Lebensdaten
1869 – 1923
Geburtsort
Wiesbaden
Sterbeort
Halle/Saale
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Werminghoff, Benjamin Albert
  • Werminghoff, Albert
  • Werminghoff, Benjamin Albert

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Zitierweise

Werminghoff, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140604.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. westfäl. Fam. Groote-Beesken;
    V Karl (1830–97), Hotelier in W., S d. Bernhard (1784–1845), Gutsbes. in Werminghoff b. Drosten, nach dem er sich nannte, zuletzt in Neuss/Rhein, u. d. Johanna Amalia Scheibler;
    M Helene Roth (1845–1917), aus Frankfurt/M., T e. Kaufm. in Frankfurt/M.;
    2 B, 1 Schw;
    Berlin 1900 Margarete Helene Gertrud (1876–1939), T d. August Wilhelm Albert Voß ( v. 1900), Gasanstaltsdir. in Landsberg/ Warthe, u. d. Anna Marie Elisabeth Salomon ( v. 1900);
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur, das W. als „primus omnium“ 1888 am Gelehrten-Gymnasium in Wiesbaden bestand, studierte er Klassische Philologie und Geschichte in Freiburg (Br.), Leipzig und Berlin, wo er 1893 zum Dr. phil. promoviert wurde und 1894 auch das Staatsexamen als Oberlehrer bestand. Seine Dissertation behandelte „Die Verpfändungen der mittel- und niederrheinischen Reichstädte im 13. und 14. Jahrhundert“ (1893). Zum Thema hatte ihn sein Leipziger Lehrer Wilhelm Arndt (1838–95) angeregt, Doktorvater war Paul Scheffer-Boichorst (1843–1902). 1895–96 war W. als Arbeiter der Badischen historischen Kommission und Volontär am Generallandesarchiv Karlsruhe an den „Regesten der Bischöfe von Konstanz“ beteiligt, wurde 1896 Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica (MGH) in Berlin und bearbeitete in der Abteilung „Leges“ v. a. die Edition der Konzilien der Karolingerzeit (Concilia aevi Karolini, 1906–08, Nachdrr. 1979, 1997 u. 2003). Diese Tätigkeit endete 1902 mit der Habilitation für mittlere Geschichte an der phil. Fakultät der Univ. Greifswald, wo W. 1905 den Professorentitel erhielt. Habilitationsschrift war W.s „Geschichte der Kirchenverfassung Deutschlands im Mittelalter“ (Bd. 1, 1905, mehr nicht erschienen, Nachdr. 1969). 1906 / 07 nochmals Mitarbeiter der MGH als Abteilungsleiter der „Epistolae“, gehörte W. in dieser Funktion auch der Zentraldirektion der MGH an und habilitierte sich deshalb 1907 nach Berlin um. Zum WS 1907 / 08 folgte er einem Ruf an die Univ. Königsberg und zum WS 1913 / 14 als Nachfolger Theodor Lindners (1843–1919) an die Univ. Halle-Wittenberg. 1922 nahm W. den Ruf an die Univ. Leipzig als Nachfolger Gerhard Seeligers (1860–1921) zwar an, doch mußte er schon zum WS 1922 / 23 krankheitsbedingt Urlaub einreichen und erlag wenig später einer Nierenerkrankung.

    Obwohl sich W. durch seine Editionen als Kenner des Frühmittelalters ausgewiesen hatte, lag sein vornehmliches Interessengebiet im späten Mittelalter, das zu seiner Zeit noch wenig Aufmerksamkeit fand. Der politischen Geschichte, mit der sich die Mehrzahl der Fachkollegen beschäftigte, konnte der dt.nationale W. nur wenig abgewinnen. Vielmehr veröffentlichte er grundlegende Arbeiten zur „Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter“ (1907, ²1913, Nachdr. 1991), bis heute ein Standardwerk, zum spätmittelalterlichen Städtewesen, zur Geschichte des Dt. Ordens im Preußenland und zu den Anfängen der Reichssteuer. Sein umfangreichstes Buch galt 1919 dem spätmittelalterlichen brandenburg. Rat Ludwig v. Eyb d. Ä. (1417–1502). Mit dem Rechtshistoriker Ulrich Stutz (1868–1938) gab W. seit 1910 die kanonistische Abteilung der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte heraus, die sich zu dem führenden Organ der dt.sprachigen rechtshistorischen Forschung entwickelte. Das vielfältige Œuvre W.s zeichnet sich durch die fruchtbare Verbindung der Geschichte des Spätmittelalters mit der Landesgeschichte aus, und zwar in verfassungs- und v. a. kulturgeschichtlicher Perspektive. Seine Bibliothek (ca. 2000 Bände) gelangte in das Historische Seminar der Univ. Halle (jetzt Univ.- u. Landesbibl. Sachsen-Anhalt).

  • Auszeichnungen

    |Dr. theol. h. c. (Königsberg 1917);
    Geh. Reg.rat (1918);
    ausw. Mitgl. d. Ak. gemeinnütziger Wiss. zu Erfurt (1920).

  • Werke

    Weitere W Nat.kirchl. Bestrebungen im dt. MA, 1910;
    Der Dt. Orden u. d. Stände in Preußen bis z. zweiten Thorner Frieden im J. 1466, 1912;
    Die dt. Reichskriegssteuergesetze v. 1422 u. 1427 u. d. dt. Kirche, 1916;
    Weltkrieg, Papsttum u. röm. Frage, 1918;
    Theodor Lindner z. Gedächtnis, 1920;
    Conrad Celtis u. sein Buch über Nürnberg (De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus), 1921;
    Das oberbad. Land im Pilgerbuche d. Hans v. Waltheim aus den J. 1474 / 75, in: ZGORh NF 37, 1922, S. 71–83;
    zahlr. Aufss. u. a. in HV, ZSRGK, NA, HZ u. ZGORh.

  • Quellen

    |Univ.archive Halle-Wittenberg (Rep. 11, PA 16905), Leipzig (PA 1053) u. Zürich (Red.korr. als Mithg. d ZSRGK 1910–23).

  • Literatur

    |H. Bresslau, Gesch. d. MGH, 1921;
    E. Seckel, in: NA 45, 1924, S. 132–37;
    E. E. Stengel, in: HV 21, 1922 / 23 (1924), S. 501–04;
    U. Stutz, in: ZSRGK 13, 1924, S. VII-XXIV (P);
    M. Lintzel, in: Mitteldt. Lb. V, 1930, S. 608–23 (P);
    K. S. Bader, Zur Gründung d. kanonist. Abt. d. Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgesch., in: ZSRGK 50, 1964, S. 512–51;
    B. Dietel, Die Univ. Leipzig in d. Weimarer Rep., 2016, S. 461 ff.;
    G. Schenk, in: Biogr. Studien über d. Mitgll. d. Prof.zirkels „Spirituskreis“, 2007, S. 331–37;
    Nassau. Biogr.;
    F. Merzbacher, in: LThK²;
    J. Weier, in: BBKL 16;
    Bio-Bibliogr. Hdb. Ak. Erfurt.

  • Autor/in

    Enno Bünz
  • Zitierweise

    Bünz, Enno, "Werminghoff, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 810-811 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140604.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA