Wildgans, Anton

Dates of Life
1881 – 1932
Place of birth
Wien
Place of death
Mödling
Occupation
Lyriker
Religious Denomination
-
Alternate Names

  • Wildgans, Anton Otto Georg
  • Wildgans, Anton
  • Wildgans, Anton Otto Georg

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Citation

Wildgans, Anton, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142871.html [10.12.2025].

CC0

  • Wildgans, Anton Otto Georg

    | Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Burgtheaterdirektor, *17.4.1881 Wien, † 3.5.1932 Mödling, ⚰Wien, Zentralfriedhof, Ehrengrab. (katholisch)

  • Genealogy

    Aus alteingesessener Wiener Beamtenfam.;
    der Name W. ist e. Verballhornung v. Wilkens;
    zur Fam. gehören Hinrich Wilkens, 1604 Kaufm. in Hamburg, dessen S Heinrich Wilckhannß (* 1608), Reitknecht, dessen S Heinrich (* 1665, 1699 Anna Maria Schmidtmayr, 1678–1736), aus Dietersdorf (Oberpfalz), legte 1699 als Heinrich W., „brüederischer Gschirrhandler“, seit 1711 „Sauerkräutler“ in W. d. Bürgereid ab;
    V Friedrich Anton (1847–1906, 2] 1886 Maria, 1856–1919, Konzertpianistin, T d. Michael Reitter, 1810–82, Oberfeldstabsarzt, u. d. Anna Jenewein, 1831–1920), Dr. iur., Min.rat im k. k. Ackerbaumin., HR, Oberlt. d. Inf., Rr. d. Ordens d. Eisernen Krone III. Kl. u. d. Franz-Joseph-Ordens, Ehrenkreuz II. Kl. d. lipp. Hausordens, S d. Anton (1798–1877), Min.sekr. im k. k. Finanzmin.,|u. d. Theresia Höger (1808–1885);
    M Theresia (Therese) (1852–85), T d. Stephan Charvat (Charvát, Charwat) (um 1801–62), Förster in Mähren, u. d. Franziska Fiala;
    Urur-Gvv Jakob (1740–94), bürgerl. Bierwirt, seit 1772 Bes. d. Bierschank „Zur Wildgans“ am Hohen Markt in W.;
    Ur-Gvv Jakob Karl Edmund (1768/70–1816), Dr. iur., Magistratsrat in W., 1 B (früh †), 1 Halb-Schw Marianne (1888–1931, Friedrich v. Schmedes, 1874–1918, Dr. iur.);
    Wien 1909 Amelie Theresia (Lilly) gesch. Geibel (1886–1968), aus Hinterbrühl b. Mödling (Niederösterr.) (s. W, L), T d. Rudolf Würzl (1849–1889), Lederwarenfabr. in W., u. d. Amelie Marie Gabriel ( 2] Georg Grassl, Parkettbodenfabr.);
    2 S Friedrich (1913–65, 2] Ilona [Helene] Erika Steingruber, 1912–62, Sängerin in W., Sopran, s. Kutsch-Riemens; Personenlex. Österr.; Wien Gesch. Wiki; MGG²; ÖML; Gr. Sängerlex.), Komp., Klarinettist, Musikschriftst., 1957 Prof. (s. L), Gottfried (1921–2002), Dipl.-Ing. f. Elektro- u. Anlagentechnik;
    Schwager Rudolf Würzl (1888–1967);
    E Ralph (* 1961, Anne Linetzky, Dr. med.), Dr. med., Kinderarzt, Oberarzt an Krankenhäusern in W., Mödling u. Eisenstadt, Präs. d. A.-W.-Ges., Vf. e. Biogr. über W. u. e. Fam.gesch.

  • Biography

    W. wuchs in gutbürgerlichen, finanziell aber bescheidenen Verhältnissen in Wien auf. Seine Kindheit war vom frühen Tod der Mutter und der Ablehnung W.s durch seine Stiefmutter überschattet. Bereits während seiner Schulzeit am Piaristen-Gymnasium in Wien zeigte W. Interesse an Dichtkunst, Theater und Musik. Der Familientradition folgend, inskribierte er nach der Matura 1900 an der Juridischen Fakultät der Univ. Wien, unterbrach sein mit wenig Enthusiasmus betriebenes Studium 1904/05 für eine sechsmonatige Weltreise als Begleiter eines wohlhabenden Freundes, wurde 1909 zum Dr. iur. promoviert und trat als Rechtspraktikant in den Staatsdienst ein.

    Neben Studium und Beruf profilierte sich W. als Autor von Lyrik und Prosatexten, die in der Wiener Tages- und Wochenpresse – u. a. „Arbeiterzeitung“, „Die Zeit“, „Die Muskete“ – erschienen. Von seiner Frau ermutigt, quittierte er 1912 den Staatsdienst, um sich – bevorzugt an seinem Zweitwohnsitz in Mönichkirchen – ganz dem literarischen Schaffen zu widmen. Nach den Gedichtbänden „Herbstfrühling“ (1909) und „Und hättet der Liebe nicht …“ (1911) gelang ihm 1913 mit „Die Sonette an Ead“ der Durchbruch als Lyriker. Im selben Jahr trat er mit dem justizkritischen Einakter „In Ewigkeit Amen“ auch als Dramatiker hervor. Zum anhaltenden Bühnenerfolg wurde sein mit naturalistischsymbolischen Stilmitteln gestaltetes Trauerspiel „Armut“ (1914), das am Beispiel eines todkranken Familienvaters das materielle Elend des kleinen Beamtentums mit all seinen Konsequenzen aufzeigt. Von einem Familiendesaster handelt auch „Dies irae“ (1918), während „Liebe“ (1916) den Zwiespalt zwischen sinnlichem Begehren und der manchmal Verzicht fordernden, wahrhaften Liebe zur Diskussion stellt. Der spätere Pazifist W. lieferte 1914/15 für sog. Kriegsflugblätter zu kämpferischem Patriotismus anstachelnde Verse, was ihm die Kritik von Karl Kraus (1874–1936) einbrachte.

    Anfang 1921 wurde W. überraschend die Direktion des krisengeschüttelten Burgtheaters angeboten, doch scheiterten seine Reformpläne für die in den Besitz der Republik übergegangene ehemalige k. k. Hofbühne an der Bürokratie, so daß er bereits 1922 von seinem Amt zurücktrat. Auch W.s zweite Amtsperiode 1930/31 verlief glücklos. Schriftstellerisch erhielt er dagegen Anerkennung für das Hexameter-Epos „Kirbisch“ (1927) und den autobiographischen Prosatext „Musik der Kindheit“ (1928). Anläßlich der Zehnjahresfeier der 1. Republik (12.11.1929) meldete sich W. am 1.1.1930 im Radio mit einem patriotischpolitischen Bekenntnis zum „neuen Österreich“ und damit zu dessen Eigenstaatlichkeit zu Wort: In seiner viel beachteten „Rede über Österreich“ erinnerte er an die jahrhundertelang im größeren Rahmen entwickelte und auf dieser Basis weiter zu entwickelnde eigenständige Kultur und entwarf ein Bild des von dieser Kultur geprägten „österreichischen Menschen“.

    W., zu dessen 50. Geburtstag bereits eine Ausgabe seiner „Gesammelten Werke“ (5 Bde., 1931, Bd. 6 [Aus d. Nachlaß], 1933) vorlag, wurde 1932 von österr. Intellektuellen für den Literaturnobelpreis nominiert. Das von ihm vermittelte Österreich-Bild wirkte in der 2. Republik lange unhinterfragt nach. Seine Werke verschwanden nach dem Hervortreten der kritischen Heimatliteratur seit den späten 1960er Jahren allmählich aus dem öffentlichen Bewußtsein und finden heute vorwiegend literaturgeschichtliche Beachtung.

  • Awards

    |Preis d. Eduard v. Bauernfeld-Stiftung (1916), d. Julius-Reich-Stiftung (1925) u. d. dt. Schillerstiftung (1930);
    Volkstheater-Preis f. „Armut“ (1916);
    Rr. d. Franz-Joseph-Ordens (1918);
    Ferdinand-Raimund-Preis (1919);
    Ehrenmitgl. d. Beirats f. Musik, Lit. u. dramat. Kunst (1920), d. Wiener Konzerthausges. (1922), d. Ak. d. bildenden Künste Wien (1923), im Gesamtverband schaffender Künstler Österr. (1929), d. österr. u. dt. Schriftst.genossenschaft (1931) u. d. Burgtheaters (1932);
    Ehrenpreis d. Wiener Männergesangsver. (1922);
    Officier de l‘instruction publique (Frankr. 1922);
    HR (1923);
    Ehrenzeichen d. Univ. Wien (1923);
    Lit.preis d. Stadt Wien f. „Musik d. Kindheit“ (1929), Mitgl. d. Ak. f. Kunst u. Wiss. Göteborg (1931), Johann-Wolf|gang-Goethe-Medaille (1932);
    – W.hof u. W.platz, Grasbergergasse, Wien (1931/32);
    A.-W.-Ges. mit Sitz in d. A. W.-Villa, A. W.-Weg, Mödling (seit 1932);
    Gedenktafeln an W.-Wohnhäusern in Wien, Mödling, Mönichkirchen;
    jährl. A. W.-Preis, gestiftet v. d. Österr. Industriellenvereinigung (seit 1962).

  • Works

    W-Ausg.: Hist.-krit. Ausg. unter d. Mitwirkung v. O. Rommel (Bd. 1, 2, 5, 6) u. E. Donatin (Bd. 3, 4, 7) hg. v. Lilly Wildgans, 1948–56;
    Briefe: J. Bradish (Hg.), Der Briefwechsel Hofmannsthal, W., 1935;
    Lilly Wildgans, A. W., Ein Leben in Briefen, 3 Bde., 1947;
    Nachlaß: Österr. Nat. bibl. Wien;
    Wiener Stadt- u. Landesbibl., Hss.slg. (s. Hall-Renner).

  • Literature

    |A. Dörfler, A. W. u. seine besten Bühnenwerke, 1922;
    K. Kraus, in: Die Fackel 561, 1921, S. 88–95, 572, 1921, S. 53–60, 588, 1922, S. 96–106, 640, 1924, S. 46–48 u. 852, 1931, S. 67–75;
    J. Soyka (Hg.), Das Buch um A. W., 1932;
    Lilly Wildgans, Vorfahren, Die Gesch. d. Fam. W., 1936;
    dies., A. W. u. d. Burgtheater, Ein biogr. Btr., Aus Dok., Aufzz. u. Erinnerungen, 1955;
    dies., Der gemeinsame Weg, Mein Leben mit A. W., 1960;
    G. Schelbert-Büchi, A. W., 1881–1932, Diss. Zürich 1943;
    R. Heger, A. W. als Dramatiker, Diss. Wien 1947;
    H. Satter, A. W., Ein Buch d. Freundschaft u. Erinnerung, 1949;
    G. Arnold, A. W. u. sein Freundeskr., Diss. Wien 1949;
    W. Sachers, A. W. u. Otto Weininger, Diss. Wien 1954;
    E. Pablé, W. auf d. Wiener Bühnen, Diss. Wien 1955;
    M. Kratochwill, Zu d. Anfängen d. Fam. W., in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 16, 1960, S. 178–88;
    E. Thaller, Die Gegensatzwelt b. A. W., Diss. Graz 1965;
    H. Gerstinger, Der Dramatiker A. W., 1981;
    F. Hadriga, Drama Burgtheaterdirektion, Vom Scheitern d. Dramatikers A. W., 1989 (P);
    W. Schmidt-Dengler, Das langsame Verschwinden d. A. W. aus d. Lit.gesch., in: Die einen raus, die anderen rein, Kanon u. Lit., Vorüberlegungen zu e. Lit.gesch. Österr., hg. v. dems. u. a., 1994, S. 71–84;
    C. Friedel, Der junge A. W., Von d. Erfahrung gehemmten Lebens z. Ideal d. Dichtkunst als Lebenshilfe, 1999;
    G. Ringhofer, „In diesem Traurigsein, d. Leben heißt“, Der Widerspruch als bestimmendes Moment in Leben u. Werk v. A. W., Dipl.arb. Wien 2008;
    G. Strejcek, A. W. (1881–1932), Dichter statt Richter, in: ders. (Hg.), Gelebtes Recht, 2012, S. 324–38 (W, L, P);
    J. Ferk, Bauer Bernhard, Beamter Kafka, Dichter u. ihre Zivilberufe, 2015;
    Hist. Lex. Wien;
    Selbstzeugnisse Juristen;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy;
    ÖBL;
    zu Friedrich: L. Brauneiss, F. W., Leben, Wirken u. Werk, Diss. Wien 1988;
    Österr. Personenlex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    ÖML.

  • Portraits

    |u. a. Denkmal v. A. Riedel, 1928 enthüllt (Wien, Innenhof d. W.hofs);
    Bildsäule v. A. Schlosser, 1996 (St. Martin am Wöllmißberg);
    Büste (Burgtheater Wien, Skulpturenslg.);
    Silberne 500-Schilling Münze d. Rep. Österr., gestaltet v. E. Grienauer u. F. Welz, 1981.

  • Author

    Hilde Haider-Pregler
  • Citation

    Haider-Pregler, Hilde, "Wildgans, Anton Otto Georg" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 135-137 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142871.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA