Lebensdaten
1683 – 1750
Geburtsort
Celle
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100345115 | OGND | VIAF: 34798591
Namensvarianten
  • Fabrice, Friedrich Ernst von
  • Fabrice, Baron ˜deœ
  • Fabrice, Ernst Friedrich von
  • mehr

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Zitierweise

Fabrice, Friedrich Ernst von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100345115.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Weipart Ludw. s. (4);
    B Joh. Ludw. s. (3); ledig.

  • Biographie

    Nach Erziehung auf der Ritterakademie in Lüneburg, bezog F. 1703 die Universität Kiel, im August 1704 wurde er Kammerjunker am holsteinischen Hofe. Von einer halbjährigen Kavalierstour durch Italien (Venedig, Rom und Neapel) kehrte er im August 1706 nach Deutschland zurück und wurde in diplomatischer Eigenschaft in das Hauptquartier König Karls XII. von Schweden in Altranstädt entsandt. Nach Eröffnung des russischen Feldzuges wurde F. wiederum mit einer Mission bei Karl XII. beauftragt. Er sollte im wesentlichen die Anerkennung der vormundschaftlichen Regierung des Administrators Christian August bewirken. F. traf den König nach seiner Niederlage bei Poltawa als Flüchtling auf türkischem Gebiet in Bender/Dnjestr. Über 4 Jahre teilte er den Aufenthalt Karls in der Türkei. In dieser Zeit gewann F. das volle Vertrauen und die Sympathie des sonst so verschlossenen und zurückhaltenden Königs. Fast zur gleichen Zeit wie Karl kehrte F. im November 1714 nach Deutschland zurück. Als sein alter Vorgesetzter, G. H. Freiherr von Goertz – inzwischen persönlicher Berater des schwedischen Königs –, die erdrückende Koalition gegen Schweden durch geheime Verhandlungen mit Peter dem Großen und England zu brechen versuchte, benutzte er F. als Mittelsmann in London. Mit dem Tode Karls XII. Ende November 1718 und der Verhaftung und Hinrichtung seines Mentors und Vorgesetzten Goertz fanden alle Bemühungen F.s, die schwedischen Interessen in England zu vertreten, ihr plötzliches Ende. Als Kammerherr Georgs I. am Londoner Hofe kam das liebenswürdige und gewinnende Wesen F.s zur schönsten Entfaltung. Literarisch von bedeutender Wirkung war sein Zusammentreffen mit Voltaire, der sich 1726-29 in London aufhielt. F. hat Voltaire in erheblichem Umfange das Material für seine damals entstehende „Histoire de Charles XII“ (2 Bände, 1731) geliefert. Dieser bezeichnet ihn als seinen Hauptgewährsmann. Es liegt die Vermutung sehr nahe, daß Voltaire auch die Anregung zu diesem, seinem bedeutendsten historiographischen Werk F. verdankte. Die besondere Gunst, der sich F. bei Georg I. jahrelang erfreuen durfte, fand mit dem Ableben des Königs 1727 ihr jähes Ende. Enttäuschungen und Verbitterung darüber mögen den erneuten Ausbruch eines schweren Nervenleidens bei F. verursacht oder verstärkt haben, das ihn im Sommer 1729 zwang, in die Heimat zurückzukehren. In der Muße der folgenden Jahre, die durch Krankheitsanfälle allerdings immer wieder gestört wurde, verfaßte F. Memoiren, die sein Leben bis in die Zeit seiner Tätigkeit in England darstellen. Wenn das Werk, das in zwei eigenhändigen Handschriften in französischer Sprache überliefert ist, nach Aufbau und Form auch keine eigentliche literarische Leistung bedeutet, so ist es doch inhaltlich wertvoll als hervorragende Quelle für den Aufenthalt Karls XII. in der Türkei sowie für das Leben und Treiben, Fühlen und Denken der führenden Kreise jener Epoche, insbesondere der Hofgesellschaft.

  • Werke

    Zuverlässige Gesch. Carl d. Zwölften, Kg.s in Schweden während s. Aufenthalts in d. Türkei aus d. noch ungedr. Staatsbriefen d. Herrn F. E. v. F. …, Hamburg u. Leipzig 1759;
    Anecdotes du Séjour du Roi de Suède à Bender, ou lettres de M. le Baron de Fabrice pour servir d'éclairissement à l'histoire de Charles XII, Hamburg 1760.

  • Autor/in

    Rudolf Grieser
  • Zitierweise

    Grieser, Rudolf, "Fabrice, Friedrich Ernst von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 730 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100345115.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA