Lebensdaten
erwähnt 993, gestorben 1036 oder 1039
Beruf/Funktion
Apostel der Ungarn ; Erzbischof von Gran ; Heiliger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 135808634 | OGND | VIAF: 80263773
Namensvarianten
  • Anastasius
  • Asztrik (ungarisch)
  • Ascherich
  • mehr

Orte

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Zitierweise

Ascherich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135808634.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    A. war, wie sein Name andeutet, von deutscher Herkunft. Die Identität A.|Anastasius (ungarisch Asztrik) wird von Hartwig in seiner Stephansvita, allerdings erst um 1100, ausdrücklich betont. Über seine Persönlichkeit herrscht in der Literatur ein Meinungschaos. Man identifizierte ihn in den verschiedensten Variationen mit dem Gefährten des Adalbert von Prag, Radla, indem man ihn zum vornehmen Böhmen machte, der Mönch im Alexiuskloster in Rom war und von dort 993 nach Prag kam, erster Abt von Břevno wurde, einen Abstecher nach Polen machte, wo er erster Abt von Meseritz gewesen sein soll und 995 als Missionar nach Ungarn ging. Nach anderen Versionen soll er von Břevno aus nach Martinsberg geflüchtet sein und dort ein neues Kloster gegründet haben. Andere sprechen von zwei Personen: A., Abt von Pécsvárad und Erzbischof von Kalocsa, und Anastasius, Abt von Martinsberg und Erzbischof von Gran, wobei A. ein Deutscher und Anastasius ein Italiener gewesen sei. A.-Anastasius gehörte ohne Zweifel dem Kreise Adalberts von Prag an, ohne jedoch mit Radla identisch zu sein. Er wurde bald nach 993 von Adalbert nach Ungarn an den Hof des Fürsten Geisa als Erzieher und Missionar entsandt. Als jedoch die Ungarn trotz der Bemühungen A.s an ihrer Mischreligion festhielten, forderte Adalbert ihn zur Rückkehr auf (996). Er leistete aber dem Ruf keine Folge, weil er mit Adalbert entzweit war; außerdem war er bereits in Ungarn Mönch geworden. Später wurde er Abt seines Klosters Martinsberg. Zum Erzbischof wurde er in Gran oder Neutra geweiht. Eine spätere Tradition hielt ihn für den ersten Abt von Pécsvárad, doch ist die diesbezügliche Urkunde als Fälschung erwiesen. Bei der Errichtung der ungarischen Diözesen soll er Erzbischof von Kalocsa geworden sein, doch beruht die Überlieferung auch hier auf der gefälschten Urkunde von Pécsvárad und auf einer interpolierten Stelle von Hartwigs Stephansvita. Gegen die Einigkeit der bisherigen Forschung, daß er 1001 in Rom die Königskrone für Stephan I. holte und ihn krönte, machte Brackmann wahrscheinlich, daß die Kronenübertragung nicht durch den Papst, sondern durch den Kaiser geschah, und daß die Romfahrt A.s eine Erfindung des für ungarische Interessen um 1100 schreibenden Hartwig, Bischofs von Regensburg, ist. Die Teilnahme an der Frankfurter Synode 1007 wie auch an der Weihung der Altäre der Peterskirche in Bamberg 1012 deutet darauf den, daß A.-Anastasius geradezu als Glied der Geistlichkeit des Reiches betrachtet wurde. In dem Streit, ob er der einzige damalige Erzbischof von Ungarn war (außer Anastasius für Gran und A. für Kalocsa kommt noch der von Hartwig erwähnte Sebastian von Gran in Frage, den A. nach dessen Erblindung von Kalocsa aus vertreten haben soll), dürfte entscheidend sein, daß die echte Unterschrift von 1007 „Ungrorum Archiepiscopus“ nicht mit „ein Erzbischof der Ungarn“ übersetzt werden kann. Daß der Sitz des Erzbischofs Gran war, bezeugt die größere Stephansvita und bestätigt indirekt der Reisebericht Arnolds von Regensburg, wo der Entfernung nach nur Gran und nicht Kalocsa gemeint sein kann.

  • Literatur

    J. Karácsonyi, Szt. István király oklevelei és a Szilveszterbulla, Budapest 1891, S. 84, 147;
    ders., in: Századok, 1892, S. 23, 210;
    L. Erdélyi, A Pannonhalmi Szent Benedekrend története I, ebenda 1902;
    J. Melich, Szláv jövevényszavaink, ebenda 1905, S. 137;
    E. Szentpétery, in: Értekezések a tört. tudományok köréböl. 24, 1918, Nr. 10;
    H. Bresslau, in: Archiv f. Urkk.-F, 1918, S. 72 ff.;
    K. Schünemann, Die Deutschen in Ungarn bis z. 12. Jh., 1923, S. 36 f., 46 ff.;
    A. Brackmann, Zur Entstehung d. ungar. Staates, 1940, S. 17 ff.;
    E.Amann, in: A. Fliche-V. Martin: Hist. de l'Eglise VII, Paris 1940, S. 378 f.;
    B. Hóman, Stephan I. d. Hl., 1941, S. 100 ff.;
    Ph. Schmitz, Gesch. d. Benediktinerordens I, Erlenbach-Zürich 1947, S. 229 ff.;
    LThK;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques X, 1938, Sp. 476;
    Enc. Catt. I, 1949.

  • Autor/in

    Ladislaus Buzás
  • Zitierweise

    Buzás, Ladislaus, "Ascherich" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 411-412 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135808634.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA