Lebensdaten
1638 oder 1628 – 1691
Geburtsort
Zwickau
Sterbeort
Leipzig (Unfall)
Beruf/Funktion
Gelehrter ; Polyhistor ; Professor der Poesie in Leipzig
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116459301 | OGND | VIAF: 197874021
Namensvarianten
  • Feller, Joachim
  • Cholander
  • Dermasius, Franciscus
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Zitierweise

Feller, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116459301.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Chrstn., Tuchmacher in Z.;
    M Sabine (1607–82), T d. Pfarrers Joachim Oehlmann in Z.;
    1) Leipzig 7.9.1670 Anna Dor. (1653–76), T d. Frdr. Rappolt (1615–76), Prof. d. Theol. in L. (s. ADB 27), 2) 6.2.1677 Johanna (* 1663), Schw d. Chrstn. Thomasius ( 1728), Jur. u. Philos.;
    2 S aus 1), u. a. Joachim Frdr. (1673–1726), 1696 Gehilfe b. Leibniz, 1699 b. H. Ludolf, 1704 Kanzlei- u. Archivsekr. in Weimar, 2 S, 2 T aus 2).

  • Biographie

    Als Schüler auf dem Lyceum in Zwickau fiel F. durch frühreife poetische Versuche auf. Gefördert durch Ch. Daum, kam er mit aufgeschlossenem Sinn für historische Fragen zur Universität. F. dankte seinem Lehrer durch eine für die Kultur- und Gelehrtengeschichte der Leipziger Universität wertvolle Korrespondenz (454 Briefe in der Ratsschulbibliothek Zwickau, 244 Antwortbriefe Daums in der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover). In Leipzig wurde der intellektuell begabte Student schnell bekannt und beliebt, die Familien Jakob Thomasius, Ch. F. Franckenstein, F. Rappolt suchten ihn in ihr Haus zu ziehen. Er wurde der erste Lehrer seines späteren Schwagers Ch. Thomasius, dessen Ruhm er ahnend voraussagte. 1660 krönte man den Magister bonarum artium mit dem Dichterlorbeer. Zu Leibniz knüpfte er Beziehungen an. Seit 1667 collega tertius der Nicolaischule, übernahm er im April 1670 als Nachfolger seines Schwiegervaters Rappolt die Professur poeseos an der Universität, 3mal wurde er Rektor, 1676 auch Leiter der Univeisitätsbibliothek. Besprechungen für die Acta eruditorum verwickelten ihn in Polemiken mit dem Leidener J. Gronovius, dem Bremer J. H. Eggeling und dem Pariser G. Patin. Ein Fall nachts aus dem Fenster seiner Wohnung beendete vorzeitig sein Leben. – Den Dichter F. kennzeichnet formale Kunstfertigkeit. Er bewunderte die anschauliche und zugreifende Moralsatire Balthasar Schupps. F. gab seinen Epigrammen gern eine zweideutige, den zahllosen Gelegenheitsgedichten zu familiären, akademischen oder politischen Ereignissen eine beziehungsreiche Pointe. Das Gebetbuch „Der andächtige Student“ (Leipzig 1682, ⁵1718) enthält 30 neue, von J. Scheller und J. Pezolt komponierte, geistliche Lieder. Im Pietismusstreit trat F. für A. H. Francke ein. Große Verdienste erwarb sich F. um den Ausbau der Leipziger Bibliothek. Er veröffentlichte den ersten „Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Paulinae“ (Leipzig 1686), der von holländischer und englischer Seite zwar kritisch beleuchtet, aber noch 100 Jahre später von Lessing betont gewürdigt wurde. Seine historischen Arbeiten zur sächsischen Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts erschlossen unbekannte Quellen. Deshalb berief man ihn ins Collegium historicum. F.s „Dissertatio de fratribus Kalendariis“ (Frankfurt/Main 1692) benutzte der Herausgeber Ch. Paullini, um zu zeigen, wieweit durch Leibniz' Bemühungen am Wiener Hof diese erste Monumentenorganisation gediehen war, als der Pfälzer Krieg die Weiterführung vereitelte.

  • Werke

    Weitere W Elucubratio de lucernis antiquorum subterraneis, Leipzig 1661;
    De tribus coronis imperatoriis I, II. ebd. 1662-65;
    De avibus noctu lucentibus, ebd. 1669, ²1672;
    Oratio de bibl. academiae Lips. Paulina, ebd. 1676, wieder abgedr. ebd. 1744;
    Continuatio compendii historiae univ. J. Laeti, Frankfurt u. Leipzig 1679;
    Cygni quasimodogeniti, Leipzig 1686.

  • Literatur

    ADB VI;
    G. Lehmann, Lpr., Leipzig 1691;
    A. Clarmund [ d. i. J. Ch. Ruediger], Vitae clarissimorum virorum 4, Wittenberg 1711, S. 193 ff. (P);
    J. Fr. Feller, Monumenta varia inedita. Jena 1718, S. 372-79, 618-25;
    G. E. Lessing, Vom Alter d. Oelmalerey, Braunschweig 1774, Anm. h u. i;
    R. Beck, Ch. Daums Beziehungen z. Leipziger gel. Welt während d. 60er J. d. 17. Jh., T. 1, 2, 1893 f., = Jb. d. Gymn. Zwickau 1892/93, 1893/94 (mit Briefen F.s);
    ders., Aus d. Leben J. F.s, in: Mitt. d. Alterthumsver. f. Zwickau u. Umgegend 4, 1895, S. 24-77;
    O. Kaemmel, Gesch. d. Leipziger Schulwesens, 1909, S. 299;
    G. Witkowski. Gesch. d. literar. Lebens in Leipzig. 1909, S. 260 f.;
    G. W. Leibniz, Sämtl. Schrr. u. Briefe, R. I, Bd. 4-6, 1950-57, Reg.;
    Zedler IX;
    Lex. d. ges. Buchwesen I, 1935, S. 530;
    H. Ch. Wolff, in: MGG IV, Sp. 17 f. – Zu S Joach. Frdr.: Zedler IX;
    E. Bodemann, Der Briefwechsel d. G. W. Leibniz, 1889, S. 57;
    E. Ravier, Bibliogr. des oeuvres de Leibniz, Paris 1937, Nr. 329 f., 336, 337.

  • Porträts

    s. Singer, Allg. Bildniskat. IV, 1931, Nr. 8757. Gem. (Leipzig. Univ.), Abb. in: Wiss. Zs. d. Karl-Marx-Univ. Leipzig, 1954/55, H. 1/2.

  • Autor/in

    Kurt Müller
  • Zitierweise

    Müller, Kurt, "Feller, Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 73 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116459301.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Feller: Joachim F., Polyhistor, geboren am 30. November 1628 zu Zwickau als Sohn eines Tuchmachers, am 5. April 1691 durch Sturz aus einem Fenster. Schon auf der Schule seiner Vaterstadt, wo er den Unterricht des gelehrten Christ. Daum genoß, hatte er die Geschichte des Leidens Christi in lateinische Verse gebracht, und bezog tüchtig vorgebildet und mit den besten|Empfehlungen die Universität Leipzig, so daß ihm der Rector der Thomasschule Jacob Thomasius, der Vater des berühmten Christian, den Unterricht seiner Söhne anvertraute. Wenige Jahre nach Erwerbung der Magisterwürde (1660) wurde er Tertius an der Nicolaischule, 1676 ward er zum Professor der Poesie und Bibliothekar der Universität Leipzig ernannt, 1680 zum Collegiaten des großen Fürstencollegiums erwählt. Als Bibliothekar erwarb er sich durch bessere Ordnung und Katalogisirung des Bücherschatzes und durch Erleichterung seiner Benützung große Verdienste; auch gab er einen Katalog der Manuscripte heraus (1686). Seine Gewandtheit in lateinischen Gedichten verschaffte ihm viele Gunst bei Fürsten und großen Herren; er war überhaupt eine angesehene (drei Mal war er Rector magnificus) und beliebte Persönlichkeit. Daß er trotz seiner gerühmten Gutmüthigkeit in heftige gelehrte Streitigkeiten gerieth, die in arge Persönlichkeiten ausarteten (vgl. den Artikel Eggeling), war eine allgemeine Unsitte des damaligen Gelehrtenthums. Eben war er mit der Verfassung von Annalen der Universität beschäftigt, als ihn sein tragischer Tod einer weit umfassenden Thätigkeit entriß. Außer sehr zahlreichen lateinischen Gedichten hat man von ihm viele Commentationen buntesten Inhalts, wie „De cygnorum cantu", 1660, „De lucernis antiquorum subterraneis“, 1661. „De tribus coronis imperatoriis. germanica, lombardica er romana“. 1662 u. 1745, „De avibus noctu lucentibus“, 1669 u. 1672, „De fratribus calendariis“ (cum notis Paullini 1692) etc. An den „Acta eruditorum“ war er einer der fleißigsten Mitarbeiter. Von seinen übrigen Schriften genüge es anzuführen: „Cygni quasi modo geniti, h. e. Clari aliquot Cygnaei" s. a. „Supplementum ad Rappolti commentarium in Horatium“. „Flores philosophici ex Virgilio collecti“, 1681. „Vindiciae adversus J. H. Eggelingii censuram censurae mysteriorum Cereris et Bacchi“. 1685. „Epistola de intolerabili fastu quorundam criticorum“ (gegen Jac. Gronovius). „Continuatio compendii historiae universalis J. Lacti ab a. 1640—1678“.

    • Literatur

      Einladung des Rectors (Cyprianus) zur Leichenfeier, 1691, Fol. Ad. Clarmund, Vitae IV. 193 ss. (2).

  • Autor/in

    Halm.
  • Zitierweise

    Halm, Karl Ritter von, "Feller, Joachim" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 614-615 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116459301.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA