Lebensdaten
um 1575 – 1649
Geburtsort
in Böhmen
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
kaiserlicher Beamter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 135718686 | OGND | VIAF: 11070295
Namensvarianten
  • Clarstein, Mathias Arnoldin von
  • Arnoldin von Clarstein, Mathias
  • Clarstein, Mathias Arnoldin von

Orte

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Zitierweise

Arnoldin von Clarstein, Mathias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135718686.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    (n) Mayer von Taudlowitz;
    T Dorothea Elisabeth ( böhmischer Oberküchenmeister Hartmann von Hartenfels, der später als Hartmann von Clarstein in den Freiherrnstand erhoben wurde; 1702 erhielt diese 1879 erloschene Familie den Grafentitel).

  • Biographie

    Seit etwa 1599 in der Hofkanzlei Rudolfs II. tätig, der ihn später adelte, wurde A. um 1605 kaiserlicher Appellationssekretär, 1612 Hofkammersekretär, 1618 Hofkammerrat, 1626 erster Sekretär der Reichskanzlei und Protokollführer des Geheimen Rates, 1628 Reichshofrat auf der Juristenbank. Sein konfessioneller Eifer, unbedingte Anhänglichkeit, Sprachen- und Sachkenntnis verschafften ihm das besondere Vertrauen Ferdinands II., der ihn in vielen geheimen und persönlichen Angelegenheiten als Konzipisten und als Träger diplomatischer Sendungen verwendete. Die Protokollführung des großen Regensburger Reichstages von 1630 wurde ihm übertragen. Krankheit und Alter zwangen ihn seit 1639, sich nach und nach von den Geschäften zurückzuziehen.

    Geschichtliche Bedeutung hat er erlangt durch den Gründungsversuch der „Societas Defensionis Christianae“. Unter dem Eindruck der böhmischen und ungarischen Rebellion schlug er 1619 Ferdinand II. vor, die Katholiken aller Länder aufzufordern, den Kaiser - unbeschadet ihrer landesherrlichen Abgaben - durch freiwillige Spenden für die Werbung von Truppen unmittelbar zu unterstützen. Der Kaiser hieß seinen Organisationsplan freudig willkommen und sandte A. Anfang 1620 auf eine große Werbereise zu allen katholischen Fürsten und Würdenträgern des Reiches, ihre Genehmigung für ihr Gebiet einzuholen. Von vereinzelten vorläufigen Zurückhaltungen abgesehen wurde sie fast überall gern gegeben. In gehobenster Stimmung über seinen Erfolg kam A. nach Wien zurück. Sogar Maximilian von Bayern gab dem Kaiser seine Zustimmung, „wofern es nur anderer orten seinen würklichen fortgang hat“. Eine stattliche Liste von Direktoren und Protektoren mit angesehensten Namen wurde zusammengebracht. Auch auf Italien und Spanien wurde dann die Propaganda ausgedehnt, der einflußreiche Karmeliterpater Dominicus a Jesu Maria rang 1622 Gregor XV. die Approbation ab. Die Statuten, 1621 und 1622 gedruckt, wurden überallhin versandt. Dann aber stockte das Unternehmen: Keiner wollte den Anfang machen. - Für den Finanzbeamten A. war, wie er selbst daheim sagte, der Anlaß zu dem Vorschlage die Tatsache, daß „Steuern und Reichscontributionen so schlecht einzubringen seien“. Um diesem Mißstande abzuhelfen, hielt er sich für berechtigt, an das Einheitsbewußtsein und konfessionelle Gewissen des europäischen Katholizismus zu appellieren: Der Kampf des Kaisers um Rückgewinnung von Böhmen und Ungarn wurde in die Perspektive eines Kreuzzugs gegen Ketzer und Ungläubige gerückt, der Kaiser nach mittelalterlichem Vorbild als Schutzherr der Kirche und des Friedens hingestellt. Jetzt aber kam die wahre Interessenlage zum Durchbruch: Man fürchtete nicht nur Gefährdung der eigenen Landeseinnahmen und Schwächung der inneren Finanzkraft, sondern auch Stärkung der politischen Stellung des Kaisers. Trotz aller Versprechungen rührte sich kaum eine Hand zur Sammlung der Beiträge. Mit Ende des Jahres 1622 verschwand der Plan sang- und klanglos ohne jedes greifbare Ergebnis: Der Territorialismus erwies sich hier trotz des offenen Abwehrkampfes als stärker als der konfessionelle Einheitsgedanke.

  • Literatur

    Hist.-polit. Bll. 31, 1853, S. 816;
    F. Hurter, Ferdinand II., Bd. 8, 1857, S. 269;
    A. Ch. de Villermont, in: La Belgique 9, 1860, S. 316;
    A. Gindely, Dreißigjähr. Krieg II, 1878, S. 365;
    V. Brants, in: Analectes pour servir à l'histoire ecclésiastique de la Belgique 36, 1910, S. 169;
    L. Gross, Die Gesch. d. Reichshofkanzlei, 1933, S. 389;
    O. v. Gschließer, Der Reichshofrat, 1942, S. 219. –
    Qu.: Akten im Geh. Staatsarchiv München Kasten blau 342/4;
    Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien, Östr. Akten, Böhmen 70 u. Religionsakten 31, fol. 395-450.

  • Autor/in

    Arno Duch
  • Zitierweise

    Duch, Arno, "Arnoldin von Clarstein, Mathias" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 391 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135718686.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA