Lebensdaten
um 1582 – um 1652
Geburtsort
Paderborn
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11891152X | OGND | VIAF: 42636599
Namensvarianten
  • Groninger, Gerhard
  • Grönier, Gerhard
  • Gröninger, Gerhard
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Zitierweise

Gröninger, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11891152X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gerhard (wahrsch. identisch mit Gerd v. Groningen) ( vor 1604, ev.), 1578 Bürger in P.;
    M Angela Harbrink;
    B Heinrich (um 1565–1631), Bildhauer in P., führender Meister d. Manierismus in Westfalen, zu s. großartigsten Werken zählen d. Apostelstatuen (1608–09) u. d. Monument d. Bischofs Dietrich v. Fürstenberg (1618 ff.) im Dom zu P. (s. L);
    - 1) Paderborn N. N. ( vor 1609), 2) Münster um 1609 Anna ( n. 1614), 3) Münster um 1619 Gertrud, beide T d. Bildhauers Hans Lacke ( 1620) in M. (s. ThB);
    8 K, vermutl. aus 1) Johann (erw. 1631-36), Bildhauer in M.;
    Ur-Groß-N Joh. Mauritz (s. 2).

  • Biographie

    G. erlernte das Bildhauerhandwerk bei seinem Bruder Heinrich in Paderborn und ließ sich nach seiner Wanderschaft, die ihn vermutlich in die Niederlande führte, 1609 als Bürger in Münster nieder, wo er als Schwiegersohn in die Werkstatt des angesehenen Bildhauers Hans Lacke eintrat. Die ersten Arbeiten, die G. in Münster ausführte, waren kleinerer Art. Sehr bald hatte sich sein künstlerischer Ruf so gefestigt, daß er Aufträge zu großen Altarwerken und Skulpturen erhielt.

    G.s Stil ist aus der italienisch-niederländischen Tradition erwachsen. Der klare architektonische Aufbau seiner Arbeiten verrät die Kenntnis italienischer Renaissance, wie sie durch die niederländischen Stichvorlagen verbreitet wurde. Im Figürlichen findet man Anlehnungen an Stiche des Cornelis Cort und Philipp Galle (nach Gemälden von Salviati und Stradanus), Übereinstimmungen mit Stichen des Hendrik Goltzius, Lucas von Leyden, Aegid Sadeler und dem graphischen Werk von Dürer. Von den frühen Werken bis zu den monumentalen der Reifezeit ist ein stetiger Fortschritt zu klassischer Ausgeglichenheit und harmonischer Linienführung festzustellen. Das ihm bisher zugeschriebene Aschebrock-Epitaph im Dom, das nach Geisbergs Feststellung vor 1609 begonnen und wohl auch vollendet wurde, weicht mit seiner kühnen Übersteigerung in Gebärde und Ausdruck so stark von dieser Art ab, daß es eher dem älteren Bruder Heinrich zuzuschreiben ist, der einen großartigen Manierismus vertritt. – Um 1635 geht die bedeutendste Schaffensperiode G.s zu Ende. Trotz der großen Aufträge war er immer mehr in Schulden geraten, so daß es 1636 zum Konkurs kam. Zudem war die Spannung zu seinen Gildegenossen und dem Rat der Stadt durch sein aufbrausendes Temperament und seinen hochfahrenden Künstlerstolz immer größer geworden. Als er 1639 mit seiner Familie die Stadt verlassen mußte und nach Rheine zog, geschah nichts, um ihn, der zweifellos der tüchtigste Bildhauer in Münster war, zurückzuhalten. – Von Arbeiten, die er in Rheine geschaffen hat, wissen wir nichts. In späteren Jahren ist er nach Münster zurückgekehrt. Aus dieser letzten Zeit sind uns nur wenige schlichte Epitaphien bekannt, auf denen er die schöne Ecce-Homo-Gruppe des Stephanusaltars wiederholt. – Die Bedeutung G.s liegt in der Überwindung des ekstatischen Manierismus seines Bruders Heinrich zu beruhigter, klassisch beeinflußter Form. Mit seinen Werken kommt der Frühbarock in Westfalen zum Durchbruch.

  • Werke

    Hochaltar, 1619-22 (Münster, Westchor d. Doms);
    Epitaph Meinertz, 1625 (Altenberge, Hauptrelief mit Taufe Christi erhalten);
    Stephanusaltar mit Letmathe-Epitaph, 1625-30 (Münster, Dom);
    Kreuzigungsaltar f. Westbevern, 1631 (ebd.);
    Hochaltar d. Alten Doms in Münster, 1634-35 (Teile davon in Seppenrade). - Zuschreibungen: Epitaph Westerholt ( 1609) (Münster, Dom);
    Mauritiusstatue, 1613, (ebd.);
    Epitaph Huchtebrock ( 1615) (ebd.);
    Blasiusaltar mit Plettenberg-Epitaph, 1619 (ebd.);
    Kreuzigungsaltar, um 1625 (Altenberge);
    Kalvarienberg, um 1630 (Münster, Mauritzkirche);
    Christus an d. Geißelsäule, um 1630 (Köln, Schnütgen-Mus.);
    Epitaphien Kümmel u. Hensen, Spätwerke (Münster, Überwasserkirche); Zuschreibungen v. Fuchs, 1962 (s. L z. Gesamtfam.):
    Grabmal Ottilie v. Fürstenberg, 1621 (Oelinghausen);
    Kapuzineraltar, um 1625 (Paderborn, Dom);
    Epitaph Orsbeck, um 1626 (ebd.);
    Taufschranke, 1629 (ebd.).

  • Literatur

    (auch f. B Heinrich) E. Franke, H. G., der Bildhauer z. Z. d. Gegenref. in Paderborn, in: Westfäl. Zs. 90II, 1934, S. 1-69;
    H. Rickmann, Btrr. zu d. Werken d. Bildhauers G. G., Das Architektonische in s. Altären u. Epitaphien u. d. Benutzung v. Vorlagen f. figürl. Szenen, Diss. Münster 1963 (1958);
    K. J. Schmitz, Zum restaurierten Epitaph d. Dietrich v. Fürstenberg im Paderborner Dom, in: Alte u. Neue Kunst im Erzbistum Paderborn 13, 1963, S. 34-45; W. Honselmann, Zur älteren Gesch. d. Bildhauerfam. G. in Paderborn u. Münster, in: Westfäl. Zs. 115, 1965, S. 437-57; s. a. L z. Gesamtfam.

  • Autor/in

    Margarete Pieper-Lippe
  • Zitierweise

    Pieper-Lippe, Margarete, "Gröninger, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 116 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11891152X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA