Lebensdaten
1670 – 1731
Geburtsort
Stegeborg (Östergötland
Sterbeort
Zweibrücken
Beruf/Funktion
Herzog von Pfalz-Zweibrücken
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 10211109X | OGND | VIAF: 49607317
Namensvarianten
  • Gustav Samuel Leopold
  • Gustav Samuel Leopold, Kleeburg, Herzog
  • Gustav Samuel Leopold, Pfalzgrafschaft bei Rhein, Pfalzgraf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gustav Samuel Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10211109X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf Johann I. (1629–89), Pfalzgf. zu Zweibrücken-Kleeburg, schwed. Reichsmarschall, S d. Pfalzgf. Johann Kasimir zu Zweibrücken-Kleeburg (1589–1652) u. d. Katharina (1584–1638, T d. Kg. Karl IX. v. Schweden, 1611);
    M Elsa Elisabeth (1632–89), Wwe d. Erik Axelsson Gf. Oxenstierna ( 1656), schwed. Reichskanzler, T d. schwed. Reichsrats u. Gen. Nils Abrahamsson Gf. Brahe zu Visingsborg (* 1604, 1632 b. Lützen) u. d. Anna Marg. Svantesdotter Freiin Bielke;
    B Adolf Johann II. (1666–1701), Pfalzgf. zu Zweibrücken-Kleeburg;
    Schw Katharina (1661–1720, 1696 Christof Gf. Gyllenstierna zu Ericsberg, 1647–1705, Oberstatthalter v. Stockholm), Maria Elis. Luise (1663–1748), Stiftsdame in Herford u., nach Konversion (1700), in Maubuisson ( 1703, 1704 Chrstn. Gottlob v. Gersdorff, 1674–1742, kursächs. Oberrechnungsrat);
    - 1) Straßburg 1707 ( 1723) Dorothea (1658–1723, luth.). T d. Pfalzgf. Leopold Ludwig zu Veldenz (1625–94) u. d. Agathe Christine Gfn. v. Hanau-Lichtenberg (1632–81), 2) Hansweiler-Gustavsburg 10.10.1722/Zweibrücken 13.5.1723 Luisa Dorothea Gfn. (seit 1724) v. Hoffmann (1700–45. luth., seit 1722 kath.), T d. nassau-saarbrück. Stallmeisters, schließlich pfalz-zweibrück. GR u. Oberhofmeisters Johann Heinrich v. (seit 1715/21) H. (1669–1738/42) u. d. Anna (1683–1753, ref., T d. David Schock [Chocq], Kaufm. [Metzger?] in Metz); kinderlos;
    N 2. Grades Kg. Karl XII. v. Schweden ( 1718).

  • Biographie

    Zusammen mit seinem zehnjährigen Bruder Adolf Johann wird der erst sechsjährige G. an der Universität Altdorf immatrikuliert, kommt 1678 nach Regensburg, wo der Vater am Reichstag wegen der Herrschaft Rixingen prozessiert, drei Jahre später zurück in die schwedische Heimat und schließlich zur Vollendung seiner höfischen Ausbildung in den Haag. Nach dem Tod der Eltern teilt er sich 1689 mit Adolf Johann in das Kleeburger Deputat des Vaters und macht als Oberstleutnant bei den schwedischen Hilfstruppen in Belgien den Pfälzer Erbfolgekrieg gegen Frankreich mit – die Herzogin von Orléans wird sich dort später wenig freundlich über den langweiligen und verdrießlichen Vetter äußern, er sei „ein wunderlicher kopff, ein schlechter potentat, undt woll der unahngenehmste mensch in allem“! Nachdem der Vater bereits 1681 versucht hat, mit Hilfe Frankreichs und des Papstes, dem religionspolitische Zusicherungen gemacht wurden, seinem Neffen König Karl XI. von Schweden Zweibrücken abzujagen, entschließt sich G. 1696 in Rom zur Konversion, wobei er als dritten Vornamen den seines kaiserlichen Firmpaten Leopold I. annimmt. Die finanziellen Erträgnisse des Schrittes sind gering, Karl XII. von Schweden entfremdet er sich dadurch vollends, und auch die geistliche Laufbahn – 1699 wird er durch den Bischof von Raab Herzog Christian August von Sachsen-Zeitz die niederen Weihen empfangen – wird erfolglos abgebrochen, da sich Aussichten auf ein Kanonikat in Köln zerschlagen. Unter Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden tut er am Rhein wieder Soldatendienst, unter Prinz Eugen beteiligt er sich am Türkenkrieg in Ungarn. Da auch der Tod des Bruders die Kleeburger Apanage nicht zu einer wirklich standesgemäßen Existenzgrundlage zu machen vermag – auch mit einer seit 1700 gezahlten französischen Pension von 6000 Livres jährlich nicht – kommt es 1707 zu der seit 1701 gesuchten Geldehe mit der zwölf Jahre älteren und lutherischen Tochter und Allodialerbin des letzten Pfalzgrafen von Veldenz, einer Kusine zweiten Grades, für die G. in Rom jahrelang vergeblich um die nachträgliche kirchliche Dispens einkommt. In Straßburg wartet er, bis ihm der Tod Karls XII. 1718 die Nachfolge im Herzogtum Zweibrücken verschafft, das damit aus der Rolle eines Nebenlandes wieder in Licht und Schatten eines absolutistischen Fürstenhofes gerät. Auf religiösen Ausgleich bedacht, mit dem Ziel völliger Gleichberechtigung der drei Konfessionen, restituiert G. die Reformierten sofort in die vor der Schwedenzeit innegehabten Rechte, stellt vor allem das reformierte Oberkonsistorium wieder her und reorganisiert die geistliche Güteradministration, und begünstigt andrerseits als Konvertit in voreiliger und unkluger Weise die Katholiken, im Sinne der eigentlich auf Zweibrücken gar nicht anwendbaren Religionsklausel zu Artikel IV des Rijswijker Friedens, ohne darum den Lutheranern mehr als ihre bisherige Monopolstellung zu nehmen. Trotzdem kommt es natürlich zu konfessionellen Streitigkeiten und weiterhin auch zu Auseinandersetzungen mit den Städten, die Restbestände ständischer Freiheiten verteidigen. Dabei fehlt es G.s Regierung auch sonst nicht an Elementen des aufgeklärten Absolutismus. So wurde er durch die Berufung des älteren Crollius zum Neugründer des Zweibrücker Gymnasium Illustre. Neben Karl II. August ist er jedoch vor allem als der große Bauherr unter den Zweibrücker Herzögen lebendig geblieben, obwohl die „Baumanie“ beider die Staatsfinanzen schwer belastete. Durch Jonas Eriksson Sundahl, Jean François Duchesnois und den Gartenarchitekten Jean Clausse erhielt Zweibrücken selbst sein „Versailles“, im Land draußen entstanden Jagd- und Lustschlößchen (Hansweiler-Gustavsburg, Louisenthal-Gutenbrunnen, Umbau von Pettersheim, Vollendung von Tschifflik), und die alten zerstörten und verfallenen Schlösser in Meisenheim und Bergzabern wurden wiederaufgebaut und instandgesetzt. Von sich reden gemacht hat G. noch mehr durch seine Mätresse Luisa Dorothea Hoffmann, eine hübsche, frühreife Person, von durchaus unebenbürtiger Herkunft und recht zweifelhaftem Vorleben – Liäson und Konversion, geheime Eheschließung bei Fortbestehen der kirchlich nicht legalisierten ersten Ehe, deren Annullierung durch Bischof Du Cambout von Metz im Einverständnis mit Papst Innozenz XIII. kurz vor dem Tod der Veldenzerin und Veröffentlichung der zweiten Ehe, beziehungsweise offizielle Eheschließung mit der Hoffmann, die zu Sturz und Verfolgung des bisher allmächtigen Premierministers und Oberkonsistorialpräsidenten Philipp Friedrich von Schorrenburg und seiner Familie führt und einen Rattenschwanz von G. um mehr als ein Jahrzehnt überlobenden Prozessen hinter sich herzieht. Kinder bekommt er auch aus dieser Verbindung nicht, zur unverhohlenen Freude der benachbarten lutherischen Birkenfelder Vettern und Erben, die seit Jahren jeden seiner Schritte belauern. Ihnen zum Tort, unter dem Einfluß der intriganten und temperamentvollen Hoffmann, die den schnell alternden und unter dem Einfluß des Alkohols früh kränkelnden Skrupulanten bald vollkommen beherrscht, wie allerdings auch im Sinne seiner Kirche, aber gegen das Testament Herzog Wolfgangs von 1568, das „Grund-Gesetz des Pfälzer Hauses“, versucht G., die Nachfolge den katholischen Kurpfälzern zuzuwenden, die sich auf das Primogeniturrecht berufen können, den Vetter schon vor 1718/19 hofiert haben und seine morganatische Gemahlin nun noch mehr umwerben. Mit unter dem Vorwand eines angeblich auf ihn verübten Attentats fordert er 1724 pfälzische Truppen an, die freilich auf Vorstellungen Birkenfelds beim Kaiser und militärische Demonstrationen Frankreichs hin schon im folgenden Jahr wieder abgezogen werden müssen. Dafür ordnet Karl VI. 1727 für den Erledigungsfall Sequestration durch Kurmainz und Hessen-Darmstadt an, die letzteres zusammen mit Fulda nach G.s Tod dann auch durchgeführt hat, bis sich Christian III. von Birkenfeld und Kurfürst Karl Philipp im Mannheimer Sukzessionsvertrag von 1733 nicht nur über Christians Nachfolge in Zweibrücken einigten, sondern auch über das seit 1694 strittige Veldenzer Erbe verglichen. Die Rechtshändel mit den Freiherren von Schorrenburg dauerten dagegen bis 1739, die mit der Gräfin Hoffmann, der der Reichshofrat bereits 1734 die Führung des Pfalzgrafentitels untersagte, sogar bis 1744 an.

  • Literatur

    ADB X;
    Documentirte Facti Species, in welcher … d. Nichtigkeit d. v. d. Herrn Hertzog Gustav Samuel Leopold zu Pfaltz-Zweybrücken mit d. Hoffmännischen Tochter … eingegangenen Matrimonii … durch unwiederlegliche Gründe behauptet u. bestärcket wird, o. O. 1739;
    H. Bachmann, Pfalz Zweibrük. Staats-Recht, Tübingen 1784;
    J. St. Pütter, Ueber Mißheirathen Teutsoher Fürsten u. Grafen, Göttingen 1796, S. 263-67;
    G. Ch. Joannis, Kal.arbb., die Gesch. d. Hzgt. Zweybrücken betr., 1825, S. 187-202;
    L. Häusser, Gesch. d. rhein. Pfalz … II, 1845, S. 890 f.;
    L. Molitor, Das Hzg.schloß in Zweibrücken, 1861, ed. A. Becker, 1926;
    ders., Vollst. Gesch. d. ehemals pfalz-bayer. Residenzstadt Zweibrücken …, 1885, S. 390-411;
    F. Schmidt, Gesch. d. Erziehung d. Pfälz. Wittelsbacher, = Monumenta Germaniae Paedagogica XIX, 1899, S. CIV;
    O. Bezzel, Ein Attentat auf Pfalzgf. G. S. L., Hzg. v. Zweibrücken, s. Ursachen u. Wirkungen, in: Pfälz. Mus. 40, = Pfälz. Heimatkde. 19, 1923, S. 64-67;
    K. Baumann, Hzg. G. v. Zweibrücken, in: Aus heimatl. Gauen VII, 37, 1931, S. 1-5;
    ders., Eine nächtl. Episode im Zweibrücker Schloß, ebd. VIII, 2, 1932, S. 1 ff.;
    ders., Die Lebensgesch. d. Luise Dorothea Hoffmann aus Saarbrücken (1700–45), in: Saarbrücker Hh. 15, 1962, S. 50-63 (P);
    C. Pöhlmann, Das ehem. Hzg.-schloß in Zweibrücken, 1941;
    K. Lohmeyer u. J. Dahl, Das barocke Zweibrücken u. s. Meister, ²1957 (P);
    R. K. Tröß, Hzg. u. Pfalzgf. G. S. L. v. Zweibrücken, in: Zweibrücker Mhh. 2, H. 3, 1955, S. 7 f. (P);
    Zedler 35 (Art. Schorrenburg) u. 64, Sp. 1277-1312.

  • Porträts

    2 Silbermedaillen (eine vergoldet), 1676 (mit B) (München, Staatl. Münzslg.), Abb. b. J. D. Köhler, Hist. Münz-Belustigung IV, Nürnberg 1732, S. 177, u. G. A. Will, Nürnberg. Münz-Belustigungen III, Altdorf 1766, S. 81;
    Ölgem. v. H. Millot (auch v. L. v. Hoffmann), um 1721/22, u. P. Gaudreau, um 1730/31, u. Kupf. v. F. N. Haldenwanger, 1721 (München, Bayer. Staatsgem.-slgg., u. Heidelberg, Kurpfälz. Mus.), Abb. b. K. Lohmeyer u. J. Dahl, Das barocke Zweibrücken u. s. Meister, 1955, S. 97, 152 d, 199 (Medaille);
    K. Baumann, Das Hzgt. Pfalz-Zweibrücken, Umrisse e. Landesgesch., in: Saarheimat 4, H. 10/11, 1960, S. 46;
    J. Dahl, Zweibrücker Barock-Gem. werden umbestimmt …, ebd. 6, H. 3, 1962, S. 22 f.;
    W. Medding, Pfälzer Fürstenporträts in d. Bayer. Staatsgem.slgg., in: Pfälzer Heimat 12, 1961, S. 14 f.;
    ders., Der Mannheimer Hofmaler Pierre Gaudreau u. s. Werk, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 60, 1962, Abb. 13, vgl. S. 114 f.;
    vgl. Singer 13877 f.

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Gustav Samuel Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 334-336 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10211109X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gustav Samuel Leopold, ein jüngerer Sohn des Pfalzgrafen Adolph Johann zu Kleeburg von Gräfin Elsa Elisabeth Brahe und Neffe König Karls X. Gustav von Schweden, kam in Stegeborg (Schweden) am 12. April 1670 zur Welt. Am 24. October 1689 folgte er seinem Vater im Kleeburger Deputate und 1691 focht er in holländischen Diensten in den Niederlanden. Mit der Noth kämpfend, suchte er bei der katholischen Kirche Stütze und Unterhalt und trat in Rom am 8. October 1696 zu derselben über. 1697 nahm er unter Prinz Eugen Dienste gegen die Türken; trotz aller Hoffnungen besserten sich seine Finanzen nicht, bis er nach dem Tode seines königlichen Vetters Karl XII. am 11. December 1718 Herzog von Zweibrücken wurde. Am 10. Juli 1707 hatte er, um pecuniärer Vortheile wegen, die fast 50jährige Prinzessin Dorothea von Pfalz-Veldenz geheirathet, die Ehe war schon wegen des entschiedenen religiösen Gegensatzes beider Contrahenten äußerst unglücklich, blieb unfruchtbar und wurde unter dem Vorwande zu naher Verwandtschaft am 12. April 1723 vom Papste für ungiltig erklärt sowie am 23. April 1723 getrennt, worauf G. am 13. Mai 1723 eine morganatische Verbindung mit seiner Maitresse Louise Dorothea von Hoffmann einging. Gustav's Subsistenzmittel waren bisher 4000 Thlr. Pension von Frankreich gewesen, jetzt besserte sich endlich die Lage; am 5. Januar 1719 ließ er sich in Zweibrücken huldigen, im Mai verschrieb ihm der Regent Orléans 50000 Thlr. G. hob das Gymnasium außerordentlich, war den Religionen freundlich, sorgte für des Landes Wohl und führte große Bauten auf, trotzdem war sein Charakter nichts weniger als empfehlenswerth und wurde bitter von der berühmten Herzogin von Orleans gezeichnet. Die Birkenfelder Linie belauerte jeden seiner Schritte, da sie seine lachende Erbin war, während er sich mehr zu Kurpfalz hinneigte. G. starb in Zweibrücken am 17. Septbr. 1731 und ruht daselbst. Sofort nach dem Ableben ließ der Kaiser durch Kurmainz und Darmstadt das Land sequestriren, am 23. Decbr. 1733 fiel es den Birkenfeldern zu.

    • Literatur

      Moser, Patriotisches Archiv für Deutschland, Bd. VI, Mannheim und Leipzig 1787. Räß, Die Convertiten seit der Reformation, Freiburg 1868,|Bd. VIII. Lehmann, Vollständige Geschichte des Herzogthums Zweibrücken und seiner Fürsten, München 1867. Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz, Heidelberg 1845.

  • Autor/in

    Kleinschmidt.
  • Zitierweise

    Kleinschmidt, Arthur, "Gustav Samuel Leopold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 188-189 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10211109X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA