Lebensdaten
1926 – 1985
Geburtsort
Nammen (Landkreis Minden, seit 1973 Porta Westfalica)
Sterbeort
Speyer
Beruf/Funktion
Verwaltungswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wagener, Frido

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Zitierweise

Wagener, Frido, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138103.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich, techn. Angest.;
    M Luise Vogt;
    Rita Löw, Jur., u. a. Mithg. d. „Fundheft f. öff. Recht“ u. Hg. v. „Gerd Roellecke, Bibliogr. aus Anlaß seines 65. Geb.tages“, 1992;
    2 T.

  • Biographie

    W., der nach einer Erkrankung an Kinderlähmung zeitlebens an körperlichen Beeinträchtigungen litt, studierte nach dem Schulbesuch in Hannover (Abitur 1946) 1947–51 Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen. 1954 wurde er bei Werner Weber (1904–76) in Göttingen über „Die Städte im Landkreis“ (1955) zum Dr. iur. promoviert. Nach Ablegung der beiden jur. Staatsprüfungen 1951 und 1958 trat W. als Regierungsassessor in den Dienst des Landes NRW. 1960 wurde er Beigeordneter des Landkreistags NRW. 1966 / 67 zur Anfertigung der Habilitationsschrift (Neubau d. Verw., 1969) mit einem DFG-Stipendium beurlaubt, habilitierte sich W. 1968 an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften (HfV) Speyer (Lehrbefähigung f. Öff. Recht u. Verw.lehre). 1967 wurde er Mitglied der Sachverständigenkommission für die staatliche und regionale Neugliederung des Landes NRW und Leiter der Beratergruppe des Ministerpräsidenten, 1969 wissenschaftlicher Abteilungsleiter und Professor an der neuen Soziologischen Fakultät der Univ. Bielefeld, 1970 Mitglied der Arbeitsgruppe des Beirats für Raumordnung „Zielsystem der räumlichen Entwicklung für die Bundesrepublik Deutschland“ und Mitglied der Sachverständigenkommission für die Neugliederung des Bundesgebiets beim Bundesministerium des Innern. Seit 1971 Inhaber des neu eingerichteten Lehrstuhls Angewandte Verwaltungswissenschaft (später: Angew. Verwaltungswiss. u. Öff. Recht) an der HfV Speyer (Rektor 1973 / 74), wurde W. 1974 zum Honorarprofessor an der Univ. Heidelberg ernannt. 1976–84 war er erster Geschäftsführender Direktor des „Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung“ (FÖV). Einen Ruf an die Univ. Freiburg (Br.) lehnte W. 1971 ab. 1983 wurde er Mitglied des Beirats für Raumordnung beim Dt. Bundestag und der „Unabhängigen Kommission für Rechts- und Verwaltungsvereinfachung“ (Waffenschmidt-Kommission), die Vorschläge zur „Entbürokratisierung“ erarbeitete.

    W.s Name ist wie kaum ein anderer mit dem Thema „Raumordnung“ verbunden. Seine bis heute maßstabsetzende Habilitationsschrift verfolgte das Ziel einer Abstimmung und Systematisierung der nach dem 2. Weltkrieg unkoordiniert erfolgten (Wiederaufbau-)Planungen im Rahmen einer Gesamtplanung. Diese nahm W. auch in seiner praktischen Tätigkeit wahr, etwa im „Nordrhein-Westfalen-Programm 1975“, einem Gesamtprogramm zur Gestaltung des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Teilweise gemeinsam mit Werner Weber erarbeitete W. Gutachten zur Planung der Gebietsreform in mehreren westdt. Bundesländern. Obwohl W. – wie vielleicht nur noch Joseph H. Kaiser (1921–98) – für die „Planungseuphorie“ der späten 1960er und frühen 1970er Jahre steht, ging es ihm in erster Linie um eine Koordination und „Entbürokratisierung“; den Begriff der „Aufgabenkritik“ führte er lange vor der späteren Diskussion um den „Gewährleistungsstaat“ in die Debatte ein.

    In seiner streng rationalen Herangehensweise an Fragen der Verwaltungswissenschaft und der Raumordnung entwickelte W. in seiner Habilitationsschrift numerische Kriterien für die Größe „rationaler“ kommunaler Einheiten, u. a. mit Tabellen, nach denen z. B. abgelesen werden sollte, ab welcher Größe einer Kommune welche Infrastruktur zustehe. Obwohl Kulminationspunkt der Planungseuphorie und als zu „bürokratisch“ kritisiert, ist der „Neubau der Verwaltung“ ein in der Praxis immer wieder herangezogener Orientierungspunkt in Fragen der Funktional- und Gebietsreformen.

    W. prägte den in seinem Bonner Staatsrechtslehrervortrag (Der öff. Dienst im Staat d. Gegenwart, in: Veröff. d. Vereinigung Dt. Staatsrechtslehrer 1979, S. 215–66) entwickelten Begriff der „vertikalen Fachbruderschaften“ (informelle Kontakte zwischen Fachbeamten auf verschiedenen Ebenen), einen Ausgangspunkt der Erforschung des „informellen Verwaltungshandelns“, der u. a. von Helmut Quaritsch (1930–2011), Eberhard Bohne (* 1944), Helmuth Schulze-Fielitz (* 1947) und Werner Jann (* 1950) weiterentwickelt wurde.

  • Auszeichnungen

    |BVK 1. Kl. (1984).

  • Werke

    |Gde.verbandsrecht in NRW, Kommentar, 1967;
    Öff. Verw. in d. BRD, 1981 (mit K. König u. H. J. v. Oertzen);
    Großraum-Verwaltungen, Gen.ber. zu Thema 2 d. XIX. Internat. Kongresses f. Verw.wiss., 1985;
    Schriftleiter: Die öff. Verw. (1977–85).

  • Literatur

    |C. Böhret, in: Pol. Vj.schr. 26, 1985, S. 205 f.;
    Hochschule f. Verw.wiss., Erinnerung an Prof. Dr. F. W., Ansprachen anläßl. d. Gedächtnisfeier, Speyer, 14. Juni 1985, 1985 (P);
    E. Laux, in: Die Öff. Verw. 38, 1985, S. 125 f.;
    W. Thieme, in: Neue Zs. f. Verw.recht 1985, S. 284;
    R. Morsey, 50 J. Hochschule f. Verw.wiss. Speyer (1947–1997), in: K. Lüder (Hg.), Staat u. Verw., 50 J. Hochschule f. Verw.wiss. Speyer, 1997, S. 13–50;
    H. Amos, Zur Gesch. d. Forsch.inst. f. Öff. Verw. b. d. (Dt.) Hochschule f. Verw.wiss. Speyer 1956 / 1962–2001, 2002;
    M. Seckelmann, Rationale Planung, F. W. (1926–1985), in: Die öff. Verw. 70, 2017, H. 2, S. 68 ff.;
    dies., Wieder gelesen, „F. W., Neubau d. Verw.“, in: Administory, Zs. f. Verw.gesch., 2017 (im Internet).

  • Autor/in

    Margrit Seckelmann
  • Zitierweise

    Seckelmann, Margrit, "Wagener, Frido" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 189-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138103.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA