Lebensdaten
1564 – 1609
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Maler ; Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118709917 | OGND | VIAF: 3265420
Namensvarianten
  • Heintz, Joseph (bis 1602)
  • Heintz, Joseph der Ältere (bis 1602)
  • Heinz, Joseph (bis 1602)
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Zitierweise

Heintz, Joseph der Ältere von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709917.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Daniel ( 1596), aus Magna im Sesiatal, Steinmetz, später Stadtwerk- u. Münsterbaumeister in Bern (s. ThB);
    M Katharina Warner (Werner);
    B Daniel v. H. (Reichsadel 1602, 1574-1633), Stadtwerk- u. Münsterbaumeister in Bern (s. ThB);
    Schw Salome ( 1581 Hans Jak. Plepp, 1576 aus Biel nach Basel eingewandert, bis 1595 nachweisbar, Maler u. Glasmaler in B., Zürich u. Bern, s. ThB);
    - Augsburg 1598 Regina ( 2] 1610 Matthäus Gundelach, um 1566 - um 1653, Maler in Prag u. Augsburg, s. ThB), Schw d. Kaufm. Salomon Gretzinger;
    K, u. a. Joseph d. J. (um 1600 - n. 1678), 1617 in der Werkstatt seines Stiefvaters Matthäus Gundelach in Augsburg nachgewiesen. Später, etwa von 1625 an, in Italien, zuerst in Rom, dann ständig in Venedig. Von Papst Urban VIII. mit einer Ritterwürde ausgezeichnet. Er malte genrehafte Marktszenen, großformatige venezian. Veduten und Feste, Altarblätter für Kirchen in der Umgebung Venedigs und „phantastische Szenen“ (s. L);
    E Daniel ( n. 1693), Maler in Venedig (s. ThB), Regina, Malerin in Venedig;
    N Joseph Plepp (1595–1642), Festungsarchitekt, Kartograph u. Maler in Bern (s. ThB).

  • Biographie

    H. trat die Lehrzeit als Maler 1579 vermutlich bei Hans Bockdem Älteren in Basel an. Sie brachte ihn mit der Kunst des jüngeren Holbein in nahe Berührung, durch Stiche auch mit italienischen Werken. Nach abgeschlossener 5jähriger Lehre ging er nach Italien. Seit 1584 ist er in Rom nachzuweisen. Dort befand er sich in der Gesellschaft niederländischer und deutscher Maler, zum Beispiel Anthoni Santvoort, Arnolt Mytens und Hans von Aachen. In Rom bildete er sich an Werken der Antike, Michelangelos, Raffaels und Polidoros da Caravaggio. Reisen in den späteren 80er Jahren führten ihn nach Florenz und Venedig, wahrscheinlich auch nach Bologna und Parma.

    Seine von Kurfürst Christian I. von Sachsen offenbar geplante Anstellung am Dresdner Hofe kam durch dessen plötzlichen Tod im September 1591 nicht zustande. Im Herbst desselben Jahres wurde H. von Kaiser Rudolf II. rückwirkend zum 1. Januar 1591 als „Conterfetter und Cammermahler“ an den Hof nach Prag berufen und in den Hofstaat aufgenommen. Im Sommer 1592 entsandte ihn der Kaiser bereits wieder nach Italien; er sollte dort Skulpturen zeichnen, Gemälde kopieren und sich als Kunstagent im Interesse seines Dienstherrn betätigen. Als im Sommer 1596 in Bern sein Vater starb, war H. dort. Dringende Aufträge des Kaisers führten ihn bald darauf nach Augsburg, wo er heiratete und dadurch das Bürgerrecht erwarb. Ständig ansässig war er aber am Hofe in Prag. In den Jahren nach 1598 entfaltete er eine reiche Tätigkeit in Prag und Augsburg; dort malte er für den Kaiser, hier widmete er sich vorwiegend architektonischen Aufgaben. Im Dezember 1603 reiste er im Auftrage des Kaisers nach Graz, um dort einige Mitglieder des Erzhauses zu porträtieren. Infolge einer Krankheit konnte er erst im Sommer 1604 nach Augsburg Weiterreisen, um seinen Verpflichtungen im Zusammenhang mit Bauvorhaben des Rates der Stadt nachzukommen. Er lieferte Entwürfe – zum Teil auch Modelle – für das Zeughaus (vollendet 1607), das Siegelhaus (vollendet 1606, im 19. Jahrhundert abgebrochen), die Stadtmetzg (vollendet nach 1609), eine Heilig-Grab-Kapelle am Weinmarkt (nicht ausgeführt), eine offene Loggia in der Nähe des Rathauses (nicht ausgeführt) und das reich verzierte Postament für den bronzenen Pinienzapfen – das Wahrzeichen Augsburgs – vor der Ulrichskirche (abgebrochen). 1603-06 arbeitete H. für die Fürsten von Pfalz-Neuburg: Er beriet sie bei der Einrichtung einer Porträtgalerie im Schloß und entwarf Pläne für die Neubauten des Rathauses (1603 ff.) und der (damals als protestantische Kirche errichteten) Hofkirche (1605 ff.) in Neuburg/Donau. – Wahrscheinlich hat er auch|für Bauvorhaben des Kaisers in Prag und an anderen Orten Entwürfe gefertigt. – Die Erforschung von H. Architekturwerk ist noch nicht abgeschlossen.

    Im Sommer 1604 unternahm H. noch eine kürzere Reise nach Innsbruck und war danach bis Ende 1606 wieder in Prag. In den beiden folgenden Jahren beschäftigte sich H. unter anderem teils in Augsburg, teils in Prag mit den Planungen für den Neubau der Pfarrkirche in Haunsheim, der Herrschaft des ehemaligen Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler. In Prag malte er eine Reihe von prächtigen, meist kleinformatigen Bildern mythologischen Inhalts, Porträts und Andachtsbilder. Größere Altarblätter schuf er für Prag und Augsburg. Gelegentlich kopierte er auch Werke älterer Meister.

    H. Kunst bildete sich an der Italiens. In Rom und Oberitalien begann seine Teilnahme an der Kunstentwicklung an einem Punkt, der etwa durch die Namen Correggio, Zuccari, Paul Bril, Giuseppe Cesari, Salimbeni, Carracci, Tintoretto und Palma giovane gekennzeichnet ist. Auf der Basis seiner oberdeutschen Anfänge entwickelte er durch die intensive Verarbeitung der italien. Impulse einen eigenen, in hohem Grad malerischen Stil. Dieser zeichnet sich durch stark bewegte, auf einer schmalen Vordergrundsbühne agierende Figuren und kräftige, kühle, aber differenzierte und kultivierte Farbigkeit aus. Dem Zeitstil entsprechend, verwendete er gelegentlich vorgebildete „Inventionen“, schmolz sie jedoch entschieden seinen Bildgefügen ein. In Ansätzen gelangen ihm durch seine auf Licht und Farbe gestellte ausdrucksvolle und pathetische Malerei Gestaltungen im Sinne einer „barocken“ Bildeinheit. – Die enge Bindung an den Kaiserhof machte sein Schaffen stark von dem Einfluß Rudolfs II. abhängig. Infolgedessen schlug seine Kunst eine andere Richtung ein als zum Beispiel die Elsheimers, mit der sie sich zeitweise eng berührt. Die Malerei H. ist in hohem Maße Ausdruck der höfisch verfeinerten, poetisch reflektierenden Kultur des deutschen Späthumanismus, wie sie sich auf spezielle Weise am Hofe Rudolfs II. an den Ordnungsvorstellungen der Zeit und den Prinzipatsvorstellungen des Kaisers gebildet hatte.

  • Werke

    Weitere W Gem. in Augsburg, Basel, Bern, Dresden, Freiburg i. Br., München, Prag, Stuttgart, Wien u. a. Orlen;
    Zeichnungen in Augsburg, Basel, Berlin, Bern, Budapest, Darmstadt, Dessau, Dresden, Frankfurt a. M., New York, Paris, Prag, Warschau, Wien u. a. Orten. - Kupf. nach. H.-schen Entwürfen v. Egidius (II.) Sadeler, Lukas Kilian, Franz Aspruck, Johann Theodor de Bry, Wenzel Hollar u. a.

  • Literatur

    ADB XI (unter Heinz);
    C. van Mander, Das Leben d. niederländ. u. dt. Maler, Textabdr. n. d. Ausg. v. 1617, Übers. u. Anm. v. H. Floerke, Bd. 2, 1906, S. 293 f.;
    J. v. Sandrart, Teutsche Ac. II, Nürnberg 1675, S. 286 (P);
    J. C. Füßli, Gesch. d. besten Künstler in d. Schweiz I, Zürich 1769, S. 61 ff. (P);
    Hardmeyer, in: Neuj.bl. d. Künstlerges. in Zürich, 1842, (1841), S. 1 f.;
    B. Haendcke, Die schweizer. Malerei im 16. Jh., 1893, S. 237 ff.;
    ders., in: Jb. d. kunsthist. Slgg. d. Allerhöchsten Kaiserhauses 15, 1894, S. 45 ff.;
    Z. Winter, Řemeslnictvo a živností XVI. věku v čechách, Prag 1909, S. 181 f.;
    A. Zesiger, in: Bll. f. Bern. Gesch. 15, 1919, S. 31 ff.;
    I. Albrecht, in: Münchner Jb. f. Bildende Kunst 12, 1937, S. 101 ff.;
    L. Schürenberg, in: Oberrhein. Kunst 7, 1939, S. 98 ff.;
    M. Huggler, in: Ber. d. Gottfried-Keller-Stiftung 1954/55, S. 40 ff.;
    I. Schroth, in: Festschr. Werner Noack, 1959, S. 137 ff.;
    G. Heinz, in: Jb. d. Kunsthist. Slgg. in Wien, NF 23, 1963, S. 99 ff.;
    H. W. Grohn, in: Kindlers Malerei-Lex. III, 1966, S. 130 ff.;
    J. Zimmer, J. H. d. Ä. als Maler, Diss. Heidelberg, 1967 (Oeuvrekat., L. P);
    ThB (L). - Zur Fam.: ThB;
    HBLS;
    SKL;
    - zu S Joseph:
    ADB XI;
    La pittura del seicento a Venezia, Catalogo della Mostra, Venedig 1959, S. 123 f.;
    Arte Veneta 6, ebd. 1952, S. 191 f., 13/14, 1959/60, S. 208, 15, 1961, S. 248;
    ThB.

  • Porträts

    Selbstbildnis mit d. Geschwistern, 1596 (Bern);
    Kupf. v. R. Custos, um 1620, v. J. G. Waldreich in Sandrart, s. L, Tafel DD, u. v. J. C. Füßli, s. L, vor S. 62. - Alle Stiche nach H.s Selbstbildnis mit Fam. in Pommersfelden, um 1608.

  • Autor/in

    Jürgen Zimmer
  • Zitierweise

    Zimmer, Jürgen, "Heintz, Joseph der Ältere von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 443-444 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709917.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heinz: Joseph H., Historienmaler, geb. zu Bern um 1560 (nach Dlabacz 1565), gest. zu Prag 1609 (da auf seinem Grabmonument steht: Vixit annos 44, so wäre 1565 wirklich sein Geburtsjahr). Man nennt Johann von Achen seinen Lehrer, was kaum glaublich ist, da dieser l574 sich nach Venedig begab und H. damals erst neun Jahre zählte. Er kam nach Prag, wo ihn Kaiser Rudolf II. zu seinem Hofmaler machte; wodurch er diese ehrenvolle Berufung sich erworben, ist unbekannt. Der Kaiser ließ ihn nach Italien reisen, damit er sich in seiner Kunst ausbilde und zugleich Antiken für die kaiserliche Sammlung erwerbe. Er blieb vier Jahre daselbst und studierte besonders den Paul Veroncse, doch blieb ihm nach seiner Rückkehr wenig von seinen italienischen Studien eigen, indem die Malweise der Maler, die sich mit ihm am kais. Hofe befanden, des Johann von Achen, Spranger, Sammt-Brueghel, ihn stark beernflußte; er blieb aber Eklektiker und befand sich sehr wohl dabei, da der Kaiser an seiner Kunst ein großes Gefallen fand. Unter italienischem Einfluß scheint „der Raub der Proserpina“ (jetzt in Dresden) entstanden zu sein, da Guarienti das Bild für ein Werk des Giulio Romano halten konnte (gest. von L. Kilian). Außerdem wurden eine „Leda“ (in der Manier des Correggio) und eine „Diana mit Actäon“ sehr gerühmt. Letztere ist wohl dieselbe Composition, die Eg. Sadeler gestochen hat. Lucas Kilian stach mehrere seiner Gemälde. Ein feines Blatt ist eine Diana, welche Actäon verwandelt, von J. Th. de Bry, ein kleines rundes Stück, das besonders in vorzüglichen Abdrücken geschätzt wird.|Aus der Inschrift seines Grabmals, das ihm seine um ihrer Schönheit berühmte Gemalin Regina setzen ließ, erhellt, daß der Künstler 44 Jahre alt war, als er an den Idus des October 1605 starb. Sein gleichnamiger Sohn war auch Maler und seines Vaters Schüler. Er hielt sich meist in Venedig auf, malte für Kirchen und Paläste und starb 1655. Vom Letzteren kennen wir auch eine Radirung, welche das Mariabild von Loretto zum Gegenstande hat und sehr selten ist.

    • Literatur

      Dlabacz, Böhm. Künstlerlex. I. — Andresen. Handb.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Heintz, Joseph der Ältere von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 663-664 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709917.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA