nach Hause. Er wurde nun auch zum Professor an der hohen Karlsschule ernannt und wirkte als solcher sehr gewissenhaft und anregend mit seinen früheren Lehrern zusammen. Im J. 1795 ging er nochmals nach Rom, wo er ein großes und seinerzeit viel gerühmtes Bild, den Herzog Ludwig von Württemberg zu Pferde, malte. Im J. 1798 wurde er herzoglicher Gallerie-Direktor und im J. 1801 Mitglied der preußischen|Akademie der Künste. Seine besten Gemälde schuf er im letzten Jahrzehnt des vorigen und im ersten dieses Jahrhunderts; sie finden sich meist im Besitze des württembergischen Hofes und Staates. Die Stoffe derselben sind mit Vorliebe der antiken Sage und Geschichte entnommen, wie z. B. „der über die Wegnahme der Briseis zürnende Achilles", „der blinde Oedipus mit seinen Töchtern vor Theseus", „Amor und Psyche im Kahne", „der Abschied des Regulus von den Seinigen", „— des Brutus von Porcia", „Papirius und die gallischen Krieger", „Marius auf den Trümmern Karthago's", „Cornelia mit ihren Kindern". Doch griff er auch in die heilige Geschichte hinüber mit: „Daniel in der Löwengrube", „Joseph im Gefängniß", einer großen Himmelfahrt Christi u. a., in die Heiligenlegende mit einer St. Cäcilia und „Maria's Unterredung mit Porcia, der Gemahlin des Pilatus" (nach der Messiade), in die nordische Mythologie mit: „Odins Höllenfahrt“, in die altenglische Geschichte mit: „Ritter Albonacks Töchter vor König Alfred“ und in das moderne Genre mit „ König Friedrich und sein Gefolge vor dem Schlosse Monrepos“. In keinem dieser Bilder verläugnete sich der französische Einfluß, unter welchen H. sich in jungen Jahren als Schüler Guibals, Vien's, Vernet's und David's gestellt sah; eigen ist ihm eine doch mehr deutsch anmuthende Zartheit der Linie und Lieblichkeit der Farbe, aber seinen Gestalten fehlt im Ausdruck noch jene seelische Vertiefung, wodurch schon sein Schüler Gottlieb Schick als der Vorbote einer besseren Zeit erschien. Von großem, einst auch von Goethe anerkanntem Werthe sind seine Bildnisse, welche als Einzel- und Familienbilder die württembergischen und andere süddeutsche Fürstenschlösser, wie auch viele Stuttgarter Privatwohnungen noch heute zieren. Ein Sohn von ihm widmete sich gleichfalls der Kunst: Gustav Friedrich H., geb. in Stuttgart 1788, 1864 zu Kopenhagen, wo er als Architekt, Professor der Baukunde und Architektur-Maler eine ehrenvolle Stellung einnahm.

    • Literatur

      Vgl., außer den Künstlerlex., Goethe, Schweizerreise im J. 1797; den Nekrolog im Schorn’schen Kunstblatt v. 1839. Nr. 48 u. 49; Wagner, Geschichte der hohen Karlsschule. I. S. 463 ff.; A. Haakh, Beiträge aus Württemberg z. n. d. Kunstgeschichte, S. 8 ff. —

  • Autor/in

    A. Wintterlin.
  • Zitierweise

    Wintterlin, August, "Hetsch, Philipp Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 320-321 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116778830.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA