Lebensdaten
erwähnt 1588, gestorben 1611 oder 1614
Geburtsort
Gerbstädt bei Eisleben
Sterbeort
Gerbstedt
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119469049 | OGND | VIAF: 237876511
Namensvarianten
  • Husmann, Valentin
  • Haußmann, Valentin
  • Husmann, Valentin
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Haußmann, Valentin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119469049.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Valentin, Organist in Löbejün b. Halle;
    M N. N.;
    N. N.;
    S Valentin, Organist in Löbejün;
    E Valentin, Organist in Alsleben b. Halle.

  • Biographie

    Über H.s Jugend und seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt. 1588-1611 trat er mit zahlreichen Kompositionen an die Öffentlichkeit. Ohne an ein Amt gebunden zu sein oder auch nur eine feste Anstellung anzustreben, reiste er in diesen Jahren durch ganz Deutschland, von Ulm bis Hamburg, von Straßburg bis Königsberg, dedizierte Fürsten und Städten seine gedruckten Werke und schuf an zahlreichen Orten Gelegenheitskompositionen. Eine Anstellung als Organist in seinem Geburtsort Gerbstädt läßt sich nicht nachweisen; sie kann sich allenfalls über eine kurze Zeit erstreckt haben. – Der Schwerpunkt in H.s Schaffen liegt eindeutig im weltlichen Bereich. Zahlreiche Texte seiner deutschen Lieder stellen eigene Übersetzungen oder Umformungen italienischer Vorlagen dar; Melodik, Rhythmik und Form zeigen den italienischen Kanzonettenstil. Ihn hat H. auch durch die Edition von 7 Sammlungen mit Kanzonetten und Villanellen von Marenzio, Vecchi, Gastoldi und Morley, deren Texte er ins Deutsche übersetzt hat, in der Zeit der beginnenden Vorherrschaft der italienischen Musik in Deutschland verbreitet. Als einer der ersten deutschen Komponisten greift er in seinen Instrumentaltänzen Melodien und Rhythmen der polnischen Volksmusik auf. Besondere Bedeutung kommt seinen gelegentlich auch kunstvoller gearbeiteten Pavanen, Galliarden, Intraden und Instrumentalfugen zu, die zu den frühesten Quellen selbständiger Instrumentalmusik zählen und für die Entwicklung der Suite von Bedeutung geworden sind. Weder in seinen Liedern noch in seinen Instrumentalwerken hat H. einen persönlichen Stil entwickelt. Seine Verdienste liegen darin, daß er dem deutschen Musikleben Elemente italienischer und polnischer Musik vermittelt und mit seinen Drucksammlungen in die Breite gewirkt hat.

  • Werke

    17 Slgg. mit 731 Liedern, Tänzen u. Instrumentalstücken;
    1 Slg. mit 21 Motetten;
    2 Messen;
    zahlr. Gelegenheitskompositionen. - Hrsg.: 7 Slgg. ital. Vokalwerke s. MGG (hier auch Neuausgg.).

  • Literatur

    ADB XI;
    Ausgew. Instrumentalwerke, hrsg. v. F. Bölsche, in: DDT 16, 1904;
    R. Velten, Das ältere dt. Gesellschaftslied unter d. Einfluß d. ital. Musik, 1914;
    A. Simon, Poln. Elemente in d. dt. Musik, 1916;
    W. Dürr, Die ital. Canzonette u. d. dt. Lied im Ausgang d. 16. Jh., in: Studi in onore di Lorenzo Bianchi, Bologna 1960;
    M. Ruhnke, in: MGG V, Sp. 1841-45 (W, L).

  • Autor/in

    Martin Ruhnke
  • Zitierweise

    Ruhnke, Martin, "Haußmann, Valentin" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119469049.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Haußmann: Valentin H., zum Unterscheidungszeichen von seinem Vater auch „der Zweyte“ genannt, war ein begabter und sehr fleißiger Komponist. Sein Vater lebte zu Nürnberg und ist bekannt durch den freundschaftlichen Verkehr mit Dr. M. Luther und dem sächsischen Kapellmeister Johann Walther und soll der Verfasser mehrerer Choral-Melodien sein. Wo sein Sohn geboren und wann er geboren ist, wo er seine Erziehung genossen, hat die Zeit völlig verwischt; so bekannt er heute noch als Komponist ist, so wenig kennt man seine Lebensereignisse. Nur aus den Titeln, Vorreden und Dedicationen seiner Druckwerke ist Folgendes zu ermitteln. Seine Ausgaben umfassen die Zeit von 1592 bis 1610, und in den Jahren 1602 bis 1606 entwickelt er eine so erstaunliche Thätigkeit — das Jahr 1604 weist z. B. 8 Druckwerke auf, von denen einzelne bis 44 Tonsätze enthalten — daß man diese Zeit als diejenige seiner größten Kraftentwickelung bezeichnen und den Naturgesetzen gemäß er sich damals zwischen den vierziger und fünfziger Jahren befunden haben muß, so daß er demnach zwischen 1556 bis 1562 geboren sein wird. Ob die Stadt „Gerbstädt“ in der Provinz Sachsen, deren Namen er latinisirt in Gerbipola, seinem eigenen Namen so gern anhängt, seine Vaterstadt, oder er hier nur zu Amt und Ehren gelangt ist, möchte ich zu Gunsten des Ersteren entscheiden, denn er bezeichnet sich von den ersten Drucken ab mit obigem Zusatze. Daß er in Nürnberg sehr gut bekannt war, beweist der Druckort auf seinen Werken, denn vom ersten bis zum letzten Werke — mit Ausnahme einiger Gelegenheitsgesänge, die einst stets von dem Adressaten veröffentlicht wurden — sind sie alle in derselben Officin erschienen, nämlich bis 1594 bei Gerlach in Nürnberg und dann bei dessen Nachfolger Paul Kauffmann. Doch ist uns keine Kunde geworden, ob er je in Nürnberg sich längere Zeit aufgehalten hat, dagegen muß er vor 1597 in Hamburg gelebt haben, da er 1602 an den Domherrn Heinrich von der Asseburg in Magdeburg schreibt, daß, so oft er nach Magdeburg gekommen sei, noch das letzte Mal von Hamburg aus, ist er stets mit großer Gunst um seiner Musica willen empfangen worden. Die früheren Drucke tragen bei der Unterschrift der Dedicationen keinen Ort, erst 1597 zeichnet er zum ersten Male „Gerbstedt“ und bleibt ihm treu wie seinem Verleger in Nürnberg bis zu seinem Tode, der bald nach 1610 erfolgt sein muß. In Gerbstedt soll er Organist und Rathsherr gewesen sein, doch fehlen auch hierüber authentische Nachrichten. Was nun seine zahlreichen Werke betrifft — ich zähle an größeren Liedersammlungen 23, von denen der „Venusgarten“ von 1602 allein schon 50 Lieder und 50 Tänze enthält — so neigte sich seine Muse mehr dem weltlichen heiteren Liede, besonders dem Liebes- und Tanzliede zu, als dem Kirchengesange, und ist er der eigentliche|Vermittler zwischen der italienischen Canzonette und dem deutschen Liede. Von Jener nahm er die Grazie und vollendete Ausdrucksweise und verband sie mit der deutschen Innigkeit und Herzigkeit und erreichte dadurch in diesem Genre eine Vollendung, wie wir sie weder vor noch nach ihm bei irgend einem Komponisten wieder antreffen. Wir dürfen aber hierbei nicht übersehen, daß er dadurch an Tiefe allerdings verlor und einen Haßler in seinen Liebesliedern nie erreicht, vielweniger übertroffen hat. Wie sehr er aber mit seinen Schöpfungen dem Geschmacke seiner Zeit entgegen kam, sehen wir aus den verschiedenen Auflagen seiner oft recht umfangreichen Sammlungen, die binnen wenigen Jahren drei bis vier Ausgaben erlebten. Gegen das Ende seines Lebens hat er uns noch mit seinen italienischen Vorbildern bekannt gemacht und im J. 1606 Luca Marenzio's Villanellen, Orazio Vecchi's Canzonetten, 1607 Gastoldi's Tricinia und 1609 noch die Ballette von dem Engländer Thomas Morley, mit deutschen Texten versehen und darnach eingerichtet, herausgegeben. Noch sei erwähnt, daß sich H. auf einige seiner ersten Drucke, besonders auf den in Königsberg erschienenen Gelegenheitsgesängen statt Haußmann „Husmann“ nennt. Seine Druckwerke finden sich besonders zahlreich in den Bibliotheken zu Berlin, Liegnitz und Hamburg vertreten.

  • Autor/in

    R. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Haußmann, Valentin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 112-113 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119469049.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA