Lebensdaten
1839 – 1909
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Baden-Baden
Beruf/Funktion
Architekt ; Kunsthistoriker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119491710 | OGND | VIAF: 34604976
Namensvarianten
  • Geymüller, Heinrich Adolf Freiherr von
  • Geymüller, Heinrich Freiherr von
  • Geymüller, Heinrich Adolf Freiherr von
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Zitierweise

Geymüller, Heinrich Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119491710.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Heinr. (s. 4);
    M Eleonore Griesbach;
    Groß-Ov Joh. Heinr. (s. 2);
    Paris 1869 Marguerite (1844–1927), T d. Louis-Jules-Henri Comte Delaborde (1806-1889), Vorsteher d. Anwaltschaft am Kassationshof in Paris, Historiker, u. d. Adeline-Catherine Delannoy;
    2 S, 4 T, u. a. Max (1871–1938), Landschaftsmaler (s. ThB).

  • Biographie

    Nach Schuljahren in Frankfurt/Main und Lausanne studierte G. Architektur in Lausanne (1855–57), Paris (1857–60) und Berlin (1860–63), wo er sich unter dem Einfluß W. Lübkes baugeschichtlichen Studien zuwandte. Eine Begegnung mit J. Burckhardt, den G. auf dem Wege zu seinem 1. Italienaufenthalt (1864–66) aufsuchte, begründete ein für seinen weiteren Lebensweg entscheidendes Jünger- und Freundesverhältnis. Als Privatgelehrter in Paris, Lausanne und Baden-Baden lebend, veröffentlichte G. zahlreiche Schriften zur Geschichte der Renaissancearchitektur, die ihm höchste wissenschaftliche Auszeichnungen eintrugen. – Lebensführung und Denkweise G.s, der Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch mit gleicher Vollkommenheit sprach und schrieb, waren von weltbürgerlicher Gesinnung geprägt. Zur Kunstgeschichte trieb ihn die Suche nach einem angemessenen und lebendigen Stil für die Baukunst der eigenen Zeit. Dabei sah er, von religiösem Idealismus durchdrungen, in der Architektur einen Ausdruck „religiöser Bedürfnisse“, in den historischen Baustilen „Dokumente der Pläne Gottes in der Geschichte der Menschheit“. In diesem universalhistorischen Bild verkörperte die Renaissance, Synthese der beiden voraufgegangenen „Weltstile“ Antike und Gotik, den adäquaten Ausdruck des christlichen Bewußtseins, „die christliche Baukunst par excellence“, deren Erschöpfung auch in Zukunft undenkbar schien. Das Werk ihres Schöpfers Bramante dem Dunkel einer unsicheren Überlieferung zu entreißen, erkannte G. als seine Lebensaufgabe. Er konzentrierte sich zunächst auf Bramantes Sankt Peter-Entwurf, dessen monumentale Bogenarchitektur, antike Horizontal- und gotische Vertikalkomposition miteinander versöhnend, ihm als Idealtypus moderner Baukunst erschien. Die geplante Bramante-Monographie kam nicht zustande. Die Suche nach gotischen Wurzeln der Renaissancekunst führte G. über das Studium der toskanischen Frührenaissance bis zur staufischen Architektur Süditaliens. Gleichzeitig verfolgte er die Synthese von Renaissance und Gotik in der französischen Baukunst des 16. Jahrhunderts, die ihm den Beweis für die unerschöpflichen Möglichkeiten des neuen christlichen Stiles lieferte. – Von G. hat die Forschung gelernt, architektonische Handzeichnungen als Quellen heranzuziehen und methodisch auszuwerten. Als bedeutendster Kenner dieses Materials plante er die|Publikation eines Thesaurus der Architekturzeichnungen der Renaissance; seine eigene Zeichnungssammlung wurde nach seinem Tode von den Uffizien erworben. G.s schöpferische Phantasie fand ihr Feld in der Rekonstruktion unvollendeter oder nie begonnener Architekturen, die zeitlebens eine eigentümliche Faszination auf ihn ausübten.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Basel).

  • Werke

    Notizen üb. d. Entwürfe zu St. Peter in Rom, 1868;
    Les projets primitifs pour la Basilique de St. Pierre de Rome, Paris 1875-80;
    Leonardo da Vinci as Architect, in: F. P. Richter, The literary works of Leonardo da Vinci, London 1883, S. 25-104;
    Raffaello Sanzio studiato come architetto, Mailand 1884;
    Die Architektur d. Renaissance in Toscana, 1885-1908 (mit anderen);
    Les Du Cerceau, leur vie et leur oeuvre, Paris 1887;
    Die Baukunst d. Renaissance in Frankreich, 1898-1901;
    Friedrich v. Hohenstaufen u. d. Anfänge d. Architektur d. Renaissance in Italien, 1908;
    Architektur u. Religion, = Nachgelassene Schrr. I, hrsg. v. J. Durm u. a., 1911 (Bibliogr. v. O. P. Tiocca, P).

  • Literatur

    G. Dehio, in: Kunstchronik, NF 21, 1909 f., Sp. 188 ff.;
    J. Kothe, in: Zs. f. Gesch. d. Architektur 3, 1909 f., S. 149 ff. u. 200 (Bibliogr., P);
    J. Burckhardt, Briefwechsel mit H. v. G., 1914, hrsg. v. C. Neumann (mit kurzer Selbstbiogr. G.s, W, P);
    D. Frey, Bramantes St. Peter-Entwurf u. s. Apokryphen, = Bramante-Stud. mit Benutzung d. Nachlasses H. v. G.s, hrsg. v. H. Egger, I, 1915;
    E. His, Basler Gel. d. 19. Jh., 1941 (L, P);
    BJ XIV (Tl. 1909, L);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Christof Thoenes
  • Zitierweise

    Thoenes, Christof, "Geymüller, Heinrich Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 361-362 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119491710.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA