Zapf, Wolfgang

Lebensdaten
1937 – 2018
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Soziologe
Konfession
katholisch
Namensvarianten

  • Zapf, Wolfgang

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Zitierweise

Zapf, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz143006.html [05.12.2025].

CC0

  • Zapf, Wolfgang

    | Soziologe, * 25.4.1937 Berlin, † 26.4.2018 Berlin, ⚰ Frankfurt/Main. (katholisch)

  • Genealogie

    V Wolfgang (1895–1975), Buchbinder, Polizeimeister;
    M Ida Regina Bühler (1894–1974);
    1966 Katrin Raschig (* 1938), aus Offenbach, Dr. rer. soc., Stadtsoziol. an d. Univ. Mannheim;
    1 S Peter (* 1969), 1 T Johanna (* 1972).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Frankfurt/M. 1957 studierte Z. als Stipendiat des Cusanus-Werks bis 1961 Soziologie und Nationalökonomie in Frankfurt/M., Hamburg und Köln. 1962 wurde er wissenschaftlicher Assistent bei Ralf Dahrendorf (1929–2009) in Tübingen und hier mit der Arbeit „Wandlungen der dt. Elite, Ein Zirkulationsmodell dt. Führungsgruppen 1919–1961“ (1965, ²1966) 1963 zum Dr. phil. promoviert. Seinem Wechsel an die neugegründete Univ. Konstanz 1966, wo er sich 1967 habilitierte, folgte 1968 der Ruf auf einen Lehrstuhl für Soziologie an der Univ. Frankfurt/M. (1969/70 Mitgl. d. Senats) und 1972 der Wechsel an die Univ. Mannheim (Dekan 1974/75 u. 1982/83), wo er bis 1987 lehrte. 1987–94 war er wissenschaftlicher Geschäftsführer (Präsident) und 1994–2002 Direktor der Abteilung „Sozialstruktur und Sozialberichterstattung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB); mehrfach nahm er Gastprofessuren wahr (Stanford Univ. 1980, 1986; Inst. f. Höhere Studien Wien 1976, 1981, 1986). 1988–2002 hatte er zugleich eine Sonderprofessur für Soziologie an der FU Berlin inne.

    W..s nationales und internationales wissenschaftliches Ansehen gründete auf seiner Dissertation zur Elitenforschung, die bereits viele Charakteristika seines späteren, umfassenderen Forschungsprogramms und seiner Arbeitsweise aufwies: das Interesse für Struktur und Wandel zeitgenössischer Gesellschaften, die Bearbeitung eines historischen Gegenstands mit soziologischen Kategorien und Methoden sowie die Verbindung von theoretischer Analytik und quantitativer Analyse.

    Mit der historischen und vergleichenden Modernisierungsforschung als zweitem Gebiet erweiterte Z. sein Untersuchungsfeld. Die Habilitationsschrift „Materialien zur Theorie des sozialen Wandels“ befaßte sich mit Theorien und Indikatoren der Modernisierung und bildete eine Vorarbeit zu seinen „Theorien des sozialen Wandels“ (1969, ⁴1979), die mittlerweile zu den modernen Klassikern der dt. Soziologie gehören. Z. steht für eine ebenso theoretisch stringente wie empirisch basierte Makrosoziologie; er rezipierte den Begriff der Modernisierung für die dt. Soziologie und setzte ihn durch.

    In seinem dritten Forschungsgebiet, der Wohlfahrtsentwicklung und gesellschaftlichen Dauerbeobachtung, initiierte Z. umfangreiche kooperative Forschungsprojekte. Er entwickelte schon in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren die Programmatik eines Systems von gesellschaftspolitischen Zielen und eine korrespondierende Systematik sozialer Kennziffern, konzipierte die ersten Sozialberichte (Soziolog. Alm., 1975; Lebensbedingungen in d. Bundesrep., 1977; Lebensqualität in d. Bundesrep., 1984) und begründete die Serie von sieben Wohlfahrtssurveys (1978–98) sowie die jährlich vom Statistischen Bundesamt und dem WZB herausgegebenen Datenreports.

    Z. entfaltete auch als Wissenschaftsorganisator große Wirksamkeit, insbesondere in der Leitung der Sozialpolitischen Entscheidungsund Indikatorensystem (SPES)-Forschergruppe (1972–79) und als Sprecher bzw. stellv. Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs 3 (Mikroanalyt. Grundlagen d. Ges.pol., 1979–90). Er war u. a. Gründer und Vorsitzender der Sektion Soziale Indikatoren der Dt. Gesellschaft für Soziologie (DGS) (1973–76), Vorstandsmitglied (1967–74 u. 1983/84) und Vorsitzender (1987–89) der DGS, schließlich Mitinitiator der „Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste“, ab 1997 „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V.“, heute „Leibniz-Gemeinschaft“.

    Hervorzuheben ist Z.s Beitrag zur dt. Wiedervereinigung. Er legte als einer der ersten im Hinblick auf die Probleme des Vereinigungsprozesses Strukturvergleiche über die beiden dt. Gesellschaften vor. 1988 und 1990 lud er als Vorsitzender der DGS die ostdt. Kolleginnen und Kollegen auf die Soziologentage nach Zürich und Frankfurt/M. ein. Er war Mitglied der Gründungskommissionen für das Fach Soziologie an den Univ. Halle-Wittenberg und Leipzig. Wichtige Schüler Zs. sind Jan Delhey (* 1969), Peter Flora (* 1944), Wolfgang Glatzer (* 1944), Karl Ulrich Mayer (* 1945) und Steffen Mau (* 1968).

  • Auszeichnungen

    A German Fellow, Harvard Univ. (1968);
    Distinguished Quality-of-Life Researcher Award d. Internat. Soc. for Quality-of-Life-Studies (2004);
    Mitgl d. DFG-Senatskomm. Empir. Soz.forsch. (1976);
    Vors. d. Kuratoriums v. GESIS (1993).

  • Werke

    W Kommunikation im Ind.betrieb, 1965 (mit J. Bergmann);
    Btrr. z. Analyse d. dt. Oberschicht, 1965;
    Individualisierung u. Sicherheit, 1987;
    Modernisierung, Wohlfahrtsentwicklung u. Transformation, Soziol. Aufss. 1987–1994, hg. v. Wiss.zentrum Berlin f. Soz.forsch., 1994;
    Social Reporting on Exclusion and Integration in Germany, 1997 (Gutachten f. d. EU-Komm.);
    Modernisierung u. Wohlfahrtsentwicklung, WZB-Vorlesungen Nr. 5, 17.12.2002;
    Hg.: Probleme d. Modernisierungspol., 1977;
    Soz. pol. u. Soz.ber.erstattung, 1977 (mit H.-J. Krupp);
    Wandel d. Lebensbedingungen in Dtld., 1982 (mit E. Wiegand);
    Institutionenvgl. u. Institutionendynamik, 1994 (mit M. Dierkes);
    Soz.ber.erstattung, Die Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Dtld., 1996 (mit R. Habich);
    Mithg.: Zs. f. Soziol. (1987–90).

  • Literatur

    L W. Glatzer, R. Habich u. K. U. Mayer (Hg.), Soz. Wandel u. gesellschaftl. Dauerbeobachtung, FS f. W. Z., 2002 (W-Verz., P);
    J. Allmendinger, Pionier d. empir. Soziol., W. Z. z. 80. Geb.tag, in: Tagesspiegel v. 25.4.2017;
    J. Schupp, 45 J. Soz.ber.erstattung u. Lebensqualitätsforsch. in Dtld., in: Nova Acta Leopoldina NF Nr. 417, 2018, S. 21–41;
    W. Glatzer, in: Soziol. 2018, S. 504–08;
    K. U. Mayer, in: Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.psychol. 70, 2018, S. 343–47;
    F. Neidhardt, in: Berliner Journ. f. Soziol. 2018, S. 529–31.

  • Autor/in

    Karl Ulrich Mayer
  • Zitierweise

    Mayer, Karl Ulrich, "Zapf, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 601-602 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz143006.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA