Lebensdaten
1692 – 1766
Geburtsort
Burglengenfeld (Oberpfalz)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118533355 | OGND | VIAF: 54939787
Namensvarianten
  • Fischer, Johann Michael

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Zitierweise

Fischer, Johann Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118533355.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Oberpfälzer Handwerkerfam.;
    V Joh. Michael (1661–1743), Stadtmaurermeister u. Ratsherr in B., S d. Rotgerbers Joh. in Nabburg;
    M Elisabeth (* 1670), T d. Schneiders u. Ratsherrn Frdr. Grassenhilier in B.; 9 Geschw., u. a. Joh. Andr. (1704–63), hzgl. Maurermeister in Ingolstadt;
    München 1725 Maria Regina (1702–82), T d. Joh. Mayr (1677–1731), Stadtmaurermeister in M., u. d. Maria Wörner (Wwe d. Martin Gunetzrhainer [ 1699], Stadtmaurermeister in M.); Schwäger Joh. Bapt. (1692–1763) u. Ignaz Anton Gunetzrhainer (1698–1764), wurden Hauptmeister d. Münchner Baukunst (beide s. ThB);
    9 S, 8 T, 1 K unbek. Geschl.

  • Biographie

    F., dessen Grabstein an der Münchner Frauenkirche von einem fruchtbaren Lebenswerk kündet, „er hat durch sein kunsterfahrne und unermüdte hand 32 gotteshäuser 23 clöster nebst sehr vielen anderen palästen … erbauet“, gehört zu den Großmeistern altbayerischen Baukunst in der Blütezeit des Spätbarocks. Nach handwerklicher Ausbildung als Maurer bei seinem Vater und anderen kleinen Meistern seiner oberpfälzischen Heimat gelangte er um 1715 auf der Wanderschaft über Böhmen nach Brünn in Mähren, damals ein begehrtes Ziel zahlreicher begabter deutscher und österreichischer Maurergesellen, die wie er dort als „Paliere“ Eindrücke vom Wesen des mährischen und des von Wien dorthin ausstrahlenden österreichischen Barocks erhielten und diese später in ihrer Heimat schöpferisch verarbeiteten. 1718/19 wurde F. „Palier“ beim Münchner Stadtmaurermeister Johann Mayr und erhielt bereits 1721 vom Hofbauamt einen ersten bescheidenen Eigenauftrag für eine Stallung beim Schloß Lichtenberg bei Landsberg/Lech. 1723 errang F. das bürgerliche Meisterrecht. In Arbeitsgemeinschaft mit Johann Mayr und zusammen mit Johann Baptist Gunetzrhainer führte er einige größere Bauten aus, unter anderem 1725 die Pfarrkirche zu Schärding/Inn. Bald wurde F. ein geachteter Meister und begehrter Lehrherr. Ein eigener Stil entwickelte sich rasch in seinen Werken, nicht unbeeinflußt von österreichischen Vorbildern und italienischen Zentralbauten, den Kirchen Giovanni Antonio Viscardis in Altbayern und der Oberpfalz. Über die Wesenszüge französischer Barockarchitektur war F. durch François Cuvilliés unterrichtet, mit dem er in persönlicher Beziehung stand. Aus solider handwerklicher Tradition und schöpferischer Begabung brachte er den altbayerischen Sakralbau des Spätbarocks auch über die Landesgrenzen hinaus bis nach Schwaben und Hohenzollern zu reichster Entfaltung. Dagegen hat er in der Profanarchitektur keine überragenden Werke hinterlassen. Ebenso lassen seine einfach gegliederten Kirchenfassaden nichts von der Raumfülle des Innern ahnen. Ausgezeichnet mit den Titeln eines Hofbaumeisters mehrerer wittelsbachischer Fürsten, konzentrierte er sich in seiner Spätzeit wieder mehr auf München und das Umland. F.s Liebe gehörte bei seinen Sakralbauten dem Zentralraum, den er streng tektonisch aus einer Folge axial angeordneter Einzelräume um einen beherrschenden Mittelraum entwickelte und in immer neuen geistreich erdachten Variationen entwarf. Anfänglich bevorzugte er noch grundrißlich das Oval, wie es die Klosterkirche Sankt Anna am Lehel in München (1727 begonnen) zeigt, ging jedoch bald zu einem in ein Quadrat mit abgeschrägten Ecken eingeschriebenen kreisförmigen Kuppelraum über, der sich in Bogen öffnet und in seinen Diagonalachsen den Blick in kleine Zentralräume gewährt. In der Hofkirche Berg am Laim (1735 begonnen) erreichte er mit Hilfe von 3 hintereinandergereihten Flachkuppeln und durch gestaffelte Seitenwände nach römischem Vorbild eine beachtliche Steigerung der perspektivischen Tiefenwirkung. Den Höhepunkt seiner Kunst erzielte F. in der Abteikirche zu Rott am Inn (1759 begonnen), wo er grundrißlich zwar vom Langbau ausging, jedoch 3 mit Kalottenkuppeln versehene Zentralräume bildete, ohne diese durch eine mathematisch bedingte Verschlingung wie bei den böhmischen Barockkirchen|oder den Sakralbauten Balthasar Neumanns zu einem lichterfüllten Einheitsraum zu steigern, der bereits eine erste Abklärung und Beruhigung erfährt und den nahenden Klassizismus strukturell verspüren läßt. F.s rhythmische und synthetische Gliederung des Zentralraumes wurde typisch für den altbayerischen Spätbarock nach der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum reinen Langbau griff der Meister nur, wenn er an die Benutzung älterer Fundamente gebunden war. Bei den Abteikirchen Diessen (1729 begonnen) und Zwiefalten (1744 begonnen) wurde durch Einschub einer Kuppel in Vierung und Chorraum dem üblichen Wandpfeilertyp eine zentralisierende Tendenz gegeben. Bei der Abteikirche Ottobeuren (1748 begonnen) gelang es ihm, durch je eine quergelagerte Ovalkuppel die beiden Langhaus- und Chorraumjoche zusammenzufassen und so optisch auf longitudinalem Grundriß, vereint mit dem mächtigen Querhaus, eine Folge von breit sich entfaltenden Zentralräumen zu entwickeln, deren klassische Gestalt von bewegtem Rocailledekor und leuchtenden Fresken überzogen ist.

  • Werke

    Vollst. W-Verz. s. N. Lieb, Barockkirchen …, S. 152-54, s. L.

  • Literatur

    A. Feulner, J. M. F., Süddt. Kunstbücher 16/17, 1922;
    P. Heilbronner, Stud. üb. J. M. F., Diss. München 1933;
    N. Lieb, Der Münchner Barockbaumeister J. M. F. u. s. Fam., in: Bll. d. Bayer. Landesver. f. Fam.kde. 17, 1938, S. 97-107;
    ders., J. M. F., das Leben e. bayer. Baumeisters d. 18. Jh., in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst, NF 13, 1938/39, S. 142-53;
    ders., Münchener Barockbaumeister, 1941, S. 116 f. u. ö.;
    ders., Barockkirchen zw. Donau u. Alpen, ²1958, S. 8, 11 f., 13 f., 32, 41, 45, 55-94, 96-98, 117, 124, 134, 136-42, 152-54 u. ö.;
    R. Zürcher, Der Anteil d. Nachbarländer an d. Entwicklung d. dt. Baukunst im Za. d. Spätbarocks, 1938, S. 52-57;
    H. Ernst, Der Raum b. J. M. F., Diss. München 1950 (ungedr.);
    G. Neumann, Die Gestaltung d. Zentralbauten J. M. F.s u. deren Verhältnis zu Italien, in: Münchener Jb. d. bildenden Kunst, 3. F., 2, 1951, S. 238-44;
    F. Hagen-Dempf, Der Zentralbaugedanke b. J. M. F., 1954;
    ThB.

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Fischer, Johann Michael" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 193-194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118533355.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA