Lebensdaten
1918 – 2009
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Kabarettistin ; Lehrerin ; Ordensschwester
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118768115 | OGND | VIAF: 110954901
Namensvarianten
  • Vermehren, Isa Beate
  • Dose, Hanna (Pseudonym)
  • Vermehren, Isa
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Vermehren, Isa, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768115.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kurt (1885–1962), RA, S d. Julius (1855–1928), RA, Notar, Senator d. Hansestadt Lübeck;
    M Wilhelmine Petra (1893–1971), Journ. in d. außenpol. Red. d. Berliner Tagebl., seit 1937 Auslandskorrespondentin in Athen, 1941 in Lissabon, T d. Johannes Schwabroch (1863–1945), Kaufm., Teilh. d. Possehl & Co. mbh, Geschäftsführer, seit 1926 Vors. d. AR d. Nord. Erzkontor G. m. b. H., Erzhandel, Reederei, Grubenbetriebe, lett. Konsul f. L. u. Meckl. (s. Wenzel; Rhdb.; Wi. 1935), u. d. Friederike Schmidt (1865–1952);
    2 B Michael (1915–2010, seit 1938 kath.), Journ., Erich (seit 1954 Eric Vermeeren de Saventhem, seit 1979 Eric de Saventhem, seit 1938 kath.) (1919–2005, Elisabeth, 1911–spätestens 2005, T d. Walther Gf. v. Plettenberg, 1881–1972, Kaufm.), Dr. iur., Dipl., 1943/44 in Istanbul als Agent in d. dt. Abwehr tätig, floh 1944 n. England; evtl. Verwandter Johann Bernhard (1777–1803), Schriftst., Philos. (s. ADB 39; Lübecker Ll. II), dessen S Johann Bernhard, Jur., Geh. Oberappellationsger.rat am Gesammt-Oberappellationsgericht in Jena.

  • Biographie

    Hineingeboren in ein liberales protestantisches Elternhaus, verlebte V. ihre Kindheit in Lübeck und besuchte das dortige Ernestinen-Gymnasium. Kurz nach Hitlers Machtübernahme zeigte sie Solidarität mit einer jüd. Mitschülerin und weigerte sich, die Hakenkreuzfahne zu grüßen – daraufhin wurde sie von der Schule verwiesen. Zusammen mit ihrer Mutter übersiedelte sie nach Berlin, wo sie im Nov. 1933 – da noch minderjährig – unter dem Pseudonym „Hanna Dose“ in dem von Werner Finck (1902–78) und Rudolf Platte (1904–84) geleiteten Kabarett „Die Katakombe“ als Kabarett-Sängerin debütierte. In der Folge wurde V., die sich zu frechen Liedern, anrührenden Liebesballaden und rauhbeinigen Shanties auf der Ziehharmonika selbst begleitete, als „Mädchen mit der Knautschkommode“ rasch bekannt. Innerhalb kürzester Zeit nahm sie zwei Dutzend Schallplattentitel auf, absolvierte Gastspielauftritte auch außerhalb Berlins und wirkte in mehreren Spielfilmen mit, u. a. in „Eine Seefahrt, die ist lustig“ (1935), der ihr populäres Erkennungslied zum Titel hatte. Als im Mai 1935 das als regimefeindlich eingestufte Kabarett „Die Katakombe“ von der Gestapo geschlossen wurde und einige Kabarettkünstler, unter ihnen auch Finck, vorübergehend in das KZ Esterwegen kamen, trat V. im Kabarett „Tatzelwurm“ auf. 1936 erhielt sie ein Auftrittsverbot, nachdem NS-Behörden und Marineverbände in ihrem zum Schlager gewordenen „Seefahrt“-Lied eine versteckte Verächtlichmachung von Minister Goebbels entdeckt zu haben glaubten. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit besuchte sie eine Berliner Abendschule, an der sie 1939 das Abitur ablegte; bereits im Jahr zuvor war sie zum kath. Glauben übergetreten. Nach Abschluß der Dreharbeiten zu dem Spielfilm „Das Mädchen von Fanö“ (1941) meldete sie sich freiwillig zum Roten Kreuz; später wurde sie u. a. in Norwegen, Frankreich, Italien und an der Ostfront bei der Truppenbetreuung eingesetzt.

    Als ihr Bruder Erich, Beamter im Auswärtigen Dienst und unter Admiral Wilhelm Canaris (1887–1945) in Ankara tätig, Ende Jan. 1944 nach Kairo floh und sich dort in brit. Gewahrsam begab, gerieten V. und ihre Familie in Sippenhaft. V. wurde in das KZ Ravensbrück gebracht, ihre Eltern und Bruder Michael nach Sachsenhausen. Im Febr. 1945 kam V. – zusammen mit weiteren Sonderhäftlingen – nach Buchenwald, später nach Dachau, von dort in einem Transport nach Südtirol (Prags). Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde V. zunächst noch auf Capri interniert, bevor sie Ende Juni 1945 zu ihrem Vater nach Hamburg zurückkehren konnte. Dort verfaßte sie innerhalb weniger Wochen eine Darstellung ihrer KZ-Erlebnisse unter dem Titel „Reise durch den letzten Akt – Ravensbrück, Buchenwald, Dachau: eine Frau berichtet“, die 1946 als Buch erschien und seitdem als eine der ersten Publikationen zu diesem Thema mehrfach aufgelegt wurde (12 Aufl., Neuausg. 2005).

    Seit 1946 studierte V. an der Univ. Bonn Kath. Theologie, Deutsch, Englisch, Geschichte und Philosophie. Um sich das Geld für ihr Studium zu verdienen, betätigte sie sich wieder als Kabarettistin, u. a. in Fincks „Mausefalle“, und wirkte in dem von Helmut Käutner (1908–80) gedrehten Trümmerfilm „In jenen Tagen“ (1947) mit. Im Sept. 1951 trat sie als Ordensfrau in das Herz-Jesu-Kloster der Sacré-Cœur-Schwestern in Bonn-Pützchen ein, machte ihr Staatsexamen und wurde 1961 Schulleiterin eines kath. Mädchengymnasiums in Bonn; seit 1969 amtierte sie als Direktorin der Sophie-Barat-Schule in Hamburg. Nach ihrer Pensionierung 1983 wieder in Bonn lebend, trat sie mit Schriften, Vorträgen und auf Diskussionsabenden zu allgemeinen Zeit- und Glaubensfragen in Erscheinung. Einem größeren Publikum wurde sie durch ihre TV-Auftritte 1983–95 bekannt, als sie als erste Frau im dt. Fernsehen für die ARD das „Wort zum Sonntag“ sprach. V. lebte zuletzt in einem Altenwohnheim ihres Ordens in Bonn-Pützchen. Ihr Nachlaß wurde dem Bundesarchiv übergeben, ihre Ziehharmonika „Agathe“ hat seit 2005 einen Ehrenplatz im Bonner Haus der Geschichte.

  • Auszeichnungen

    A BVK (2003);
    Predigtpreis d. Verl. f. d. Dt. Wirtsch. (2003);
    Verdienstorden d. Landes NRW (2006).

  • Werke

    Weitere W u. a. Filme: Musik im Blut, 1934 (mit W. Liebeneiner);
    Grüß mir die Lore noch einmal, 1934 (mit R. Platte);
    Knock out, 1935 (mit M. Schmeling u. A. Ondra);
    Das Mädchen v. Fanö, 1941 (mit B. Horney u. G. Knuth);
    Die Zeit mit dir, 1947;
    Schrr.: Mutter Barat, Gestalt u. Sendung d. Stifterin d. Sacré Cœur, 1966 (mit E. Smith);
    Sexualaufklärung u. Sexualerziehung, Eine Diskussion (mit I. V. u. a.), 1968;
    Edith Stein – Botschaft Gottes in unsere Zeit, 1987 (Red. G. Lechtenberg);
    Christsein in e. Ordensgemeinschaft, 1989;
    Führe sie zu Gott, Radio-Exerzitien, 1991;
    Mit brennendem Herzen, Morgenandachten, 1991; Ehelosigkeit um d. Himmelreiches willen – aktuell oder überholt?, Eine Besinnung z. Thema Zölibat, 1992; Gottesbotschaft an Maria, 1993; Sühne f. uns, Herz-Jesu-Verehrung noch aktuell?, 1993; Starke Frauen, 1994 (mit J. Burggraf u. M. Hohlmeier); Aufstand zum Leben, Wegbereitungen f. Ostern, 1996; Der Christ heute auf d. Suche n. seiner Identität, 2000.

  • Literatur

    L V. Kühn, Die zehnte Muse –111 Jahre Kabarett, 1993;
    ders., „Ich bin nicht immer laut …“, I. V., das Mädchen mit d. Knautschkommode, in: A.-Ch. Rhode-Jüchtern u. M. Kublitz-Kramer (Hg.), Echolos, Klangwelten verfolgter Musikerinnen in d. NS-Zeit, 2004, S. 95–107 (P);
    M. Wegner, Ein weites Herz, Die zwei Leben d. I. V., 2003 (P), ⁴2011;
    Killy;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Weniger, Bühne (P);
    Bonner Personenlex.;
    Klassiker d. dt. Tonfilms, 1980;
    Hdb. d. dt.sprach. Exiltheaters 1933–1945, hg. v. F. Trapp, Bd. 2, Biogr. Lex. d. Theaterkünstler, 1999;
    Hamburg. Biogr. VI (P);
    CD: Windstärke 12 – Seemannslieder u. Balladen, Ed. Berliner Musenkinder, 2002;
    „Ich bin nicht immer laut …“, Vom Kabarett ins Kloster – Der lange Weg d. I. V., Ein Portrait v. V. Kühn, 2005;
    Interviews: Interview mit K. Huffzky, in: Die Zeit v. 26. 8. 1983 (P); Zeugen d. Jh., V. Kühn im Gespräch mit I. V. (ZDF), 2002.

  • Autor/in

    Volker Kühn †
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Vermehren, Isa" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 763-765 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768115.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA