Dates of Life
1544 – vermutlich 1605 oder 1626
Place of birth
Nürnberg
Place of death
Nürnberg
Occupation
Dramatiker ; Dichter
Religious Denomination
lutherisch
Authority Data
GND: 118651307 | OGND | VIAF: 41978765
Alternate Names
  • Eierer, Jakob (eigentlich)
  • Eirer, Jakob
  • Ayerer, Jakob
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Ayrer, Jakob, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118651307.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    25.2.1568 Susanne ( 1617), T des „ehrbaren“ Hans Neukam in Nürnberg; 11 K, u. a. Jakob Ayrer der Jüngere (s. 2), Christoph Heinrich Ayrer, Dr. med., kurfürstlich brandenburgischer Geheimer Rat und Leibmedikus, Matthäus Ayrer, Advokat in Nürnberg.

  • Biographical Presentation

    A. hielt sich seit 1570 als Bürger und Prokurator in Bamberg auf, kam infolge seiner Ausweisung von dort 1593 nach Nürnberg zurück, wo er 1594 das Bürgerrecht erwarb und als Prokurator am Stadtgericht wirkte; 1598 wurde er Genannter des Rats. Ferner übte er das Amt eines kaiserlichen Notarius aus. Seine Bamberger Chronik und Bearbeitung des Psalters bleiben im Hergebrachten. Als Dramatiker knüpft er bewußt an Hans Sachs an (seit 1592); er behält den Knittelvers bei, auch als er von den englischen Komödianten (Robert Brown) einige Mittel übernimmt. Er übertreibt das äußere Geschehen, schwelgt in Mordszenen und Grausamkeiten, führt den Narren in die ernste Handlung ein. Dessen Name schwankt zwischen alter und englischer Bezeichnung, häufig „Jan“. Ausführliche Bühnenanweisungen dienen hauptsächlich der Gestikulation in Art der englischen Komödianten. Die Personen werden nach ihrem Tun vorgeführt und moralisch beurteilt. Die Ausgestaltung ist nüchtern und trocken, später pathetisch oder burlesk, aber ohne Humor wie bei Hans Sachs, stets ohne seelische Ausmalung und Motivierung. Im Epilog zieht häufig der Narr die Lehre. Leicht verliert A. sich in Einzelheiten und Episoden; ihm fehlt der dramatische Nerv. Als Quellen dienen ihm neben älteren Stücken, darunter Frischlins „Julius redivivus“, die bekannten Schwanksammlungen (H. W. Kirchhoff, V. Schumann) und Volksbücher (Melusine - Hugdietrich), die italienischen Novellisten Boccaccio, M. Bandello, Übertragungen der antiken Historiker, besonders Livius und die Stücke der englischen Truppen (Th. Kyd, G. Peele u. a.). In Nachahmung der englischen „Jigs“ schrieb er Singspiele mit wenigen Darstellern, mit Dialog in Strophen, die auf eine oder mehrere Volksliedmelodien gesungen werden. Er verfaßte 106 Spiele, von denen 30 ernste und 36 lustige im „Opus theatricum“ (6 Bände, Nürnberg 1618) gedruckt, drei in einer Dresdener Handschrift erhalten sind. Es ist ungewiß, ob jemals eines aufgeführt wurde. Seine Produktion steht neben der historischen Entwicklung als persönliches Kuriosum ohne Auswirkung. Allerdings wurde seine „Comedia von der schönen Phaenicia“ wiederum die Quelle für das „Mischspiel“ von Michael Kongehl „Die vom Tode erweckte Phönizia“ (1680).

  • Works

    Weitere W Reimchronik d. Gesch. d. Bistums Bamberg, hrsg. v. J. Heller, in: Zweiter Ber. üb. d. Bestehen u. Wirken d. Hist. Ver. z. Bamberg, 1838;
    A.s Dramen, hrsg. v. A. v. Keller, 5 Bde., 1864 65.

  • Literature

    ADB I;
    Goedeke II, 1886, S. 545-51;
    J. G. Robertson, Zur Kritik J. A.s mit bes. Rücksicht auf sein Verhältnis zu Hans Sachs u. d. engl. Komödianten, Diss. Leipzig 1892;
    J. Bolte, Die Singspiele d. Engl. Komödianten u. ihrer Nachfolger, 1893;
    C. Kaulfuß-Diesch, Die Inszenierung d. dt. Dramas an d. Wende d. 16. u. 17. Jh.s, ein Btr. z. älteren dt. Theatergesch., 1905;
    W. Wodik, J. A.s Dramen in ihrem Verhältnis z. einheim. Lit. u. z. Schauspiel d. engl. Komödianten, 1912 (L);
    L. M. Price, English-German Literary Influences, bibliography and survey, Berkely 1919, = University of California, Publications in Modern Philology, Bd. 9, S. 12 ff., 54 ff., 134 ff., 588;
    K. J. Gantert, Die Psalter d. J. A., Diss. Heidelberg 1924 (ungedr.);
    K. Fouquet, J. A.s „Sidea“, Shakespeares „Tempest“ u. d. Märchen, 1929;
    G. Höfer, Die Bildung J. A.s, 1929;
    H. Fehr, Das Licht in d. Dichtung, 1931, S. 362 ff.;
    Frels, 1934;
    L. A. Kozumplik, The phonology of J. A.s language, Chicago 1942;
    W. Stammler, Von d. Mystik z. Barock, ²1950, S. 301, 483 f.;
    F. Hilsenbeck, f. A., in: Nürnberger Gestalten aus 9 Jhh., 1950, S. 116-20;
    Newald, 1951, S. 59-62.

  • Author

    Willi Flemming
  • Citation

    Flemming, Willi, "Ayrer, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 472-473 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118651307.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Ayrer: Jakob A., nebst Hans Sachs der bedeutendste Schauspieldichter des 16. Jahrhunderts, zu Nürnberg im Heugäßlein 26. März 1605 als „publicus notarius und der Gerichten Procurator“ (nach einer Aufzeichnung im Nürnberger Stadtarchiv). Er gehörte nach Nopitsch nicht der Nürnberger Familie der Ayrer an, sondern hießeigentlich Eier, kam als armer Knabe nach Nürnberg und eignete sich hier Namen und Wappen jenes Geschlechtes an. Er diente erst in einem Eisenkrame, gründete darauf selbst einen solchen, kam aber im Geschäft zurück und siedelte nach Bamberg über. Dort brachte er es durch Selbststudium bis zum Hof- und Stadtgerichtsprocurator. Er war also kein studirter Jurist, wie denn auch seine Schriften überhaupt keine gelehrte Bildung zeigen. In Bamberg verfaßte er eine Reinchronik der Stadt, deren erste Bearbeitung bis 1570 reichend, also wol auch in diesem Jahr beendet, dem Bischof Veit II. dedicirt ist. Später führte er sie, mit einer Dedication an Bischof Johann Phil. von Gebsattel, bis 1599 fort, in welcher Gestalt sie von Jos. Heller 1838 herausgegeben ist. Eine dritte nur bis 1591 reichende Handschrift befindet sich in der Wolfenbütteler Bibliothek. Ungedruckt blieb bisher ein „Psalter Dauitis ... gesangsweiß verferdigett mit allerley schönen und menniglichs bekandenn melotheyen“, nach der Schlußbemerkung vollendet den 25. Febr. 1574. Wol im Jahre 1593 verließ A. Bamberg seines evangelischen Bekenntnisses wegen. Denn zu diesem Jahr erwähnt er in der eben genannten Chronik der Verfolgung der Protestanten in Bamberg seitens des Bischofs Neidhard von Thüngen: es seien dadurch viel Leute in großen Jammer gekommen und zum Theil mit Weib und Kind von Bamberg fortgezogen. Daß Ayrer's Rückkehr nach Nürnberg, wo auch sein gleichnamiger Sohn (s. d.) am 13. October 1593 das Bürgerrecht erwarb, in eben diesem Jahre stattfand, wird bestätigt durch eine Bemerkung in der jüngsten Redaction seiner Bamb. Chronik: er sei nach ihrer ersten Abfassung noch 23 Jahre in Bamberg geblieben. Er selbst ward darauf 1574 Bürger zu Nürnberg und bekleidete hier bis zu seinem Tode die Stelle eines Gerichtsprocurators und kaiserlichen Notarius. Daneben aber fand er Muße, eine überaus große Zahl von Tragödien, Komödien und Fastnachtsspielen zu dichten, von denen erst nach seinem Tode seine „Erben und guten Freunde“ einen ersten Band drucken ließen: „Opus thaeatricum. Dreyßig außbündtige schöne Comedien vnd Tragödien von allerhand denckwürdigen alten Römischen Historien vnd andern politischen Geschichten vnd Gedichten, sampt noch andern sechs vnd dreißig schönen lustigen vnd kurtzweiligen Fastnacht oder Possen Spilen etc.“ (Nürnberg durch Balthasar Scherffen Anno 1618.) Die Handschrift dieses Druckes besaß Gottsched; seitdem ist sie verschollen. Es sollte nach der Vorrede ein zweiter Band mit noch 40 Komödien, geistlich und weltlich, folgen. Dies ist leider unterblieben, auch eine Handschrift dieser weiteren Stücke bisher nicht aufgefunden. Nur drei im Druck nicht enthaltene Stücke finden sich noch in einer wol von Ayrer's eigener Hand geschriebenen Dresdener Handschrift, welche im Ganzen 10 Tragödien und Komödien und 12 Fastnachtspiele enthält. Unter Benutzung dieser Handschrift gab Ad. v. Keller in den Publicationen des Stuttgarter litt. Vereins sämmtliche bekannte Dramen Ayrer's in fünf Bänden heraus (1865.) Fünf Ayrer’sche Stücke ließ früher Tieck im „Deutschen Theater" (1817) abdrucken und die zwei nach Inhalt und Form bedeutendsten Komödien „Von der schönen Phänicia" und „Von der schönen Sidea" nebst dem Singspiel „Der verlarft Franciscus“ theilte Goedeke in seinen „D. Dichtern des 16. Jahrhunderts“ mit. Goedeke gibt auch dort wie im Grundriß über Quellen und Abfassungszeit der Ayrer’schen Dramen (1574—98) Auskunft. A. hat sich als Dramatiker offenbar nach seinem älteren Zeitgenossen Hans Sachs gebildet; in mancher Hinsicht übertrifft er ihn. Er besitzt eine äußerst fruchtbare Phantasie; seine Composition zeigt einen nicht geringen Erfindungsgeist; in einigen Stücken, namentlich unter den Fastnachtspielen, ist der Stoff ganz von seiner eigenen Erfindung. Die Ausführung freilich bleibt noch eben so roh und oft platt, wie bei seinem Vorgänger. Der närrische Knecht, „Jahn der Possenreißer", „Jahn Posset“, „Jahn Clam“ (d. h. Clown) fehlt auch in den Tragödien selten. Am glücklichsten zeigt sich Ayrer's gute Laune in den Lustspielen, welche reich an wahrhaft komischen Situationen sind. Ist er gleich von Cynismus und Lascivität nicht frei, so bleibt er doch darin hinter der Sittenlosigkeit der englischen Komödien und Tragödien weit zurück. Daß übrigens die damals in Deutschland wandernden englischen Komödianten einen bedeutenden Einfluß auf ihn übten, hat Goedeke nachgewiesen. — Dem Sprachforscher bietet in Ayrer's Werken die große Fülle von zum Theil seltenen, oft specifisch nürnbergischen Sprichwörtern eine erwünschte Ausbeute.

    • Literature

      Nopitsch, Zus. zu Will's Nürnb. Gel.-Lex. 5. S. 41 f. — Goedeke, Grundr. S. 411 f. Ders., Deutsche Dichter d. 16. Jahrh. — Ders., Englische Komödianten u. Jak. Ayrer (im Anzeiger für Kunde d. d. Vorzeit). 1854. K. G. Helbig, Zur Biographie und Charakteristik des Jak. Ayrer (in|Henneberger's Jahrbuch für deutsche Litteraturgeschichte. 1855 I. 32 f.). Ders., Zur Chronologie d. Schauspiele des Jak. Ayrer (in Prutz' Taschenb. 1847 S. 442 f.). K. Schmitt, Jak. Ayrer, ein Beitrag z. Gesch. des d. Dramas. 1851. K. Lützelberger, Das deutsche Schauspiel u. Jak. Ayrer (Album des litterarischen Vereins zu Nürnberg 1867. S. 110 f.).

  • Author

    J. Franck.
  • Citation

    Franck, Jakob, "Ayrer, Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 708-710 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118651307.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA