Lebensdaten
1854 – 1916
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Köln-Mülheim
Beruf/Funktion
Kommunalpolitiker ; hessischer Finanzminister
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116692936 | OGND | VIAF: 45060563
Namensvarianten
  • Gnauth, Feodor

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Zitierweise

Gnauth, Feodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116692936.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1812–76), Lithograph, S d. Carl Christoph (1784–1845), aus Dresden, Garderobeverwalter am Hoftheater in St., u. d. Joh. Christiane Sophie Hempel;
    M Marie (1818–68), T d. Gg. Chrstn. Ludw. Kasten (1789–1861), Hofkupferschmied in St., u. d. Eleonore Elis. Heyges;
    B Adolf (1840–84), Architekt (u. a. Villa Siegle in Stuttgart), Architekturmaler, Prof. a. d. Kunstgewerbeschule in Nürnberg (s. ADB 49; ThB);
    Nürnberg 1881 Emma, T d. Kaufm. Karl Aug. Krimmel in Ehingen;
    1 S (⚔) 2 T.

  • Biographie

    G. widmete sich 1873-77 an der TH Stuttgart dem Studium des Bauingenieurfachs. Er war dann nacheinander bei der Württembergischen Eisenbahnbaukommission und bei dem Bau der Hohenzollernbahn beschäftigt und trat 1878 in das Hohenzollernsche Landesbauamt ein. Nach der 2. Staatsprüfung 1880 wurde er Kreisbaumeister in Hechingen, 1882 Kreisingenieur in Gießen und Provinzialingenieur für Oberhessen. 1886 wechselte er als Beigeordneter der Stadt Gießen in die Gemeindepolitik über und wurde 1889 Bürgermeister (1890 Charakter als Oberbürgermeister). Hier hat er sich in besonderem Maße um die Verbesserung der Schul- und der kulturellen Einrichtungen (Theaterverein, Museum, Öffentliche Lesehalle, Einrichtung der Kunstausstellungen), der Verkehrsverhältnisse (Straßendurchbrüche zwischen Norden und Süden, zwischen Alt- und Neustadt wie zur Verbindung mit dem Bahnhof) sowie um den hygienischen Fortschritt (Volksbad, Elektrizitätswerk und vorbereitende Planung der Kanalisation, diese im Zusammenwirken mit dem Mediziner Gaffky) bemüht. Seine Verdienste um Gießen empfahlen ihn, als Finanzminister Küchler schwer erkrankt war. Seit dem 8.8.1900 war er zunächst Präsident des Finanzministeriums und erhielt 1901 den Titel des Finanzministers. Er galt als guter Kenner seines Ressorts, war von hoher Bildung, geistreich, gewandt und witzig. Als besonderer Fachmann des Eisenbahnwesens war er berufen worden, als die kurz zuvor abgeschlossene Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft das Rückgrat der hessischen Finanzpolitik zu sein schien. Die Tragik seiner Tätigkeit als Finanzminister lag darin, daß gerade seit dem Beginn seiner Amtszeit der Bahnbau überhaupt so gut wie ganz sein Ende gefunden hatte, die Erträge der Gemeinschaft gar 1907 und 1908 besonders gering geworden waren. Die Vielzahl von Nebenbahnen, besonders in Rheinhessen, für die G.s Hauptgegner C. Freiherr Heyl mit Nachdruck eingetreten war, erwies sich, finanziell gesehen, als Fehlschlag. G. dachte zeitweise an eine Kündigung des Vertrags. Beim Ausbleiben der Gewinne stieg der Fehlbetrag des Staatshaushalts notwendig an. Die geplanten Reformen wurden, ausgenommen die Einführung der einjährigen Haushaltsperiode, mit Rücksicht auf die immer wieder verschobene Reform der Reichsfinanzen nicht recht in Angriff genommen. Scharfe Angriffe richtete man ungerechterweise gegen G. wegen des heute noch anerkannten Ausbaus des Staatsbades in Nauheim, der dessen Weltruf erst entsprach. Verdienste hat er sich auch erworben durch Schaffung des von seinen Gegnern bekämpften sogenannten Ausgleichsfonds, durch den Plan einer Umgestaltung des Gemeindesteuerwesens, durch Überführung des Domanialbesitzes in die Hand des Bauernstandes, durch Ausbau der Weinbaudomänen und durch Erwerbung der isenburgischen Waldbesitzungen, durch Förderung der TH Darmstadt (Neubau) und durch Errichtung von Universitätskliniken in Gießen (Chirurgische und Augenklinik). Als G. die angewachsenen Staatsschulden durch Erhöhung der Einkommenssteuer um ein Drittel und der Vermögenssteuer um beinahe die Hälfte tilgen wollte, stieß er auf den Widerstand besonders der 1. Kammer unter dem beherrschenden Einfluß Heyls. In dieser fast persönlichen Feindschaft spielte auch die Konfessionslosigkeit des Ministers und sein Versuch, seine Stellung durch die Frankfurter Zeitung zu verteidigen, eine Rolle. In den Augen Heyls galt er fortan als Freisinniger. Der Finanzausschuß der 1. Kammer verweigerte ihm die gewünschte Zustimmung, auch der der 2. Kammer gab ihn schließlich in der entscheidenden gemeinsamen nichtöffentlichen Sitzung beider Ausschüsse vom 24.2.1910 preis. Dem Gegner des Parlamentarismus, Freiherr Heyl zu Herrnsheim, der ein gut Teil der Voraussetzungen hatte herbeiführen helfen, aus der die damalige finanzielle „Notlage“ hervorging, war damit der einzige parlamentarische Sturz eines großherzoglichen Ministers gelungen. Ein Nachgeben kannte G. nicht. Noch am selben Tage trat der überzeugungstreue Staatsmann zurück. Schon nach wenigen Monaten siedelte G. nach Mülheim am Rhein über und übernahm voller Arbeitsdrang, der ihn immer ausgezeichnet hatte, in dem Kabelwerk Felten und Guilleaume den Posten eines Generaldirektors, den er bis zu seinem Lebensende innehatte.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Gießen 1901), Dr.-Ing. E.h. (Darmstadt 1903).

  • Literatur

    Verhh. d. Landstände;
    Darmstädter Ztg. v. 25., 26. u. 28.2.1910 u. v. 23.2.1916;
    Gießener Anz. v. 22.2.1916;
    M. Leibbrand, in: Württ. Nekr. f. d. J. 1916, 1920, S. 5-24;
    G. Kriegbaum, Die Parlamentar. Tätigkeit d. Frhr. C. W. Heyl zu Herrnsheim, 1962, S. 178-93;
    DBJ I (Tl. 1916). - Mitt. v. Frau Emma Theis geb. Gnauth.

  • Autor/in

    Friedrich Knöpp
  • Zitierweise

    Knöpp, Friedrich, "Gnauth, Feodor" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 483-484 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116692936.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA