Lebensdaten
1759 – 1811
Geburtsort
Klagenfurt
Sterbeort
Triest
Beruf/Funktion
Industrieller ; Chemiker ; Bleiweißfabrikant ; Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118866079 | OGND | VIAF: 77113438
Namensvarianten
  • Herbert, Franz Paul Freiherr von
  • Herbert, Franz Paul von
  • Herbert, Franz Paul, I.
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Zitierweise

Herbert, Franz Paul Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866079.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael (Reichs- u. österr. Frhr. 1767, 1726-1806), Landrat in K., gründete 1756 in K. d. 1. Bleiweißfabrik Österreichs. Die Herstellung basierte auf d. althergebrachten holländ. Verfahren, das er auf Reisen in England u. Holland kennengelernt hatte (Einsetzen v. Bleiplatten in kleine glasierte „Holländer-Töpfe“, Bier als Gärflüssigkeit, Erhaltung d. f. d. Vorgang günstigen Temperatur durch „Mistlogen“). Die Fabrik mit ihrem vorzüglichsten Produkt, d. „Kremserweiß“, errang europ. Ruf u. wurde 1765 vom Kaiserpaar mit d. Söhnen Joseph u. Leopold besucht (s. L);
    M Anna ( 1779), T d. Großkaufm. u. Industriellen Jos. Carl Frhr. v. Fuchs u. d. Anna Justina v. Rauchenberg;
    Ur-Gvv Johannes, aus d. Bistum Paderborn zugewandert, Dr. med., Kreisphysikus in K.;
    Ov Joseph (1725–94), Jesuit, Philosoph, Physiker, Lehrer a. d. Univ. Wien, Berater seines B Michael (s. Wurzbach VIII);
    - 1785 Antonie (1762–1843), T d. Franz Anton v. Glaunach zu Katzenstein u. d. Maria Anna Fressacher;
    1 S, 1 T, u. a. Albin (s. Gen. 2);
    E Paul (s. 2).

  • Biographie

    H. übernahm 1781 die väterliche Bleiweißfabrik. Chemische Studien und fortgesetzte Versuche führten ihn zu neuen Verfahren und zur Erweiterung des ererbten Betriebes. Um die Herstellung zu verbilligen, ersetzte er das Bier als Gärflüssigkeit durch Obstmostessig, den er aus eigens dafür im Lavanttal geschaffenen Obstbaumanlagen gewann. Die kleinen „Holländer-Töpfe“ wurden von großen stehenden Holzfässern abgelöst, durch deren Inneneinrichtung der obere Blei- und Bleiweißraum vom unteren Raum der Gärflüssigkeit getrennt war. Mit der Aufstellung der Fässer in langen Stuben, „Kammern“, legte er den Grund zu dem Kärntner „Kammerverfahren“. Die Mistlogen entfielen, die Stuben wurden von außen geheizt, die Wärme wurde durch gemauerte Kanäle zugeführt. 1792 errichstete H. zu Wolfsberg im Lavanttal eine zweite Bleiweißfabrik, die gleich nach dem neuen Verfahren arbeitete. Als Zusatzmaterial wurde der Schwerspat eingeführt. Produktion und Absatz wurden erheblich gesteigert, die Qualität der Produkte, unter denen das „Kremserweiß“ ein besonders reines Bleiweiß bezeichnete, sehr verbessert. – H. hatte starke Neigungen zu philosophischen Studien. 1790/91 weilte er in Jena, war Anhänger Kants, ein Freund Schillers, Erhards, Niethammers und vor allem Reinholds, mit denen er in Briefwechsel verbunden blieb.

  • Literatur

    ADB XII;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Gustav Otruba
  • Zitierweise

    Otruba, Gustav, "Herbert, Franz Paul Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 581 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866079.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Herbert: Franz Paul, Freiherr von H., ward geboren zu Klagenfurt am 25. März 1759 als ältester Sohn des Michael von H., der 1759 die berühmte Bleiweißfabrik bei Klagenfurt begründete und von der Kaiserin Maria mit Diplom vom 28. Februar 1761 in den Freiherrenstand erhoben wurde. Es gelang Franz Paul v. H., der mit gediegener Fachbildung ausgerüstet, namentlich ein tüchtiger Chemiker war, eine ganz neue Methode bei Erzeugung des Bleiweißes aufzufinden. Dadurch hob er mächtig diesen Industriezweig und schuf, während er die von seinem Vater übernommene Fabrik erheblich vergrößerte und eine zweite im Lavantthale Unterkärntens neu gründete, den Herbert’schen Fabrikaten jenen europäischen Ruf, den sie gegenwärtig genießen. — Besonders hervorgehoben zu werden verdient seine begeisterte und aufopfernde Vorliebe für die kritische Philosophie und deren Begründer. Aus „Liebe zum Wissen allein“ verließ er Ende 1790 seine große Fabrik und seine Familie, um in Jena selbst bei Reinhold Kant'sche Philosophie zu studiren. Dort wurden viele bedeutende Männer auf den geist- und charactervollen Mann aufmerksam. Die innigen Beziehungen, in welche H. zu Schiller, Reinhold, Erhard, Niethammer, Baggesen, Schuderoff, Schütz, Schmid, Mereau, Seidler, Hardenberg (Novalis), Brückner, Hederich, F. E. Paulus und anderen Anhängern Kant'scher Denk- und Lehrweise trat, blieben fortbestehen, auch nachdem H. im April 1791 Jena wieder verlassen hatte. Zahlreiche Briefe im schriftlichen Nachlasse Herberts geben hievon Zeugniß und bilden zugleich werthvolle Beiträge zur Geschichte der Denkweise damaliger Zeit. — Schiller nannte H. einen Mann „von gesundem Kopfe und eben so gesundem moralischem Character“, Reinhold widmete ihm sein Werk „Ueber das Fundament des philosophischen Wissens“ (Jena 1791) „zum Andenken der seligen Tage, die wir gemeinschaftlich im Streben nach Wahrheit verlebt“. Als wahrer mit Rath und That stets hilfsbereiter Freund bewies sich H. gegenüber Erhard. Nicht minder freundschaftlich war sein Verhältniß zu Niethammer, den er im Mai 1794 beschwört, sein Talent dazu zu brauchen, „Kants Lehre klar und deutlich darzustellen“, indem er beisetzte: „Von Ihnen allein — wird es abhängen, ob Jena noch der Tempel der Philosophie bleiben wird oder nicht. Denn aus Fichtes abstractem Vortrage kann keiner klug werden“. — H. starb zu Triest am 18. März 1811.

    • Literatur

      Wurzbach, Biogr. Lexikon. Theil 8 Seite 348 ff. und die dort angegebene Litteratur.

  • Autor/in

    Felgel.
  • Zitierweise

    Felgel, Anton Victor, "Herbert, Franz Paul Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 39 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866079.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA