Wolff, Klaus
- Lebensdaten
- 1935 – 2019
- Geburtsort
- Hermannstadt (Sibiu, Siebenbürgen)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Mediziner ; Dermatologe
- Konfession
- -
- Namensvarianten
-
- Wolff, Klaus
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Wolff, Klaus
| Mediziner, Dermatologe, * 4.12.1935 Hermannstadt (Sibiu, Siebenbürgen), † 20.12.2019 Wien, ⚰ Grein/Donau.
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Genealogie
V →Helmut (1897–1971, ⚭ 1] Herta Scholtes), Dr. med., Zahnarzt 1923/24–35 in Bistritz u. 1939–47 in H., 1935–39 Dt.-sächs. Volksratspräs., stellv. Landeskirchenkurator d. Ev. Kirchen A. B. in Rumänien, seit 1947 Zahnarzt in Linz, S d. →Johann (1865–1943), aus Großschenk (Cincu, Siebenbürgen), Dr. phil., 1905–27 Rektor d. Bergschule (Gymn. u. Seminar) in Schäßburg (Sighis¸oara, Siebenbürgen), 1927 Stadtpfarrer ebd., Senator, u. d. Gertrude Theil;
M Hedda Orendi († 1988);
Tante-v Gertrud (⚭ →Hans Theil, 1890–1963, Gymn.prof. in Schäßburg, Amateurphotograph, s. Siebenbürg. Ztg. v. 11.8.2019);
B Volker Helmut († 1989), Schw →Ute Hedwig Asboth (1938–2022), Kunsthändlerin in W., Hedda Kelp (* 1943)– ⚭ 1) Marielies Artens († 1984), 2) →Elisabeth Schreiner (* 1942), Dermatol., 3) Gabriele Wolff;
1 S aus 2), 2 T aus 1) u. 2);
Vt →Hans Wolfram Theil (1921–2003), Dipl.-Ing., Architekt, Bildhauer. -
Biographie
W. besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Schäßburg und Hermannstadt, ehe er mit seiner Familie im Sept. 1947 nach Linz floh, wo er das „Akademische Gymnasium“ absolvierte. 1952 ging er als Austauschschüler für ein Jahr in die USA (Michigan) und entwickelte seine lebenslange Liebe für dieses Land und dessen Bewohner. Nach der Matura „mit Auszeichnung“ 1953 studierte W. an der Medizinischen Fakultät der Univ.
Wien und wurde hier 1962 sub auspiciis praesidentis zum Dr. med. promoviert. W. begann seine Facharztausbildung als Assistenzarzt an der I. Universitäts-Hautklinik unter Leitung →Josef Tappeiners (1909–1996). Die Dermatohistopathologie erlernte er bei →Victoria Lilly Pfleger-Schwarz (1909–1992). Bereits in den 1960er Jahren baute er an der I. Universitäts-Hautklinik Wien ein Forschungslabor für experimentelle Dermatologie auf. 1965 ging W. an die Mayo-Clinic nach Rochester (New York, USA) zu →Richard K. Winkelmann, kehrte 1966 an die I. Universitäts-Hautklinik nach Wien zurück und habilitierte sich 1967 mit Arbeiten über zellbiologische Phänomene für das Fach Dermatologie und Venerologie. 1971 erhielt er eine ao. Professur und wurde Leiter der Abteilung für Experimentelle Dermatologie an der I. Universitäts-Hautklinik in Wien.
Er betrieb u. a. mit →Elisabeth Schreiner, →Peter Fritsch (* 1940), →Herbert Hönigsmann (* 1943) und →Georg Stingl (* 1948) zellbiologische, zyto- und immunhistochemische Untersuchungen auf licht- und elektronenmikroskopischer Ebene, die das Verständnis für (patho)-biologische Phänomene bei Hautkrankheiten, insbesondere bei verschiedenen Adnextumoren der Haut, den bullösen Autoimmunkrankheiten und dem Lupus erythematosus, grundlegend veränderten. Daneben etablierte er neue grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse über Lysosomen, die Biologie und die Funktionen von epidermalen Langerhans-Zellen und die Mechanismen der Melanin-Pigmentierung. 1975/76 arbeitete W. bei →Thomas B. Fitzpatrick und →John R. Parrish am Massachusetts General Hospital der Harvard University in Cambridge (USA) und entwickelte mit diesen die Photochemotherapie (PUVA-Therapie), die er nach seiner Rückkehr in Europa etablierte. 1976 erhielt er den Ruf an die Universitäts-Klinik für Dermatologie und Venerologie nach Innsbruck, wo er mit seinen früheren Mitarbeitern aus Wien sowie →Helmut Hintner (* 1949), →Gerold Schuler (* 1951) und →Nikolaus Romani (* 1952) zu schwersten angeborenen und erworbenen Krankheiten forschte, die neu definiert oder erstmals beschrieben wurden. Ziel der experimentellen Forschung waren nun fast ausschließlich die immunologischen Funktionen der Haut, mit der epidermalen Langerhans-Zelle im Mittelpunkt. Dies trug entscheidend zu der Erkenntnis bei, daß die Haut einen funktionell spezialisierten Teil des Immunsystems darstellt. 1981 wechselte W. als Vorstand an die I. Universitäts-Klinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien, die sich unter seiner Leitung zu einer der fünf weltweit besten dermatologischen Universitätskliniken entwickelte. 1983 eröffnete W. die erste AIDS-Ambulanz und 1985 die erste AIDS-Bettenstation in Österreich und förderte die klinisch-experimentelle Forschung zum HI-Virus. Unter W.s Leitung charakterisierte seine dermato-onkologische Arbeitsgruppe seit 1984 wesentliche auflichtmikroskopische-morphologische Kriterien (pigmentierter) benigner und maligner Hauttumore und etablierte damit die Epilumineszenzmikrokopie als Untersuchungsmethode in der Routinediagnostik der Dermato-Venerologie.
1993 gründete W. mit Stingl und →Peter Dukor (1937–1995) das „Vienna International Research Cooperation Center“ (VIRCC), die erste gemeinsame Forschungseinrichtung eines Pharmaunternehmens (Sandoz-Forsch.inst., Wien) und einer Universitätsklinik, nämlich der I. Universitäts-Hautklinik Wien. Mit seinem Team und Sandoz (Novartis)-Forschern entwickelte er u. a. die klinische Anwendung einer neuen, immunmodulatorisch wirkenden Substanz (Pimecrolimus).
Die Forschungen von W.s Team in Innsbruck und Wien trugen dazu bei, die epidermale Langerhans Zelle als dendritische, Antigen präsentierende Zelle zu definieren. Seine wissenschaftlichen Aktivitäten führten auch zur Klärung von Pathomechanismen von Hauttumoren, entzündlichen (auto)-inflammatorischen/immunologischen und hereditären Krankheiten, Gefäßentzündungen, Systemkrankheiten sowie zur Entwicklung neuer Therapien.
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Auszeichnungen
|Preis d. Hoechst-Stiftung (1964, 1966, 1969, 1973, 1977), d. Wander-Stiftung (1972), d. Österr. Ges. f. Dermatol. u. Venerol. (1982) u. d. Stadt Wien f. Med. Wiss. (1997);
Kard.-Innitzer-Förderungs-Preis (1967);
Max Ritter Preis d. European Soc. for Dermatological Research (1976, 1978);
Unilever Award (1978);
Traub-Psoriasis Award d. American Ac. of Dermatology (1979);
Alexandre Besredka Preis (1981);
Aesca Preis (1982, 1988, 1990);
Hebra Preis (1984);
Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1992), d. Leopoldina (1984) u. d. Royal College of Physicians, London (1994);
Vitiligo Award d. American Skin Ass. (1993);
Goldenes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Land Wien (1994);
Kard.-Innitzer-Preis (Würdigungspreis 1995 u. Gr. Preis 2008);
Gr. Silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1997);
Dr. med. h. c. (Kiel 1997, Budapest 1999 u. Sibiu 2003);
Marchionini Medaille in Gold (1997);
Stephen Rothman Medaille (1998);
D. Martin Carter Award (1998);
Clarence S. Livingood Lectureship (2002);
Hebra Medaille in Gold (2002);
Goldene Medaille d. Österr. Ges. f. Dermatol. u. Venerol. (2003);
Mag. Dermatologiae Hungarorum (2004);
Ordinul Meritul Sanitar, Comandor (2004);
Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst (2004);
Cothenius-Medaille (2007);
Präs. d. Internat. League of Dermatological Societies (1987–1992);
Ehrenmitgl. zahlr. Ges.;
– K.-W.-Stipendium (seit 2005) u. K. W.-Lecture (seit 2019) d. Österr. Ges. f. Dermatol. u. Venerol. -
Werke
|mehr als 400 Publl.;
Vasculitis, 1980 (Hg. mit R. K. Winkelmann);
Dermatology in General Medicine, ⁴1993 (mit T. B. Fitzpatrick, A. Z. Eisen u. a., seit ⁶2003 u. d. T. Fitzpatrick’s Dermatology in Gen. Medicine, span. 2013);
Fitzpatrick’s Color Atlas and Synopsis of Clinical Dermatology, 1983, ⁸2017 (mit T. B. Fitzpatrick, R. A. Johnson u. a., ital., dt., span., portugies., russ., griech., indones., franz., korean., mandarin). -
Porträts
|Gem. v. C. Kindermann (Univ.-Klinik f. Dermatol. u. Venerol., Neues Allg. Krankenhaus Wien).
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Autor/in
Klemens Rappersberger -
Zitierweise
Rappersberger, Klemens, "Wolff, Klaus" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 446-447 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142949.html#ndbcontent