Lebensdaten
1827 – 1885
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Kötzschenbroda (bei Meißen, heute Radebeul)
Beruf/Funktion
Zeichner ; Maler ; Reiseschriftsteller ; Künstler
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 117513172 | OGND | VIAF: 32106685
Namensvarianten
  • Heine, Bernhard Peter Wilhelm
  • Heine, Bernhard Peter William
  • Heine, Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Heine, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117513172.html [19.04.2024].

CC0

  • Wilhelm Heine war ein international bekannter Zeichner, Maler und Reiseschriftsteller, der u. a. die Geschehnisse der erzwungenen Öffnung Japans 1853/54 durch den US-amerikanischen Commodore Matthew C. Perry (1794–1858) beschrieb und visualisierte. Seine Werke informierten das US-amerikanische und europäische Publikum über die Geschichte, Geografie und Gesellschaft dieses noch weitgehend unbekannten Landes vor Beginn der Meji-Ära 1868.

    Lebensdaten

    Geboren am 30. Januar 1827 in Dresden
    Gestorben am 5. Oktober 1885 in Kötzschenbroda (bei Meißen, heute Radebeul)
    Grabstätte Friedhof West (aufgelöst) in Radebeul
    Konfession römisch-katholisch
    Wilhelm Heine, Imago Images (InC)
    Wilhelm Heine, Imago Images (InC)
  • Lebenslauf

    30. Januar 1827 - Dresden

    ca. 1833 - ca. 1843 - Dresden

    Schulausbildung (Abschluss unbekannt); Maurerlehre

    privates Gymnasium; vermutlich Technische Bildungsanstalt

    1843 - 1846 - Dresden

    Studium der Architektur bei Gottfried Semper (1803–1879) und der Landschaftsmalerei bei Julius Hübner (1806–1882)

    Königliche Akademie der Bildenden Künste

    1846 - 1848 - Paris

    Stipendiat; Dekorationsmaler

    Atelier des Kulissenmalers Édouard Despléchin (1802–1871)

    Oktober 1848 - 15.5.1849 - Dresden

    Königlicher Hoftheatermaler

    Sächsische Hof- und Staatsoper

    Mai 1849 - Dresden

    Beteiligter am Mai-Aufstand

    September/November 1849 - 1851 - Le Havre; New York City

    Emigration

    Atelier Heine & Kummer. Landscape Painters and Teachers of Paint am Broadway mit Julius Hermann Kummer (1817–1889)

    Mai 1851 - Juli 1852 - Nicaragua; Guatemala; Honduras; El Salvador

    Reisen

    November 1852 - April 1855 - Mauritius; Singapur; Japan

    Reisen; zeichnender Dokumentarist (Acting Master’s Mate)

    US-amerikanisches Expeditionscorps des Commodore Matthew C. Perry (1794–1858)

    4.5.1855

    US-amerikanischer Staatsbürger

    ca. 1857 - 1859 - Washington DC

    Zeichner, Maler

    Atelier

    Januar 1859 - Juni 1859 - Berlin; Süddeutschland; Schweiz; Südfrankreich

    Aufenthalt in Europa

    Juni 1859 - September 1859 - Malta; Tripolis (Osmanisches Reich, heute Libyen)

    Reisen

    Mai 1860 - September 1861 - Japan; China

    Reisen

    preußische diplomatische Mission des Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815–1881)

    Dezember 1861 - 1863 - Alexandria (Virginia, USA)

    topografischer Ingenieur im Amerikanischen Bürgerkrieg

    Armee der Nordstaaten, 1. New Jersey-Brigade

    4.5.1862 - 10.6.1862 - Fort Monroe (Virginia, USA)

    Inhaftierung wegen Spionageverdacht

    Armee der Nordstaaten

    30.6.1862 - 15.8.1862 - Richmond (Virginia, USA)

    Inhaftierung

    Armee der Südstaaten

    April 1863 - 1865

    Colonel (Oberst)

    Armee der Nordstaaten, 103. New York Regiment

    13.3.1865

    Brigade-General

    Armee der Nordstaaten

    November 1866 - Juni 1869 - Paris

    Attaché

    Gesandtschaft der USA in Frankreich

    1869 - 1871 - Liverpool

    Konsul

    Konsulat der USA in Großbritannien

    Ende September 1871 - Dresden

    Remigration

    1872 - 1880 - Weimar; Dresden; Coswig bei Meißen

    Maler, Zeichner

    5. Oktober 1885 - Kötzschenbroda (bei Meißen, heute Radebeul)
  • Genealogie

    Vater Ferdinand Victor Heine 15.5.1799–14.10.1872 aus Dresden; Schauspieler, Sänger, Kostümzeichner, Musiklehrer in Dresden; gest. in Dresden
    Großvater väterlicherseits Johann August Heine 22.6.1769–27.8.1831 aus Leipzig; Architekt; „Hofkondukteur“ im Ziviloberbauamt Dresden; gest. in Dresden
    Großmutter väterlicherseits Charlotte Heine, geb. Chatillon 19.4.1778–24.5.1852 aus Dresden
    Mutter Christina Wilhelmine Heine, geb. Rublack 1793–1879
    Großvater mütterlicherseits Karl August Rublack 1759–1849 Dr. med.; Irrenarzt
    Großmutter mütterlicherseits Johanna Wilhelmine (Minna) Sophie Rublack, geb. Hoffmann 1754–1833
    Schwester Marie Schmole, geb. Heine geb. 1832 Übersetzerin; frühe Biografin von Richard Wagner (1813–1883) in Dresden
    Heirat 9.10.1858 in New York City
    Ehefrau Catherine Heine, geb. Sedgwick 24.5.1824–22.11.1859 aus Albany (New York, USA)
    Schwiegervater Roderick Sedgwick 26.1.1785–4.1.1864 aus Cornwall (Litchfield, Connecticut, USA); Börsenmakler in New York City
    Schwiegermutter Margaret Stuart Sedgwick, geb. Dean 7.9.1788–13.3.1850 aus New York City (USA)
    Tochter Katharina (Kitty) Wilhelmina Hanfstaengl , geb. Sedgwick-Heine 8.11.1859–7.4.1945 aus Berlin; Salonière
    Schwiegersohn Edgar Hanfstaengl 15.7.1842–28.5.1910 aus München; Geschäftsmann, Kunstschriftsteller und -verleger, Fotograf, Lithograf
    Enkel Ernst (Putzi) Franz Sedgwick Hanfstaengl 2.2.1887–6.11.1975 aus München; Dr. phil.; Geschäftsmann, Kunsthändler, Politiker, Auslandspressechef der NSDAP
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Heine, Wilhelm (1827 – 1885)

    • Vater

      Ferdinand Victor Heine

      15.5.1799–14.10.1872

      aus Dresden; Schauspieler, Sänger, Kostümzeichner, Musiklehrer in Dresden; gest. in Dresden

      • Großvater väterlicherseits

        Johann August Heine

        22.6.1769–27.8.1831

        aus Leipzig; Architekt; „Hofkondukteur“ im Ziviloberbauamt Dresden; gest. in Dresden

      • Großmutter väterlicherseits

        Charlotte Heine

        19.4.1778–24.5.1852

        aus Dresden

    • Mutter

      Wilhelmine Heine

      1793–1879

      • Großvater mütterlicherseits

        Karl August Rublack

        1759–1849

        Dr.·med.; Irrenarzt

      • Großmutter mütterlicherseits

        Wilhelmine Rublack

        1754–1833

    • Schwester

      Marie Schmole

      geb. 1832

      Übersetzerin; frühe Biografin von Richard Wagner (1813–1883) in Dresden

    • Heirat

      in

      New York City

      • Ehefrau

        Catherine Heine

        24.5.1824–22.11.1859

        aus Albany (New York, USA)

  • Biografie

    Nach dem Besuch eines Privatgymnasiums und vermutlich der Technischen Bildungsanstalt in Dresden studierte Heine von 1843 bis 1846 an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste Architektur bei Gottfried Semper (1803–1879) und Landschaftsmalerei bei Julius Hübner (1806–1882). Auf Empfehlung Sempers und Richard Wagners (1813–1883), seit 1843 Hofkapellmeister in Dresden und Freund der Familie Heine, erhielt er 1846 ein Stipendium für einen dreijährigen Studienaufenthalt in Paris, während dessen er bei Édouard Despléchin (1802–1871) eine Ausbildung zum Dekorationsmaler absolvierte.

    Im Oktober 1848 wurde Heine probeweise, am 1. April 1849 dauerhaft als Königlicher Hoftheatermaler an der Sächsischen Hof- und Staatsoper angestellt. Zu seinen ersten Aufgaben zählte die Vorbereitung der Uraufführung von Wagners „Lohengrin“. Heine beteiligte sich 1849 am Dresdner Maiaufstand, gab nach dessen Niederschlagung am 15. Mai 1849 seine Stelle an der Sächsischen Hof- und Staatsoper auf und floh über Le Havre (Département Seine-Maritime, Frankreich) in die USA. In New York City betrieb er am Broadway ein Atelier für Landschaftsmalerei mit Julius Hermann Kummer (1817–1889), ehe er 1851/52 im Auftrag des Archäologen und Geschäftsträgers der USA in Zentralamerika, Ephraim George Squier (1821–1888), an einer Reise durch Nicaragua, Guatemala, El Salvador und Honduras teilnahm, über die er den Bericht „Wanderbilder aus Central-Amerika. Skizzen eines deutschen Malers“ veröffentlichte (1853).

    Im Juli 1852 wurde Heine als zeichnender Dokumentarist und im Rang eines Acting Master’s Mate in das Expeditionscorps des Commodore Matthew C. Perry (1794–1858) aufgenommen und trat in die US-Marine ein. Ziel der Reise über Mauritius und Singapur war, mit dem abgeschotteten japanischen Kaiserreich einen Handels- und Schifffahrtsvertrag abzuschließen; dieser führte 1853/54 zur sog. Öffnung Japans. Heine fertigte für die Berichterstattung ca. 500 Skizzen, Zeichnungen und Gemälde an und assistierte dem Fotografen Eliphalet Brown (1816–1886) bei mehreren hundert Daguerreotypien. Es folgten Ausstellungen seiner Reisebilder sowie Vorträge in den USA; 1856 wurden auf Initiative Alexander von Humboldts (1769–1859) die Reisebilder in Berlin ausgestellt, einige fanden als Lithografien Aufnahme in Heines im selben Jahr in Leipzig und New York erschienenen zweibändigen Reisebericht.

    Anfang 1859 kehrte Heine nach Berlin zurück, bereiste Süddeutschland, die Schweiz und Südfrankreich, von wo aus er eine Reise nach Malta und Tripolis (Osmanisches Reich, heute Libyen) unternahm, um Motive zum „Ersten Barbareskenkrieg“ (1801/05) für die Wandausmalung eines Raums im Kapitol in Washington zu suchen.

    Nach dem Tod seiner Frau und Aufgabe des Kapitolprojekts nahm Heine 1860/61 als Zeichner und Oberaufseher des Fotografen Carl Heinrich Bismarck (1839–1879) an einer Mission des preußischen Diplomaten Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815–1881) nach Japan und China teil, um Handels- und Freundschaftsverträge abzuschließen. Er besuchte als einer der ersten Ausländer die Residenzstadt Edo (seit 1868 Tokio).

    Anfang Oktober 1861 kehrte Heine in Begleitung des Anarchisten Michail Bakunin (1814–1876), den er vom Dresdner Maiaufstand kannte, nach San Francisco (Kalifornien, USA) zurück, von wo er nach Washington reiste, um sich im Amerikanischen Bürgerkrieg als Freiwilliger der Nordstaatenarmee anzuschließen. Seit Dezember 1861 diente Heine in der 1. New Jersey-Brigade unter dem Kommando von General Philip Kearny (1815–1862) als topografischer Ingenieur. Nach kurzer Gefangenschaft und Erholungsurlaub in Berlin wegen schwerer Verletzungen führte er seit April 1863 als Oberst das 103. New York Regiment, das im November 1861 aus Deutschen gebildet worden war und anfangs unter dem Kommando von Friedrich W. von Egloffstein (1824–1898) stand. Kurz vor Kriegsende wurde Heine am 13. März 1865 zum Brigade-General ernannt, ein Ehrentitel für die zivilen Offiziere der Nordstaaten.

    Nach Ende des Bürgerkriegs bat Heine den Außenminister der USA, William Henry Seward (1801–1872), um eine Anstellung im diplomatischen Dienst. Als Attaché von General John Adams Dix (1798–1879) wurde er 1866 nach Paris beordert. Von 1869 bis 1871 war er Konsul der USA in Großbritannien.

    Ende September 1871 kehrte Heine nach Dresden zurück und versuchte vergeblich, an seine früheren Erfolge als Maler anzuknüpfen, hielt Vorträge, stellte seine Bilder aus und veröffentlichte weitere Bücher. Zwischen 1872 und 1875 erschien sein großes Japanwerk im Folioformat mit 50 fotografisch reproduzierten Gemälden von der zweiten Japanexpedition. Nach einem Erdbeben und Großfeuer in Tokio 1876 schuf er sein letztes Werk „Yeddo. Nach Originalskizzen.“ Das Büchlein enthält eine Panoramaansicht der japanischen Hauptstadt in Form eines Leporello nach einem Originalgemälde von Heine. Dieses Gemälde (Öl auf Leinwand), im ungewöhnlichen Format von 301,5 x 30,8 cm (heute Museum Fünf Kontinente, Inv. Nr. 88.40), beruht auf Skizzen und Fotografien Heines von 1860/61.

    Mehrere Ausstellungen zeugen von Heines Wiederentdeckung in Deutschland, den USA und Japan seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, u. a. die Ausstellung der Japanbilder in der US-amerikanischen Botschaft Tokio (1970) und einer Werkauswahl in Tokio und Nagoya (2008) sowie die Sonderausstellungen „Streifzüge durchs alte Japan“ im Knauf-Museum Iphofen (2013) und „Sehnsucht Japan“ im Museum Fünf Kontinente in München (2021/22).

  • Auszeichnungen

    1856 Preußischer Roter Adlerorden IV. Klasse
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Freie Universität Berlin, John-F.-Kennedy-Institut, MF 87. (Briefe)

    Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I. HA Rep. 151, HB Nr. 1769 (Finanzministerium, Ausgaben für die Expedition nach den ostasiatischen Gewässern) u. III. HA, II Nr. 5 065, Bd. 3. (Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Handels- und Schiffahrtsverhältnisse mit China)

    Staatsbibliothek Berlin, Sammlung Darmstaedter. (Briefe)

    Hauptstaatsarchiv Dresden, 10 711, Loc. 41, Nr. 1, Nr. 2 u. Nr. 11. (Ministerium des Königlichen Hauses, Organisation und Dienstbetrieb des Dresdener Königlichen Hoftheaters)

    Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, COTTA: Briefe (Briefe). (weiterführende Informationen)

    Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Autografensammlung, VI: Reisende, Deutschland, Heine 1860.

    Gedruckte Quellen:

    Ephraim George Squier, Nicaragua. Its People, Scenery, Monuments, and the Proposed Interoceanic Canal, with Numerous Maps and Illustrations, 1852. (Onlineressource)

    Francis L. Hawks, Narrative of the Expedition of an American Squadron to the China Seas and Japan, Performed in the Years 1852, 1853, and 1854, 1856. (Onlineressource)

    Illustrirter Katalog der Internationalen Kunstausstellung im Königl. Glaspalaste in München, 1883, S. 254. (Onlineressource)

    Marie Schmole, Erinnerungen, in: Richard Wagner. Briefe. Die Sammlung Burrell, hg. v. John N. Burk, 1953, S. 165–187.

    Ingo Schwarz (Hg.), Alexander von Humboldt und die Vereinigten Staaten von Amerika. Briefwechsel, 2004, Nr. 241, 243, 250 u. 265.

  • Werke

    Bilder:

    Hongkong Museum of Art, u. a. Inv.-Nr. AH1992.004 u. AH2006.0011. (13 Lithografien und Drucke) (weiterführende Informationen)

    Museum Fünf Kontinente München, Inv.-Nr. 88.41–Inv.-Nr. 88.78. (41 von 50 Vorlagen für Wilhelm Heine, Japan. Beiträge zur Kenntniss des Landes und seiner Bewohner in Wort und Bild, 1860) u. Inv.-Nr. 88.40. (Panoramabild von Edo)

    Privatbesitz München, Skizzen und Aquarelle von den Reisen nach Mittelamerika und an die nordafrikanische Küste.

    Yokohama Museum of Art, Inv.-Nr. 88-P-001, Gemälde Öl auf Leinwand, nach 1854. (weiterführende Informationen)

    Monografien:

    Wanderbilder aus Central-Amerika. Skizzen eines deutschen Malers, 1853, ²1857. (Onlineressource)

    Reise um die Erde nach Japan an Bord der Expeditions-Escadre unter Commodore Matthew C. Perry in den Jahren 1853, 1854 und 1855, unternommen im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten, 2 Bde., 1856 (Onlineressource), engl. 1856, niederl. 1856, franz. 1859, japan. 1983, amerik., hg. v. Frederic Trautmann, 1990.

    Graphic Scenes of the Japan Expedition, 1856. (Onlineressource)

    Die Expedition in die Seen von China, Japan und Ochotsk unter Commando von Commodore Collin Ringgold und Commodore John Rodgers im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten unternommen in den Jahren 1853–1856, 1858/59. (Bd. 3 der Reise um die Erde) (Onlineressource)

    Eine Sommerreise nach Tripolis, 1860. (Onlineressource)

    Japan und seine Bewohner. Geschichtliche Rückblicke und ethnographische Schilderungen von Land und Leuten, 1860. (Onlineressource)

    Eine Weltreise um die nördliche Hemisphäre in Verbindung mit der Ostasiatischen Expedition in den Jahren 1860 und 1861, 2 Bde., 1864. (Onlineressource)

    Japan. Beiträge zur Kenntniss des Landes und seiner Bewohner in Wort und Bild, 1872–1875, 1880 (Onlineressource), komm. Neuaufl., hg. v. Andrea Hirner/Bruno Richtsfeld, 2019.

    Yeddo. Nach Originalskizzen, 1876.

    Aufsätze:

    Schilderungen aus Amerika, in: Die Gartenlaube, H. 38 (1860), S. 606–608. (Onlineressource)

    Le chemin de fer du Pacifique, in: Bulletin de la Société de Géographie, 5e Série, 14 (Juli–Dezember 1867), S. 225–252. (Onlineressource)

  • Literatur

    Monografien:

    Andrea Hirner, Wilhelm Heine. Ein weltreisender Maler zwischen Dresden, Japan und Amerika, 2009. (P)

    Jutta Knippschild, „Da wurde der Wunsch zur Begierde“. Über Japansehnsucht und Künstlerreisen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, 2020, S. 97–105 u. 319 f. (weiterführende Informationen)

    Ausstellungskataloge:

    Markus Mergenthaler (Hg.), Streifzüge durchs alte Japan. Philipp Franz von Siebold. Wilhelm Heine. Katalog der Ausstellung Knauf-Museum Iphofen, 2013.

    Uta Werlich (Hg.), Sehnsucht Japan. Reiseerinnerungen des Malers Wilhelm Heine, Katalog der Ausstellung im Museum Fünf Kontinente München, 2021.

    Artikel:

    Andrea Hirner, Wilhelm Heines Bilder aus dem alten Japan im Münchner Völkerkundemuseum, in: Unser Bayern (Bayerische Staatszeitung, Beilage) 58 (2009), Nr. 11, S. 16.

    Bruno J. Richtsfeld, Wilhelm Heines Japan-Gemälde im Staatlichen Museum für Völkerkunde München, in: Münchner Beiträge zur Völkerkunde 13 (2009), S. 211–240.

    Andrea Hirner, Das Leben und die Reisen des Wilhelm Heine, in: Markus Mergenthaler (Hg.), Streifzüge durchs alte Japan. Philipp Franz von Siebold. Wilhelm Heine. Katalog der Ausstellung Knauf-Museum Iphofen, 2013, S. 74–99. (P)

    Bruno J. Richtsfeld, Impressionen aus Japan. Die Wilhelm Heine zugeschriebenen Japan-Gemälde im Staatlichen Museum für Völkerkunde München, in: ebd., S. 100–117.

    Richard Szippl, Wilhelm Heine and the Opening of Japan, The Artist and Writer as Promoter of Nineteenth-Century Western Expansionism, in: Nanzan University Repository 24 (2018), S. 63–103. (Onlineressource)

    Lexikonartkel:

    N. N., Art. „Heine, Wilhelm“, in: Meyers Konversations-Lexikon, Bd. 8, 51894/98, S. 554 f. (Onlineressource)

    Viktor Hantzsch, Art. „Heine, Wilhelm“, in: Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften (Hg.), Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 50, 1905, S. 135–141. (Onlineressource)

    N. N., Art. „Heine, Wilhelm“, in: Hans Vollmer (Hg.), Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Bd. 16, 1923, S. 290.

    Ulla Heise, Art „Heine, Wilhelm“, in: Allgemeines Künstlerlexikon – Internationale Künstlerdatenbank online, 2009.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Gemälde (Öl/Leinwand) v. Julius Roeting (1822–1896), Dresden 1846, Münchner Stadtmuseum, Inv.-Nr. GM 2020/7, Abbildung in: Andrea Hirner, Das Leben und die Reisen des Wilhelm Heine, in: Markus Mergenthaler (Hg.), Streifzüge durchs alte Japan. Philipp Franz von Siebold. Wilhelm Heine. Katalog der Ausstellung Knauf-Museum Iphofen, 2013, S. 94.

    Selbstporträt (Bleistift/Packpapier), „Maler Heine, die Aquarelle zur Silber-Chronik bringend“, 1878, Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung, Inv.-Nr. 1981/k 1013, Abbildung in: Andrea Hirner, Wilhelm Heine. Ein weltreisender Maler zwischen Dresden, Japan und Amerika, 2009, S. 158.

  • Autor/in

    Andrea Hirner (Deisenhofen)

  • Zitierweise

    Hirner, Andrea, „Heine, Wilhelm“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117513172.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heine: Peter Bernhard Wilhelm H. , Landschaftsmaler und Reiseschriftsteller, wurde am 30. Januar 1827 zu Dresden als Sohn des Schauspielers Ferdinand H. geboren. Da ihn der Vater nicht seinem eigenen Berufe zuzuführen wünschte, ließ er ihn das Maurerhandwerk erlernen. Als aber der Knabe künstlerische Begabung zeigte, wurde er der königl. Kunstakademie seiner Vaterstadt übergeben, um Architektur zu studiren. Bald bemerkte er, daß ihn größere Neigung zur Malerei zog, und er trat deshalb in das Atelier des Professors Julius Hübner ein, wo er sich eine ziemliche technische Fertigkeit, aber auch eine auf das Theatralische und Sentimentale gerichtete Manier aneignete. Da er mit großer Schnelligkeit und Gewandtheit arbeitete, wendete er sich der Decorationsmalerei zu. 1845 erhielt er ein akademisches Stipendium, das ihm einen dreijährigen Studienaufenthalt in Paris ermöglichte. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Hoftheatermaler in Dresden ernannt. Da diese Stellung seinen unruhigen Geist nur wenig befriedigte, gab er sie 1849 auf und kehrte nach Paris zurück. Als er auch hier keinen seinen Wünschen entsprechenden Wirkungskreis zu finden vermochte, schloß er sich jenem Strome politischer Flüchtlinge an, der sich damals aus allen Theilen Europas nach Nordamerika ergoß. Im Spätjahr 1849 landete er in New-York. Da seine Mittel beschränkt waren, sah er sich nach einer erfolgverheißenden Beschäftigung um. Die öffentliche Aufmerksamkeit in den Neuenglandstaaten war damals auf den fernen Westen gerichtet, der für die Wissenschaft eben erschlossen wurde. In den Berichten der staatlichen Landmesser und Geologen las man Wunderdinge über die landschaftlichen Schönheiten der Rocky Mountains, des Yellowstonegebietes und der Canonthäler. H. beschloß sofort, diese Gegenden aufzusuchen und ihre malerischen Reize zu studiren. Ehe er aber dieses Vorhaben ausführen konnte, machte er in New-York die Bekanntschaft des Archäologen Ephraim George Squier, der sich bisher mit der Untersuchung der vorgeschichtlichen Denkmäler des Mississippithales beschäftigt hatte. Dieser war zum|Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in den centralamerikanischen Republiken ernannt worden und beschloß, seinen dortigen Aufenthalt zur Erforschung der alten Bau- und Kunstdenkmäler in Yucatan, Nicaragua und Guatemala auszunützen. Da es ihm vor allem darauf ankam, wissenschaftlich brauchbare Abbildungen für ein später zu veröffentlichendes Werk über diese Alterthümer zu gewinnen, fragte er H., ob er geneigt sei, ihn als Zeichner zu begleiten. H. erklärte sich sofort bereit. Neil sich aber Squier's Abreise infolge unvorhergesehener Hindernisse lange verzögerte, unternahm H. zunächst eine ergebnißreiche Studienreise nach dem Niagara und den canadischen Seen, wo er mehrere Wochen hindurch das Leben eines Trappers führte. Als nach der Rückkehr Squier immer noch aufgehalten wurde, schickte er H. im Frühjahr 1851 nach Centralamerika voraus, damit er sich in Muße acclimatisiren und über die zu untersuchenden Denkmäler vorläufig orientiren könnte. Um ihn vor den Unannehmlichkeiten zu bewahren, denen ein privater Reisender in jenen kleinen Republiken gelegentlich ausgesetzt ist, übertrug er ihm ein paar unbedeutende diplomatische Geschäfte. Im Juni 1851 traf H. im Hafen S. Juan del Norte an der Mosquitoküste ein. Hier blieb er längere Zeit, um sich an das Klima und an Lebensweise und Sitten der Eingeborenen zu gewöhnen. Er lebte nicht nur seinen künstlerischen Neigungen, sondern sammelte auch Pflanzen, Vögel und Reptilien und beschäftigte sich mit Studien über den geplanten Nicaraguacanal, der hier beginnen sollte. Nachdem er sich mit den Verhältnissen des Landes wohl vertraut gemacht hatte, fuhr er den Rio S. Juan hinauf, segelte über den Nicaraguasee und ließ sich wiederum für längere Zeit an dessen nordwestlichem Ufer in dem kleinen Städtchen Granada, dem damaligen Regierungssitze nieder. Hier traf er mit dem aus Deutschland ausgewanderten Politiker Julius Fröbel zusammen. Er entledigte sich zunächst seiner diplomatischen Aufträge und unternahm dann zu wissenschaftlichen und künstlerischen Zwecken zahlreiche Ausflüge in die Cordillere von Nicaragua und Honduras, nach dem Managuasee, nach den Schwefelquellen von Tipitapa und in die zukunftsreichen Minendistricte von Dipilto und Yuscaran. Als aber eine Revolution ausbrach und Squier ihm brieflich mittheilte, daß er eingetretener Hindernisse halber in absehbarer Zeit nicht nachkommen könnte, kehrte er nach der Mosquitoküste zurück, schiffte sich im Sommer 1852 wieder nach den Vereinigten Staaten ein und überreichte in Washington dem Präsidenten zwei durch ihn ratificirte Handelsverträge zwischen der Union und den Republiken Guatemala und S. Salvador. Während dieser Reise hatte H. seine Erlebnisse und Eindrücke für seine Angehörigen in Dresden in Briefform niedergeschrieben. Nach der Rückkehr überarbeitete er diese Aufzeichnungen und ließ sie unter dem Titel „Wanderbilder aus Centralamerika. Skizzen eines deutschen Malers“, 1853 in Leipzig erscheinen. Sie fanden wegen ihrer anregenden Schilderungen des Volkslebens und der landschaftlichen Schönheiten jener Gegenden manche Anerkennung und erlebten 1857 eine zweite Auflage. Dieses Erstlingswerk Heine's vermag gleich den später von ihm herausgegebenen Büchern streng wissenschaftlichen Anforderungen nicht zu genügen. Doch zeichnet es sich wie diese durch eine lebendige und ungezwungene Darstellung aus. Die Naturschönheiten sind mit dem Auge des Künstlers geschaut und denigemäß geschildert. Ueber das Ganze ist ein Hauch liebenswürdiger Herzlichkeit und echt deutscher Gemüthlichkeit ausgegossen. Die künstlerische und wissenschaftliche Ausbeute seiner Reise übergab H. seinem Freunde Squier, der sie in seinen beiden großen Werken: Travels in Central America: Nicaragua, its people, scenery and monuments (New York 1852), und The states of Central America (New York 1857) theilweise verwerthete.

    Als H. nach New-York zurückkehrte, traf er mit dem Commodore Matthew Calbraith Perry, einem alten erfahrenen Seemanne zusammen, der eben im Begriff war, im Auftrage der Unionsregierung an der Spitze eines Kriegsgeschwaders nach Ostasien abzusegeln, wo er versuchen sollte, das bis dahin nahezu völlig verschlossene Japan dem Handel zu eröffnen und zu einem Freundschaftsvertrage zu bewegen. H. bat ihn, sich als Zeichner der Expedition anschließen zu dürfen. Da sie aber wegen ihres möglicher Weise kriegerischen Ausgangs eine rein militärische sein und deshalb nur Militärpersonen umfassen sollte, wurde sein Gesuch abgelehnt. Rasch entschlossen trat er deshalb sogleich in die Marine der Vereinigten Staaten ein. Auf Empfehlung Squier's erhielt er den Rang eines Mastersmate und wurde zum Stabe Perry's commandirt. Dieser befreite ihn von allen Dienstverpflichtungen, so daß er während der ganzen Reise seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Neigungen nachgehen konnte. Im October 1852 verließ das Geschwader den Hafen von New-York und segelte um das Cap nach Ceylon, wo es den ersten längeren Aufenthalt nahm. Von hier aus setzte es seine Reise über Singapore und Hongkong nach Schanghai fort. Nachdem es die kleinen Inselgruppen südlich von Japan besucht hatte, ging es auf der Rhede von Yeddo vor Anker. Das imposante Geschwader, die bis dahin nie gesehenen Dampfschiffe und vor allem das entschlossene Auftreten Perry's, der seinen Zweck am besten durch eine drohende Haltung zu erreichen hoffte, machte großen Eindruck auf die Japaner. Sie glaubten an die Möglichkeit eines Krieges, für den sie nicht gerüstet waren, nahmen deshalb Perry's Angebot eines Freundschafts- und Handelsvertrages höflich entgegen und baten nur um eine längere Bedenkzeit. Perry gewährte sie ihnen, verließ die Rhede, nachdem er angekündigt hatte, daß er im nächsten Frühjahr wiederkommen würde, um sich die Antwort zu holen, und begab sich nach der chinesischen Küste. Im Februar 1854 erschien er wieder vor Yeddo und eröffnete die Verhandlungen von neuem. Da die japanischen Minister ihn hinzuhalten suchten und nur unbedeutende Zugeständnisse machen wollten, nahm er eine noch drohendere Stellung ein. Diese verfehlte ihre Wirkung nicht; die Japaner gaben aus Furcht ihren zähen Widerstand auf, und am 31. März kam der Vertrag von Kanagawa zu stande, durch welchen den Amerikanern die bis dahin verschlossenen Häfen Simoda und Hakodade eröffnet wurden. H. benutzte die Zeit während der Verhandlungen, um Yeddo kennen zu lernen und Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Dann begab er sich mit Perry wiederum nach China. Da aber das Geschwader um das Cap zurückkehren wollte, nahm er Urlaub, segelte zum dritten Male nach Japan, landete dann auf den Sandwichinseln, durchquerte den Stillen Ocean, besuchte S. Francisco, Panama und Valparaiso, fuhr durch die Magelhaenstraße und kehrte nach einem Aufenthalte in Rio de Janeiro wieder nach New-York zurück, wo er 1855 eintraf. Die folgenden Jahre verwendete er dazu, die von ihm auf der Reise gesammelten Skizzen und Tagebuchblätter zu bearbeiten und für die Veröffentlichung vorzubereiten. Von seinen Zeichnungen erschienen gegen 400 theils auf lithographischem Wege, theils durch den Holzschnitt vervielfältigt, allerdings fast durchgängig schlecht reproducirt in dem großen dreibändigen Reisewerke, das der Expeditionstheilnehmer Francis L. Hawks im Auftrage der Regierung unter dem Titel: „Narrative of the Expedition of an American Squadron to the China Seas and Japan, performed in the years 1852, 1853, and 1854, under the command of Commodore M. C. Perry“ (Washington 1856) herausgab. Ein Theil der Abbildungen findet sich auch in dem von Hawks in demselben Jahre und unter gleichem Titel veröffentlichten einbändigen Auszuge aus dem großen Reisewerke, sowie in einem von H. selbst publicirten Bilderhefte: „(Graphic Scenes in the Japan Expedition“ (New York and London 1856). Sie entbehren auch heute noch nicht eines beträchtlichen geographischen und culturhistorischen Interesses, wenn sie auch als Kunstwerke nicht sehr hoch eingeschätzt werden können. Als Dank für seine Bemühungen bewilligte ihm der Congreß eine Belohnung von 5000 Dollars. Aus seinen Tagebüchern hatte H. schon während der Reise ausführliche, wenn auch zum Theil ziemlich flüchtige und nur dem augenblicklichen Interesse genügende Mittheilungen über seine Erlebnisse und Beobachtungen in verschiedenen angesehenen deutschen Zeitungen, namentlich in der Augsburger Allgemeinen, in der Leipziger Illustrirten und in der Kölnischen Zeitung, sowie im Ausland publicirt. Nach der Rückkehr entschloß er sich, den gesammten Stoff zu einem umfangreichen Werke zu verarbeiten. Da er ein ungemein rascher Arbeiter war, erschien es bereits 1856 in Leipzig und New-York als „Reise um die Erde nach Japan an Bord der Expeditions-Escadre unter Commodore M. C. Perry in den Jahren 1853, 1854 und 1855, unternommen im Auftrage der Vereinigten Staaten“. Es umfaßt zwei Bände und ist mit lithographirten Abbildungen von mäßigem Kunstwerth ausgestattet. Die Widmung nahm Alexander v. Humboldt mit Dank entgegen. Das Buch fand in Deutschland viel Beifall und wurde deshalb auch ins Holländische (Reis om de wereld naar Japan, aan boord van het expeditie eskader onder commodore M. C. Perry. Rotterdam 1856) und später ins Französische übersetzt (Voyage autour du monde. Le Japon. Expédition du commodore Perry, pendant les années 1853—1855, faite d'après les ordres du gouvernement des Etats-Unis, trad. de l'allemand par A. Rolland. Bruxelles 1859).

    Während H. noch in Ostasien verweilte, war eine zweite amerikanische Expedition unter Colin Ringgold und John Rodgers in jene Gegenden entsandt worden. Sie hatte den Auftrag, den besten und gefahrlosesten Seeweg von Californien aus durch den Stillen Ocean nach Japan und China zu ermitteln, sodann in Japan mit Perry's Geschwader zusammenzutreffen, die von diesem bis dahin vielleicht schon errungenen Vortheile weiter zu verfolgen, die Küsten Japans möglichst genau auf ihre Schiffbarkeit hin zu untersuchen und endlich die See von Ochotsk und das Beringsmeer, diese wichtigen Schauplätze des amerikanischen Walfischfanges zu vermessen. Sie kehrte 1856 nach der Heimath zurück, und ihre Theilnehmer veröffentlichten bedeutsame Werke über ihre Forschungen. H. wünschte diese Arbeiten in Deutschland bekannt zu machen. Er übersetzte deshalb die wichtigsten Ergebnisse und vereinigte sie in einem dreibändigen Werke: „Die Expedition in die Seen von China, Japan und Ochotsk unter Commando von Commodore Colin Ringgold und Commodore John Rodgers, im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten, unternommen in den Jahren 1853—1856“. Dasselbe erschien in Leipzig 1858 bis 1859 und ist dem Prinzen Adalbert von Preußen gewidmet. H. betont darin, trotzdem er amerikanischer Bürger war, seine unverminderte Liebe zum alten Vaterlande und weist auf die Nothwendigkeit einer achtunggebietenden deutschen Seemacht im Interesse der vielen schutzlosen Deutschen hin, die er überall im Auslande angetroffen hatte. Auch legt er dar, wie nützlich es sein würde, wenn Preußen entweder allein oder in Verbindung mit den übrigen deutschen Staaten sich zur Aussendung einer Expedition nach Ostasien ähnlich derjenigen Perry's entschließen könnte.

    Nachdem H. diese beiden umfangreichen Werke vollendet hatte, erhielt er von der Regierung der Vereinigten Staaten den Auftrag, für das neue Capitol in Washington einige Gemälde zu entwerfen, welche Scenen aus dem siegreichen Seekriege der Union gegen die nordafrikanischen Barbareskenstaaten in den Jahren 1801—1805 darstellen sollten. Da er vor der Ausführung Studien an Ort und Stelle vorzunehmen wünschte, begab er sich im Frühjahr 1859 zunächst nach Deutschland. In Berlin wollte er seinen alten Gönner Alexander v. Humboldt besuchen, traf ihn aber auf dem Sterbebette und konnte ihn nur zu Grabe geleiten. Dann fuhr er durch Süddeutschland, die Schweiz und Südfrankreich nach Malta, segelte nach der afrikanischen Küste und ließ sich längere Zeit in Tripolis nieder. Hier zog er umfassende, wenn auch ergebnißlose Erkundigungen über das Schicksal des verschollenen Reisenden Eduard Vogel ein. Nachdem er die nöthigen Skizzen für seine geplanten Gemälde gesammelt hatte, kehrte er durch Italien, das überall die Spuren des österreichisch-französischen Krieges zeigte, nach Deutschland zurück. Als Ergebniß dieser Reise ließ er im folgenden Jahre ein Büchlein mit anmuthigen Schilderungen der landschaftlichen Schönheiten und des Volkslebens in Malta und Tripolitanien unter dem Titel: „Eine Sommerreise nach Tripolis“ (Berlin 1860) erscheinen. In demselben Jahre veröffentlichte er als dritte Frucht seiner japanischen Studien ein einbändiges Werk über: „Japan und seine Bewohner. Geschichtliche Rückblicke und ethnographische Schilderungen von Land und Leuten“ (Leipzig 1860). Dasselbe enthält eine populäre und nicht immer einwandfreie Geschichte der Beziehungen Japans zu den fremden Mächten vom Mittelalter an bis auf die Gegenwart. Die älteren Berichte europäischer Reisender, eines Marco Polo, Pinto, Kämpfer, Thunberg und anderer über Japan werden auszugsweise wiedergegeben. Einen wissenschaftlichen Werth beansprucht das Buch nicht.

    Während H. nach der Rückkehr aus Afrika in Berlin verweilte, erhielt er von der preußischen Regierung die Einladung, sich der von ihr ausgerüsteten Expedition nach Ostasien als Zeichner anzuschließen. Er leistete diesem ehrenvollen Rufe willig Folge, da er glaubte, seinem Vaterlande dadurch einen Dienst zu erweisen. Preußen und die übrigen Zollvereinsstaaten hatten schon längst die Nothwendigkeit einer gemeinsamen diplomatischen Vertretung in den Ländern des fernen Ostens erkannt, da die tractatlosen Mächte in China und Japan in einer sehr unvortheilhaften Lage waren, die bei dem schnell wachsenden Verkehr unhaltbar zu werden drohte. Mit Japan hatten die Seemächte seit 1854, mit China seit 1858 Freundschafts- und Schiffahrtsverträge geschlossen und die Oeffnung mehrerer Häfen für ihren Handelsverkehr durchgesetzt. Da die Deutschen nur eine geduldete Stellung einnahmen und vielen Belästigungen ausgesetzt waren, glaubte die preußische Regierung mit der Anbahnung vertragsmäßiger Beziehungen zu den ostasiatischen Reichen nicht länger zögern zu dürfen. Sie beschloß deshalb, eine Gesandtschaft auszurüsten, deren Zweck es war, von den Regierungen jener Länder ähnliche Zugeständnisse zu erlangen, wie sie die übrigen Seemächte erhalten hatten. An die Spitze der Expedition wurde der Legationsrath Graf Friedrich v. Eulenburg unter Ernennung zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den Höfen von China, Japan und Siam gestellt. Zur Aufnahme der Theilnehmer dienten vier Kriegsfahrzeuge: die Dampfcorvette Arcona, die Segelfregatte Thetis, der Schoner Frauenlob und das Klipperfregattschiff Elbe. Nachdem der Landtag die erforderlichen Mittel bewilligt hatte, traten die Schiffe im Frühjahr 1860 ihre Ausreise um das Cap an. Der Gesandte, in dessen Gefolge sich H. befand, reiste dagegen über Suez und Ceylon und traf erst in Singapore mit dem Geschwader zusammen. H. wurde nun auf der Arcona untergebracht, die ihren Curs zunächst nach Japan richtete. In der Nähe der Liukiu-Inseln hatte sie einen schweren Teifun zu überstehen, der|den Schoner Frauenlob zum Sinken brachte. Am 4. September ging sie auf der Rhede von Yeddo vor Anker. Die japanische Regierung wies dem Gesandten und seinen Begleitern ein Haus in der Stadt an und behandelte sie mit aller Höflichkeit, war jedoch wenig geneigt, irgend welche handelspolitische Zugeständnisse zu machen, so daß erst nach langwierigen Unterhandlungen ein Vertrag zu stande kam, der Preußen die Rechte einer meistbegünstigten Nation gewährte und seinen Schiffen und Unterthanen die Häfen von Nangasaki, Yokohama und Hakodade öffnete. Da H. an den Verhandlungen nicht betheiligt war, benutzte er die fünf Monate des Aufenthaltes in Japan zu zahlreichen Ausflügen in das Innere des Landes und zu eingehendem Studium des Volkslebens. Seiner Instruction gemäß fertigte er zahlreiche Zeichnungen und Photographien merkwürdiger Landschaften, Gebäude und Volkstypen an. Im Februar 1861 verließ die Gesandtschaft Japan und begab sich nach Schanghai, um hier zunächst im allgemeinen die politischen Verhältnisse zu studiren. Da der Gesandte erfuhr, daß die Regierung ihre während des Taipingaufstandes überall zu Tage tretende Schwäche einsah und mit den fremden Mächten in gutem Einvernehmen zu leben wünschte, glaubte er, daß sie zum Abschluß eines Handelsvertrages geneigt sein würde und begab sich deshalb mit seinem Gefolge nach Tientsin. Hier verweilte er vom April bis in den September. H. benutzte die reichliche Muße dieses Aufenthaltes zu Excursionen in die Umgegend. Als amerikanischer Bürger erhielt er zweimal die Erlaubniß, Peking zu besuchen, doch stieß sein lebhafter Wunsch, durch die Mongolei und Sibirien nach Europa zu reisen, auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Als er wieder in Tientsin angelangt war, erfuhr er von den schweren politischen Verwicklungen, welche in den Vereinigten Staaten ausgebrochen waren. Unter diesen Verhältnissen hielt er es für seine Pflicht, in sein Adoptivvaterland zurückzukehren. Er trennte sich deshalb von der Gesandtschaft, fuhr auf einem englischen Schiffe nach Nangasaki, dann über den Stillen Ocean nach S. Francisco und von hier auf beschwerlichen Wegen mit der Ueberlandpost nach St. Louis. Unterwegs stattete er den Mormonen und ihrem Präsidenten Brigham Young in der Salzseestadt einen interessanten Besuch ab. Auf der Weiterfahrt von St. Louis nach New-York bemerkte er überall deutliche Spuren des ausgebrochenen Bürgerkrieges. Nachdem er in New-York nur einen Tag gerastet hatte, stellte er sich der Unionsregierung zur Verfügung, erhielt ein Capitänspatent und wurde der Armee am Potomac als Ingenieur für das Telegraphenwesen zugetheilt. Er nahm an verschiedenen Schlachten theil und geriet am 30. Juni 1862 vor Richmond in die Gefangenschaft der Secessionisten, die ihn hart und schmählich behandelten. Nachdem er am 15. August ausgewechselt worden war, betheiligte er sich sogleich wieder am Kampfe und erlitt am 1. December desselben Jahres eine schwere Verletzung der rechten Schulter, wodurch er dienstunfähig wurde. Um nicht in den überfüllten Militärlazarethen vernachlässigt und mißhandelt zu werden, nahm er seinen Abschied, fuhr nach Deutschland und wurde hier glücklich wiederhergestellt. Im Frühjahr 1863 begab er sich nach Amerika zurück und trat wieder in die Armee der Nordstaaten ein, wo er allmählich bis zum Brigadegeneral emporstieg. Mitten unter dem Kriegslärm fand er noch Muße, ein zweibändiges Werk über seine letzte große Reise auszuarbeiten. Es erschien 1864 in Leipzig unter dem Titel: „Eine Weltreise um die nördliche Hemisphäre in Verbindung mit der ostasiatischen Expedition in den Jahren 1860 und 1861“. Dasselbe enthält keine zusammenhängende Darstellung des Verlaufs der Expedition, um dem amtlichen Berichte über dieselbe nicht vorzugreifen, der von 1864—1873 in Berlin in vier Bänden erschien, auch keine Abbildungen, da solche der Maler Karl Berg im Auftrage der preußischen Regierung in einem großen Tafelwerke: „Ansichten aus Japan, China und Siam“ herausgab. Nach Beendigung des Bürgerkrieges wurde H. zum Consul der Vereinigten Staaten in Paris, später in Liverpool ernannt. Als 1871 durch die Gründung des Deutschen Reiches der innigste Wunsch seines Lebens erfüllt war, zog er sich nach seiner Vaterstadt Dresden zurück und lebte hier in künstlerischer und litterarischer Muhe. Besonders lag es ihm am Herzen, seine zahlreichen, auf seinen verschiedenen Reisen gesammelten japanischen Skizzen zu verwerthen. Mit Hülfe seiner Freunde, der Maler Menno und Bernhard Mühlig, Albrecht Ludwig Schuster und Guido Hammer stellte er deshalb 50 Gemälde her, von denen je 10 Darstellungen aus der Geschichte, der Religion und dem Volksleben der Japaner, Abbildungen japanischer Thiere und Ansichten japanischer Landschaften enthielten. Diese Bilder ließ er in photographischer Reproduction als Prachtwerk größten Formats unter dem Titel: „Japan, Beiträge zur Kenntniß des Landes und seiner Bewohner“ von 1873 bis 1880 in Berlin erscheinen. Mit diesem Werke schloß H. seine litterarische und künstlerische Laufbahn ab. Seine letzten Lebensjahre waren durch mannichfache körperliche Beschwerden getrübt. Am 5. October 1885 starb er in seinem Landhause in der Lößnitz bei Dresden. Außer seinen Büchern hat er noch eine große Zahl von Reisebriefen und anderen Aufsätzen in deutschen und ausländischen Tagesblättern und Zeitschriften veröffentlicht, die aber auf dauernden Werth keinen Anspruch erheben.

  • Autor/in

    , Viktor Hantzsch.,
  • Zitierweise

    Hantzsch, Viktor, " Heine, Wilhelm " in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 135-141 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117513172.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA