Lebensdaten
1854 – 1913
Geburtsort
Burago (Lombardei)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Großindustrieller ; Texrilfabrikant
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Vonwiller, Johann Heinrich
  • Vonwiller, Heinrich
  • Vonwiller, Johann Heinrich

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Zitierweise

Vonwiller, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137564.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Oskar (1822–88), Bankier, Schweizer Gen.konsul in Mailand, S d. Niclaus (1783–1854, 2] Sophie Kesselring, aus Märstetten, Kt. Thurgau), aus St. Gallen, Gründer d. Handels- u. Bankhauses Vonwiller & Cie. in Mailand (s. ÖBL);
    M Luise (1824–62), T d. Heinrich Mylius (1769–1854), Kaufm., Bankier, Mäzen (s. NDB 18);
    Gr-Ov David (s. 1);
    Ov Heinrich (* 1824), Emil (um 1825–1902), Untern., Chef d. Großhandlungshauses „Vonwiller & Co.“ in Mailand, Verw.rat d. Lebens- u. Rentenvers. „Der Bund“, gründete 1879 mit Oskar Sitting d. „Erste Wiener Walzmühle Vonwiller & Comp.“, ließ e. Weizen- u. Roggenmühle am Handelskai in W. erbauen (s. ÖBL);
    B Albert (1847–1933), Kaufm., Präs. d. „Società anonima banca“ in Mailand;
    Schw Laura (* 1853, Albert Louis Dollfus[s] de Volckersberg, 1846–1909, Chemieindustr.);
    1885 Clara (* um 1866), T d. Gustav Foelser (um 1837–67), Appreturfabr. in Lichtenau b. Haslach (Oberösterr.);
    3 S Oskar (* 1886), Gustav (* 1904), Rüdiger (* 1908), 2 T Helene (* 1884, 1] Felix Streit, Geschäftsführer v. „Vonwiller & Co. Geldgeschäfte“, 2] Hermann Panzer, 1946, Hotelier in Meran), Dora (Dolly) (* 1889, Max[imilian] Heintschel Edler v. Heinegg, 1922, Großindustr.);
    N Luise (* 1869, Piero Gallo Calcedonio Gaspero Capponi, Maler in Florenz), Emma Frida (1872–1955, 1] Ugo della Gherardesca, in Florenz, 2] Alessandro Marchese| Bartolini-Salimbeni), Lucy (1875–1930, 1897–1913 Rochus Frhr. v. Lüttwitz, 1870–1941, preuß. Rittmeister, auf Brauchitschdorf, trat in d. Konzern ein, 1916 auch in d. Fa. „Vonwiller & Co., Geldgeschäfte“), Dora (1876–1953, 1] Giulio Conte Rasponi Murat, 1863–1916, 2] Angelo Rittatore, um 1957, aus Cuneo, in Mailand), Roger [Ruggero] Dollfus de Volckersberg (1876–1948, Annie Elisabeth Burckhardt, 1886–1983, aus Basel), Dr. rer. pol., Bankier, Industr. in Mailand, 1922–43 Nat.rat, 1926–32 Delegierter b. Völkerbund, Bes. v. Schloß Kiesen, Kt. Bern, Dr. h. c., s. HLS);
    Gr-N Ferrante Rittatore (Vonwiller) (1919–76), Archäol., 1953 korr. Mitgl. d. Istituto di studi etruschi e italici, Doz. f. Paläontol. in Mailand, 1962 Dir. d. archäol. Mus. „Paolo Giovio“ in Como, 1965 d. Zentrums f. prähist. u. archäol. Studien in Varese, 1967 Prof. in Mailand, 1975 Ehrenbürger v. Ischia di Castro.

  • Biographie

    V.s Großvater Niclaus V. hatte in Mailand ein Handels- und Bankhaus mit einer sehr großen Absatzorganisation für Leinen, Schafwoll- und Baumwollgewebe sowie 1833 und 1837 in Haslach im Mühlviertel (Niederösterr.) Fabriken gegründet, die u. a. im Verlag Heimweber beschäftigten, seit 1854 auch mechanische Webstühle betrieben. Unter V.s Vater Oskar und seinem Onkel Karl Emil entwikkelte sich „Vonwiller & Co.“ zum größten Leinen-, Baumwoll-, Schafwoll- und Seidenproduzenten für Herrenmodestoffe der Region. 1881 trat V. als Prokurist in die „Erste Wiener Walzmühle Vonwiller & Comp.“ ein. Durch seine Heirat mit Clara Foelser 1885 wurden seine Webereiunternehmen mit der Bleich- und Appreturfabrik seines Schwiegervaters verbunden. V. übernahm nach dem Tod seines Vaters 1888 eine führende Rolle im Unternehmen „Vonwiller & Co.“, wozu neben den Betrieben in Haslach eine Schafwollwarenfabrik in Senftenberg (Böhmen), eine Papierfabrik in Romagnano (Italien), die Bank in Mailand und Beteiligungen an anderen Unternehmen gehörten. Um 1900 erreichte die Firmenbelegschaft in Haslach ihren Höchststand. Es wurden Leinen- und Rockstoffe, auch Halbseidentapeten, vorzüglich aber Hosen- und Westenstoffe erzeugt, insbesondere „Gilet-Piquet“, ein feiner Westenstoff mit modischen Mustern. V. erschloß Exportmärkte in Übersee und Asien. Die harten Arbeitsbedingungen bei „Vonwiller & Co.“ führten zu Streiks der Arbeiter, in der Folge 1910 zu Lohnerhöhungen von bis zu 30 % und einem Zehn-Stunden-Arbeitstag. V. arbeitete bis zu seinem Tod im Unternehmen, das danach geleitet wurde von seinem Bruder Albert und von Roger Dollfus, Bankier in Mailand, als Geschäftsführern sowie von V.s Schwiegersohn Maximilian Heintschel Edler v. Heinegg als Prokuristen.

    Während des 1. Weltkriegs erwarb die Gemeinde Wien 60 % der Aktien an der „Ersten Wiener Walzmühle Vonwiller & Comp. AG“, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Heintschel v. Heinegg wurde Präsident, der Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner (1861–1926) Vizepräsident des Verwaltungsrats. In den Kriegsjahren wurde auch die Bank „Vonwiller & Co. Geldgeschäfte“ mit V.s Schwiegersohn Felix Streit als Geschäftsführer zur Verwertung der Betriebsüberschüsse von Vonwiller-Firmen gegründet, die infolge verunglückter Spekulationen in der Nachkriegszeit insolvent wurde. 1930 wurde Albert Präsident und V.s Sohn Heinrich Gustav, Teilhaber von „Vonwiller & Co.“ in Lichtenau, Vizepräsident der „Vonwiller & Co., Textilwerke AG“ in Haslach. Im Verwaltungsrat der seit 1923 fusionierten „Ersten Wiener Walzmühle Vonwiller, Schoeller, Keller AG“ waren keine Nachkommen V.s vertreten. Seit 1938 waren Verwaltungsratsmitglieder Philipp Alois v. Schoeller (1892–1977, Präs. d. Handelskammer Wien, NSDAP-Mitgl.), Prinz Alfred v. Hohenlohe-Schillingsfürst (1889–1948, Felicitas v. Schoeller, 1900–75, T d. Richard [v.] Schoeller, 1871–1950, Großindustr., s. ÖBL), ferner Friedrich, Richard und Robert v. Schoeller. Die Walzmühle in Wien wurde im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut, die Produktion nach Schwechat verlegt. Dort existiert im Rahmen des Konzerns „GoodMills Österreich“ die „Erste Wiener Walzmühle Vonwiller GmbH“ noch heute. 1998 wurde die Leinen- und Baumwollfabrik Vonwiller in Haslach geschlossen.

  • Literatur

    |Gerichtshalle v. 5. 11. 1963;
    Neue Freie Presse v. 20. 6. 1869, 5. 6. 1884, 17. 7. 1902, 17. 5. 1913;
    Prager Abendbl. v. 15. 4. 1873;
    Fremden-Bl. v. 17. 5. 1913;
    Reichspost v. 17. 5. 1913;
    Tages-Post v. 16. 5. 1913;
    Wiener Ztg. v. 17. 9. 1871, 3. 9. 1913, 9. 10. 1929;
    Wiener Salonbl. v. 3. 10. 1897, 10. 3. 1923;
    Montag-Ztg. v. 7. 8. 1916;
    Neues Wiener Tagbl. v. 22. 10. 1938, 18. 5. 1944;
    Die Ind. v. 18. 5. 1913;
    Die Groß-Ind. Österr. 1910, S. XIX;
    J. Slokar, Gesch. d. österr. Ind. u. ihrer Förderung unter Ks. Franz I., 1914, S. 313, 348, 382;
    H. Frhr. v. Dumreicher, FS 100 J. Haus Schoeller aus Vergangenheit u. Gegenwart 1833–1933, 1933, S. 36;
    E. M. Meixner, Wirtsch.gesch. d. Landes Oberösterr., Bd. 2: Männer, Mächte, Betriebe, 1952, S. 61, 145 ff., 203, 248, 252 u. 254;
    Vonwiller & Co. (Hg.), 1819 Vonwiller 1969, Red. S. Krautgartner, 1969;
    Rüdiger E. Vonwiller, Die ind. Entwicklung d. Weberei im Mühlviertel, in: F. Hummelbrunner (Hg.), Webereimus. Haslach, 1970, S. 38 f.;
    H. Matis, Österr. Wirtsch. 1848–1913, 1972, S. 125;
    H. Glattes, Vonwiller-Schoeller-Mühle, 100 J., 1979, S. 4 f.;
    B. Heindl (Hg.), Textil-Landschaft Mühlviertel, 1992, S. 40, 42, 50, 117 ff. u. 171;
    R. Sandgruber, Traumzeit f. Millionäre, 2013, S. 182 f., 393 f. u. 456 f.;
    ders., Die| V., Eine europ. Fam., in: H. Stekl u. a. (Hg.), Österr., was sonst? Ernst Bruckmüller z. 70. Geb.tag, 2015, S. 230–49;
    ÖBL;
    Internet: Kunstuniv. Linz, Unterr.ort „Textiles Zentrum Haslach“;
    forum oö gesch., virtuelles Mus. Oberösterr.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl. Josef, "Vonwiller, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 109-111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137564.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA