Lebensdaten
1856 – 1944
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Lublinitz (Lubliniec, 1941–44 Loben, Oberschlesien)
Beruf/Funktion
Archäologe ; Ethnologe ; Anthropologe ; Altamerikanist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117268607 | OGND | VIAF: 42009021
Namensvarianten
  • Uhle, Friedrich Max
  • Uhle, Max
  • Uhle, Friedrich Max
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Zitierweise

Uhle, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117268607.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Ernst, kgl. sächs. Oberstabsarzt;
    M Anna Kunigunde Lorenz;
    Ur-Gv August Reichel, auf Strohwalde, Kaufm. in Löbau;
    1903 Philadelphia (Pennsylvania, USA) Charlotte Dorothea Grosse ( 1920), aus Philadelphia (Pennsylvania, USA), Sekr. u. Mitarb. v. U., übersetzte seine Schrr. ins Englische, T e. aus Dtld. in d. USA ausgewanderten Arztes.

  • Biographie

    U. besuchte 1869–75 die Fürstenschule St. Afra in Meißen. Nach dem Abitur studierte er|Philologien in Göttingen und Leipzig und wurde 1880 von dem Sprachwissenschaftler Hans Georg Conon v. der Gabelentz (1840–89) in Leipzig mit einer Dissertation über das vorklassische Chinesische zum Dr. phil. promoviert. Seine berufliche Laufbahn begann er als „wiss. Hilfskraft“ an Museen in Dresden (1881–88) und Berlin (1888–91), wo er mit ethnographischen und publizistischen Arbeiten betraut war. Mit Alphons Stübel (1835–1904), mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, publizierte er 1892 „Die Ruinenstätte von Tiahuanaco (…)“ (Tiwanaku), basierend auf Stübels Feldforschung von 1876. Dies war die erste wiss. Studie zu der bedeutenden Ruinenstätte einer Prä-Inka-Kultur im heutigen Bolivien (seit 2000 UNESCO Weltkulturerbe). U.s Beiträge zu den stilistischen und zeitlichen Unterschieden zwischen der Kunst Tiahuanacos und der der Inka bildeten den Grundstock für seine später weiterentwickelte archäologische Chronologie der andinen Kulturen.

    Im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde führte U. 1892–94 erste archäologische Forschungen sowie linguistische und folkloristische Beobachtungen in Argentinien, Bolivien und Peru durch. Nach Auslaufen der Berliner Förderung arbeitete er ab 1895 weiter im Auftrag der Univ. of Pennsylvania in Philadelphia, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernte. Ab 1899 übernahm die Univ. of California in Berkeley die Anschlußfinanzierung seiner Grabungen. Er widmete sich jetzt vornehmlich der archäologischen Erforschung der Küstenkulturen Perus und führte Grabungen in Ancón, in Pachacamac, im Moche-Tal und in Ica durch. Nach einem Aufenthalt an der Univ. of California in Berkeley 1901–03 folgten Grabungen in Peru, vor allem in Nazca (Ocucaje), Ancón, Chancay, Supe, Cuzco und Nievería, später auch in Chile und Ecuador. U. gelang es bei allen seinen Grabungen, Keramik bis dahin unbekannter Kulturen stilistisch zu bestimmen und chronologisch in die andine Kulturgeschichte einzuordnen. Er war damals nahezu der einzige, der stratigraphische Grabungen in vorspanischen Zeremonialzentren, Siedlungen und Gräberfeldern des andinen Südamerika durchführte.

    Außerdem widmete sich U. dem Aufbau archäologischer Museen 1906–11 in Lima, 1912–15 in Santiago de Chile und 1919 in Quito. 1942 nach Deutschland zurückgekehrt, arbeitete er am Ibero-Amerik. Institut in Berlin und war Honorarprofessor an der Universität.

    Als rastloser Feldforscher kam U. selbst nicht zur Veröffentlichung aller seiner umfangreichen Grabungsergebnisse und ethnogaphischen Beobachtungen. Sie wurden aber z. T. schon zu seinen Lebzeiten und auch posthum von anderen (Alfred Louis Kroeber, William Duncan Strong u. a., neun Btrr. in d. „California Publications in American Archaeology and Ethnology“, 1924–27; Wolfgang W. Wurster u. a., „Pläne archäologischer Stätten im Andengebiet“, 1999, dort auch Bildnisse und biographische Studien) ausgewertet und veröffentlicht.

    Mit seinem aus eigener Anschaung gewonnenen breiten Wissen errichtete er ab 1910 als erster ein umfassendes Gerüst der chronologisch-historischen Kulturabfolge für den Andenraum von Ecuador bis Nord-Chile, dessen „Kulturhorizonte“ heute noch gültig sind. U. hat dies v. a. auf den Internationalen Amerikanistenkongressen vorgetragen und in den Akten sowie in Fachzeitschriften publiziert, so daß sie schnell Verbreitung fanden und die allgemein akzeptierte Grundlage der Archäologie der Anden wurden. In späteren Jahren thematisierte er gelegentlich weitreichende kulturhistorische Beziehungen. Er war von der Herleitung der andinen Kulturen aus Mittelamerika (heute „Mesoamerika“) überzeugt, und verstieg sich in eine spekulative Herleitung indian. Kulturen aus China. Die fachliche und öffentliche Rezepion von U.s Studien zur andinen Archäologie war außergewöhnlich breit und langwirkend, was die Edition 1991 seiner Pachacamac-Studie von 1903 mit neuen evaluierenden Beiträgen von Izumi Shimada und Gordon R. Willey, die Nachlaßedition von 1999 sowie Fachsymposien 1992 in Dresden und 1994 in Berlin dokumentieren.

  • Auszeichnungen

    A Gedenkstein in Pachacamac (Peru) (1964 v. Bundespräs. W. Lübke eingeweiht).

  • Werke

    W u. a. Kultur u. Industrie südamerik. Völker, 1889–90 (Veröff. d. Slg. v. Wilhelm Reiss u. Alphons Stübel);
    The Emeryville Shellmound,1907;
    Zur Deutung d. Intihuatana, in: Akten d. 16. Internat. Amerikanistenkongresses, 2, 1910, S. 371–88;
    Die Ruinen v. Moche, in: Journ. de la Soc. des Américanistes, N. S. 10, 1913, S. 95–117;
    Zur Chronol. d. alten Culturen v. Ica, ebd., S. 341–67;
    Muschelhügel v. Ancón, Peru, in: Akten d. 18. Internat. Amerikanistenkongresses, 1913, S. 22–45;
    Vom Kondor u. vom Fuchs, hg. v. A. Kelm, 1968 (Ed. v. Quechua-Texten).

  • Literatur

    L G. Kutscher, in: Ibero-Amerik. Archiv 18, 1944, H. 1–2, S. 1–8;
    J. H. Rowe, M. U., 1856–1944, A Memoir of the Father of Peruvian Archaeology, 1954;
    H.-D. Disselhoff, in: Zs. f. Ethnol. 81, 1956, H. 2, S. 307–10;
    E. Linares Málaga, El antropólogo alemán F. M. U., padre de la arqueología andina, 1964;
    D. Menzel, The archaeology of Ancient Peru and|the work of M. U., 1977;
    U. Bankmann, M. U. (1856–1944) u. d. Archäol. Amerikas, in: Jb. Preuß. Kulturbes. 31, 1995, S. 251–71;
    ders., Aufbruch u. Rückkehr, Die Berliner Zeit im Leben M. U.s, in: Indiana 15, 1998, S. 11–36 (P);
    P. Dauelsberg Hahmann, Dr. M. U., Su permanencia en Chile, de 1912 a 1919, in: Btrr. z. Allg. u. Vgl. Archäol. 15, 1995, S. 371–95;
    P. Kaulicke (Hg.), M. U. y el Perú Antiguo, 1998;
    L. Beyer, Vater d. peruan. Archäol. M. U. promovierte in Leipzig, in: Univ. Leipzig, 2003, H.1, S. 35–37; Dict. of Art.

  • Quellen

    Qu Geh. StA, Berlin; Ibero-Amerik. Inst., Berlin (schriftl. Hauptnachlaß, Notizbücher), hierzu Internet: Inventar d. Nachlasses v. M. U., 2001/02; Univ. of California in Berkeley (Keramikslgg., Korr., Mss.).

  • Porträts

    P Büste (Ibero-Amerik. Inst., Berlin).

  • Autor/in

    Berthold Riese
  • Zitierweise

    Riese, Berthold, "Uhle, Max" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 537-539 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117268607.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA