Lebensdaten
1712 – 1791
Geburtsort
Freiberg (Sachsen)
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Herausgeber der "Bremer Beiträge"
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116333782 | OGND | VIAF: 67214384
Namensvarianten
  • Gärtner, Karl Christian
  • Gärtner, Karl Christian
  • Gärtner, C. C.
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Zitierweise

Gärtner, Karl Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116333782.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V David (1667–1725), Kauf- u. Handelsmann, Ratsherr u. Ger.schöffe, seit 1708 Postmeister in F., S d. Christian, Kramer, Chirurg u. Handelsmann in F., u. d. Chirurgen-T Maria Siebgen aus F.;
    M Erdmuthe Dor. (1688–1763), T d. Pfarrers Carl Sperbach in Königsbrück u. d. Susanne Richter;
    Schw Christiane Dor. ( 1749 Joh. Christoph Rost [1717-65], 1744-60 Sekr. u. Bibliothekar d. Gf. Brühl, dann Obersteuersekr. in Dresden, Schriftsteller, Schüler, dann Gegner Gottscheds, gegen den er Satiren veröff., Vf. v. Schäferpoesie u. erot. Gedichten [s. ADB 29; Goedeke IV, 1, S. 19 f., L ]);
    Gerdau b. Uelzen 1748 Luise Marie Henr. ( 1789), T d. Pastors Gottlieb Cruse (1692–1761), Schriftsteller (s. L), u. d. Sophie Elis. Knoche; Schwägerin Joh. Cath. Eleonore Cruse ( Nicolaus Dietrich Giseke, 1765, Dichter, s. NDB VI);
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    G. besuchte die Fürstenschule in Meißen, schloß dort Freundschaft mit Gellert, G. W. Rabener (mit denen zusammen er auch in Leipzig studierte) und dem wesentlich jüngeren J. A. Cramer und wurde an der Leipziger Universität Schüler Gottscheds. An der von diesem veranstalteten deutschen Ausgabe (1741 ff.) von Bayles „Dictionnaire historique et critique“ wirkte er mit und bearbeitete unter anderem das umfangreiche Register völlig neu. Außerdem übersetzte er einige Bände der „Historie alter Zeiten und Völker“ von Charles Rollin und lieferte eine Reihe von Beiträgen für die von Gottsched inspirierten, durch J. J. Schwabe herausgegebenen „Belustigungen des Verstandes und Witzes“. Da Gottsched seinen literarischen Streit mit den Schweizern Bodmer und Breitinger auch in den „Belustigungen“ austrug, dachten mehrere seiner Schüler an die Gründung eines unabhängigen Organs. Die Verwirklichung war hauptsächlich G.s Verdienst. Als Herausgeber der als „Bremer Beiträge“ in die Literaturgeschichte eingegangenen bedeutsamen schöngeistigen Zeitschrift „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“ (1744-48), die auch Gellert (Die Betschwester) und Klopstock (Der Messias) zu ihren Mitarbeitern zählte, verstand G. es, ihr durch behutsame, aber unerbittlich auf Qualität der Beiträge achtende Lenkung ein hohes Niveau zu schaffen und zu bewahren. – 1747 nahm G. eine Stelle als Erzieher zweier junger Adliger an, die er nach Braunschweig an das neugegründete Collegium Carolinum begleitete. Abt J. F. W. Jerusalem, Schöpfer und Kurator dieser Anstalt, lernte ihn „sowohl wegen seines feinen Geschmacks als auch wegen seiner überaus guten Lebens-Art“ schätzen und erwirkte 1748 seine Ernennung zum Dozenten und ein Jahr darauf seine Beförderung zum Professor der Sittenlehre und Beredsamkeit. Seine Vorlesung über die „theoretischen Regeln der Wohlredenheit“ wechselte G. ab mit Übungen im Anfertigen von Aufsätzen, im Halten von Reden und im Disputieren. Daneben las er über Weltweisheit, gelegentlich auch über lateinische Dichtkunst. 1775 wurde er zum Kanonikus des Sankt Blasius-Stifts ernannt, beim Regierungsantritt Karl Wilhelm Ferdinands (1780), den er als Erbprinzen unterrichtet hatte, erhielt er den Charakter eines herzoglichen Hofrats. – G. hatte mit einem (später auch ins Französische übersetzten) von der Kritik gelobten Schäferspiel „Die geprüfte Treue“ das 1. Stück der „Bremer Beiträge“ eröffnet und eine Anzahl Gedichte beigesteuert. Im Ganzen war jedoch seine literarische Tätigkeit nicht sehr umfangreich. Er war kein dichterisch fruchtbares, sondern ein rezeptives, kritisch außerordentlich begabtes Talent mit der Fähigkeit, durch fördernde Kritik andere anzuregen. Das Wissen um die Gesetze des Stils, der Form, der Ästhetik der Sprache war G.s Stärke. Sein Beitrag zur Entwicklung der deutschen Literatur in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts liegt darin, daß er dieses Wissen seinen Freunden im Kreise der „Bremer Beiträger“ und mehr als vier Jahrzehnte lang seinen Schülern am Collegium Carolinum vermittelte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Slg. einiger Reden, Braunschweig 1761. – Übers. bzw. Hrsg.: C. F. Kirchmann, Einige Schrr. z. Beförderung d. Rel. u. Tugend, bes. bey Erziehung vornehmer Standespersonen, ebd. 1761, ²1769;
    N. D. Giseke, Poet. Werke, ebd. 1767;
    S. N. H. Linguet, Btrr. z. Span. Theater, 2 T., Riga u. Leipzig 1769;
    J. A. Schlegel, Fabeln u. Erzz., Leipzig 1769;
    M. A. Le Grand, Die schöne Rosette, Ein Lustspiel, ebd. 1782 u. ö.

  • Literatur

    ADB VIII;
    H. Grussendorf, K. Ch. G., in: Braunschweig. Heimat 3, 1912, Nr. 4, S. 104-09;
    C. M. Schröder, Die Bremer Btrr., Vorgesch. u. Gesch. e. dt. Zs. im 18. Jh., 1956;
    F. Meyen, Bremer Beiträger am Collegium Carolinum in Braunschweig, 1962 (vollst. W-Verz., L);
    Goedeke IV, 1, S. 52 ff., 65 f.;
    Frels. - Zu Schwieger-S G. Cruse: H. W. Rotermund, Das gel. Hannover I, 1823, S. 413 f. (W).

  • Porträts

    Kupf. v. J. F. Bause, in: Neue Bibl. d. schönen Wiss. u. d. freyen Künste 11, Leipzig 1770;
    Gem. v. B. Calau, 1770 (Halberstadt, Gleimhaus).

  • Autor/in

    Fritz Meyen
  • Zitierweise

    Meyen, Fritz, "Gärtner, Karl Christian" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 25-26 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116333782.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gärtner: Karl Christian G., Dichter und Schriftsteller, wurde 1712 zu Freiberg in Sachsen geboren. Auf der Fürstenschule zu Meißen bereitete er|sich auf die Universität vor; dort lernte er auch Gellert und Rabener kennen, mit denen er später zu Leipzig wieder zusammentraf und sich wie sie zunächst an Gottsched anschloß. Er betheiligte sich mehrfach an den unter Gottsched's Leitung veranstalteten litterarischen Unternehmungen, so an der Uebersetzung von Bayle's „Dictionnaire historique et critique“. Auch an Schwabe's „Belustigungen des Verstandes und Witzes" arbeitete er mit; seine Beiträge zu dieser Zeitschrift sind mit C* bezeichnet. Doch ebenso wie andere Mitarbeiter fühlte auch er sich abgestoßen durch die einseitig cliquenhafte Art, mit der in den „Belustigungen“ die Interessen Gottsched's wahrgenommen wurden und durch die immer größer werdende Ausdehnung, die die Polemik in dieser Zeitschrift gewann. Von ihm ging auch der Anstoß zur Begründung einer neuen Zeitschrift aus, den berühmten „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“, an welchen sich zunächst noch Cramer, J. A. Schlegel und Rabener, dann auch Ebert, Konrad Arnold Schmid, Zachariä, Giseke und vor allen Klopstock betheiligten. Von ausgedehnteren Arbeiten lieferte G. nur das Schäferspiel „Die geprüfte Treue“, welches die Beiträge eröffnet und den Zeitgenossen als ein Muster von Zierlichkeit und Eleganz erschien; das größte Verdienst erwarb er sich jedoch durch die von ihm geleitete Prüfung und Sichtung der eingelieferten Arbeiten. Die Ruhe und Klarheit seines Urtheils machte ihn bald in dem kleinen Kreise zu dem angesehensten Kritiker; auch seinem Tadel und seinen Aenderungsvorschlägen, die er mit liebenswürdiger Offenheit vorzubringen wußte, fügten sich die jüngeren Dichter ohne allzugroßes Widerstreben. G. verließ Leipzig im J. 1745 und aus den edeln, herzlichen Worten, die ihm Klopstock nachruft ("An meine Freunde“, fünftes Lied), können wir noch erkennen, wie sehr die Jüngeren den treuen Berather vermißten, der in ihrem Kreise eine so bedeutende wie eigenartige Stellung eingenommen hatte. In seinen weiteren Lebensschicksalen zeigt sich manche Analogie mit dem Lebenslauf anderer Mitglieder des Kreises der „Beiträger"; auch ihn sehen wir bald in eine geregelte Amtsthätigkeit eintreten, der er sich in treuer Pflichterfüllung hingibt, indem er die Zeit des Leipziger Zusammenwirkens als den Höhepunkt seines Lebens in der Erinnerung festhält und an den großen geistigen Kämpfen, die die Folgezeit brachte, keinen thätigen Antheil mehr nimmt. Im J. 1746 wurde G. in Braunschweig, wo er sich als Lehrer zweier junger Grafen von Schönburg aufhielt, auf Jerusalem's Vorschlag mit dem Unterricht des Deutschen an dem kurz zuvor begründeten Collegium Carolinum beauftragt; 1748 erhielt er an derselben Anstalt die Professur der Beredsamkeit und Sittenlehre. Daneben las er auch über Horaz und Virgil. 1761 gab er die „Sammlung einiger Reden“ heraus, die er für Schüler des Carolinums zum Vortrag bei feierlichen Gelegenheiten angefertigt hatte. Mit den anderen Mitgliedern des Leipziger Kreises, die in Braunschweig angestellt wurden, blieb er in freundlichem Verkehr; in Gemeinschaft mit Zachariä veranstaltete er eine Uebersetzung von Linguet's „Théatre espagnol“ (Braunschweig 1770—71, 3 Bde.). Als er 1775 zum Canonicus des St. Blasius-Stiftes ernannt wurde, richtete Konrad Arnold Schmid an ihn ein längeres komisches Gedicht „Des heiligen Blasius Jugendgeschichte und Visionen“, welches er jedoch erst neun Jahre später vollendete. (Abgedruckt im deutschen Museum 1784, II. S. 97—136.) 1780 ward G. zum herzoglich braunschweigischen Hofrath ernannt. Er starb am 14. Februar 1791.

    • Literatur

      Vgl. Jördens II. S. 3—9. Koberstein III. S. 55 f. Sein Bildniß findet man vor Band XI der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften.

  • Autor/in

    W. Creizenach.
  • Zitierweise

    Creizenach, Wilhelm, "Gärtner, Karl Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 381-382 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116333782.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA