Dates of Life
1898 – 1988
Place of birth
Wien
Place of death
New York
Occupation
Verleger
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 117292370 | OGND | VIAF: 27844736
Alternate Names
  • Ungar, Fritz (bis 1940)
  • Ungar, Frederick
  • Ungar, Fritz (bis 1940)
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Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Ungar, Frederick, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117292370.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Moritz (* 1859), aus Tamasi (Ungarn), Textilkaufm. in Wien;
    M Bertha Kobler (* 1869), aus Rausnitz (Mähren);
    1948 Hansi Beck (1906–92), aus W., zuletzt in Briarcliff Manor (New York, USA) (s. L);
    1 S Bertrand T. (Andy) (* 1949), RA in Denver (Colorado, USA).

  • Biographical Presentation

    Nach dem Abitur am Sophiengymnasium in Wien studierte U. 1920–25 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, wurde 1923 zum Dr. iur. promoviert und entschied sich für eine verlegerische Tätigkeit. In dem mit Ludwig Goldscheider (1896–1973) und Bela Horovitz (1898–1955) als Teilhabern 1923/24 errichteten „Phaidon-Verlag“ brachte er Dünndruck-Klassikerausgaben mit Werken Platons, Shakespeares und Kleists sowie Übersetzungen aus dem Englischen heraus. 1925 trat U. aus dem Verlag aus und gründete ein Jahr später den „Saturn-Verlag“, in dem bis 1938 ein gemischtes Programm mit Büchern zu Zeitfragen, Briefsammlungen, Sprachbüchern für Kinder, aber auch das Erstlingswerk Heimito v. Doderers (Das Geheimnis des Reichs, 1930) und 1934 der Sammelband „Das Herz Europas“ mit Beiträgen von 110 Autoren zum Thema Österreich erschienen. Eine groß angelegte Werkausgabe des Wiener Schriftstellers Otto Stoessl (1875–1936) blieb unvollendet, da sich U. nach der Annexion Österreichs im März 1938 gezwungen sah, den Verlag dem „arischen“ Mitarbeiter Theo L. Goerlitz (1908–1943) zu übergeben. Er flüchtete im Juni mittellos nach Prag, wo er durch eine Neuauflage seiner erfolgreichen Kindersprachbuchserie „Lachen und Lernen“ den Lebensunterhalt zu sichern suchte. Über Zürich emigrierte er nach London und 1939 in die USA.

    In New York gründete U. 1940 die „Frederick Ungar Publishing Company“ und brachte anfänglich wieder eine Sprachbuchreihe heraus. Wie andere Verleger machte U. von dem Nachdruckprogramm des „United States Office of the Alien Property Custodian“ (APC) Gebrauch und publizierte dt. Bücher lizenzfrei für den US-amerik. Markt. Nach Kriegsende verlegte er zusammen mit dem ebenfalls aus Wien stammenden Verlagsmitarbeiter Robert Lohan (1884–1953) Anthologien zur dt. Literaturgeschichte und realisierte umfangreiche Projekte wie das „Forum of the Nations“, eine gemeinsam mit Will Schaber (1905–96) entwickelte Anthologienreihe mit Texten über die demokratische Tradition in Europa. 1945 erweiterte U. sein stark europ. geprägtes Programm durch den Kauf des kleinen Verlags „Stephen Day, Inc“.

    In der Folgezeit errang die „Frederick Ungar Publishing Company“ mit einer schwunghaften Produktion von literarischen Übersetzungen klassischer und moderner Autoren, mit Wörterbüchern, Ratgebern und Kinderbüchern sowie mit zahlreichen Büchern zu Geschichte, Politik und Philosophie einen festen Platz in der amerik. Verlagslandschaft und in der Literaturversorgung der Universitäten; die vierbändige „Encyclopedia of World Literature in the 20th Century“ und eine vielbändige „Library of Literary Criticism“ wurden zu Standardwerken. Als Herausgeber propagierte U. besonders die österr. Literatur: 1974 brachte er eine Übersetzung von Karl Kraus’ „Die letzten Tage der Menschheit“ heraus, nachdem er im Jahr zuvor bereits das „Handbook of Austrian Literature“ publiziert hatte; 1984 folgte die zweisprachige Anthologie „Austria in Poetry and History“. Insgesamt erschienen in der „Frederick Ungar Publishing Company“ bis zu ihrem Verkauf 1985|an die Crossroad/Continuum-Gruppe rund 2000 Titel, davon mehr als 200 literarische Übersetzungen, über 100 aus dem Deutschen, z. B. von Lessing, Goethe, Schiller, Kleist oder Nestroy, F. Raimund, Schnitzler, Hesse. U. arbeitete bis kurz vor seinem Tod als Lektor und Berater für „Ungar Books“. Für seine Rolle als Kulturvermittler erhielt er auf beiden Seiten des Atlantiks mehrfach Auszeichnungen.

  • Awards

    A Alexander-Gode-Medaille d. American Translators Association (1975);
    österr. Titel Prof. (1976);
    Ehrenurk. d. Börsenver. d. Dt. Buchhandels (1980);
    Dr. h. c. (Suffolk 1982).

  • Works

    W mehr als 130 Publl.;
    What‘s right with America, 1952;
    Austria in Poetry and Hist., 1984 (Ausw. u. Einl.) – Hg: Thinker versus Junker, 1941, mit e. Nachw. v. Thomas Mann;
    Friedrich Schiller, an Anthology for our Time, 1959;
    Goethe’s World View, 1963; No Compromise, Selected Writings of Karl Kraus, 1977; – Reihen: A Library of Literary Criticism, 1960 ff.; U. Film Library, 1977 ff.; Literature and Life, 1984 ff.; – Teilnachlaß: M. E. Grenander Dep. of Special Collections and Archives, Univ. at Albany, State Univ. of New York (Korr. u. Geschäftspapiere); – Interviews, u. a.: Oral Hist. Collection, Columbia Univ., Austrian Project, mit R. Stein, 1981.

  • Literature

    L E. McDowell, in: The New York Times v. 18. 11. 1988;
    M. G. Hall, Österr. Verlagsgesch. 1918–38, Bd. 1 u. 2, 1985;
    E. Fischer, Verleger, Buchhändler, Antiquare aus Dtld. u. Österr. in d. Emigration n. 1933, 2011, S. 329 f. u. S. 373 (P);
    Spalek III/1; BHdE I.

  • Portraits

    P Photogr. (Hist. Archiv d. Börsenver. d. dt. Buchhandels an d. Dt. Nat.bibl. Frankfurt/M.), Abb. in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel v. 23. 9. 1980, S. 2363; Photogr., Abb. in: News from F. U. [1983].

  • Author

    Ernst Fischer
  • Citation

    Fischer, Ernst, "Ungar, Frederick" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 626-627 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117292370.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA