Lebensdaten
1933 – 2005
Geburtsort
Dortmund
Sterbeort
Brake/ Unterweser
Beruf/Funktion
Admiral ; Generalinspekteur der Bundeswehr
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wellershoff, Dieter
  • Wellershoff, Dietrich
  • Wellershoff, Dieter
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Zitierweise

Wellershoff, Dietrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140302.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus im Ruhrgebiet ansässiger Fam., deren Stammreihe im 17. Jh. mit Johann u. dessen Ehefrau Johanna v. Eikel beginnt;
    V Kurt Wilhelm (1904–61?), Betriebsinsp., Obering. in D., S d. Friedrich Wilhelm (1872–1936) u. d. Emma Schnickmann (1875–1925);
    M Maria Schultenjohann;
    Ururur-Gvv Johann Wilhelm (1782–1849), Kötter u. Zimmermann;
    1958 Emma Johanna Wefer (* 1928);
    2 S Matthias ( Béatrice Pattas, Dr. med., Fachärztin f. psychosomat. Med. u. Psychotherapie in Köln), Dr. med., Facharzt f. psychosomat. Med. u. Psychotherapie in Köln, Klaus W. (* 1964, Marijke Driessen), Dr. d. Wirtsch.wiss., Ökonom, Volks- u. Betriebswirtschaftler, 1995 Chefökonom b. Schweizer. Bankver. bzw. 1998–2009 d. Schweizer. Bankges., 2003–09 Mitgl. d. Geschäftsltg. d. UBS, 2009 CEO d. Beratungsfa. Wellershoff & Partners, 2011 Präs. d. Forsch.gemeinschaft f. Nat.ök. an d. Univ. St. Gallen, Stiftungsrat d. World Demographic Association, 1 T Ilse (* 1958, Heinrich Schuur), Lehrerin an Waldorf-Schulen in Aarhus u. Oldenburg, 2000 Priesterweihe, Pfarrerin d. Christengemeinschaft, Vorstandsmitgl. v. Tor zur Welt – Sha’ar laOlam – Bab l’alAlem e. V. in Überlingen.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Krefeld 1953 begann W. auf Wunsch der Eltern ein Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen. Die gewaltsame Niederschlagung des Ungarn-Aufstands 1956 durch sowjet. Truppen veranlaßte ihn, sein Studium 1957 abzubrechen und in die Bundesmarine einzutreten (Crew IV/ 1957). Hier durchlief W. die Ausbildung zum Seeoffizier. Nach verschiedenen Land- und Bordverwendungen auf Minensuchbooten (1962 / 63 Kommandant „Vegesack“) und Zerstörern („Schleswig-Holstein“) sowie einer ersten Verwendung in der Stabsabteilung Militärpolitik im Bundesministerium der Verteidigung 1969–71 übernahm er im Rang eines Fregattenkapitäns 1971–73 das Kommando über den Zerstörer „Hessen“. Danach sammelte W. weitere Erfahrungen als Abteilungsleiter im Flottenkommando in Glücksburg, wo er 1974 / 75 als Kapitän zur See für Operation, Organisation und Einsatz der Flotte zuständig war. 1977 als erster Angehöriger der Nachkriegsgeneration zum Flottillenadmiral befördert, war W. 1975–77 Kommandeur der Flottille der Minenstreitkräfte sowie 1977–81 Stabsabteilungsleiter Rüstung im Führungsstab der Streitkräfte. Zum Konteradmiral befördert, war er 1981–84 als erster Marineoffizier Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. 1984 Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, übernahm W. 1985 diese Funktion (Vizeadmiral).

    1986 wurde W. unter gleichzeitiger Beförderung zum Admiral Generalinspekteur der Bundeswehr. Als deren oberster Soldat und militärpolitischer Berater der Bundesregierung sowie Mitglied des Militärausschusses NATO spielte W. eine wichtige Rolle im zu Ende gehenden Kalten Krieg und in der Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands. So konsequent er gegen wachsende Widerstände im Innern im Zeichen des Streits über die „Nachrüstung“ und trotz knapper finanzieller Ressourcen die Abschreckungspolitik der NATO im Kalten Krieg unterstützt hatte, so sehr betrachtete er Frieden und Versöhnung als seine Hauptaufgabe nach dessen Ende. Konsequent versuchte W. die Bundeswehr zu einer Armee der Einheit zu machen, warb nachdrücklich um Toleranz und warnte vor „Siegergefühlen“. Zugleich begann er, funktionierende Beziehungen zu den Armeen des ehemaligen Warschauer Pakts aufzubauen. Damit legte er die Grundlagen für den späteren Beitritt der Staaten Ost- und Südostmitteleuropas zur NATO. W. trug maßgeblich dazu bei, das traditionell auf Außen- und Verteidigungspolitik ausgerichtete sicherheitspolitische Denken in Deutschland weiterzuentwickeln, indem er auf die wachsende Bedeutung anderer Politikbereiche wie Wirtschaft, Verkehr, Forschung, Bildung, Arbeit und Soziales, Entwicklungen in der „Dritten Welt“ und Fragen der inneren Sicherheit bei der Formulierung einer sicherheitspolitischen Gesamtstrategie hinwies. Die Diskussionen über die Haltung Deutschlands zum 2. Golfkrieg bestimmten die letzten Monate seiner Amtszeit. W. unterstützte die Haltung der NATO einschließlich eines Einsatzes dt. Truppen. Gleichzeitig war er der Überzeugung, daß die Bundeswehr nach der dt. Wiedervereinigung mehr Verantwortung bei der Katastrophenhilfe und Umweltschutzaufgaben im In- und Ausland übernehmen und sich auch an UN-Missionen beteiligen müsse.

    W. trat 1991 in den einstweiligen Ruhestand, war jedoch weiterhin im Bereich Sicherheitspolitik tätig. Neben Lehraufträgen an den Uni-| versitäten Kiel (1992 / 93) und Bochum (1995–2000) beteiligte er sich an der öffentlichen Debatte über Sicherheitsfragen durch Zeitungsbeiträge und die Herausgabe mehrerer Bücher. 1992–95 war W. Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, die die Bundesregierung in wichtigen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik berät sowie deren Führungskräfte durch spezielle Kurse schult.

  • Auszeichnungen

    |Gen.-Heusinger Preis d. Führungsak. d. Bundeswehr (1969);
    Kdr. d. (US) Legion of Merit (1988);
    Lucius D. Clay-Medaille f. Verdienste um d. dt.-amerik. Zus.arb. (1992);
    Gr. BVK mit Stern (1989) u. Schulterband (1993);
    zahlr. hohe ausländ. Orden.

  • Werke

    |Die Europ. Union u. ihre Stellung in d. Welt, Die dt. sicherheitspol. Interessen, 1996;
    Führen: wollen, können, verantworten, 1997;
    Mit Sicherheit, Neue Sicherheitspol. zw. gestern u. morgen, 1999;
    Hg.: Freiheit, was ist das? Aussagen z. Begriff d. Freiheit, 1984, ²1987;
    Frieden ohne Macht? Sicherheitspol. u. Streitkräfte im Wandel, 1991;
    Herausforderungen u. Risiken, Dtlds. Sicherheit in d. veränderten Welt, Arb.ergebnisse d. Seminars f. Sicherheitspol. 1993, 1993;
    Strategien u. Strukturen dt. Sicherheitspol., Arb.ergebnisse d. Seminars f. Sicherheitspol. 1994, 1995.

  • Literatur

    |Zum Besuch d. Gen.inspekteurs d. Bundeswehr, Admiral D. W., in d. Sowjetunion, in: Ostinformation 86, 1989, S. 5–10 (mit Interview, P);
    Guter Überblick, Im ersten „selbstgestrickten“ Admiral, d. neuen Marine-Rüstungschef D. W., sehen viele schon d. nächsten Flottenchef, in: Der Spiegel 43, 1977, S. 38 f.;
    Ex-Gen.inspekteur W. gestorben, in: Hamburger Abendbl. v. 20. 7. 2005 (Internet);
    Trauerfeier f. d. Admiral, in: Köln. Rdsch. v. 23. 7. 2005 (Internet);
    Er mochte beides: Jazz u. Marschmusik, in: Kölner Stadtanz. v. 23. 7. 2005 (Internet);
    D. E. Kilian, Führungseliten, Generale u. Admirale d. Bundeswehr, 1955–2015, 2014;
    Generale Bundeswehr.

  • Porträts

    |Gem. Öl/ Lwd. v. R. O. Michelmann, 2009, u. Bronzebüste v. M. Gläser, 2016 (Marineschule Mürwik);
    Gem. Öl/ Lwd. (Admiral D. W.-Gebäude in d. Führungsak. d. Bundeswehr, Hamburg).

  • Autor/in

    Michael Epkenhans
  • Zitierweise

    Epkenhans, Michael, "Wellershoff, Dietrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 739-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140302.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA