Lebensdaten
1930 – 2013
Geburtsort
Witten/ Ruhr
Sterbeort
Witten/ Ruhr
Beruf/Funktion
Althistoriker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Welwei, Karl-Wilhelm
  • Welwei, Carl-Wilhelm

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Zitierweise

Welwei, Karl-Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140398.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm, Kaufm. in W.;
    M Lilli N. N.;
    Margarete Lux;
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur (1951) an der Wittener Oberschule für Jungen (heute Ruhrgymnasium) studierte W. u. a. bei Hans Volkmann (1900–75) und Lothar Wickert (1900–89) an der Univ. zu Köln Geschichte und Latinistik sowie Sportwissenschaft an der dortigen Sporthochschule (Staatsexamen 1956) und war danach Studienrat in Witten. 1963 wurde W. in Köln promoviert und habilitierte sich 1970 / 71 an der Univ. Bochum. Dort wurde der passionierte Turner 1972 Professor und lehrte über seine Emeritierung 1998 hinaus Alte Geschichte und Historische Hilfswissenschaften.

    Geprägt durch das frühe Erleben von Diktatur und Krieg rückte W. die Bedingungen, Legitimationen, Ausprägungsformen und Gefährdungen politischer Ordnung im Spannungsfeld der Begriffe „Herrschaft“ und „Freiheit/ Unfreiheit“ in den Mittelpunkt seiner wiss. Studien. So bestritt er, daß die Tyrannis einen maßgeblichen Beitrag zur staatlichen Formierung Athens geleistet habe. Früh erkannte er die genossenschaftlichen, auf kollektiven Willensakten beruhenden Grundstrukturen der Gesellschaft im frühen Griechenland und zeichnete ein neues Bild der sozialen Formierungsprozesse im Verlauf der Polisbildung. In seinen Einzelstudien (Kleine Schriften, 3 Bde., 2000–12) philologisch fundiert, zugleich offen für neue Konzepte und bewandert in der für die Erhellung der Frühzeit so wichtigen archäologischen Forschung legte W. mehrere forschungsgesättigte, dabei stets nüchtern und klar geschriebene Synthesen zur griech. Geschichte vor, die z. T.weite Verbreitung fanden, darunter das Pionierwerk „Die griech. Polis“ (²1998), eine Geschichte Athens, eine kritische Darstellung Spartas sowie eine „Griech. Geschichte“ (2011), die – für W.s Sicht charakteristisch – weit in die Bronzezeit zurückblickt. Eine Fortsetzung für die Zeit des Hellenismus blieb unvollendet.

    Stets konfrontierte W. antike Konzepte, Theorien und Ideologien zur politischen Organisation mit der historischen Wirklichkeit, die er sozial-, institutionen- und ereignisgeschichtlich zu fassen suchte, wobei er sich von extremen Beurteilungen, etwa der athen. Demokratie, fernhielt und generell die Offenheit der komplex-kontingenten historischen Prozesse betonte. In diesem Sinne kritisierte er auch die verbreitete Ansicht, die röm. Republik sei durch ihr Wachstum notwendig zum|Scheitern verurteilt gewesen. Bei aller Nüchternheit in der wiss. Rekonstruktion war der Gegenwartsbezug der Althistorie für W. selbstverständlich: „Systeme und Theorien der freien Selbstbestimmung politischer Gemeinschaften sind erstmals in der Poliswelt entwickelt worden, die hierdurch ihren unverlierbaren Rang in der Universalgeschichte besitzt.“ (Die griech. Polis, ³2017, S. 315).

  • Auszeichnungen

    |o. Mitgl. d. Dt. Archäol. Inst. (1993)

  • Werke

    |Könige u. Kgt. im Urteil d. Polybios, 1963 (Diss.);
    Unfreie im antiken Kriegsdienst, Bd. 1: Athen u. Sparta, 1974 (Habil.schr.), Bd. 2: Die kleineren u. mittleren griech. Staaten u. d. hellenist. Reiche, 1977, Bd. 3: Rom, 1988;
    Sub corona vendere, Quellenkrit. Studien zu Kriegsgefangenschaft u. Sklaverei in Rom bis z. Ende d. Hannibalkrieges, 2000;
    Die griech. Polis, Vfg. u. Ges. in archa. u. klass. Zeit, 1983, ³2017, ital. 1988;
    Athen, Vom neolith. Siedlungsplatz z. archa. Großpolis, 1992;
    Das klass. Athen, Demokratie u. Machtpolitik im 5. u. 4. Jh., 1999, Sonderausg. beider Bde. u. d. T. Athen, Von d. Anfängen bis z. Beginn d. Hellenismus, 2011;
    Die griech. Frühzeit, 2000 bis 500 v. Chr., 2002;
    Sparta, Aufstieg u. Niedergang e. antiken Großmacht, 2004;
    Griech. Gesch., Von d. Anfängen bis z. Beginn d. Hellenismus, 2011;
    Altes Germanien, Auszüge aus d. antiken Qu. über d. Germanen u. ihre Beziehungen z. Röm. Reich (…) bis z. J. 238 n. Chr., 2 Bde., 1995 (Hg. mit H.-W. Goetz);
    Die Germanen in d. Völkerwanderung, Auszüge aus d. antiken Qu. über d. Germanen v. d. Mitte d. 3. Jh. bis z. J. 453 n. Chr. 2 Bde., 2006 / 07 (Hg. mit H.-W. Goetz u. St. Patzold);
    Polis u. Arché, Kleine Schrr. zu Ges.- u. Herrschaftsstrukturen in d. griech. Welt, 2000;
    Res publica u. Imperium, Kleine Schrr. z. röm. Gesch., 2004;
    Nachlese, Kleine Schrr. z. Soz.u. Herrschaftsgesch. in d. griech. u. röm. Welt, 2012 (W-Verz. S. 386–403);
    ca. 200 Btrr. in: Der Neue Pauly.

  • Literatur

    |U. Walter, Die Großen u. d. Genossen d. Polis, K.-W. W. z. 80. Geb.tag, in: FAZ Nr. 236 v. 11. 10. 2010, S. 38;
    M. Meier, in: HZ 298, 2014, S. 281–87;
    Kürschner, Gel.-Kal. 2013.

  • Porträts

    |Photogr. in: Volk u. Vfg. im vorhellenist. Griechenland, Symposium zu Ehren v. K.-W. W., hg. v. W. Eder u. K.-J. Hölkeskamp, 1997, S. II.

  • Autor/in

    Uwe Walter
  • Zitierweise

    Walter, Uwe, "Welwei, Karl-Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 762-763 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140398.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA