Lebensdaten
1755 – 1815
Geburtsort
Knallhütte bei Rengershausen (heute Baunatal)
Sterbeort
Niederzwehren
Beruf/Funktion
Märchenerzählerin ; "Märchenfrau aus Zwehrn"
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119383268 | OGND | VIAF: 15579000
Namensvarianten
  • Pierson, Dorothea (geborene)
  • Viehmann, Catharina Dorothea
  • Viehmännin
  • mehr

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Zitierweise

Viehmann, Dorothea (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119383268.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Friedrich Isaak Pierson (1734–98), Gastwirt, Inh. d. „Knallhütte“ b. R., S d. Johann Friedrich (um 1697–1777), Gastwirt in R.;
    M Martha Gertrud Spangenberg (1736–1804);
    Ur-Gvv Isaak Pierson (Piercon) (um 1655–1741), hugenott. Glaubensflüchtling aus Metz, seit 1686 in Hessen, Vorsteher d. ref. Gde. Schöneberg b. Hofgeismar; Vorfahre-m Valentin (Velten) Schröder (vor 1580- vor 1640), Weinhändler, Ratsmitgl. u. Bgm. in Schwarzenborn, lebte seit 1638 in Neukirchen, Verwandter Goethes;
    Rengershausen 1777 Nikolaus Viehmann (1754–1825), Schneider in R., seit 1787 in Zwehren; mind. 7 K (2 früh †).

  • Biographie

    V. wuchs in der Gastwirtschaft ihres Vaters in der Nähe von Rengershausen auf und besuchte die dortige Schule. Nach ihrer Heirat 1777 lebte sie mit ihrem Gatten zunächst auf der Knallhütte. 1787 zog das Ehepaar in das damals vor den Toren Kassels gelegene Dorf Zwehren, wo sich V. um ihre Kinder und Enkel kümmerte.|Bekanntheit erlangte V. als Märchenerzählerin. Zwischen 1813 und 1815 lieferte sie Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) etwa 40 Märchen sowie Textvarianten, die diese zunächst in den zweiten Band (1815), später in die zweite Auflage (1819) ihrer „Kinder- und Hausmärchen“ aufnahmen, u. a. die Erzählungen „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, „Aschenputtel“, „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und „Die Gänsemagd“. Anregungen zu ihrem erzählerischen Repertoire hatte V. vermutlich in ihrer Jugendzeit in der Knallhütte von einkehrenden Fuhrleuten und Bauern sowie in der Zeit des Siebenjährigen Kriegs von Soldaten erhalten. Auch aus dem Kreis ihrer als Hugenotten aus Frankreich vertriebenen Familie dürften Geschichten stammen. Mit den Grimms bekannt wurde V. über Julia (1792–1862) und Charlotte (1793–1858), die Töchter des zweiten Predigers der franz. Gemeinde der Kasseler Oberneustadt, Charles François Ramus (1760–1821), die ebenfalls Beiträge zur Grimmschen Märchensammlung lieferten. Die Brüder Grimm zeichneten die Beiträge ihrer „Märchenfrau aus Zwehrn“ v. a. in ihrer Wohnung in der Kasseler Marktgasse auf.

    Bereits im 19. Jh. wurde V. als „stockhessische Märchenfrau“ stilisiert. Zu diesem Stereotyp der „Viehmännin“ trug eine Porträtzeichnung (1814) Ludwig Emil Grimms (1790–1863) bei, die als Radierung seit 1819 in vielen Ausgaben der „Kinder- und Hausmärchen“ zu finden ist. Auch Louis Katzensteins (1822–1907) im Stile einer bäuerlichen Idylle gestaltetes Ölgemälde „Die Brüder Grimm bei der Märchenfrau“ (1892) verfestigte das Bild von V. als einfacher Frau „aus dem Volke“.

  • Auszeichnungen

    A D.-V.-Str. (n. 1945) u. D.-V.-Park, Kassel (seit 2006);
    D.-V.-Schule, Niederzwehren (seit 1905);
    Gedenkplaketten an d. ehem. Wohnhäusern, Niederzwehren.

  • Literatur

    L D. Hennig u. B. Lauer (Hg.), Die Brüder Grimm, Dok. ihres Lebens u. Wirkens, 1985;
    B. Lauer, D. V. u. d. Brüder Grimm, Märchen u. Wirklichkeit, in: Chron. d. Stadt Baunatal, Bd. 3, hg. v. H. Pflug, 1997, S. 341–53, erneut in:
    Märchenspiegel, Zs. f. internat. Märchenforsch. u. Märchenpflege 2/9, 1998, S. 36–42;
    ders. (Hg.), Auf d. Spuren d. „Märchenfrau“, Wegweiser z. authent. Orten in Kassel u. Baunatal, 2009 (P);
    Kassel Lex. (P).

  • Porträts

    P Porträtzeichnung u. Radierung v. E. L. Grimm, 1814/15 u. 1819 (Museen d. Stadt Hanau u. Kassel, Brüder Grimm-Mus.); Grisaille d. Ölgem. „Die Brüder Grimm bei der Märchenfrau“ v. L. Katzenstein (Kassel, Neue Gal.), Druckgraphiken d. Ölgem. (Kassel, Brüder Grimm-Mus.); Bronzestatue am Märchenbrunnen („Märchenquelle“) v. K. Goedte, 1988 (Baunatal); Denkmal v. K. Bohrmann-Roth, 1999 (Hofgeismar-Schöneberg); D.-V.-Brunnen am Brauhaus Knallhütte v. L. Kirchner, 2004 (Baunatal-Rengershausen); Bronzestatue v. B. Massoum, 2010 (Erstguß im Brüder Grimm-Mus. Kassel, Zweitguß in Niederzwehren)

  • Autor/in

    Bernhard Lauer
  • Zitierweise

    Lauer, Bernhard, "Viehmann, Dorothea" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 791-792 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119383268.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA