Lebensdaten
vermutlich 1520 – 1575
Geburtsort
Bayern (?)
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Kriegsschriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124630642 | OGND | VIAF: 37856418
Namensvarianten
  • Froensperger, Leonhart
  • Fönsperger, Leonhart
  • Freundtsperger, Leonhart
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Orte

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Zitierweise

Fronsperger, Leonhart, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124630642.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1) Ulm 1548 Wwe d. Stadelpauren, 2) Ulm (?) 1561 (?) Katharina Drechsl(er);
    3 S.

  • Biographie

    Herkunft, Geburtsjahr und Bildungsgang F.s sind nicht bekannt. Er selbst bezeichnet im Jahre 1564 Herzog Albrecht V. als seinen Landesherrn und Bayern als sein Vaterland, in dem er geboren und erzogen wurde. 1548 wurde der Landsknecht F. nach seiner Heirat mit einer Ulmerin auf Fürsprache Karls V. Bürger in Ulm, erwarb dort ein Haus, ließ sich aber 1553-63 und 1568-73 zum Dienst im kaiserlichen Heer von der Aufenthaltspflicht in der Stadt entbinden. Im Türkenkrieg 1566 bekleidete F. das Amt eines Feldgerichtsschultheißen. In Ulm wurde er als kaiserl Provisionär, das heißt Offizier mit Wartegeld, vom Rat zum militärischen Sachverständigen bestellt und verunglückte bei einer Inspektion der Büchsenschützen tödlich. Außer Maß- und Preistabellen für den Wein- und Kornhandel und kleinen Schriften über den Eigennutz und über städtische Bauordnungen verfaßte F. seit 1555 eine Reihe kriegswissenschaftlicher Werke. Das „Kriegsbuch“ (3 Bände, Frankfurt/Main 1573) übernahm die Bücher über Kriegsrecht, Artillerie, Befestigung und Belagerung und erweiterte sie durch Kapitel über Werbung, Dienstordnung, Verwaltung, Bewaffnung, Heeresstärke, Formationen und Taktik zu einem vollständigen Kodex des damaligen Kriegs- und Militärwesens. F. verarbeitete ohne Bedenken Werke zeitgenössischer Autoren. Seine Ausführungen über Kriegsrecht, über Ämterorganisation und die Bedeutung der Artillerie geben jedoch originale, verlässige und auf eigener Erfahrung beruhende Berichte und Vorschläge. Trotz mangelnder Systematik, häufiger Wiederholungen und einer mitunter ungelenken Sprache wurde das Kriegsbuch, aus der Praxis und für sie geschrieben und mit Holzschnitten und Kupferstichen Jost Ammans illustriert, zum beliebtesten Reglement seiner Zeit. Wie Lazarus Schwendi versuchte F., das freie Landsknechtstum durch einen Söldnerstand abzulösen, der rechtlich an die Landfriedens- und Polizeiordnung und durch Vertrag und Treue an den Kriegsherrn und die Heimat gebunden ist.

  • Werke

    Weitere W Fünf Bücher, Von Kriegsregiment u. Ordnung, Frankfurt/M. 1555, 1558, u. d. T.: |Kriegsordnung u. Regiment, ebd. 1564 (mit Holzschn. v. J. Amman);
    Weinkaufbüchlein, 1556;
    Von Geschütz u. Feuerwerk, ebd. 1557, 1564;
    Besatzung, ebd. 1563, u. d. T.: Ber. v. e. Besatzung, ebd. 1564;
    Lob d. Eigennutz, ebd. 1564, 1565;
    Bauordnung, ebd. 1564;
    Von kaiserl. Kriegsrechten, ebd. 1565 (mit Holzschn. v. J. Amman), 1566, 1571 (als 1. Bd. d. Kriegsbuches erschienen 1573, 1578 u. 1596);
    Kriegsbuch, 1. T.: Von kaiserl. Kriegsrechten, 2. T.: Von Wagenburg um d. Feldlager, 3. T.: Von Schanzen u. Befestungen, ebd. 1573 (mit Holzschn. u. Kupf. v. J. Amman u. a., P), 1578, 1596 (mit Holzschn. u. Kupf. v. J. Amman u. a., P), modernisierte Ausg. v. F. W. A. Böhm, 1819, nur Bd. 1, Abt. 1 (P).

  • Literatur

    ADB VIII;
    F. V. Nicolai, Nachrr. v., alten u. neuen Kriegsbüchern, Stuttgart 1765;
    J. Beckmann, Btr. z. Gesch. d. Erfindungen V, 1804;
    F. Nicolai, Zweifel u. Anmerkungen üb. Adelungs … Wörterbücher, in: Neue Berlinische Mschr. 19, 1808, S. 274 f.;
    A. Weyermann, Neue Nachrr. v. Gel. u. Künstlern aus Ulm, 1829, S. 114 f.;
    Archiv f. d. Artillerie- u. Ingenieuroffiziere 40, 1876, S. 178 f.;
    M. Jähns, Gesch. d. Kriegswiss., Abt. 1, 1889, S. 548 u. ö.;
    J. Tideman, F.s Kriegsbuch, in: Alemannia NF 9, 1908, S. 140-43;
    E. v. Frauenholz, Entwicklungsgesch. d. dt. Heerwesens II, T. 2, 1937, S. 34, 38 ff.Qu.: Stadtarchiv Ulm.

  • Autor/in

    Max Huber
  • Zitierweise

    Huber, Max, "Fronsperger, Leonhart" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 662-663 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124630642.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fronsperger: Leonhardt F., der bedeutendste deutsche Schriftsteller über Kriegswesen im 16. Jahrhundert, geboren zu Ulm, gestorben ebendaselbst den 23. Mai 1575. Lienhardt Freundtsperger, wie er in dem Bürgerbuch der genannten freien Reichsstadt heißt, lernte schon als Knabe das Kriegswesen kennen und wurde 1566 im Türkenkriege vom Kaiser zum „Feldgerichtsschultheißen“ ernannt; von demselben erhielt er auch später eine Anweisung auf Unterhalt, vermuthlich auf das Wengenkloster in Ulm, von woher wol der in seinen Vorreden gebrauchte Titel „kaiserlicher Provisioner“ herrühren mag. Fronsperger's Schriften umfassen das gesammte Kriegswesen der damaligen Zeit: sein bedeutendstes Werk ist sein 1573 in Frankfurt herausgegebenes „Kriegsbuch". Dasselbe handelt von Kriegsrecht und Kriegsartikeln, Wehr- und Heerordnung, Gefechtslehre der Truppen, Verwendung der Artillerie, von Bewaffnung, Ausrüstung und Proviantwesen, von Feldverschanzungen und Kampf um feste Plätze. Wenn auch fachlich nicht besonders gut geordnet, so ist dasselbe doch als das beste Quellenwerk über damaliges Kriegswesen zu betrachten, wofür als Beweis dienen kann, daß es 1596 bereits die 4. und 1819 noch eine 5. Auflage erlebte. Seine übrigen Schriften fallen in die Zeit vor der Veröffentlichung seines Hauptwerkes und erscheinen gewissermaßen als Vorarbeiten zu demselben; diese sind in chronologischer Reihenfolge: „Kaiserliches Kriegsrecht", 1552; „Vom Geschütz, Feuerwerk und von Festungen", 1557—64; „Fünf Bücher von Kriegs-Regiment und Ordnung“, 1558; „Bericht von einer Besatzung, Kommißordnung und Fütterung“, 1563; sämmtlich in Frankfurt herausgegeben.

    • Literatur

      Weyermann, Nachrichten von Gelehrten etc. vor. Ulm, Ulm 1829. J. v. H(ardegg), Vorlesungen über Kriegsgeschichte, II. 1862. Arch. f. Off. der Artillerie etc., Berlin 1876.

  • Autor/in

    Landmann.
  • Zitierweise

    Landmann, Karl Johann Casimir von, "Fronsperger, Leonhart" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 145 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124630642.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA