Lebensdaten
1877 – 1963
Geburtsort
Töss (Kanton Zürich)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Schweizer Bundesrat ; Ökonom
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Wetter, Johann Ernst
  • Wetter, Ernst
  • Wetter, Johann Ernst
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Zitierweise

Wetter, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz141099.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Ludwig, Drehermeister in d. Maschinenfabrik Rieter;
    M Susanna Manz ( Unfall);
    B Max;
    1906 Rosa Wiesmann (1884–1955), Haushaltungslehrerin;
    3 S Kurt, Herbert, Hans.

  • Biographie

    Nach der Volksschule absolvierte W. das Lehrerseminar in Küsnacht und erwarb anschließend an der Univ. Zürich das Sekundarlehrpatent. Er unterrichtete danach in Uster, später in Winterthur und studierte daneben 1911–14 Nationalökonomie an der Univ. Zürich, mit Auslandsaufenthalten in Paris und London. Nach der Promotion 1913 zum Dr. oec. in Zürich (Die Bank in Winterthur 1862–1912, 1914) unterrichtete W. an der kantonalen Handelsschule und habilitierte sich 1917 an der Univ. Zürich. Als Privatdozent für Bankbetriebslehre verfaßte er mehrere wissenschaftliche Studien zum Bankwesen.

    Da die Univ. Zürich 1920 Werner Bleuler (1886–1928) anstelle von W. auf den Lehrstuhl für Handelswissenschaften berief, trat W. in den Bundesdienst ein, wo er als Generalsekretär des Eidgenöss. Volkswirtschaftsdepartements (EVD) die Nachfolge Bleulers antrat. 1922 berief ihn der Bundesrat zum Direktor der Handelsabteilung. Während der Tätigkeit im EVD stellte W. wichtige Kontakte zu allen Sektoren der schweizer. Wirtschaft her. 1924 wechselte er zum einflußreichen Schweizer. Handels- und Industrieverein (Vorort), wo er als Mitglied, seit 1926 als Vizepräsident und Delegierter die schweizer. Finanz- und Wirtschaftspolitik mitbestimmte. W. war maßgeblich an der Gründung der Schweizer. Zentrale für Handelsförderung beteiligt und präsidierte diese 1927–38. Er war zudem Mitglied in mehreren vom Bundesrat bestellten Verhandlungsdelegationen|für Handelsverträge mit anderen Staaten sowie Delegierter an internationalen Konferenzen, darunter mehrfach auch im Völkerbund.

    W.s politische Karriere begann im Zürcher Kantonsrat (1926–34, FDP). Von 1929 bis zu seiner Wahl in den Bundesrat 1938 als Nachfolger Albert Meyers (1870–1953) war W. Mitglied des Nationalrats. Im Bundesrat wurde ihm das Finanz- und Zolldepartement (EFZD) zugeteilt.

    Bis zu seinem Rücktritt 1943 war W. Mitglied der schweizer. Landesregierung und amtierte 1941 turnusgemäß als Bundespräsident. Als Vorsteher des EFZD war er die entscheidende Figur bei der Finanzierung der Landesverteidigung und der 1940 mittels Vollmachtenbeschluß eingeführten Bundesfinanzordnung.

    Mit mehreren – nicht unumstrittenen – Kriegsfinanzprogrammen versuchte W., die Verschuldung des Landes in Grenzen zu halten. Einige der von ihm eingeführten finanzpolitischen Instrumente gelten als Grundlage des nach dem Krieg entstandenen Wohlfahrtstaates. Als Finanzminister trug er auch den einstimmigen Entscheid der Regierung mit, der Nationalbank den Ankauf dt. (Raub-)Golds zu erlauben. Eine für nach Kriegsende unumgängliche umfassende Reform der Finanzordnung überließ W. seinem Nachfolger Ernst Nobs (1886–1957), mit dem 1944 zum ersten Mal ein Sozialdemokrat in den Bundesrat eintrat.

    Nach seinem Rücktritt leitete W. die „Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten“, übernahm den Vorsitz der Eidgenöss. Bankenkommission und Mandate in mehreren Verwaltungsräten schweizer. Unternehmen (Schweizer. Rentenanstalt, Schweizer. Aluminium AG, NZZ).

    W. war eine prägende Figur der schweizer. Wirtschaftspolitik nach Ende des 1. Weltkriegs und als Bundesrat während des 2. Weltkriegs; er wurde über die Parteigrenzen hinaus als kompetenter und sachlicher Politiker geschätzt. Obwohl er nur relativ kurze Zeit Mitglied der Landesregierung war, löste er mit seinen Reformen einen Modernisierungsschub in der Finanz- und Steuerpolitik aus. Es gelang ihm, die Finanzierung der Landesverteidigung sozialer zu gestalten, als dies während des 1. Weltkriegs der Fall gewesen war.

  • Werke

    |Zur Frage e. Schweizer. Hypothekenbank, Referat, gehalten im handelswiss. Seminar d. Univ. Zürich, 1911;
    Der Postscheck u. Giroverkehr mit bes. Berücksichtigung d. Verhältnisse in Winterthur, 1914;
    Die Lokal- u. Mittelbanken d. Schweiz, 1914;
    Der neue Zürcher. Steuergesetzentwurf (Komm.vorlage), Referat, gehalten an d. Delegiertenverslg. d. Zürcher. Kantonalen Lehrerver. v. 29. Mai 1915, 1915;
    Die Hypothekarbank in Winterthur 1865–1915, 1917;
    Die Zürcher Kantonalbank 1870–1920, 1920.

  • Literatur

    |U. Altermatt, Schweizer Bundesräte, ²1992, S. 400–04;
    HLS (P);
    Diplomat. Dok. d. Schweiz, Bde. 14 u. 15 u. Online-Datenbank (Internet), Veröff. d. Unabhängigen Expertenkomm. Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Schlußber., 2002;
    Nachlaß: Schweizer. BA.

  • Autor/in

    Dominik Matter, Sacha Zala
  • Zitierweise

    Matter, Dominik; Zarla, Sacha, "Wetter, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 911-912 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz141099.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA