Williram
- Lebensdaten
- um 1005 – 1085
- Sterbeort
- Ebersberg (Oberbayern)
- Beruf/Funktion
- Abt von Ebersberg ; Benediktiner ; Dichter ; Abt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118633406 | OGND | VIAF: 34543611
- Namensvarianten
-
- Wilram
- Wilramm
- Williram von Ebersberg
- Willeramus von Ebersbergensis
- Williram
- Wilram
- Wilramm
- Williram von Ebersberg
- Willeramus von Ebersbergensis
- Waltram
- Waldramus
- Willeramus, Eberspergensis
- Williram, of Ebersberg
- Williramus, Eberspergensis
- Willeram, von Ebersberg
- Willerammus, Eberspergensis
- Willeraminus
- Wiltram
- Willeram, of Ebersberg
- Wilrammus, Eberspergensis
- Williram, Ebersbergensis
- Williram, Eberspergensis
- Wilramus, Merseburgensis
- Wilramus, Eberspergensis
- Williramus, de Ebersberg
- Willirammus, Ebersbergensis
- Williram, von Ebersberg
- Walram, de Mersebourg
- Willeram, Franconien
- Willeram, de Saint-Michel de Bamberg
- Willeram, de Bamberg
- Willeram, d'Ebersberg
- Willeramus, Merseburgensis
- Willeramus, Abbas
- Waldramus, de Merseburg
- Waldramnus, de Merseburg
- Walramus, de Merseburg
- Ebersberg, Williram von
- Willeram von Ebersberg
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Williram von Ebersberg (Willeramus Eberspergensis)
| Benediktinerabt, Dichter, * um 1005, † 3.1.1085 Ebersberg (Oberbayern), ⚰Kloster Ebersberg.
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Biographie
Über W.s Familie und Leben ist wenig bekannt. Möglicherweise gehörte er dem Geschlecht der →Konradiner (Wormsgau) an. Aus seinen Gedichten geht hervor, daß er nach einer Ausbildung im Kloster Fulda in das Bamberger Kloster auf dem Michelsberg eintrat.
Hier stand er möglicherweise in Verbindung mit der Hofkapelle um Bf. →Suidger (1040–46),|dem späteren Papst Clemens II. 1048 wurde W. Abt im Kloster Ebersberg. Offenbar besaß er in Ks. →Heinrich III. (1016/17–56) einen Gönner, dessen Tod einen Rückschlag für W.s etwaige Ambitionen auf ein höheres Amt bedeutete, wofür Ebersberg möglicherweise nur Sprungbrett sein sollte. Im Widmungsgedicht seiner „Expositio“ an Ks. →Heinrich IV. (1050–1106) bekannte er, schon dessen Vater um die Erlaubnis zur Rückkehr in „sein“ Kloster, wohl Fulda, gebeten zu haben. Gleichwohl starb W. laut Ebersberger Nekrolog am 3.1.1085 in Ebersberg, nicht in Fulda. Obwohl W. das Ebersberger Abbatiat vermutlich als Sackgasse empfand, war er keineswegs erfolglos. Das Ebersberger Kartular bezeugt W.s Geschick, durch Erwerb und eingeworbene Schenkungen den Besitz des Konvents zu mehren. Innerhalb des Ordens stand W. offenbar auf der Seite der Reform →Wilhelms von Hirsau (um 1030–91).
Bereits zu Lebzeiten berühmt wurde W. als Dichter. Sein wichtigstes Werk ist die „Expositio in Cantica Canticorum“, ein Kommentar zum Hohen Lied (um 1060), für dessen lat.-dt. Form die Editionen 30 Handschriftenzeugnisse verzeichnen. Ihr liegt ein raffiniertes Konzept von Zweisprachigkeit und Textgestaltung zugrunde: Die „Expositio“ teilt den Bibeltext in 149 Versikel ein, die in die Mitte einer dreispaltig angelegten Seite eingetragen sind. In der linken Spalte stehen eine Paraphrase und die Auslegung dieses Versikels auf Latein in leoninischen Hexametern; in der rechten Spalte findet sich eine volkssprachige Übersetzung und Kommentierung, die zentralen theologische Begriffe erscheinen auf Latein. Linke und rechte Spalte ergänzen und durchdringen sich gegenseitig und bilden so einen kunstvoll arrangierten Kommentar, dessen eigentliche Leistung in dieser Form zu sehen ist. Theologisch beruht er hauptsächlich auf Haimo von Auxerre; W. bekennt auch, nichts Eigenes hinzugefügt zu haben. Mit der Widmung an Heinrich IV. wollte er sicherlich einen neuen Gönner gewinnen.
W.s „Vita Sancti Aurelii“ (datiert auf 1071, Wilhelm v. Hirsau gewidmet u. in 4 Hss. überl.) beschreibt das Leben des Hl. Aurelius, Bischofs von Armenien, dessen Gebeine in Hirsau ruhten. Neben dem „Chronicon Eberspergense“, einer Geschichte des Ebersberger Konvents bis zum Abbatiat seines Vorgängers, sind von W. hauptsächlich in drei Handschriften 16 lat. Gedichte überliefert, die vorwiegend exegetische Themen behandeln.
-
Werke
W Expositio in Cantica Canticorum: Die älteste Überlfg. v. W.s Kommentar d. Hohen Liedes, Ed., Übers., Glossar, hg. v. R. Schützeichel u. B. Meineke, 2001;
Expositio in Cantica Canticorum u. d. „Commentarium in Cantica Canticorum“ Haimos v. Auxerre, hg. u. übers. v. H. Lähnemann u. M. Rupp, 2004;
– Vita Sancti Aurelii: in: Lähnemann, Reimprosa u. Mischsprache, 2010 (s. L), S. 219–37;
– Gedichte: M.-L. Dittrich, Sechzehn lat. Gedichte W. v. E., in: ZDA 76, 1939, S. 45–63, Text S. 51–63;
– Bibliogr.: Ch. Zerfass, Die Allegorese zw. Latinität u. Volkssprache, 1995 (s. L), S. 221–46;
F. G. Gentry, Bibliogr. z. frühmhdt. geistl. Dichtung, 1992, S. 151–60. -
Literatur
|ADB 43;
W. Scherer, Leben W., Abtes v. E. in Baiern, Btr. z. Gesch. d. 11. Jh., in: SB d. Ksl. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Classe, Bd. 53, 1866, S. 197–303;
V. Schupp, Stud. zu W. v. E., 1978;
Ch. Zerfass, Die Allegorese zw. Latinität u. Volkssprache, W.s v. E. „Expositio in canticacanticorum“, 1995;
E. Hellgardt, mysteria regni celestis … quasi ruminando conferenda et exponenda, Die log.-ästhet. Struktur d. lat.-dt. Expositio in Cantica Canticorum W.s v. E., in: A. A. Grotans (Hg.), De consolatione philologiae, Studies in Honour of E. Firchow, 2000, S. 149–60;
H.-U. Ziegler, Das hist. Gesamtwerk d. Abtes W. v. E. (1048–1085), in: B. Schäfer (Hg.), Kloster Ebersberg, Prägekraft christl.-abendländ. Kultur im Herzen Altbayerns, 2002, S. 161–84;
N. Bohnert, Zur Textkritik v. W.s Kommentar d. Hohen Liedes, Mit bes. Berücksichtigung d. Autorvarianten, Texte u. Textgesch., 2006;
H. Lähnemann u. M. Rupp, Von d. Leiblichkeit e. „gegürteten Textkörpers“, Die „Expositio in Cantica Canticorum“ W.s v. E. in ihrer Überlfg., in: Wolfram-Stud. 19, 2006, S. 95–116;
H. Lähnemann, Concordia per sanctae dilectionis, Freundschaft als lit. Modell in d. Aurelius-Vita W.s v. E., in: Oxford German Studies 36, 2007, S. 184–94;
dies., Reimprosa u. Mischsprache b. W. v. E., Mit e. komm. Ausg. u. Übers. seiner Aurelius-Vita, in: St. Müller (Hg.), Dt. Texte d. Salierzeit, Neuanfänge u. Kontinuitäten im 11. Jh., 2010, S. 205–39;
M. Rupp, in: R. Bergmann (Hg.), Althochdt. u. altsächs. Lit., 2013, S. 518–28;
ders., Aurea vetustas, Die Bedeutung d. frühen MA f. Humanismus u. Ref. b. Menrad Molther, in: M. Herweg u. St. Keppler-Tasaki (Hg.), Das MA d. Historismus, Formen u. Funktionen in Lit. u. Kunst, Film u. Technik, 2015, S. 91–105;
LexMA;
LThK³;
BBKL 17;
Vf.-Lex. MA²(W, L). -
Porträts
|typisierte kolorierte Federzeichnung, Bildchron. d. Klosters Ebersberg, 1493 (StadtA München, DE1992-ZIM-123, fol. 69r);
typisierter Holzschnitt als Abt v. Merseburg (!), in: H. Pantaleon, Prosopographiae Herovm Atqve Illvstrivm Virorvm Totivs Germaniae (…), Bd. 2, Basel 1565, S. 147. -
Autor/in
Michael Rupp -
Zitierweise
Rupp, Michael, "Williram von Ebersberg (Willeramus Eberspergensis)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 194-195 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118633406.html#ndbcontent
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Williram
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Biographie
Williram (Wilram, in latinisirter Form mit doppeltem m), Abt von Ebersberg, Paraphrast des Hohen Liedes, † am 5. Januar 1085. Als Gesippter des Bischofs Heribert von Eichstätt († 1042), der ein Neffe mütterlicherseits des Erzbischofs Heribert von Köln, Sohnes des Grafen Hugo von Worms, war, kam W. jung in das Domcapitel zu Bamberg, wo er das Amt des Scholasters erhielt und ihn die Mönche des Michaelsberges in ihre weitere Brüderschaft aufnahmen. Dann trat er ins Kloster Fulda¶ ein und ging zu Anfang 1048 auf Wunsch des ihm gewogenen Kaisers als Abt nach dem baltischen Ebersberg. Von den Verhältnissen dieses Klosters unbefriedigt, wollte er, natürlich in der nämlichen Stellung, in sein Mutterkloster zurück. Zu diesem Zwecke hat er (1075?) sein noch zu besprechendes Werk Heinrich dem Vierten gewidmet; aber er mußte in Ebersberg ausharren. Hier wurden damals, wol auf seinen Betrieb die Traditions- und Tauschnotizen gesondert zusammengestellt, auch eine Klosterchronik geschrieben. W. selbst benützte zwischen 1059 und 1063 des Bischofs Haimo von Halberstadt Commentar zum Hohen Liede, um eine ähnliche lateinische Erklärung desselben in leoninischen Hexametern zu verfassen. Glücklicherweise hat er seine Vorarbeiten dazu: Uebersetzung des Schrifttextes, Zurechtlegung des Erläuterungsstoffes in deutscher Sprache, mit lateinischen Brocken aus Haimo und anderswoher vermischt, in einer Nebencolumne beigegeben. Diese Vorarbeiten allein sind für uns von erheblichem Werthe. Seinen Zeitgenossen jedoch galt W. als „ausgezeichneter Versemacher“.
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Literatur
Die gesammte Litteratur bis 1884 verzeichnet Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, 2. Aufl., I. Bd., S. 29—30.
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Autor/in
v. Oefele. -
Zitierweise
Oefele, Edmund Freiherr von, "Williram" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 290 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118633406.html#adbcontent