Lebensdaten
1774 – 1841
Geburtsort
Oberstenfeld (Württemberg)
Sterbeort
Owen-Teck
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Schulmann ; Professor für praktische Theologie und Pädagogik in Tübingen ; Dekan
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116039655 | OGND | VIAF: 32738403
Namensvarianten
  • Bahnmaier, Jonathan Friedrich
  • B., J. F.
  • Bahnmaier
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Zitierweise

Bahnmaier, Jonathan Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116039655.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Christoph Bahnmaier (1738–1823), Stiftsprediger in Oberstenfeld aus Eßlinger Gastwirtsfamilie;
    M Regine Gottliebin ( 1803), T des Georg Ludwig Neuffer, Verwalter in Weinsberg, aus alter Beamtenfamilie, und der Euphrosyne Dor. Dentzel;
    1806 Louise Christiane, T des Jeremias Friedrich Spittler, Pfarrer zu Stümpfelbach, und der Sibylle Dor. Wilh. Majer, Schw des Sekretärs der Christentumsgesellschaft und Missionsmannes in Basel Christian Friedrich Spittler (1782–1867).

  • Biographie

    B. besuchte die Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn, dann das Stift in Tübingen, wo er schon 1797 ein Bändchen Gedichte in patriotischem Geist herausgab. Als junger Pfarrer in Ludwigsburg, der Residenz König Friedrichs, beleuchtete er in Neujahrspredigten von hoher Warte die Zeitereignisse. Nahe Freundschaft verband ihn mit dem Amtsgenossen Ch. B. Vischer, dem Vater des Ästhetikers, und mit F. Sucher, dem B., 1815 auf den Lehrstuhl für praktische Theologie und Pädagogik in Tübingen berufen, den Weg zur Musikalehrstelle der Universität bahnte. Ein Rektoratsbericht B.s nach K. L. Sands Mordtat an A. Kotzebue über die Stimmung unter den Studierenden trug ihm die Ungnade König Wilhelms I. ein, der ihn seines Lehrstuhls enthob und als Dekan nach Kirchheim unter Teck versetzte. Die Universität Tübingen verdankt B. die Begründung des Musiklehrstuhls und des homiletischen Seminars. Seine Liebe und eifrige Tätigkeit gehörten daneben der Hebung des deutschen Schulwesens der Stadt, der Weckung des Missionssinnes und der liturgischen Bereicherung des Gottesdienstes. Doch blieben seine Dichtungen, mehrfach von Sucher vertont, allermeist vergängliche Gelegenheitswerke, außer dem Missionslied „Walte nah und fern, allgewaltig Wort des Herrn“.

  • Werke

    Vollst. Verz. b. M. Leube, in: Bll. f. württ. Kirchengesch., 1948, S. 55-71.

  • Literatur

    ADB I;
    P. Wurster, 100 J. Predigeranstalt in Tübingen, = Festschr. d. ev.-theol. Fak. Tübingen, 1917, S. 6-24;
    RGG.

  • Porträts

    Ölgem. aus d. Tübinger Rektoratsjahr 1819 (Homilet. Seminar d. ev.-theol. Fak. d. Univ. Tübingen).

  • Autor/in

    Martin Leube
  • Zitierweise

    Leube, Martin, "Bahnmaier, Jonathan Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 539-540 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116039655.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bahnmaier: Jonathan Friedrich B., Doctor der Theologie, geb. zu Obristenfeld in Würtemberg 12. Juli 1774, zu Owen 18. Aug. 1841. Er verdient im deutschen Volke ein bleibendes Andenken einerseits als einer der Männer, die in der Zeit des Pestalozzismus mit unermüdetem Eifer die Hebung der Volksbildung sich angelegen sein ließen, ohne darum ihrer kirchlich-frommen Gesinnung irgendwie untreu zu werden, vielmehr gerade im innigsten Zusammenhange mit dieser; andererseits aber war er, dessen kräftigste Mannesjahre in die Napoleonischen Zeiten fielen, ein kerndeutscher Mann, der nicht nur bis an sein Ende den deutschen Rock trug und alte deutsche Sitte festhielt, sondern der ein Martyrium dafür zu erdulden hatte. Seine Erziehung war unter den Händen der Eltern (der Vater war Prediger) eine entschieden fromme im Sinne des älteren schwäbischen Pietismus; die dadurch genährte Richtung seines Gemüths fand auch in den Seminarien, die er durchlief, wie später in seiner Thätigkeit als Vicar und Repetent, ferner auf gelehrten Reisen (auf welchen er Verbindungen mit Männern wie Lavater und Heß in Zürich anknüpfte) stets reichliche Nahrung. Im J. 1806 erhielt er das Diakonat in Marbach (Schiller's Geburtsort), 1810 in Ludwigsburg und schon auf diesen Stellen entwickelte er außer den eigentlichen Berufspflichten eine ungemeine Thätigkeit für die Schulen, für nützliche Anstalten, für Fortbildung der Schullehrer, für Schul- und Kinderfeste, wofür er auch seine poetische Begabung verwerthete. Bei sehr conservativer Gesinnung in religiösen Dingen war er in Sachen der Schule ein Neuerer, er haßte alles, was aussah wie Schlendrian; daß etwas davon auch in sein theologisches Bewußtsein überging, das war ihm ebenso verborgen, wie den damaligen Supranaturalisten|überhaupt, namentlich der Tübinger Schule. Unerwartet wurde er dieser eingefügt, indem er 1815 als Professor der Theologie mit dem Lehrauftrag für Homiletik und Pädagogik nach Tübingen berufen wurde. Er las auch immer nur über diese Fächer, übernahm daneben die Inspection städtischer Schulen, führte auch dort die Maienfeste für die Schuljugend ein, erwarb sich aber ein großes Verdienst dadurch, daß er zuerst dem Bedürfniß praktischer Uebungen im Predigen, Katechisiren und im Schulunterricht durch Veranstaltung freiwilliger Uebungen der Theologie-Studirenden entgegen kam, und daraus ein festes Institut, ein Seminar, bildete, das sofort der Staat als Universitätsinstitut anerkannte und das heute noch als ein unentbehrliches Glied des akademischen Organismus in Tübingen besteht. Er war es auch, auf dessen Betrieb eine eigene Musikdirectorstelle an der Universität gegründet und als erster Inhaber derselben Friedrich Silcher berufen wurde. Allein es war ihm dort keine lange Wirksamkeit beschicken. Er bekleidete im J. 1819 die Rectorwürde. Nach der That Sand's — welch' letzterer einige Zeit in Tübingen studirt hatte — wurde der Senat aufgefordert, sich über die Stimmung der Studirenden zu äußern und B., so sehr er die That verabscheute und sie den Studirenden ins rechte Licht stellte, war doch nicht Diplomat genug, um nicht in dem von ihm verfaßten Antwortschreiben auch einige Mißbilligung der antideutschen Politik der Cabinette durchblicken zu lassen. Auch vorher schon hatte er der Königin Katharina gegenüber, die ihn kennen zu lernen gewünscht, einige Aeußerungen ähnlicher Art übet den Minister Wangenheim gethan, die dieser, sein vorheriger Gönner, sehr übel nahm — kurz er wurde plötzlich seiner akademischen Lehrstelle enthoben und als Decan nach Kirchheim unter Teck versetzt. Dort schuf er sich einen seinem thätigen, nach seinen eignen Geständnissen fast allzu unmüßigem Geist entsprechenden umfassenden Wirkungskreis; er nahm zuletzt noch sehr lebhaften Antheil an der Herstellung des neuen Gesangbuchs, wurde aber auf einer Visitationsreise in dem Amtsort Owen vom Schlage getroffen und starb dort. — Bahnmaier's Schriften sind theils Gedichte — „Gesänge für die Jugend“ 1811, „Gesänge für christliche Feier vaterländischer Feste“ 1820 u. a. m., (vgl. Koch, Gesch. des Kirchenliedes (3. Aufl.) Bd. VII. S. 81 f.), theils Predigten — für wohlthätigen Zweck herausgegeben 1823, außerdem Gelegenheitsschriften, akademische Programme, Ansprachen, Denkschriften u. dergl.; kurze Zeit redigirte er ein Schulblatt.

  • Autor/in

    Palmer.
  • Zitierweise

    Palmer, Christian, "Bahnmaier, Jonathan Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 766-767 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116039655.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA