Widmann

Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Betonindustrielle ; Bauunternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten

  • Widmann

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Zitierweise

Widmann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142196.html [16.12.2025].

CC0

  • Widmann

    |Betonindustrielle und Bauunternehmer. (evangelisch)

  • Biographie

    Gottlieb (1817–94, Emilie Kämpf), der väterlicherseits aus einer seit Jahrhunderten in Württemberg ansässigen Bauern- und Handwerkerfamilie stammte und dessen Vater Gottfried (1779–1822) in das Elsaß ausgewandert war, absolvierte seit 1834 eine kaufmännische Lehre in seiner Geburtsstadt Straßburg.

    Seit 1839 war er in Karlsruhe Buchhalter der Maschinenfabrik „Keßler & Martiensen“ und wurde nach kurzer Selbständigkeit 1852 kaufmännischer Direktor des Nachfolgeunternehmens „Maschinenbaugesellschaft Carlsruhe“. Als seine Tochter Adele (1848–1915) 1869 den Kaufmann Eugen Dyckerhoff (1844–1924) heiratete, gab Gottlieb seine Stellung auf und beteiligte sich an dessen Firma „Lang & Cie.“ in Karlsruhe, die die Dycker|hoffs, seit 1861 Betreiber eines der ersten dt. Zementwerke (1861 gegr. als „Dyckerhoff & Brentano“, 1864 umfirmiert in „Portland-Cement-Fabrik Dyckerhoff & Söhne“), seit 1865 mit dem Kaufmann Heinrich Lang (1818–1887) und dem Bauinspektor Franz Serger (1817–1879) führten. Der Betrieb stellte aus Dyckerhoff-Zement Fertigteile und Bauten her, um den schwierigen Absatz des neuen, unerprobten Betons zu fördern. Gottlieb brachte frisches Kapital in die seit 1869 als „Dyckerhoff & Widmann“ firmierende Kommanditgesellschaft und leitete als erfahrener Kaufmann den Karlsruher Hauptsitz, während Dyckerhoff einen Sitz in Biebrich (heute Wiesbaden) aufbaute und erfolgreich an der Verbesserung des Betons arbeitete. Gottliebs Kontakte und Ämter in Karlsruhe (u. a. Stadtrat 1880–94, Vorstandsmitgl. d. Handelskammer) sorgten für dringend benötigte Aufträge. „Dyckerhoff & Widmann“ als eine von Kaufleuten geleitete Firma wies eine für das Bauwesen neuartige Struktur auf mit früher Einführung arbeitsteiliger und mechanisierter Herstellungsweisen nach Vorbildern aus der Industrie. Die beiden miteinander konkurrierenden Teilhaber zielten mit der Gründung eines von Karlsruhe gesteuerten Betriebs in St. Jobst bei Nürnberg 1878 und eines von Biebrich gesteuerten Geschäfts in Chemnitz 1886 (1890 nach Cossebaude bei Dresden verlegt) auf eine überregionale Ausdehnung.

    Seit 1870 unterstützte Emil (1846–1901, Clara Groos) seinen Vater Gottlieb in Karlsruhe. Er hatte nach einer kaufmännischen Ausbildung an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe studiert und beim Stahlkonzern „Schneider & Cie.“ in Le Creusot (Frankreich) gearbeitet, wurde 1870 Teilhaber und trieb die Mechanisierung der Produktion voran, u. a. mit Entwürfen für eine Stampfmaschine für Rohre, die zu den frühen absatzstarken Produkten gehörten. Nach Gottliebs Tod leitete Emil das Karlsruher Geschäft. Sein Bruder Theodor (1851–1913), der in einer Apotheke in Harlem gelernt hatte, führte die Zweigniederlassung in St. Jobst und wurde 1879 Teilhaber. 1899 folgte er seinem Bruder als Leiter in Karlsruhe.

    Mit Hilfe eines systematischen Versuchswesens und intensiver Öffentlichkeitsarbeit (Ausstellungsstände, Kataloge, Vorträge) etablierte die Firma schrittweise ihre Betonarbeiten, von einfachen Fertigteilen über Geschoßdecken bis zu anspruchsvollen Tiefbauten wie Behältern und weit spannenden Brücken (2500 Beschäftigte im J. 1900). Zur Verwaltung schuf Gottliebs Schwiegersohn Eduard Moeller (1857–1938, Betty W.), seit 1895 im Unternehmen und kaufmännischer Leiter der Niederlassung Dresden, ein einheitliches Buchhaltungssystem. Weitere Niederlassungen entstanden in Berlin 1904, Hamburg und München 1906, Straßburg und Stuttgart 1910, Leipzig 1911 und Danzig 1914, ferner eine Auslandsabteilung.

    Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis 1912 auf 8406. Zu den Aufträgen zählten repräsentative Hochbauten wie die Pauluskirche Ulm 1908/09 oder die Jahrhunderthalle Breslau 1911/12. Nach Umwandlung in die „Dyckerhoff & Widmann AG“ (Dywidag) 1907 war die Firma auf Eugen Dyckerhoff ausgerichtet, der die Aktienmehrheit hielt: Er wurde Aufsichtsratsvorsitzender (mit Theodor als Stellv.), die Biebricher Niederlassung stieg zum Hauptsitz auf.

    Der Firmeneintritt von Dyckerhoffs Sohn Ernst (1877–1926) und Emils Sohn Franz (1882–1915) 1906/07 sicherte die familiäre Kontinuität. Franz hatte ein Bauingenieursstudium an der TH Dresden absolviert und wurde 1911 mit Ernst Dyckerhoff in den Vorstand berufen. Nach dem Tod beider waren die Teilhaberfamilien kaum mehr im Unternehmen vertreten, wenn auch 1921 Franz’ Bruder Bruno (1893–1956), der nach dem 1. Weltkrieg ein Bauingenieursstudium an der TH Karlsruhe abgeschlossen hatte, in die Niederlassung Karlsruhe eingetreten war. Bruno verbesserte die Betonüberwachung und wurde 1944 mit einer Arbeit zum Rüttelgrobbeton an der TH Berlin-Charlottenburg zum Dr.-Ing. promoviert.

    Nachlassende Bindung der Familien sowie finanzielle Probleme des Unternehmens mündeten 1937 in der mehrheitlichen Übernahme durch den Industriellen Erich Lübbert (1883–1963). Er führte die Firma, unter den Familien Dyckerhoff und W. einer der wichtigsten dt. Betonpioniere, als bekannte Marke im Ingenieurbau fort. Nach mehreren Eigentümerwechseln und der Insolvenz mit der „Walter-Bau AG“ 2005 wurde die Firma unter Verlust ihres Namens in die Konzernmarke „Züblin“ der „Strabag“ Bauholding integriert.

  • Auszeichnungen

    A zu Franz: E. K.;
    Rr. d. Ordens v. Zähringer Löwen.

  • Werke

    W zu Franz: Die Eisenbeton-Balkenbrücke, 1907, hsl. Dipl.arb. im Firmenarchiv Dyckerhoff &
    W. in d. Sonderslgg. d. Dt. Mus. München;
    Beton- u. Eisenbetonbauten in d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika, in: Dt. Bauztg., Beilage Mitt. über Zement, Beton- u. Eisenbetonbau 8, 1911, Nr. 14, S. 105–09,|Nr. 15, S. 115–17;
    zu Bruno: Der Rüttelgrobbeton, Ein Weg z. optimal dichten Beton geringen Zementgehalts, Diss. TH Berlin-Charlottenburg, 1944;
    Gesch. d. Dyckerhoff &
    W. Kommanditges. 1865–1955, Typoskript im Firmenarchiv Dyckerhoff &
    W. in d. Sonderslgg. d. Dt. Mus. München (P).

  • Literatur

    |K. Stegmann, Das Bauuntern. Dyckerhoff &
    W., Zu d. Anfängen d. Betonbaus in Dtld. 1865–1918, 2014 (P). Qu Firmenarchiv Dyckerhoff &
    W. in d. Sonderslgg. d. Dt. Mus. München (P);
    Firmenarchiv Dyckerhoff &
    W. im Bayer. Wirtsch.archiv München;
    GLA Karlsruhe, Handelsreg. Karlsruhe;
    zu Gottlieb: StadtA Karlsruhe, Bestände u. a. Personalamt, Planu. Bilderslg. (P).

  • Porträts

    P zu Theodor: StadtA Karlsruhe, Plan- u. Bilderslg.

  • Autor/in

    Knut Stegmann
  • Zitierweise

    Stegmann, Knut, "Widmann" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 32-34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142196.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA