Wust, Peter

Dates of Life
1884 – 1940
Place of birth
Rissenthal bei Losheim am See (Saarland)
Place of death
Münster
Occupation
Philosoph
Religious Denomination
katholisch
Alternate Names

  • Wust, Peter Joseph
  • Wust, Peter
  • Wust, Peter Joseph
  • Wust, Pether
  • Wust, Peter Josef

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Citation

Wust, Peter, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142991.html [23.12.2025].

CC0

  • Wust, Peter Joseph

    | Philosoph, * 28.8.1884 Rissenthal bei Losheim am See (Saarland), † 3.4.1940 Münster, Münster, Friedhof Mecklenbeck. (katholisch)

  • Genealogy

    V Jakob (* 1859), Siebmacher in R., S d. Peter Joseph ( n. 1883), Tagelöhner u. Siebmacher in Nickweiler b. Simmern, u. d. Anna Elisabeth Schneider ( v. 1883);
    M Anna (* 1859), T d. Michel Fixmer (Fexmer), Ackerer u. Hausierhändler in R., u. d. Angela Trapp, Hausierhändlerin ebd.;
    10 jüngere Geschw;
    Püttlingen (Saarland) 1910 Catharina (Käthe) (* 1889), T d. Jacob Müller, Gastwirt u. Metzger in Püttlingen, u. d. Elise Kramp;
    1 S Benno (* 1911), Dr. med., 2 T Elisabeth (Else) Peine (* 1914), Charlotte (1919–97).

  • Biography

    Vorbereitet und unterstützt von Pfarrer Johann Braun in Wahlen b. Losheim, besuchte W. das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und studierte seit 1907 Germanistik, Angli|stik und Philosophie in Berlin und Straßburg.

    Nach dem Staatsexamen war er 1910–30 im Höheren Schuldienst in Berlin, Neuß, Trier und Köln tätig und wurde 1914 bei Oswald Külpe (1862–1915) in Bonn mit einer Arbeit über „John Stuart Mills Grundlegung der Geisteswissenschaften“ zum Dr. phil. promoviert. Durch Publikationen fachlich ausgewiesen, doch ohne akademische Lehrerfahrung und Habilitation, erhielt er 1930 gegen den Willen der Fakultät einen Ruf zum Ordinarius für Philosophie als Nachfolger Max Ettlingers (1877–1929) an die Univ. Münster.

    W. hatte sich während seiner Studienzeit dem christlichen Glauben entfremdet und dem Neukantianismus zugewandt. Seine Bekanntschaft mit Ernst Troeltsch (1865–1923) in Berlin und dessen Empfehlung, er möge etwas über die Ehrenrettung der Metaphysik schreiben, inspirierte ihn zu „Die Auferstehung der Metaphysik“ (1920). Von der These ausgehend, daß das Sein als eine objektiv vorgegebene Ordnung zu betrachten sei, plädierte er hier „für die Rückkehr zu einer schauenden, demütig verehrenden Vernunft“ (S. Gottlöber), im (Wieder-)Anschluß an eine bis auf Platon und Aristoteles zurückgehende, über Augustinus, Thomas und Bonaventura führende, stets der Frage nach dem Sein zugewandte philosophische Tradition. Über seinen Freund Max Scheler (1874–1928) in Köln fand er zum Glauben an einen persönlichen Gott und 1923 zum Wiederanschluß an die kath. Kirche. In „Naivität und Pietät“ (1925), „Rückkehr aus dem Exil“ (1926) und „Die Dialektik des Geistes“ (1928) vertiefte er seine metaphysisch verankerte neue Sicht zu einer eigenständigen christlichen Anthropologie, „die in der Naivität den kindlichen Urzustand des Menschen, in der Pietät den im Lebenskampf errungenen Ruhezustand der Weisheit erblickt“ (W. Schüßler). Darüber hinaus förderten seine Verbindungen zum Renouveau catholique, u. a. zu Paul Claudel, Jacques Maritain, Gabriel Marcel, Georges Bernanos, Nicolai Berdjajew, seine Entwicklung zum christlichen Existentialisten bzw. „christlichen Anthropologen“ (K. Delahaye) kath. Prägung.

    W.s wichtigstes Werk, die Zusammenfassung seiner philosophischen Grundgedanken und Quintessenz seines philosophischen Denkens, trägt den programmatischen Titel „Ungewißheit und Wagnis“ (1937, Neuausg. mit e. Einl. u. Anmm. v. W. Schüßler, ⁵2019, P). Die prinzipielle Ungesichertheit des Menschen, die W. an Wissenschaft, Philosophie und Religion aufzeigt, eröffne diesem zu seiner Selbstrealisation einen Raum endlicher Freiheit, die aber vom Wagnischarakter menschlichen Seins bestimmt bleibe.

    W., dem nach Josef Pieper (1904–1997) der Universitätsbetrieb fremd blieb, war dennoch ein erfolgreicher akademischer Lehrer, der seine Hörer seit 1933 vor dem Nationalsozialismus warnte und zu kirchlichem Widerstand ermutigte. Reformation und Aufklärung als verderbliche Entwicklungen betrachtend, schwebte ihm – merkwürdig zurückgewandt – eine kulturelle Einheit Europas im Zeichen des kath. Glaubens vor, zu deren Verwirklichung er mit seiner Philosophie beitragen wollte.

    Kurz vor seinem Tod wandte er sich mit einem Abschiedsbrief an seine Studierenden, in dem er ihnen als „Zauberschlüssel“ das Gebet empfahl, das, als „letzte Hingabe gefaßt“, still, kindlich und objektiv mache.

    In Erinnerung an W. verleihen die Kath. Akademie Trier und die Christliche Erwachsenenbildung Merzig seit 1985 alle zwei Jahre den „Peter-Wust-Preis“ zur Förderungen europ. Kultur und Einigung; W.s geistiges Erbe pflegt seit 1982 die „Peter-Wust-Gesellschaft“.

  • Awards

    |P.-W.-Hochschule f. Päd., Saarbrücken (1956–69);
    Skulptur „Ungewissheit u. Wagnis“, v. R. Engel, 2002, P.-W.-Archiv, Merzig;
    Gedenkplakette am Geb.haus, Rissenthal;
    P.-W.-Schule, Münster (Westf.);
    P.-W.-Gymn., Wittlich u. Merzig;
    P.-W. Gemeinschaftsschule, Püttlingen;
    P.-W.-Str., u. a. in Münster, Merzig, Rissenthal u. Trier-Heiligkreuz.

  • Works

    |Die kath. Seinsidee u. d. Umwälzung in d. Philos. d. Gegenwart, in: Wiederbegegnung v. Kirche u. Kultur, Eine Gabe f. Karl Muth, 1927, S. 127–50;
    Gestalten u. Gedanken, Ein Rückblick auf mein Leben, 1940 (Autobiogr.);
    P. W. u. W. Vernekohl, Briefe u. Aufss., 1958;
    Philosophenbriefe v. u. an P. W., hg. v. E. Blattmann, 2013 (P);
    Ges. Werke, hg. v. W. Vernekohl, 10 Bde., 1963–69;
    Bibliogr.: BBKL 14;
    Nachlaß: P.-W.-Archiv d. Arb.stelle f. P.-W.-Forsch. d. Univ. d. Saarlandes, Merzig;
    P.-W.-Archiv, Losheim;
    P.-W.-Archiv, Franziskanerkloster Münster (Westf.);
    P.-W.-Archiv, Schule Mecklenbeck.

  • Literature

    L W. Vernekohl, Der Philos. v. Münster, P. W, ein Lb., 1950;
    W. T. Cleve, P. W., Ein christl. Existenzphilos. unserer Tage, 1950;
    J. Pieper, „Ich befinde mich in absoluter Sicherheit“, Eine Erinnerung an P. W. (1950), in: ders., Weistum, Dichtung, Sakrament, Aufss. u. Notizen, 1954, S. 156–59;
    ders., Noch wußte es niemand, Autobiogr. Aufzz. 1904–1945, 1976, S. 152 f.;
    K. Delahaye, Christl. Anthropol., Eine Einf. in d. Denken P. W.s, 1967;
    B. Scherer, Ein moderner Mystiker, Begegnung mit P. W., 1974;
    P. C. Keller (Hg.), Begegnung mit P. W., 36 Autoren im Dialog mit d. christl. Existenzphilos. aus d. Saarland, 1984;
    Th. Ruster, Die verlorene Nützlichkeit d. Rel., Katholizismus u. Moderne in d. Weimarer Rep., 1994;
    A. Lohner, Gewißheit im Wagnis d. Denkens, Die Frage n. d. Möglichkeit v. christl. Philos. u. Metaphysik im Werk u. Denken d. Philos. P. W., Eine Gesamtdarst. seiner Philos.,|1995;
    F. W. Veauthier, Kulturkritik als Aufgabe d. Kulturphilos., P. W.s Bedeutung als Kultur- u. Zivilisationskritiker, 1997;
    M. Röbel, Staunen u. Ehrfurcht, Eine werkgeschichtl. Unters. z. phil. Denken P. W.s, 2009 (P);
    W. Schüßler u. M. Röbel (Hg.), „Die Unruhe d. Menschenherzens“, Einblicke in d. Werk P. W.s, 2013;
    W. Meiers, Zw. klass. Metaphysik u. Existenzdenken, Eine werkgeschichtl. Analyse d. phil. Gotteslehre P. W.s, 2015 (P);
    LThK³;
    W. Schüßler, Die Zeit neu denken, P. W. u. d. Wagnis christl. Existenz in unsicheren Zeiten, in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 72, 2020, S. 235–55;
    ders., in: BBKL 14 (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Saarländ. Biogrr. (P);
    S. Gottlöber, in: Rhein. Gesch. (P).

  • Portraits

    |15-Franc-Briefmarke d. Saarlandes, 1950.

  • Author

    Manfred Weitlauff
  • Citation

    Weitlauff, Manfred, "Wust, Peter Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 559-561 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142991.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA