Dates of Life
um 1490 – nach 1521
Place of birth
Goldberg (Schlesien)
Occupation
Humanist
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 124315569 | OGND | VIAF: 28001608
Alternate Names
  • Gürtler, Fabius
  • Gortler, Fabian
  • Gortler, Fabius
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Quellen(nachweise)

Relations

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Citation

Gürtler, Fabian, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124315569.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Jakob ( 1517), Ratmann 1500 u. 1507, Bgm. v. G. 1509 u. 1514;
    5 B, u. a. Hieronymus G. v. Wildenberg (1464/65-1558), humanist. Grammatiker, Schöpfer d. im 16. Jh. berühmten Goldberger Schule u. Vorgänger Valentin Trotzendorfs, später Stadtphysikus in Thorn, Vf. viel gebrauchter Schulbücher (s. L).

  • Biographical Presentation

    Der unter seinem Bruder Hieronymus ausgebildete G. bezog 1507 die Universität Frankfurt/Oder, wo er zu Ulrich von Hutten in enge Beziehung kam. Dessen „Nemo“ verhalf er, seit 1509 auch mit Mutian gut bekannt, 1510 in Erfurt zur ersten Drucklegung. Sommer 1508 studierte der hochbegabte G. zu Wittenberg und sah dort Ende 1510, aus Wien zurückgekehrt, Hutten wieder, als dessen Familiaris er zu Crotus Rubianus und den Stiftsherren nach Fulda reiste. 1513 befanden sich Hutten und G. in Italien, wo dieser einige Jahre später den medizinischen Doktor erworben haben dürfte. Anfangs 1518 behandelte der in der Art des Paracelsus unter dem Namen doctor medicinae Zonarius praktizierende G. den kranken Kanonikus Lorenz Beheim zu Bamberg und wurde von diesem an seinen Freund Pirckheimer zu Nürnberg nicht nur seiner Rezeptur wegen, sondern auch als in Art und Stil der „Epistolae obscurorum virorum“ schriftstellernder Reuchlinist warm empfohlen. Bei Pirckheimer in Nürnberg, im „allgemeinen Asyl der Poeten“, hat G. dann öfters geweilt und seine satirische Produktion, in der er mit Pirckheimer gleichging, fortgesetzt. Spätherbst 1519 entstand in diesem Kreis die unter dem Pseudonym Joannes Franciscus Cottalambergius Poeta Laureatus“ März 1520 zu Erfurt erstmals gedruckte, mit bedeutendste Satire des deutschen Humanismus, der im Komödienstil gehaltene, in Prosa geschriebene und auf völlig freier Bühne spielende „Eccius dedolatus“, in dem der dem Humanismus untreu gewordene Eck einer drastischen Heilkur unterzogen ward. In der Satire ließ Eck mit Hexenpost aus Leipzig einen Chirurgen holen, der ihn mit Prügel abhobelte, dann nacheinander scherte, purgierte und operierte – bis in Einzelheiten eine medizinische Anamnese, die neben dem homo litteratus den Fachmediziner zur Voraussetzung hatte. Als ihr Verfasser, dem Inhalt nach ein besonders durchgebildeter Humanist, dessen Werkchen unverkennbar engen motivlichen, technischen und stilistischen Anschluß an Aristophanes als Vorbild verrät, muß G. angenommen werden. Herbst 1520 weilte er in Basel, und die Offizin Froben legte dort die Satire ebenfalls auf. Etwa Spätherbst 1520 wurde der „Eckhobler“ mit seinen „Pamphleten“ aus der Stadt Basel vertrieben und begab sich nach dem freieren Straßburg. Seit dem Jahre 1521 fehlt jede weitere Nachricht über G.

    Seit etwa 1750 war, eigentlich ohne stichhaltige Argumente, die Verfasserschaft des „zurecht gehobelten Eck“ W. Pirckheimer, der sie zeitlebens bestritten hatte, zugeschrieben worden. A. Jung war der erste, der 1830 gegen dessen Autorschaft Stellung nahm; S. Szamatólski sprach 1891 die Satire ebenfalls Pirckheimer ab. Merkers schwacher Versuch von 1923, sie dem Straßburger Gerbel zuzusprechen, brach trotz Kalkoffs Zustimmung ebenso wie E. Reickes und O. Clemens späterer Einsatz für Pirckheimer als Autor schnell zusammen. H. Rupprich hat 1931 und öfters (abgesehen von dem gar nicht nötigen Spiel der anagrammatischen Auflösung des Pseudonyms) unwiderlegt und überzeugend G. als Verfasser der entwicklungsgeschichtlich innerhalb der satirischen Literatur des 16. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachfolge der Epistolae obscurorum virorum und Huttens stehenden, die Form des Dialogs fast zur Komödie erweiternden und starke satirisch-ästhetische Wirkung auslösenden „humanistischen (nicht reformatorischen) Streitschrift“ erwiesen.

  • Works

    Eccius dedolatus autore Ioanne francisco Cottalambergio, Poeta Laureato, Erfurt (Matth. Maler) 1520, weitere zeitgen. Drucke b. Böcking u. Rupprich (s. L), Neudruck in: Hutteni Opera (s. L), S. Szamatólski, 1891, A. E. Berger (s. L) u. a.;
    dt. Übertragung v. R. Hagen, in: Mitt. d. Ver. f. d. Gesch. d. Stadt Nürnberg, 4. H., 1882, S. 175-206.

  • Literature

    A. Jung, Btrr. z. Gesch. d. Ref. II, 1, 1830, S. 255 ff.;
    Hutteni Opera, ed. E. Böcking, I, 1859, S. 20, 27, 55, 163, IV, 1860, S. 516 (Textabdr. S. 517-43);
    ders., Die Anfänge d. Univ. Frankfurt/O. u. d. Entwicklung d. wiss. Lebens an d. Hochschule, 1900, S. 107 u. ö.;
    W. Süß, Aristophanes u. d. Nachwelt, 1911, S. 25-27;
    P. Merker, Der Vf. d. Eccius dedolatus u. a. Ref.dialoge …, 1923;
    P. Kalkoff, Humanismus u. Ref. in Erfurt, 1926, S. 42;
    W. Friedensburg, UB d. Univ. Wittenberg I, 1926, S. 61;
    H. Rupprich, Der Eckius dedolatus u. s. Vf., 1931;
    ders., Dt. Lit. im Za. d. Humanismus, in: DVjS, 1939, S. 124 f.;
    E. Schröder, in: Anz. f. dt. Altertum u. dt. Lit., 1931, S. 89;
    A. E. Berger, Eckius dedolatus (Textausg.), in: Dt. Lit. R. 9, Ref. 2, ²1931, S. 47 f.;
    O. Clemen, in: Archiv f. Ref.Gesch. 29, 1932. - Zu B Hieronymus G. v. W:
    ADB 42 (unter Wildenberg);
    G. Bauch, H. G. v. W., der Begründer d. Goldberger Particularschule, in: Zs. d. Ver. f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens 29, 1895, S. 159 ff.;
    ders., Valentin Trotzendorf u. d. Goldberger Schule, 1921, S. 10 f.

  • Author

    Heinrich Grimm
  • Citation

    Grimm, Heinrich, "Gürtler, Fabian" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 286-287 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124315569.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA