Lebensdaten
1770 – 1846
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Jurist ; Rechtsanwalt ; Politiker ; Poilzeikommissar in Köln
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1030427410 | OGND | VIAF: 295831109
Namensvarianten
  • Venedey, Michel
  • Venedey, Michael
  • Venedey, Michel

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Zitierweise

Venedey, Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1030427410.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm Vinnendegen, später gen. V. (1736–1802), Stadtbauer im Severinsviertel in K., S d. Jakob Finnendegen (1689–1774), aus Niederaußem, u. d. Irmgard Esser ( 1746), aus Blatzheim;
    M Beatrix (1728–1804), T d. Anton Wermerskirchen, Stadtbauer in K., u. d. Mechtilde Sürth aus K.;
    3 B Jacobus Josephus (1766–1826), Stadtbauer in K., Henricus (* 1767), Winandus Joseph (1774–1855), Küster in K.;
    Köln 1804 Anna Barbara (1780–1833), T d. Johann Matthias Leisten, Kaufm., Bierbrauer in Aachen, u. d. Katharina Hahn, aus Aachen;
    2 S Jakob (s. 2), Winand Joseph (1814–43, Anna Catharina, * 1821, T d. Johann Engelbert Claren, Spezereihändler in K., u. d. Anna Margaretha Feilner, aus K.), Kommissionär in K., 1 T Anna Gertrud (1806–50, Benedikt Broicher, * 1808, aus Wesseling b. Bonn, Math., Lehrer an d. Gewerbeschule in K.), pol. Ratgeberin ihres Bruders Jakob.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Montanergymnasiums in Köln studierte V. hier seit 1788/89 Rechtswissenschaften. Als Anhänger der Franz. Revolution nahm er im Dez. 1789 an einem Aufruhr gegen das restaurativ-konservative Stadtregime vor der Kölner Hauptwache teil, der niedergeschlagen wurde und in dessen Folge V. sein Studium unterbrechen mußte. 1792 setzte er dieses an der Univ. Bonn fort, brach es aber im Okt. 1794 ab, um sich nach dem Einmarsch der revolutionären Armee in Bonn den Franzosen anzuschließen. 1795 ernannte ihn die Bonner Bezirksverwaltung zum Sekretär des Kantonsverwalters, 1796 zum Inspektor der Zivilmagazine in Andernach. Während der cisrhenan. Bewegung 1797/98 sprach sich V. zunächst für eine selbständige, mit Frankreich verbündete linksrhein. Republik, später für den Anschluß an Frankreich aus und unternahm hierzu Agitationsreisen durch die besetzten Gebiete am linken Rheinufer, wo er u. a. mit Johann Joseph Görres (1776–1848) zusammentraf. 1797/98 war er Schriftführer der Bonner neojakobinischen „Gesellschaft der Freunde der Freiheit“, später Beisitzer der „Patriotischen Gesellschaft zur gemeinnützigen Belehrung und Aufklärung“, dem „Konstitutionellen Zirkel“ in Köln. Als „Moderateur“ des Zirkels im Febr./März 1798 setzte sich V. für die Neuordnung des rhein. Justizwesens und die Rechte der Landbevölkerung ein, zudem gelang ihm der Ausbau der Vereinigung zu einer „Partei modernen Stils“ (A. Kuhn), die zum Vorbild für andere Volksgesellschaften wurde. Nach Einführung des franz. Departementsystems wurde V. im April 1798 Polizeikommissar, im Okt. 1798 Magistratsmitglied des „Polizeifachs“ in Köln. Diesen Posten hatte er neben einer Stelle als „Défenseur officieux“ bis zum Staatsstreich Napoleons am 9. 11. 1799 inne, der V.s demokratischen Hoffnungen ein Ende bereitete.

    Nachdem V. den Staatsdienst quittiert hatte, setzte er seine jur. Studien an Philipp Christian Reinhards (1764–1812) „Collegium der Gesetzgebung“ fort und war 1800/01 als Sachwalter der Stadt Köln in Akziseangelegenheiten tätig. Vom franz. Justizminister im Mai 1803 zum „Avoué“ beim Zivilgericht erster Instanz in Köln ernannt, beschäftigte er sich u. a. mit den Folgen der Bauernbefreiung. Der Verteidigung „der kleinen Leute“ widmete sich V. auch nach den Befreiungskriegen 1813/14 als Rechtsanwalt im nunmehr zu Preußen gehörenden Rheinland. Seit 1819 war er als Advokat beim Rhein. Appellationsgerichtshof und nach seiner Ernennung zum Advokat-Anwalt durch Staatskanzler Karl August v. Hardenberg (1750–1822) 1820 beim Landgericht in Köln tätig. Gehörte er Ende der 1820er Jahre noch zu den meistbeschäftigten Anwälten Kölns, so fiel er wegen der Verteidigung von elf Angeklagten des Aachener Aufruhrs vom 30. 8. 1830 im Prozeß vor den Assisen zu Köln bei den preuß. Behörden in Ungnade. Ende der 1830er Jahre zog sich V. ins Privatleben zurück. Als sozial engagierter Anwalt, politisch handelnder Beamter und Vordenker demokratischen und rechtsstaatlichen Gedankenguts gehörte V. zu den Persönlichkeiten, die die Ideale der Franz. Revolution bereits an der Wende vom 18. zum 19. Jh. in Deutschland zu verwirklichen suchten und noch heute zu den Gründervätern der Kölner Anwaltschaft und des Rhein. Rechts gezählt werden.

  • Werke

    W Etwas über d. Stadtköln. Ger.verw., 1797;
    Ber. in d. öff. Volksges. …, in: Der Freund d. Freiheit, Eine patriot. Ztg. f. d. Land zw. Maas u. Rhein v. 6. 2. 1798;
    Derode, vorhin Präs. d. Centralverw. im Dep. d. Roer …, in: Der Rübezahl, Eine Mschr. hg. v. J. J. Görres, 1799, Wiederabdr. in: J. J. (v.) Görres, Ges. Schrr., hg. v. M. Braubach, Bd. 1, 1928, S. 507–12;
    Der Bund d. Teufelsbeschwörer …, 1804;
    Welche Grund- u. Boden-Zinse haben d. z. Aufhebung d. Feudal-Vf. in Frankreich erlassenen Geseze abgeschafft?, 1806;
    Mémoires à sa Majesté l‘Empereur et Roi et aux autorités judiciaires et administratives, 1812;
    Denkschr. an d. Herrn OB d. Stadt Köln, f. d. Brandeweinsbrenner dieser Stadt, 1815;
    Nachlaß: BA Berlin (Pol. Tagebücher 1832–37);
    eigene Archivstud.: Landeshauptarchiv Koblenz;
    StadtA Köln;
    Landesarchiv NRW Abt. Rheinland Duisburg;
    Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin.

  • Literatur

    L A. Kuhn, Jakobiner im Rheinland, Der Kölner konstitutionelle Zirkel v. 1798, 1976 (W, P);
    ders. (Hg.), Linksrhein. dt. Jakobiner, Aufrufe, Reden, Protokolle, Briefe u. Schrr. 1794–1801, 1978;
    ders., Cisrhenan. Ll., M. V., in: Dt. Jakobiner, Mainzer Rep. u. Cisrhenanen 1792–1798, hg. v. BA u. v. d. Stadt Mainz, Bd. 3, ²1982, S. 122 f. (P);
    B. Fischer u. B. Scherer, „Der Genius d. Freiheit ruft“, Demokrat. Bewegungen in Köln z. Zeit d. Franz. Rev., in: Das andere Köln, Demokrat. Traditionen seit d. Franz. Rev., hg. v. R. Billstein, 1979, S. 29–58;
    G. Mettele, Bürgertum in Köln 1775–1870, Gemeinsinn u. freie Association, 1998;
    T. Koops, Freiheitsbewegungen d. Frühen Neuzeit, Jakobin. Ll., M. V. 1770–1846, in: Einigkeit u. Recht u. Freiheit, Erinnerungsstätte f. d. Freiheitsbewegungen in d. dt. Gesch., Kat. hg. v. BA Außenstelle Rastatt, 2002, S. 32–43 (P);
    L. Peters, Annäherungen an d. Geb.-Tag d. rhein. Anwaltschaft, in: Kammer Forum, Mitt. d. RAkammer Köln 59, 2003, H. 1, S. 14–16;
    ders., 200 J. Kölner Anwaltschaft, 200 J. Rhein. Recht, in: Anwaltsbl. 53, 2003, H. 6, S. 344–46;
    K. Müller, Köln v. d. franz. z. preuß. Herrschaft 1794–1815, 2005;
    J. Herres u. a. (Hg.), Qu. z. Gesch. d. Stadt Köln, Bd. 3, 2010;
    Th. Deres, in: Der Kölner Rat, Biograph. Lex., Bd. 1, bearb. v. dems., 2001, S. 50 (L, P);
    Reinalter; Demokrat. Wege.

  • Autor/in

    Birgit Bublies-Godau
  • Zitierweise

    Bublies-Godau, Birgit, "Venedey, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 746-747 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1030427410.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA