Lebensdaten
gegen 1250 – 1307
Beruf/Funktion
Erzbischof und Kurfürst von Trier ; Graf von Nassau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136602630 | OGND | VIAF: 80918884
Namensvarianten
  • Dieter von Trier
  • Dieter von Nassau
  • Nassau, Dieter von
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Zitierweise

Dieter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136602630.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Walram II. Gf. v. Nassau (tot 1277, s. ADB XL);
    M Adelheid, T Dieters II. Gf. v. Katzenelnbogen;
    B Adolf, dt. König ( 1298, s. NDB I).

  • Biographie

    D., Walrams ältester Sohn, der in Mainz dem Dominikanerorden beigetreten war, geriet als Bruder König Adolfs von Nassau ebenfalls in die Bahnen der großen Politik. Nicht nur Bonifaz VIII. bediente sich gelegentlich seiner, um auf König Adolf einzuwirken; er wurde 1297 auch als Unterhändler zu König Philipp dem Schönen von Frankreich entsandt, als König Adolf in Verkennung der Lage sein Bündnis mit König Eduard I. von England zu politischem Doppelspiel nützen zu können glaubte.

    Nach dem Tode des Trierer Erzbischofs Boemund von Warnesberg ernannte Papst Bonifaz am 18.1.1300, nachdem er das Wahlrecht des Domkapitels, das sich am 26.1. für den Kölner Dompropst Heinrich von Virneburg entschied, suspendiert hatte, D. als natürlichen Gegner König Albrechts I. zum Erzbischof von Trier. Da die rheinischen Kurfürsten Albrecht entschlossen sahen, sich ihrem Regiment zu entwinden, begann D. sofort, als Gegner offen den König nennend, sich gegen Geld und Pfandschaften Helfer für die Auseinandersetzung zu verpflichten, mußte sich aber, ebenso wie seine Verbündeten vorher, 1302 ruhmlos und an Mitteln erschöpft unterwerfen. Infolgedessen sah er sich auch außerstande, seinen Städten Koblenz und Trier die ertrotzte Ratsverfassung zu verweigern, und ließ sich herbei, gegen Entgelt seinen Frieden mit dem Domkapitel zu machen unter Duldung des dort herrschenden Pfründenmißbrauchs. Der Kriegszug gegen Koblenz 1304 scheint indes die Schuldenlast D.s so vergrößert zu haben, daß er sich nun, indem er der Pfründenhäufung überraschend den Kampf ansagte, zu gewaltsamen Eingriffen in den Besitz von Klerus, Kirchen und Klöstern hinreißen ließ. Beschwerden der Geistlichkeit, vorab des Domkapitels, an den Heiligen Stuhl führten zur Exkommunikation. Bevor D. sich entschließen konnte, einer|wiederholten Vorladung Papst Clemens' V. zu folgen, starb er.

    D. hatte als Kurfürst dem erfolglosen Widerstand gegen König Albrecht mit den Einkünften und Gütern des Erzstifts zugleich die Freiheit des Handelns geopfert, so daß ihm auch als Erzbischof und Landesherrn Erfolge versagt blieben.

  • Literatur

    ADB V;
    MG Const. 3;
    F. W. Th. Schliephake, Gesch. v. Nassau II, 1866;
    A. Goerz, Mittelrhein. Regg. 4, 1886;
    H. V. Sauerland, Der Trierer EB D. v. N. in s. Beziehungen z. päpstl. Kurie, in: Ann. d. hist. Ver. f. d. Niederrhein 68, 1899;
    ders., Urkk. u. Regg. z. Gesch. d. Rheinlande aus d. Vatikan. Archiv, Bd. 1, 1902;
    F. Kern, Die Bestechung Kg. Adolfs v. N., in: MIÖG 30, 1909;
    Les Registres de Boniface VIII, hrsg. v. G. Digard, M. Faucon u. A. Thomas, = Bibl. des Ecoles Françaises d'Athènes et de Rome II, 4, Paris 1911-19;
    G. Kentenich, Gesch. d. Stadt Trier, 1915;
    A. Hessel, Jbb. d. dt. Reiches unter Kg. Albrecht I. v. Habsburg, 1931;
    G. Barraclough, Edward I and Adolf of Nassau, A Chapter of Mediaeval Diplomatic History, in: The Cambridge Historical Journal 6, 1940;
    F. Bock, Musciatto dei Francesi, in: DA 6, 1943;
    Regg. Imp. VI, 2, bearb. v. V. Samanek, 1933-48.

  • Autor/in

    Adolf Gauert
  • Zitierweise

    Gauert, Adolf, "Dieter" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 668-669 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136602630.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Diether, Erzbischof von Trier 1300—1307, war der älteste Sohn des Grafen Walram von Nassau-Wiesbaden und der Gräfin Adelheid von Katzenelnbogen, ein Bruder des römischen Königs Adolfs von Nassau, und gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts geboren. Schon früh zu Mainz in den Dominicanerorden getreten, erscheint er 1295 in Diensten des Papstes Bonifacius VIII. thätig und erwarb sich dessen Gunst in dem Grade, daß ihn der Papst nach dem Tode des Erzbischofs Boemund von Trier im Frühjahr 1300 zum Erzbischof von Trier ernannte. Wider den Willen des Domcapitels, welches bereits den späteren Erzbischof von Köln Heinrich von Virnenburg gewählt hatte, und wider den Willen des Landes. Es galt aber dem Könige Albrecht von Oesterreich einen schon aus Familienhaß, wegen des Todes des Königs Adolf, unversöhnlichen Gegner entgegenzustellen, und dieser Politik hat sich D. opfern müssen. Der von König Albrecht im J. 1301 gegen die verbündeten vier rheinischen Kurfürsten geführte, sogenannte Zollkrieg nöthigte zuerst den Pfalzgrafen Ruprecht, dann die Erzbischöfe Gerhard von Mainz und Wigbold von Köln zur Unterwerfung. Im November 1302 rückte Albrecht auch vor Trier und zwang den von seinem Lande verlassenen Erzbischof zu einem demüthigenden Frieden. Zwistigkeiten aller Art mit dem Domcapitel, dem Clerus und den Unterthanen nahmen von nun an Diethers Thätigkeit beinahe ausschließlich in Anspruch. Im Frühjahre 1303 mußte er der Stadt Trier nach einem Aufstande der Zünfte volle Freiheit ihrer Gemeindeverwaltung zusichern, und im Herbste 1303 gelang es ihm kaum eine ähnliche Erhebung der Stadt Coblenz durch Waffengewalt niederzuhalten. Waren schon in Folge des Kriegs mit König Albrecht die Geldverlegenheiten des Erzbischofs bedeutend gewesen, so wuchsen dieselben nun in doppeltem Maße. Nachdem alle Güter und Einkünfte des Erzstifts verpfändet, scheute sich D. nicht auch das Eigenthum des Domcapitels, des regulirten und weltlichen Clerus anzugreifen und gegen die Widerstrebenden die schärfsten Kirchenstrafen zu verhängen. Da erhoben sich Geistlichkeit und Landschaft in Masse gegen ihn und wandten sich 1305 mit bittender Beschwerde an Papst Clemens V. Dieser lud den Erzbischof zur Verantwortung nach Rom. Ehe derselbe jedoch, an Geist und Körper gebrochen, den Weg dorthin antreten konnte, ereilte ihn|der Tod zu Trier am 23. November 1307. Er wurde im dortigen Dominicanerkloster bei seinen Ordensbrüdern bestattet, hinterließ aber sein Land in der größten Verwirrung und mit Schulden belastet. Von bleibenden Einrichtungen Diethers ist nur zu verzeichnen die Verleihung des Stadtrechtes für Wittlich 1300 und die Gründung des Collegiatstifts U. L. Frauen zu Oberwesel 1302.

    • Literatur

      Näheres über D. geben: Gesta Trevirorum bei Hontheim, Prodromus hist.Trevir. p. 720 816. A. Görz, Regesten der Erzbischöfe von Trier S. 61. Dominicus, Das Erzstift Trier unter Boemund von Warsberg und Diether von Nassau im Programm des Coblenzer Gymnasiums von 1852/53. v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius I. 4. S. 570.

  • Autor/in

    v. Eltester.
  • Zitierweise

    Eltester, von, "Dieter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 170-171 unter Diether von Nassau [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136602630.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA