Lebensdaten
1761 – 1846
Geburtsort
Würzburg
Sterbeort
Mühldorf (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Erzbischof von München und Freising
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118689916 | OGND | VIAF: 25396626
Namensvarianten
  • Gebsattel, Lothar Karl Anselm Joseph Freiherr von
  • Gebsattel, Lothar Anselm Freiherr von
  • Gebsattel, Lothar Karl Anselm Joseph Freiherr von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Gebsattel, Lothar Anselm Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118689916.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Phil. (1724–92), auf Lebenhan usw., würzburg. GR u. Oberhofmarschall, Ritterhptm. d. Kt. Rhön-Werra, S d. Joh. Gottfr. Christoph, auf Sondheim, Lebenhan, Leutershausen, kurköln. Kämmerer u. Oberst, Ritterrat, u. d. Anna Ther. Christiane v. Bastheim;
    M Ther. Maria Anna Franziska (1727–70), T d. Phil. Carl Emmerich Frhr. v. Hettersdorf, auf Rottenfels usw., u. d. Charl. Cath. Brigitte Freiin v. u. zu Guttenberg;
    Ov Daniel Aug. Anton (1718–88), Weihbischof v. Würzburg;
    Tante-m Antoinette ( Josef Frhr. v. Petrasch, 1714–72, Schriftsteller, s. ADB 25);
    N Josepha ( Frdr. Adam Justus Gf. v. Hegnenberg-Dux, 1810–72, bayer. Staatsmin., s. ADB XI).

  • Biographie

    Schon frühzeitig (1773) für die geistliche Laufbahn bestimmt, erhielt G. seine Ausbildung in Würzburg und rückte 1795 in das dortige Domkapitel auf. 1796 wurde er zum Domdechanten gewählt und von Fürstbischof Karl Georg von Fechenbach zum Statthalter ernannt. Nach der Säkularisation stand er im Dienste des neuen Landesherrn von Würzburg, Ferdinand von Toscana, und war 1806/07 dessen Gesandter am königlichen Hof in München. Als 1814 das ehemalige Fürstbistum endgültig an Bayern fiel, zog sich G. ins Privatleben zurück, wurde aber 4 Jahre später zum Oberhirten der neuerrichteten Erzdiözese München-Freising berufen. Trotz der 1818 erfolgten Ernennung und Präkonisation erhielt er die Bischofsweihe erst am 1.11.1821 nach Beilegung der Unstimmigkeiten zwischen Bayern und dem Heiligen Stuhl, die durch das „Religionsedikt“ und die Verzögerung der Errichtung und Dotierung der Domkapitel entstanden waren. Als Erzbischof mühte sich G. um Einigkeit im bayerischen Episkopat und führte einen zähen Kampf um die unveräußerlichen Rechte der Kirche, wodurch er in den Fragen des unbedingten Verfassungseides, der Kollationsrechte, der Mischehen und des königlichen Placet in Konflikt mit dem Staat geriet. Den beiden Monarchen, Max I. Joseph und Ludwig I., sowie Sailer nahestehend, gelang es ihm durch seine kluge und männliche Haltung, den wiederholt drohenden Bruch zwischen der Kirche und der bayerischen Regierung zu verhindern. Innerkirchlich ist G. durch seine Sorge um die religiös-sittliche Erneuerung von Klerus und Volk zu den Vorkämpfern der katholischen Restauration des 19. Jahrhunderts zu rechnen. An der Errichtung der klerikalen Bildungsstätten in Freising (Knabenseminar 1828, Lyceum 1834) hat er durch große persönliche Stiftungen einen erheblichen Anteil.

  • Werke

    Hirtenschreiben, in: Generalienslg. d. Erzdiözese München-Freising I, 1821-46 (P).

  • Literatur

    ADB VIII;
    Schematismus München-Freising, 1847, S. 172 (Nekr.);
    J. Ilmberger, in: Sonderbeil, d. Freisinger Nachrr., 1934;
    P. Sieweck, L. A. Frhr. v. G., der erste EB v. München u. Freising, 1955 (P).

  • Porträts

    Ölgem.: G. als Domdechant, G. als EB (beide im Bes. d. Fam., Schloß Hofhegnenberg);
    Altersbild (Lith.), in: Generalienslg. (s. W);
    Denkmal v. Schwanthaler (München, Dom);
    Kupf. v. N. Muxel u. Lith. v. J. Selb (Münchener Stadtmus., Maillinger Bilderchronik).

  • Autor/in

    Paul Sieweck
  • Zitierweise

    Sieweck, Paul, "Gebsattel, Lothar Anselm Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118689916.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gebsattel: Lothar Anselm Freiherr v. G., Erzbischof von München-Freising, geboren zu Würzburg am 21. Januar 1761, stammt aus dem alten fränkischen Geschlecht, das seine Abstammung von dem Orte Gebsattel zwischen Rothenburg und Feuchtwangen herleitet, wo es bis ins 14. Jahrhundert begütert war. Schon 1180 tritt ein Gotze de Gebesidel urkundlich auf. Seine Nachkommen erscheinen als Burgmannen des Schlosses Stolberg bei Gerolzhofen, als Besitzer einer Burg zu Uffenheim, als Marschälle des Hochstiftes Würzburg. Eine hervorragendere Rolle spielte Johann Philipp v. G., seit 1599 Fürstbischof von Bamberg, einer der tolerantesten Kirchenfürsten seiner Zeit, der mit den Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen und mehreren protestantischen Gelehrten in vertrautem Verkehr stand. Er rief dadurch den Argwohn wach, als beabsichtige er selbst zu convertiren und sein Bisthum in ein weltliches Fürstenthum zu verwandeln. Jusbesondere der glaubenseifrige Herzog Maximilian von Baiern wies wiederholt bei Kaiser und Papst auf diese Gefahr hin und erreichte endlich, daß ein förmlicher Proceß eingeleitet wurde. Ehe es jedoch zu ernstlichen Schritten kam, starb Johann Philipp. — Lothar Anselm v. G. war der Sohn des Kreisgerichtsdirectors Philipp Konrad v. G. zu Schweinfurt. Nach Vollendung seiner Studien trat er in den geistlichen Stand und war bei Säcularisirung der geistlichen Fürstenthümer Domdechant zu Würzburg. Als Würzburg an die Krone Baiern überging, wurde er zum Bischof jener Diöcese, später aber zum ersten Erzbischof von München-Freising ausersehen. Pius VI. bestätigte ihn als solchen am 25. Mai 1818, am 1. Novbr. 1821 erfolgte die Consecration. Sein erster Hirtenbrief vom 6. Novbr. 1821 betont das Bedürfniß einer gründlichen Restauration der Religiosität und Kirchenzucht, wodurch nicht nur die Gestalt der Kirche im Gebiet der neubegründeten Diöcese wieder besestigt, sondern auch der Geist der Kirche im Ganzen und in den einzelnen Theilen neu belebt werden sollte. Dazu sollten vor Allem die schon vom tridentinischen Kirchenrath vorgeschriebenen Clericalseminarien beitragen, der Erzbischof ist der Stifter der clericalen Bildungsanstalten in Freising. Der Geist aber, der später hier auflebte, ist nicht derjenige des Stifters; G. war ein mild gesinnter Kirchenfürst und gleich seinem Ahnherrn Johann Philipp v. G. von sanfter Duldsamkeit gegen andere Religionsverwandte. Zwar drohte es gelegentlich des Streites wegen des Vorrangs von Concordat und Religionsedict zu gefährlichem Conflict zwischen ihm und der Staatsregierung zu kommen. Er sollte als erster Kirchenfürst des Königreiches in den Reichsrath eintreten und hatte anfänglich an den Präsidenten, Feldmarschall Fürst Wrede, den Verfassungseid eingeschickt, nahm jedoch — ohne Zweifel auf Befehl der Curie — den zuerst bedingungslos geleisteten Eid zurück, indem er ihn nur mit allen möglichen Vorbehalten zu Gunsten des Concordats ablegen wollte. Als jedoch die Regierung auf ihrem Standpunkt beharrte, legte er selbst eine neue Eidesformel vor, wonach der Eid zu nichts verpflichten sollte, was den Glaubenslehren oder den Gesetzen der katholischen Kirche widerstreite, eine Formel, welche jeder Theil nach seinen Grundsätzen auslegen konnte. Auch gegen den Beschluß der Deputirtenkammer vom 30. Mai 1831, wonach die katholische Geistlichkeit zur Ausübung ihres Amtes bei gemischten Ehen, selbst wenn die Erziehung aller Kinder in der katholischen Kirche nicht zugesichert wäre, nöthigenfalls vom Staat gezwungen werden sollte, erhob das erzbischöfliche Ordinariat energischen Protest.|In der Praxis wurde aber, so weit der Einfluß des Erzbischofs reichte, große Nachgiebigkeit bewiesen, wenn auch das kirchliche Princip gewahrt bleiben mußte. Ebenso wurde in einem Ausschreiben vom 19. Novbr. 1841 an die Decanate und Pfarrämter gelegentlich der Exequien für die verstorbene protestantische Königin-Wittwe Karoline ausdrücklich hervorgehoben, man erwarte zuversichtlich, „daß mit Zartheit Alles vermieden werden wird, was in diesem Augenblicke die Wunden des königlichen Hauses noch schmerzlicher machen würde“. Bekanntlich wurde diese Mahnung nicht allseitig beachtet und der Zelotismus einiger Kanzelredner hatte zur Folge, daß in der Kirchenpolitik des baierischen Monarchen von diesem Zeitpunkt an eine entschiedene Wendung eintrat. G. starb, während gerade eine Jubelfeier des 25jährigen Wirkens des Kirchenfürsten vorbereitet wurde, gelegentlich einer Firmungsreise im Städtchen Mühldorf am 1. October 1846.

    • Literatur

      Al. Schmid, Trauerrede auf den Hintritt Lothar Anselm v. Gebsattel's. — Generaliensammlung d. Erzdiöcese München-Freising, I. Bd.: Oberhirtliche Verordnungen etc. 1821—46. — Ersch und Gruber, 1. Ser., 55. Thl., S. 308.

  • Autor/in

    Heigel.
  • Zitierweise

    Heigel, Karl Theodor von, "Gebsattel, Lothar Anselm Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 485-486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118689916.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA