Lebensdaten
1785 – 1858
Geburtsort
Ochtmannien bei Vilsen (Grafschaft Hoya)
Sterbeort
Bremen
Beruf/Funktion
Kaufmann ; Reeder
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wätjen, Diedrich Heinrich

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Zitierweise

Wätjen, Diedrich Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138046.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Diedrich (1749–1829), Vollmeier auf Brüningshof in O., S d. Johann Dietrich (1712–49), aus Hollen, u. d. Anne Dorothea Hillmann (1707–51);
    M Rebecca Adelheid (1751–95), T d. Peter Brüning (1721–55), u. d. Dorothea Elisabeth Meyer (1727–56);
    seit 1796 Stief-M Anna Katherina Elisabeth Eimke (1761–1825);
    3 B u. a. Johann Peter Christian (1777–1862), übernahm d. väterl. Hof in O., geriet 1822 in Konkurs, worauf W. 1823 den Hof ersteigerte, Julius (1780–1837), Kaufm. u. Bürger in B., Tabakhändler u. Kerzenfabr.,1 Halb-B Diedrich Hermann (1800–68, Gesche Margarete Berck, 1812–91), ging 1822 n. London, gründete 1832 in Havanna d. Handelshaus Wätjen & Meier, 1835 brem.|Konsul ebd., kehrte 1841 als Kaufm. n. B. zurück;
    1) Bremen 1811 Christina Elisabeth (1793–1813), aus B., T d. Bernhard Osmers (1761–1802) u. d. Anna Elisabeth Roehrscheid (1765–1837), 2) Bremen 1821 Louise Agnes (1797–1851), aus B., T d. Diedrich Klugkist (1758–1835) aus B., Prediger, u. d. Susanne Iken (1761–1835);
    1 S aus 1) Christian Heinrich (Christel) (s. 2);
    Gvm d. 2. Ehefrau Justin Friedrich Wilhelm Iken (1726–1805), Jur., Bgm. in B.;
    E Diedrich Heinrich (1840–93, Anna Henriette Retemeyer, 1847–1924), Kaufm., Reeder, 1866 Teilh. v. D. H. Wätjen & Co., Magdalene Christine (1843–1912, Joseph Johannes Hachez, 1828–1901, Teilh. d. Fa. D. H. Wätjen & Co., s. Brem. Jb. 79, 2000, S. 213–32), Christian Louis (1845–1900, Josepha Lüling, 1852–95), Kaufm., 1878 Teilh. v. Wätjen, Thoel & Co. in New York), Hermann v. W. (1851–1911, preuß. Adel 1888, Clara Antonia, 1862–1942, T d. Benjamin Vautier, 1829–98, Maler in Düsseldorf, Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Künste, s. ADB 54; HLS; Biogr. Lex. Schweizer Kunst), auf Altenrode (Kr. Goslar), Stadtverordneter in Düsseldorf, preuß. Geh. Reg.rat, Louise Agnes (1853–1923, Georg Friedrich Ernst, 1848–1906, Baumwollspinnereibes. in Düsseldorf, S d. Matthieu Elie Matthes, 1808–68, Chemiefabr., s. NDB 16), George W. (1857–1928, Alice Henriette Heinze, 1862–1926), Kaufm., Reeder, 1888 Teilh. d. Fa. D. H. Wätjen & Co., kgl. sächs. Gen.konsul in B., Carl v. W. (1859–1928, preuß. Adel 1888, 1] Ursula v. Dietze, 1864–99, 2] Elisabeth v. Loebenstein, 1880–1956, 2] Robert v. Wallenberg-Pachaly, 1878–1945, auf Illnisch b. Kanth, Bez. Breslau), Freier Standesherr auf Fürstl.-Dehna (Kr. Luckau), preuß. Major, im 1. Weltkrieg im Stab d. Chefs d. Gen. stabs f. Feldheeres, Ehrenrr. d. Johanniterordens (s. GHdA 12, 1956, S. 594 f.);
    Ur-E Emil (1868–1932, Louise Bertha, 1874–1939, T d. Georg Friedrich Ernst Matthes, 1848–1906, u. d. Louise Agnes W., 1853–1923, beide s. o.), Kaufm., Reeder, seit 1892 Teilh. Fa. D. H. Wätjen & Co., Otto Ch. (1881–1942, Marie Lautencin, 1883–1956, Malerin), Maler, s. ThB; Vollmer; M. Moeller, Der Sonderbund, 1984), Elisabeth Luise (Lilli) (1884–1966, Paul Clemen, 1866–1947, Kunsthist., Prof. in Bonn, Prov.konservator d. Rheinlandes, s. NDB III), Gerda (1881–1942, 1] Hermann Haller, 1880–1950, Bildhauer in Paris u. Zürich, s. NDB VII, 2] Carl Friedberg, 1872–1955, Pianist, s. Riemann; BMLO), Richard (1891–1966, Vera v. Monteton, * 1904), Dressurreiter, Trainer d. dt. Reiter b. d. Olymp. Spielen 1936;
    Urur-E Ernst (1899–1963), Kaufm. in B.;
    N Eduard (1848–1928, Helene Adelheid Aselmeyer, 1855–86), Kaufm., Bankier, Inh. d. Fa. Hermann W.;
    Gr-N Hermann (1876–1944, Ilse Hepner, 1876–1949), Hist., o. Prof. 1918 an d. TH Karlsruhe u. 1922 in Münster, Vf. v. Arbb. z. hanseat. Handelsgesch., z. Kolonialgesch. d. Niederl. u. d. südamerik. u. austral. Gesch. (s. Hans. Gesch.bll. 69, 1950, S. 93–97; Brem. Biogr.; B. Mütter, in: Westfäl. Zs. 160, 2010, S. 91–140), Julius (1883–1968, Else v. Beckerath, * 1889), o. Prof. f. Pathol. in Halle, 1932 Mitgl. d. Leopoldina (s. Fischer; Wi. 1935–55; Kürschner, Gel.-Kal. 1966);
    Ur-Gr-N Eduard (1907–94, Irene, 1910–2004, T d. Friedrich Sarre, 1865–1945, Kunsthist., islam. Archäol., Dir. d. islam. Abt. d. Berliner Museen im Ks.-Friedrich-Mus., Sammler v. islam. Kunst, s. Ars Islamica 11 / 12, 1946, S. 210–12; Der Islam 29, 1950, S. 291–95; Pantheon 23, 1965, S. 319; The Oxford Enc. of Archeology in the Near East; NDB X*), Jur., Mitarb. v. H. B. Gisevius im Amt Ausland/ Abwehr unter W. Canaris.

  • Biographie

    W. erhielt Unterricht bei Pastor König, einem Geistlichen in Vilsen, und absolvierte seit 1800 eine Lehre bei dem Makler Nicolaus G. Mohr in Delmenhorst. 1803 nahm er eine Stelle als kaufmännischer Angestellter in der Firma „Anton Friedrich Schaer“ in Bremen an und begann 1808, Geschäfte auf eigene Rechnung zu machen. 1809 leistete er in Bremen den Bürgereid, 1814 ging er zur weiteren Ausbildung für vier Jahre nach England, wo er für Schaer tätig war. Während dieses Aufenthalts trat er 1816 mit einem Kapital von 50 000 Talern in Gold in die 1818 in „A. Fr. Schaer & Co“ umbenannte Firma ein. 1818 wurde W. in Bremen Teilhaber des nun als „Schaer & Wätjen“ firmierenden Im- und Exportunternehmens, im selben Jahr erwarb er das große Bürgerrecht mit Handlungsfreiheit.

    Nach Schaers Tod begründete W. 1821 unter dem Firmennamen „D. H. Wätjen“ sein Unternehmen. 1825 und 1828 wurde ein regelmäßiger Postdienst mit „Paketseglern“ nach London aufgenommen. Die Flotte umfaßte 1827 vier, 1831 elf Einheiten, die aus London, Liverpool, Amsterdam, Bordeaux und Danzig Kolonialwaren, Tabak, Wein, Baumwolle und osteurop. Getreide importierten.

    1829 nahm W. den Bremer Kaufmann Ernst Ferdinand Gabain (1802–59) als Teilhaber mit 25 % in die nun in „D. H. Wätjen & Co.“ umbenannte Firma auf. Nach Abschluß des amerik.-hanseat. Handelsvertrags 1827 stieg er 1830 in den transatlantischen Überseehandel ein: Fertigwaren wurden nach Übersee transportiert und von Firmen mit Bremer Inhabern, die Rohstoffe wie Tabak, Baumwolle oder auch Walfischtran für den Rücktransport beschafften, in den USA und anderen Staaten verkauft. Einer dieser Handelspartner W.s war sein Halbbruder Hermann (1800–68), der in Havanna 1832 das Handelshaus „Wätjen & Meier“ gründete.

    Durch W.s Aktivitäten in Amerika verlor der bisherige Handel aus zweiter Hand über London seine Bedeutung. 1842–53 verkehrten Paketsegler im Liniendienst nach New York und New Orleans sowie unregelmäßig nach Philadelphia, nachdem eine 1835 eingerichtete Paketfahrt mit drei Seglern nach Südamerika nur zwei Jahre später wieder aufgegeben werden mußte. Um 1830 begann W. mit der finanziell lohnenden Verschiffung von Auswanderern in die USA: 1851 fuhren|seine Segler auf acht Reisen mit 1800 ausgehenden Passagieren 48 000 Taler, mit 60 einkommenden 1700 Dollar ein. „D. H. Wätjen & Co.“ war um 1850 Bremens bedeutendste Auswandererreederei; 1840–62 machte sie 12 Walfangreisen in den Pazifik. Die Schiffbauten gab W. bei Werften an der Unterweser in Auftrag, das Geschäftskapital der Firma war bis 1842 auf 1 Mio. Taler angewachsen, womit er reichster Bremer war. Anfang der 1850er Jahre zog er sich weitgehend aus dem Geschäft zurück.

    W. setzte sich in vielfacher Weise für das Gemeinwesen ein: Er war Mitglied der ersten Theatervereine Bremens 1825 und 1836, war in der kirchlichen Armenpflege des luth. St.-Petri Doms ebenso tätig wie in den Verwaltungen des Waisenhauses des Doms, des Armenhauses, des Armeninstituts (staatl. Armenpflege), des Petri-Waisenhauses für Pastorenwitwen, des Strombaus und des Hauses „Seefahrt“ und gehörte der Direktion der Discontkasse und der Deputation von Bremerhaven an. 1837 wurde er in den Bremer Senat gewählt. Für den Bau der Eisenbahnlinie nach Hannover zeichnete er 1846 eine staatliche Anleihe von 200 000 Talern. Für den Ausbau des Neuen Hafens in Bremerhaven stellte er 1847 dem Senat 1 Mio. Taler als Darlehen zur Verfügung. Er war maßgeblich an den Vorarbeiten zur 1849 von Rat und Bürgerschaft unterzeichneten Brem. Verfassung beteiligt, vertrat eine liberale Linie und arbeitete eng mit Arnold Duckwitz (1802– 81), dem Führer der liberalen Kaufmannschaft, und mit Bürgermeister Johann Smidt (1773–1857) zusammen. 1856 gehörte er mit 11 Aktien zu den Mitgründern der Bremer Bank. Nach dem Tod seiner zweiten Frau lebte er meist auf seinem Landsitz in (Bremen-) Blumenthal, heute Wätjens Park (seit 2007 unter Denkmalschutz).

  • Zitierweise

    Scholl, Lars U., "Wätjen, Diedrich Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 180-182 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138046.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA