Genealogie

V →Ludwig (1836–1910), Musikschriftsteller;
M Louise, T d. →Julius v. Kirchmann (1802–84), preuß. Appellationsgerichtspräs., Mitgl. d. Abgeordnetenhauses u. d. Reichstags (s. ADB 51), u. d. Henriette Busse;
⚭ Anna Busch;
1 T.

Biographie

H. begann seine berufliche Laufbahn als Offizier, studierte dann aber in Berlin (TH) und Heidelberg und war viele Jahre in der Industrie als Ingenieur tätig. Im 1. Weltkrieg war er zunächst als Hauptmann Frontoffizier und wurde dann seiner technischen Kenntnisse wegen zu wichtigen Arbeiten im Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt herangezogen. Die Erfahrung, daß der Ingenieur in dem damaligen Heer nicht das Ansehen genoß, das er auf Grund seiner Ausbildung und Kenntnisse zu beanspruchen hatte, veranlaßte ihn nach dem Kriege, sich gänzlich auf die technisch-publizistische Tätigkeit einzustellen. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ in Berlin gewann ihn als redaktionellen Mitarbeiter, dem sie die technischen Beilagen „Kraft und Stoff“ und „Weltverkehr“ anvertraute und deren übrige Abteilungen er mit Kommentaren und technischen Beiträgen belieferte, so wie es das Tagesgeschehen erforderte. Es war sein Verdienst, wenn diese Zeitung gerade der Beachtung der Technik und der angewandten Naturwissenschaften wegen ein hohes Ansehen in weiten Kreisen erwerben konnte. Er hat es auch verstanden, fachlich und allgemein gebildete, federgewandte Mitarbeiter heranzuziehen. Es bedrückte ihn aber, daß viele andere deutsche Tageszeitungen die Technik ungenügend beachteten und oft unrichtige Darstellungen brachten, die ihrem Ansehen und dem der Technik schadeten. Daher regte er die Gründung der Technisch-Literarischen Gesellschaft (TELI) an, die er zusammen mit anerkannten technischen Publizisten verwirklichte (Berlin 1929). Diese Gesellschaft wurde eine Arbeitsgemeinschaft zwischen der deutschen Industrie, den wissenschaftlichen Forschungsstätten, den technischen Verwaltungen im Staat und in den Gemeinden sowie den Redakteuren und Mitarbeitern von Tageszeitungen, denen sich später auch Angehörige der Fachpresse zugesellten. Ihre Aufgabe war es, den von Ingenieuren und Wissenschaftlern vermittelten Stoff in einwandfreier Weise so zu formen, daß er Nichtfachleuten verständlich wurde. H.s Verdienst ist es, weiten Kreisen Anregungen zum Verständnis der Technik gegeben zu haben. Die Siegfried-Hartmann-Denkmünze wird bewährten Technikpublizisten als Anerkennung für ihre Leistungen verliehen.

Werke

u. a. Techn.-naturwiss. Plauderei, 1908;
Eine Stunde Physik, 1922;
Unsere Technik, 1926;
Technik u. Staat v. Babylon bis heute, 1929.

Literatur

Rdsch. techn. Arb. 38 v. 18.9.1935, S. 6;
Zs. d. VDI 79, 1935, S. 1287;
Zs. f. angew. Chemie 48, II, 1935, S. 604;
Elektrotechn. Zs. 56, 1935, S. 1083;
VDI-Nachrr. 15, Nr. 38, 1935, S. 6;
Rhdb. (P)

Autor/in

Zitierweise

Möbus, Willy, "Hartmann, Siegfried" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 5 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124655009.html#ndbcontent