Lebensdaten
1912 – 1993
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Weimar
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Wangenheim, Ingeborg Freifrau von (verheiratete)
  • Franke, Ingeborg (geborene)
  • Wangenheim, Inge von
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Zitierweise

Wangenheim, Inge von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138956.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Außerehel. V René Wendt;
    M Hermine Franke (1887–1972), Konfektionsarb., Schneiderin;
    Berlin-Charlottenburg 1931 1961 Gustav v. W. (s. 1), 1961 Dora (Dorchen) (1923–2003), techn. Zeichnerin, Sekr., Stenotypistin, T d. Georg Lattermann, Gastwirt in Rudolstadt;
    2 S (1 früh †) Friedel (1939–2001), Schausp., Dramaturg, Bühnenautor, 2 T Elisabeth (Li) (* 1946), Buchhändlerin, Eleonora (Lo) (* 1946), Kunsthist. (alle s. Gen. 1).

  • Biographie

    W. verbrachte ihre Jugend mit ihrer Mutter in Berlin-Schöneberg, nachdem der Vater diese bereits während der Schwangerschaft verlassen hatte. Sie besuchte das Chamisso-Lyzeum, erhielt Geigenunterricht und begann 1928 ein Pädagogikstudium, das sie aufgrund prekärer finanzieller Verhältnisse bald abbrach. Stattdessen nahm sie Schauspielunterricht und erhielt erste kleinere Rollen, u. a. mit Erwin Piscators (1893–1966) „Gruppe Junger Schauspieler“ (KPD-Mitgl. seit 1930). Seit 1931 spielte W. in der von ihrem Ehemann unterstützten „Truppe 1931“. 1933 emigrierte das Ehepaar über Frankreich in die Sowjetunion. Hier arbeitete W. u. a. als Redakteurin der Exil-Zeitschrift „Das Wort“ und ging mit dem „Deutschen Theater ‚Kolonne Links‘“ auf Tournee durch das Donbass-Gebiet und die Wolgadt. Republik (sowjet. Staatsbürgerin 1937). 1941–43 lebte sie in Taschkent, danach als Redakteurin für das „Nationalkomitee Freies Deutschland“ in Moskau. Wiederholt übernahm sie Rollen in Filmen ihres Mannes (Kämpfer, 1936; Und wieder 48, 1948; Der Auftrag Höglers, 1950).

    Im Nov. 1945 kehrte W. nach Berlin zurück, arbeitete hier als Schauspielerin, Journalistin und Regisseurin sowie 1947 kurze Zeit als Herausgeberin der Verbandszeitschrift „Die Volksbühne“. 1946 war sie Mitbegründerin der „Gewerkschaft Kunst“ und 1947 des „Bundes Deutscher Volksbühnen“. In dieser Zeit begann W. ihre schriftstellerische Tätigkeit mit Memoirenliteratur wie dem Roman „Mein Haus Vaterland“ (1950, Neuausg. 1959) und ihrer Autobiographie „Auf weitem Feld“ (1954). Mitte der 1950er Jahre wandte sie sich zeitgeschichtlichen Themen zu. In ihrem „Roman eines Tages“ „Am Morgen ist der Tag ein Kind“ (1957) deutete sie den 17. Juni 1953 als faschistischen Putschversuch. Eine ähnliche Stoßrichtung hat ihr Roman „Einer Mutter Sohn“ (1958), in dem eine Jugendrichterin ihrem verloren geglaubten Sohn als Mitglied einer Jugendbande wiederbegegnet. Dieser flieht nach West-Berlin, kehrt am Ende aber geläutert zurück. W., seit 1946 Mitglied der SED, galt auch aufgrund dieser Werke lange als überzeugte Stalin-Anhängerin.

    Seit 1960 lebte W. in Rudolstadt, seit 1974 in Weimar. In Thüringen wandte sich W. verstärkt regionalen Themen zu, die sie humoristisch verarbeitete, so in dem Geschichtenband „Die hypnotisierte Kellnerin“ (1968) und am erfolgreichsten in der Satire „Die Entgleisung“ (1980, zahlr. Aufll., zuletzt 2012). Daneben behandelte sie Stoffe mit Blick auf die dt. Zweistaatlichkeit, etwa in „Die Probe“ (1973) und in „Spaal“ (1979). Obwohl W. als Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbands (seit 1970) weiterhin politisch-erzieherischen Einfluß im Sinne des Sozialismus zu nehmen versuchte, entwickelte sie ein kritischeres schriftstellerisches Engagement, ohne dabei von ihrer grundsätzlichen Zustimmung zur DDR abzurücken. W. durfte ins Ausland (u. a. 1967 n. Indien u. 1986 n. Paris) und seit 1966 mehrfach in die Bundesrepublik reisen, was zu ihrer zunehmend pessimistischeren Sicht auf die DDR-Wirklichkeit beitrug, die in ihrem 1988 / 89 verfaßten Essay „Auf Germanias Bärenfell“ (hg. v. D. Lattermann, 2002, L, P) erkennbar ist. Gleichwohl sah W. im westdt. Gesellschaftsmodell keine Alternative. 1989 / 90 begrüßte sie die erlangte Freizügigkeit, gab den ihr 1987 verliehenen Karl-Marx-Orden zurück und stellte die mit ihm verbundene Geldprämie in Höhe von 20 000 Mark der Weimarer „Volkssolidarität“ zur Verfügung. W. erlangte v. a. durch ihre wirklichkeitsnahen Satiren und ihr essayistisches Wirken Bedeutung. Ihr zu Ehren trägt das 2010 gegründete Literaturinstitut in Rudolstadt, eine Lehr- und Ausbildungsstätte für Nachwuchsautoren, ihren Namen.

  • Auszeichnungen

    |sowjet. Medaille „Für hervorragende Verdienste während d. Gr. Vaterländ. Krieges“ (1945);
    Medaille „Kämpfer gegen d. Faschismus 1933–1945“ (1958);
    Clara-Zetkin-Medaille (1959);
    VVO in Bronze (1959), Silber (1972) u. Gold (1982);
    Ehrennadel d. DFD in Gold (1963);
    Kunstpreis d. FDGB (1966);
    Kunstpreis d. Bez. Gera 1. Kl. (1966);
    Heinrich-Heine-Preis (1968);
    Held d. Arb. (1974);
    Nat.preis II. Kl. (1977);
    Kunst- u. Lit.preis d. Stadt Weimar (1978);
    Dr. phil. h. c. (Jena 1989).

  • Werke

    Weitere W Die Aufgaben der Kunstschaffenden im neuen Dtld., 1947;
    Prof. Hudebraach, Roman, 1961;
    Das Zimmer mit d. offenen Augen, Roman, 1965;
    Die Gesch. u. unsere Geschichten, Gedanken e. Schriftst. auf d. Suche n. d. Fabeln seiner Zeit, 1966;
    Reise ins Gestern, Blick auf e. Stadt, 1967;
    Kalkutta liegt nicht am Ganges, Entdeckungen auf gr. Fahrt, 1970;
    „Die Verschwörung d. Musen“, Gedanken e. Schriftst. auf d. Suche n. d. Methode seiner Zeit, 1971;
    Die tickende Bratpfanne, Kunst u. Künstler aus meinem Stundenbuch, 1974;
    Von Zeit zu Zeit, Essays, 1975;
    Hamburg. Elegie, Eine lebenslängl. Beziehung, 1977;
    Genosse Jemand u. d. Klassik, Gedanken e. Schriftst. auf d. Suche n. d. Erbe seiner Zeit, 1982;
    Mit Leib u. Seele, Ausgew. Publizistik, 1982;
    Schauplätze, Bilder e. Lebens, 1983 (Abb. v. Gemälden I. v. W.s);
    Weiterbildung, Erz., 1983;
    Station 5, Romanze e. Genesung, 1985;
    Dt. u. Gesch., Roman, 1986;
    Der goldene Turm, Eine Woche Paris, 1988;
    Nachlaß: Thür. StA Rudolstadt.

  • Literatur

    | W. Kahle, I. v. W., Werk u. Persönlichkeit, Erlebte Schauplätze, Zeiten u. Räume, in: I. v. W., Hamburg. Elegie (s. W), S. 341–57;
    Das war so, ich bezeuge es, ich bin dabeigewesen, I. v. W. im Gespräch mit Peter Reichel am 21. März 1984, in: H. Röhl (Hg.), Ansichtssache, Schriftst. u. Künstler im Gespräch, 1988, S. 83–101;
    W. Knappe, in: VIA REGIA, Inter-Kulturelle Monatszs. aus Thür., 1993, H. 5, S. 53–55;
    F. Trapp, I. v. W., Porträt e. Stalinistin, in: S. Barck u. a. (Hg.), Jh.schicksale, Frauen im sowjet. Exil, 2003, S. 150–61;
    K. Fricke, Die Flanke v. links, I. v. W., in: I. v. W., Die Entgleisung, 2012, S. 303–36;
    Laura v. Wangenheim, In d. Fängen d. Gesch., I. v. W., 2013 (P);
    K. Böttcher (Gesamtred.), Lex. dt.sprachiger Schriftst., Bd. 2, ³1974, S. 424 f.;
    S. Schmidt, in: H. J. Geerdts u. a., Lit. d. Dt. Demokrat. Rep., Bd. 3, 1987, S. 453–68;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    Wer war wer DDR;
    Killy;
    BHdE II;
    Kosch, Theaterlex.;
    Lex. Schausp. DDR;
    Weimarer Persönlichkeiten (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Photogrr. (BA, Bildarchiv).

  • Autor/in

    Kurt Fricke
  • Zitierweise

    Fricke, Kurt, "Wangenheim, Inge von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 404-405 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138956.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA