Lebensdaten
1906 – 1988
Geburtsort
Balzers (Liechtenstein)
Sterbeort
Vaduz
Beruf/Funktion
Politiker ; Jurist
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Vogt, Alois

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Vogt, Alois, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137209.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Bauernfamilie in B.;
    V Joseph Kaspar (1873–1940), Landwirt, Gde.rat in B., Mitgründer d. Viehzuchtgenossenschaft, unehel. S d. Franziska V.;
    M Theresia (1870–1948), T d. Peter Gstöhl (1827–86), aus B., u. d. Rosa Maria Kaufmann (1837–1920), aus B.;
    3 B, 2 Schw;
    Innsbruck 1948 Beate Hussak (1924–2012), aus Schwaz (Tirol);
    3 S, 3 T.

  • Biographie

    V. studierte nach dem Abitur 1928 im Zisterziensergymnasium Bregenz-Mehrerau (Vorarlberg) 1928–33 in Innsbruck, Freiburg (Üechtland) und Wien Jurisprudenz und eröffnete nach seiner Promotion zum Dr. iur. 1933 eine Anwaltskanzlei in Vaduz. Von Okt. 1933 bis Ende 1935 war er führend im ständestaatlich orientierten Liechtensteiner Heimatdienst (LHD) sowie zum Jahreswechsel 1935 / 36 Mitgründer der aus dem Zusammenschluß von LHD und Christlich-sozialer Volkspartei (VP) gebildeten Vaterländischen Union (VU). V. zählte mit VU-Parteipräsident Otto Schaedler (1898–1965), einem Cousin mütterlicherseits, zum autoritären „Heimatdienst“-Flügel der VU, der antiliberale, antisemitische und völkische Positionen vertrat. Schaedler und V. pflegten Kontakte ins Dt. Reich, u. a. zum „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ (VDA). Sie kooperierten auch mit österr. Nationalsozialisten in Berlin, die über Tarnfirmen in neutralen Staaten die illegale NSDAP in Österreich finanzierten. Am 30. 3. 1938 wurde V., seit Jan. 1936 (bis 1940) VU-Parteisekretär, zum Regierungschef-Stellvertreter in der ersten liechtenstein. Koalitionsregierung von Fortschrittlicher Bürgerpartei (FBP) und VU unter Regierungschef Josef Hoop (1895–1959) (FBP) ernannt. V. verblieb im Kabinett bis zur Wahl der neuen Regierung am 3. 9. 1945. Nach 1945 bekleidete er zahlreiche öffentliche Funktionen, u. a. war er 1949–66 Abgeordneter des Liechtenstein. Landtags (Parlament) und 1962–65 Regierungsrat (Minister).

    Nach Eintritt in die Regierung Hoop 1938 trug V. den neutral-eigenstaatlichen Kurs des Fürstentums an der Seite der Schweiz mit. Im März 1939 war er maßgeblich beteiligt an der Vereitelung eines Anschlußputsches liechtenstein. und Vorarlberger Nationalsozialisten. Gegenüber Stellen im Dt. Reich zeigte sich V. anpassungsbereit und erkundete von Sommer 1940 bis Frühjahr 1941 insgeheim beim Sicherheitsdienst (SD) und im Auswärtigen Amt dt. Interessen an einem Wirtschaftsanschluß Liechtensteins. Er hatte bis Kriegsende enge Verbindung zum SD-Nachrichtenoffizier Klaus Huegel (1912–2003). SD-Vertreter aus Stuttgart unterstützten V. in seiner Funktion als Wirtschaftsminister seit 1940 beim Aufbau liechtenstein. Industriebetriebe für den dt. Rüstungsbedarf.

    V.s Verkehr mit dt. Stellen wurde seit Mai 1945 behördlich untersucht. Von Schweizer Seite wurde eine Einreisesperre von April 1946 bis Dez. 1947 über V. verhängt. Im Juni 1946 empfahl der Staatsanwalt in Liechtenstein, beim Landtag unverzüglich die Ministeranklage gegen V. wegen Verdachts des verbotenen Nachrichtendienstes und Amtsmißbrauchs zu beantragen, wofür die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit im Landtag nicht zustande kam. Als die VU die Einstellung des öffentlichen „Kampfes“ gegen ihre Partei und deren Leitung sowie die Rehabilitation Vs. zu Bedingungen für die Weiterführung der Koalition mit der FBP machte, lenkte diese ein. Beide Parteien vereinbarten im Okt. 1946 ein entsprechendes „Pressestillschweigen“.

    Eine Ministeranklage gegen V. hätte auch die Rolle der Gesamtregierung während des 2. Weltkriegs in die öffentliche Debatte gebracht, woran 1946 von Seiten der VU und der FBP kein Interesse bestand. Mitveranlaßt durch die Causa V., wurde in Liechtenstein von den Parteiführungen der VU und FBP eine gesellschaftliche Aufarbeitung der NS-Zeit – wie von patriotischen Gruppierungen seit Mai 1945 gefordert – bis in die späten 1980er Jahre unterbunden.

  • Auszeichnungen

    |Komturkreuz d. fstl. liechtenstein. Verdienstordens (1939);
    fstl. liechtenstein. JR (1965).

  • Werke

    |Le Liechtenstein au travail / Liechtenstein at work, in: Journ. des voyages 21, Nr. 179, 1954, S. 34–36;
    Die Entwicklung d. liechtenstein. Ind., in: Das Fst. Liechtenstein im Wandel d. Zeit u. im Zeichen seiner Souveränität, 1956, S. 101–10.

  • Literatur

    |H. Carl, Vom Handlungsspielraum e. Kleinstaates, zu Gerhard Krebs, Zw. Fürst u. Führer, Liechtensteins Beziehungen z. „Dritten Reich“, in: GWU 8, 1989, S. 486–93;
    J. Schremser, „Der einzige Mann, d. d. Sache auf sich nehmen könnte …“, Zur Rolle v. Dr. A. V. in d. liechtenstein.-dt. Beziehungen, 1938 bis 1945, in: Jb. d. Hist. Ver. f. d. Fst. Liechtenstein 98, 1999, S. 49–108 (P);
    ders., in: Hist. Lex. d. Fst. Liechtenstein, Bd. 2, 2013, S. 1014 (P);
    P. Geiger, Krisenzeit, Liechtenstein in d. Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bde., ²2000;
    ders., Kriegszeit, Liechtenstein 1939 bis 1945, 2 Bde., 2010 (P).

  • Autor/in

    Jürgen Schremser
  • Zitierweise

    Schremser, Jürgen, "Vogt, Alois" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137209.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA